anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 12. Dezember 2018
Der R-Punkt
Ich denke, ich habe eben grade noch vor dem R-Punkt abgebremst, weshalb mein Vorhaben, heute einen besonders ausführlichen und entsprechend tiefschürfend durchdachten Blogeintrag abzuliefern, verschoben wird.

Der R-Punkt ist der Point of no Return.
Das erste Mal davon gesprochen hat mein Fahrlehrer, damals™, 1980 - wenn man nämlich auf eine Autobahn auffährt und auf dem Beschleunigungsstreifen Gas gibt, dann hat man anfangs noch die Auswahl, ob man noch mehr Gas gibt und allen anderen Autos, die von hinten kommen, einfach auf dem Beschleunigungsstreifen davon fährt - oder ob man lieber etwas abbremst und sich hinten einreiht.

Ich war ja immer für Gas geben, hinten einreihen ist eher nicht so mein Ding, ich habe aber auch begriffen, dass das nicht immer gut geht und dass es manchmal klüger ist, etwas abzubremsen, um dann anschließend, auf der normalen Autobahn links rauszuziehen und zu überholen. Für diese, je nach Situation im Zweifel manchmal klügere Alternative, erst mal abzubremsen, um auf eine bessere Gelegenheit zu warten, kann man sich aber nur so lange entscheiden, bis man den R-Punkt erreicht hat - danach ist Abbremsen nicht mehr möglich, es ist halt der Punkt der verpassten Umkehr. Wenn man vorher nicht gebremst hat, ist es danach zu spät, dann bleibt nur noch Gas geben und Augen zu.

Mich hat dieses Bild immer eindrücklich fasziniert und bisher durch mein gesamtes Leben begleitet. Wenn ich wirklich mit Vollgas Gas gebe, um in letzter Sekunde grade noch eben so, mich vor dem von hinten kommenden Verkehr einzufädeln, dann bin ich mir des nur Sekunden vor mir schwebenden R-Punktes sehr bewusst. Ist der erreicht, hilft nur noch Beten - da mir aber genau dafür die Grundvoraussetzung, nämlich irgendeine Art von Glaube, fehlt, erscheint es mir klüger, es im Zweifel nicht ganz so weit kommen zu lassen. Ich meine, wenn noch nicht mal Beten hilft, wer mag das riskieren?

Deshalb habe ich den für heute geplanten Beitrag gestrichen, dafür müsste ich ziemlich hellwach und bei klaren Sinnen sein, sonst ist es mir viel zu gefährlich, kontemplatorische "das bin ich und das ist meine Meinung" Geschichten zu veröffentlichen, schließlich habe ich überhaupt keine Lust, mich auf berechtigt kritische Rückfragen à la "tickst du noch sauber?" mit dem Rücken zur Wand stehend verteidigen zu müssen.

Ich habe heute nämlich schon erst ein Glas Primeur, dann ein Glas Rotwein und dann einen Ouzo getrunken (den hat K zu verantworten, der hat den einfach eingeschenkt, weil er meinte, ihm sei danach und alleine trinken macht dumm, womit er im Zweifel recht hat, denn wenn sonst keiner trinkt, fällt man anschließend halt wegen Dummheit auf. Wenn aber alle trinken, ist es harmlos, dann merkt es ja keiner.)
Aber nach dem Ouzo wurde mir grade eben noch klar, dass ich vielleicht noch darüber schreiben kann, dass ich besser nichts mehr schreibe - aber von allen anderen Texten sollte ich sonst besser heute die Finger lassen.
Prost
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(Abgelegt in anjesagt und bisher 664 x anjeklickt)

... ¿hierzu was sagen?

 
Oh, schade! Das wäre sicher ein interessanter Beitrag geworden (womit ich nicht sagen will, dass der hier uninteressant ist).

So wie ich Sie einschätze, hätte durchaus die Chance bestanden, dass ich kommentiert hätte: Jou, endlich schreibts mal eine! ;-)

... ¿noch mehr sagen?  

 
ist ja nicht so, dass ich deshalb meine extrem radikale Meinung zu mindestens siebenundzwanzig oder mehr ansonsten politisch sehr korrekt zu handhabenden Themen ändern würde, ist halt nur so, dass ich noch mal scharf nachdenke, wie ich es denn letztlich endgültig sagen werde, weil, halt Shitstormgefahr.

Andererseits habe ich heute Aenne Burda gesehen (TV) und plötzlich kam der gesamte Müll, den mein echt übler Machovater mit seiner unbeschreiblichen Grundeinstellung "Männer sind halt besser als Frauen" irgendwo in meinen Urtiefen hinterlassen, wieder hoch und ich habe auch ohne jeden Promilleeinfluss noch mal darüber nachgedacht, dass es eben doch nicht ganz so leicht ist, sich derartigen abstrusen Selbstverständlichkeiten immerzu und hartnäckig selbstbewusst entgegenzustellen.
Vielleicht ist es ja doch leichter, wenn man zugibt, dass die Erde eine Scheibe ist?

Und nur, weil ich es geschafft habe, mich Zeit meines Lebens gegen meinen Vater und seine eherne Lebensüberzeugung zu stemmen, heißt das noch lange nicht, dass das selbstverständlich ist - und vielleicht ist Feminismus ja doch nicht nur überflüssig?

Ich denke einfach noch mal drüber nach - andererseits hat mich dieser gesamte Genderkram in der letzten Zeit mehr als wuschig gemacht und ich bin ziemlich bereit, mich ausführlich darüber aufzuregen, aber wie gesagt, vielleicht gibt es ja tatsächlich Gründe und ich sollte es nicht pauschal und in Bausch und Bogen verdammen oder zumindest sollte ich nicht alle Genderfritzen mit Hardcorefeministinnen in einen Topf werfen.
Andererseits: Hardcore? - ach ne, in einen Topf kann man die bestimmt werfen, egal in welchen, Hauptsache Topf und Suppe und gut pürieren, denn Hardcore ist grundsätzlich übel, egal welche Fachrichtung.