anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 2. Februar 2021
Stückwerk
Der Tag war heute ein wenig zerstückelt und ich frage mich im Nachhinein, womit ich meine Zeit verbracht habe, weil mir spontan keine produktiven Ergebnisse einfallen. Aber wenn meine Tagesergebnisse genauso zerstückelt sind wie der Tag selber, dann passt das wohl.

Ich habe mir Menschen angesehen und mich gefragt, warum sich so viele Blondinen den Ansatz schwarz färben. Und wenn sie sich nicht den Ansatz schwarz färben, dann doch wenigstens die Augenbrauen. Das scheint eine neue Mode zu sein, die mich gewaltig irritiert, weil ich einfach nicht verstehen kann, warum Menschen das tun. Zumal die Kombination blonde Haare und schwarze Augenbrauen ja auch noch jeden Morgen neu gemalt werden muss, das ist also definitiv eine nachhaltige Vorsatztat. Oder machen die Leute das alles auswendig und schauen nicht einmal dabei in Spiegel? Weil, sonst müsste es ihnen doch auffallen, wie albern das aussieht.

Außerdem war heute der Wirtschaftsprüfer mit dem Dutt wieder da. Ich finde das immer lustig, weil ich mich dann vor allem über die Kollegen amüsiere, die heimlich hinter ihm her kichern und tuscheln. Corona hin oder her, wenn ein Wirtschaftsprüfer mit Dutt auftaucht, dann muss man dafür die Köpfe zusammenstecken. Dabei hat der sich noch nicht mal die Augenbrauen schwarz gemalt, was ich schon fast erstaunlich finde, weil, da käme es doch nun auch nicht mehr drauf an.

Am Nachmittag ein längerer Videocall mit den Geschäftsführern einer neuen Stiftung. Vorgestellt wurde ein ausführliches Programmpapier, das vor Bullshit-Bingo-Buzzwords nur so strotzte. Man möchte vor allem Leuchtturmprojekte mit Strahlkraft fördern, innovative Ideen anschieben und Inklusion in der Mitte der Gesellschaft verankern.
Über das dauernde Bestreben, alle Randgruppen in die Mitte der Gesellschaft zu verschieben, muss ich ja sowieso ständig kichern.
Gesellschaftliche Gentrifizierung.
Nachher leben alle Menschen ohne Besonderheiten am Rand der Gesellschaft, weil in der Mitte kein Platz mehr ist.
Und dann fordert man als nächstes mal wieder die Abschaffung der Hauptschulen, weil es Schüler ausgrenzt, dafür braucht man aber eine zusätzliche Elitenförderung, die über das gymnasiale Niveau herausgeht.
Wir verändern die Realität einfach durch Umbenennung, so einfach geht das
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Diese Realitätsverzerrung,
die Sie sehr treffend beschreiben als "das dauernde Bestreben, alle Randgruppen in die Mitte der Gesellschaft zu verschieben" kann ich allerdings überhaupt nicht kichern. Ich finde das wirklich und einfach nur übel. Es ist doch fast schon eine Diskriminierung der Normalos.

Ihre Einträge finde ich immer wieder gut. Täglich.

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Ach wissen Sie, ich kichere über diese seltsamen gesellschaftlichen Verschiebungen, weil sie sich auch verschöben, wenn ich nicht kicherte. So habe ich wenigstens noch etwas davon und muss mich nicht ärgern, denn ärgern macht schlechte Laune und Falten. Kichern ist im Ergebnis immer die positivere Lösung.

Und ansonsten: Danke für die nette Rückmeldung.

 
Das Verändern durch Umbenennung ist eine Weltstrategie. In den USA sagt man nicht mehr Slums sondern Projects, in Brasilien nicht mehr Favelas sondern Communidades, und wer die alten Begriffe gebraucht ist politisch unkorrekt. Am Elend dort ändert das aber nichts. Deshalb sage ich auch nicht soziale Brennpunkte sondern Asiviertel.


Was die Blondinen angeht: Sind nicht die Haaransätze in echt schwarz und die Haare blondiert? Bisher habe ich nahezu alle Blondinen bei denen ich das beurteilen kann untenrum schwarz erlebt. Wieviele Blonde sind denn überhaupt echt?

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