anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 9. Dezember 2021
Eilmeldung und Darwinismus
Eilnachricht - breaking news - Eilmeldung -

Das plink, plink, plink auf meinem Handy überschlug sich heute mal wieder mit Sondermeldungen, alle von mir abonnierten Kanäle brachten zeitgleich diese unglaublich überwältigende, vollständige unerwartete Sonderneuigkeit.

Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt

Ich denke, da muss niemand mehr nach dem Grund fragen, weshalb dieses Virus des zunehmenden Journalismusüberdrusses grassiert.

Ich frage mich dagegen, ob es sich für eine Zeitung wirklich überhaupt nicht lohnt, eine wenigstens in Ansätze seriöse und intellektuell nicht vollkommen unterbelichtete Klientel als Zielgruppe anzupeilen.

Aber ganz offensichtlich lohnt das nicht, sonst würden sich ja auch so Blätter wie Handelsblatt, Zeit und Frankfurter Allgemeine nicht so durchgängig und hartnäckig weigern, diese Zielgruppe ernstzunehmen.
Sie posten statt dessen Eilmeldung und Sondernachrichten, wenn so überaus unvorhergesehene Dinge passieren wie heute, wo Olaf Scholz vollkommen unerwartet und einfach so mal rein zufällig zum Bundeskanzler gewählt wird.
Wer hätte damit gerechnet.

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Im Büro hatte ich heute ein lustiges Gespräch mit einem Kollegen. Der Gute ist, was Haltung und Meinung angeht, vorsichtig ausgedrückt, recht traditionell unterwegs. Männer sind Männer und er selber war Panzerkommandant und Offizier bei der Bundeswehr. Nach seinem Ausscheiden finanzierte ihm die Armee noch ein BWL-Studium und als er damit fertig war, fing er bei uns in der Firma an und ist seitdem Leiter des Immobilienmanagements. Ich halte ihn für einen guten Mitarbeiter, der seinen Job sorgfältig, gewissenhaft, zuverlässig und immer unter Beachtung aller Vorschriften zu meiner vollen Zufriedenheit erledigt.
Ganz so, wie ich es von einem ehemaligen Panzerkommandanten auch erwarten würde.

Ab und zu reitet mich aber ein kleines Teufelchen und ich muss den armen Kerl mit kecken Feminismussprüchen provozieren. Eigentlich weiß er, dass ich mich über so obereifrige Feministen sehr gerne lustig mache, aber wenn ich ihm die Sprüche im richtigen Kontext passend genug serviere, dann nimmt er sie ernst und wehrt sich.

Heute hat er mir sehr ausführlich erklärt, dass es immer wieder Situationen gäbe, wo die Frauen sich kackfrech alle Rechte nähmen und dann bliebe die gesamte Drecksarbeit an den Männern hängen.

Ich habe mir das in aller Seelenruhe angehört, um ihm abschließend zu 100% beizupflichten. Ja, er hat vollkommen recht, so ist das, Frauen picken sich tatsächlich sehr gerne und auch nicht zu selten die Rosinen aus dem Alltagskuchen des Lebens - und lassen den Männern die Arbeiten, die keiner gerne tut.

Aber wo ist das Problem? Das ist das normale Verhalten des Überlegenen und ich persönliche halte Darwinismus für einen sehr gut nachvollziehbaren Erklärungsansatz. Er hätte halt Pech, weil er leider nur ein Mann sei, die müssen sich meistens mit dem begnügen, was übrig bleibt. Und natürlich ist das unfair, aber er würde doch wohl nicht wirklich von mir erwarten, dass ich das ändere?

Seitdem ich denken kann, profitiere ich davon, dass ich eine Frau bin und Männer so konditioniert sind, Frauen genau diese unfaire Rosinenpickerei ohne Widerstand zu gestatten.

Wenn sich wirklich was ändern soll, dann muss das in allen Köpfen passieren, nämlich dadurch, dass die Menschen aufhören in Unterschieden zu denken, was das Geschlecht und die dazu passende Arbeit angeht. Diese Gleichheit ist aber noch nicht mal bei überzeugten Feministinnen als Selbstverständlichkeit verankert, sonst würden sie sich nicht dafür feiern lassen wollen, dass sie ihren Söhnen Dinge wie Kochen, Waschen und Nähen beibringen, typische Mädchenarbeiten also.

Ich halte es für eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Mensch Dinge wie Kochen, Waschen und Nähen beherrscht, einfach weil es die individuelle Unabhängigkeit fördert und das ist in meinen Augen ein ganz wichtiges Ziel, bei dem jedes Kind grundsätzlich unterstützt werden sollte.

Aber solange Geschlechtskämpfer gleich welchen Geschlechts für irgendeine Gleichheit kämpfen, die sie dadurch erreichen wollen, dass sie dem einen Geschlecht (egal welchem) mehr oder weniger Rechte und Selbstverständlichkeiten zubilligen, solange stehen sich alle Geschlechtskämpfer einfach nur selber im Weg. Denn es geht nicht darum, wer mehr oder weniger hat/darf/kann/bekommt, sondern nur darum, dass es tatsächlich einfach gar keinen relevanten Geschlechtsunterschied gibt, wenn es um Können, Wollen oder Wünschen geht.

Aber genau das würde ja allen Geschlechtskämpfern komplett den Wind aus den Segeln nehmen, und deshalb ist diese Theorie sehr unbeliebt - bei Männlein genauso wie bei Weiblein.

Weil diese Theorie aber zufällig genau meine feste Überzeugung ist - und ich diese Überzeugung auch schon seit meiner frühesten Jugend so sehr verinnerlicht habe, dass es mir unmöglich ist, mir irgendetwas anderes auch nur theoretisch als realistisch vorzustellen, fehlt mir jedes Verständnis für Beschwerden von Mädchen über Jungs und umgekehrt.

Was mich gleichzeitig aber nicht hindert, die Vertreter für jede Geschlechterkampfseite mit Spaß zu provozieren, um ihnen dann zu erklären, dass sie schlicht den falschen Baum anbellen
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