Dienstag, 24. Oktober 2017
#menot
anje, 01:26h
Als ich heute Morgen im Aufzug stand und den Knopf für meine Büroetage schon gedrückt hatte, betrat noch eine mittelalte Frau in letzter Sekunde den Aufzug und fuhr mit aufwärts. Sie studierte intensiv die Etagenknöpfe, machte aber keine Anstalten, eine eigene Etage auszuwählen. Während wir aufwärtsfuhren überlegte ich mir, zu wem sie wohl gehen wollte, denn sie sah so gar nicht aus wie eine typische Besucherin unserer Büroetage. Da es auf unserer Etage außer unserem Büro nichts anderes gibt und da sie ja auch keine andere Etage gewählt hatte, sah es so aus, als hätten wir dasselbe Ziel.
Ich war kurz davor, sie zu fragen, mit wem sie einen Termin habe, als der Aufzug hielt und sie ohne zu zögern sofort hinaus lief und die Treppe runter rannte.
Weshalb sie den Aufzug nicht einfach auf einer unteren Etage hat halten lassen ist schwer zu verstehen, aber ich glaube, sie war derart schüchtern, dass sie sich nicht getraut hat, meinen Aufzug durch einen Zwischenstopp auszubremsen, denn schließlich war ich schon vor ihr in dem Lift.
Im Moment kursiert ja dieser #metoo Hashtag und ich war anfangs völlig verwirrt von all diesen Berichten, wo Männern aus meiner Sicht völlige Lappalien vorgeworfen wurden wie „Hat mir zweideutige Sachen gesagt“, oder „hat mich ohne zu fragen einfach berührt“ (am Arm zum Beispiel).
Bei vielen Frauen, die reihenweise von solchen Vorkommnissen berichteten, löste dieser Hashtag einen wahren Dammbruch an Lebensbeichten aus. Endlich trauten sie sich, über etwas zu reden, dass sie viele Jahre in sich verschlossen hatten, unter dem sie aber immer gelitten hatten, eben weil sie sich von den Vorkommnissen, die mir als völlig unspektakuläre Lappalie erscheinen, zutiefst belästigt gefühlt haben.
Mir ist erst durch all die Berichte zu diesem Hashtag noch einmal ganz bewusst klar geworden, was ich für ein Glück habe, mit einer derart unbeschwerten Unbekümmertheit durch mein Leben laufen zu können, dass ich all diese #metoo Vorkommnisse gar nicht als Problem wahrnehme. Ich bin ganz sicher auch schon betatscht und angegrapscht worden und anzügliche Zweideutigkeiten gehörten eigentlich immer als normale Sprüche zu meinem Leben, schließlich habe ich sehr viel mit Handwerkern zu tun gehabt, nur wäre ich eben einfach nie auf den Gedanken gekommen, das in irgendeiner Weise als Problem für mich zu sehen. Ich fand es eher umgekehrt, nämlich dass die armen Jungs ein Problem haben, wenn sie derart platte Anmachversuche starten. Ist doch wirklich peinlich für so einen armen Kerl, wenn er mehr nicht drauf hat, oder etwa nicht?
Ich würde allerdings auch nie auf den Gedanken kommen, den Aufzug nicht in der Etage halten zu lassen, wo ich aussteigen möchte, nur weil noch andere Leute im Aufzug sind, deren Fahrt ich dadurch unterbreche.
Vielleicht sollte man mal einen #fürmichdietreppe starten und den nächsten Dammbruch beobachten
.
(Abgelegt in anjesagt und bisher 570 x anjeklickt)
Ich war kurz davor, sie zu fragen, mit wem sie einen Termin habe, als der Aufzug hielt und sie ohne zu zögern sofort hinaus lief und die Treppe runter rannte.
Weshalb sie den Aufzug nicht einfach auf einer unteren Etage hat halten lassen ist schwer zu verstehen, aber ich glaube, sie war derart schüchtern, dass sie sich nicht getraut hat, meinen Aufzug durch einen Zwischenstopp auszubremsen, denn schließlich war ich schon vor ihr in dem Lift.
Im Moment kursiert ja dieser #metoo Hashtag und ich war anfangs völlig verwirrt von all diesen Berichten, wo Männern aus meiner Sicht völlige Lappalien vorgeworfen wurden wie „Hat mir zweideutige Sachen gesagt“, oder „hat mich ohne zu fragen einfach berührt“ (am Arm zum Beispiel).
Bei vielen Frauen, die reihenweise von solchen Vorkommnissen berichteten, löste dieser Hashtag einen wahren Dammbruch an Lebensbeichten aus. Endlich trauten sie sich, über etwas zu reden, dass sie viele Jahre in sich verschlossen hatten, unter dem sie aber immer gelitten hatten, eben weil sie sich von den Vorkommnissen, die mir als völlig unspektakuläre Lappalie erscheinen, zutiefst belästigt gefühlt haben.
Mir ist erst durch all die Berichte zu diesem Hashtag noch einmal ganz bewusst klar geworden, was ich für ein Glück habe, mit einer derart unbeschwerten Unbekümmertheit durch mein Leben laufen zu können, dass ich all diese #metoo Vorkommnisse gar nicht als Problem wahrnehme. Ich bin ganz sicher auch schon betatscht und angegrapscht worden und anzügliche Zweideutigkeiten gehörten eigentlich immer als normale Sprüche zu meinem Leben, schließlich habe ich sehr viel mit Handwerkern zu tun gehabt, nur wäre ich eben einfach nie auf den Gedanken gekommen, das in irgendeiner Weise als Problem für mich zu sehen. Ich fand es eher umgekehrt, nämlich dass die armen Jungs ein Problem haben, wenn sie derart platte Anmachversuche starten. Ist doch wirklich peinlich für so einen armen Kerl, wenn er mehr nicht drauf hat, oder etwa nicht?
Ich würde allerdings auch nie auf den Gedanken kommen, den Aufzug nicht in der Etage halten zu lassen, wo ich aussteigen möchte, nur weil noch andere Leute im Aufzug sind, deren Fahrt ich dadurch unterbreche.
Vielleicht sollte man mal einen #fürmichdietreppe starten und den nächsten Dammbruch beobachten
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