anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 7. Juni 2018
Aufregung
Heute war wieder einer der Tage, an dem nichts so lief wie ich es mir vorher gedacht hatte, ich dafür aber ausgiebig und mehrfach damit beschäftigt war, mich gründlich aufzuregen.
Ja, ich weiß, natürlich bringt es nichts, sich aufzuregen, andererseits bringt es aber auch nichts, sich nicht aufzuregen, denn der Sachverhalt, der einen dazu treibt, seine HB-Männcheneigenschaften zu testen, wird ja nicht deshalb besser, weil man freundlich bleibt.
Im Gegenteil, mittlerweile bin ich durchaus der Ansicht, dass es etwas bringt sich aufzuregen und sei es auch nur, dass man mit einer gewaltigen Tobeaktion andere dazu bringt, überhaupt mal hinzuschauen und wahrzunehmen, wer sich da welche Skurrilitäten leistet, denn wenn sich jeder regelmäßig nur nicht aufregt, dann fällt es auch niemandem auf, welche Schwachmaten sich da klammheimlich und im Schleier ihres Netzwerkes auf wirklich unverschämt hohe Positionen geschlichen haben und dort dann ungestört den dicken Matze markieren. Übrigens oft auf Positionen, die sich umgekehrt proportional zu ihren intellektuellen Fähigkeiten verhalten.
Ich habe mich heute über einen Menschen aufgeregt, der eine sehr, sehr hohe Chefposition hat. Okay, die Position wurde politisch besetzt, da wird sowieso mehr nach den passenden Rahmenbedingungen geschaut, also nach Parteibuch, Herkunftsregion, männlich, weiblich oder weiß ich nicht (das dritte Geschlecht erlebt grade einen wahren Boom als nachgefragte Ausgleichsbesetzung), und außerdem nach Alter, Familienstand oder sonstigen biografischen Erschwernissen, als nach den individuellen Fähigkeiten, was selbstverständlich oft dazu führt, dass man sich als einigermaßen fachverständiger Mensch eh schon regelmäßig zusammennehmen muss, um die notwendige Höflichkeit auch im Umgang mit minderbemittelten Würdenträgern nicht vollkommen sausen zu lassen. Aber der Mensch, mit dem ich es heute zu tun hatte, der toppte wirklich eine ganze Menge anderer schlechter Erfahrungen.
Ich finde zB Rechtschreibung wichtig und ich finde, es gibt einen erkennbaren Unterschied zwischen Tipp- und Schreibfehlern. Buchstabenerdher sind klassische Tippfehler, Standart ist ein Schreibfehler - und Schreibfehler sind so etwas wie ein Schlips mit Fleck oder eine Visitenkarte mit Eselsohren. Gibt bei mir Abzug in der A-Note.
Früher hatten es Menschen mit einer Rechtschreibschwäche schwer, wer heute noch echte Schreibfehler macht, der hat nur einfach keinen Bock sich um solche Kinkerlitzchen zu kümmern, der ist wahrscheinlich einfach etwas Wichtigeres....
Außerdem beurteile ich Menschen sehr gern nach dem, was sie fragen. Es gibt einfach Fragen, die sollte man nicht stellen. Mag ja sein, dass man es nicht weiß - aber dann sollte man wenigstens klug genug sein, das nicht zu zeigen. Wer in einer großen Runde Fragen stellt wie "Was ist denn die Hauptstadt von Spanien?", der muss schon etwas sehr Wichtiges sein, um sich damit zu rechtfertigen, dass er bisher keine Zeit hatte, sich dieses Wissen zu verschaffen, er war wahrscheinlich schon in der fünften Klasse mit den wesentlichen Dingen des Lebens beschäftigt....
Und außerdem erwarte ich in der heutigen Zeit von jedem Menschen, den ich ernst nehmen soll, einen halbwegs souveränen Umgang mit der modernen Technik. Wenn aber jemand den BackUp seines Smartphones durch handschriftliches Abschreiben der Kontakte erledigt, dann bin ich mir nicht ganz sicher, ob der- oder diejenige wirklich für eine Führungsposition mit Exzellenzerwartung geeignet ist.
Nun, und so eine Führungspersönlichkeit (Rechtschreibschwäche, saudummpeinliche Fragen und wirklich Nullahnung, wie man mit einem Smartphone umgeht) turnte heute bei uns rum und unser Chef erster Ordnung blieb höflich. Okay, wer ihn kennt, weiß, dass er schon auf der obersten Eskalationsstufe angekommen war, als er irgendwann sagte, er fände diese Bemerkung "jetzt nicht ganz passend", aber warum verdammt noch mal sagt er nicht klipp und klar: "Bei Ihnen hackt's."
Warum müssen Menschen untereinander immer so aalglatt höflich sein? Was spricht denn dagegen, jemandem ganz klar zusagen "Ich finde, Sie reden ziemlichen Müll und ich habe jetzt keine Lust mehr zuzuhören."

Ja, ich habe mich sehr aufgeregt, vor allem darüber, dass ich mich nicht aufregen sollte
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