anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 26. März 2021
Letzte Male
Wir planen ja ein neues Haus zu bauen. Unabhängig davon, dass ich persönlich noch nie ein neues Haus gebaut habe, unterscheiden sich die Überlegungen, Erwartungen und Ansprüche an dieses Haus aber in einem Punkt ganz grundsätzlich von allen Plänen für jedes andere Haus, das ich in meinem bisherigen Leben ausgesucht und bewohnt habe: Über allem schwebt das Wissen um die Letztmaligkeit.
Es wird das erste Haus sein, bei dem ich vorher schon davon ausgehe, dass danach nichts mehr kommt.
Es wird aber auch das erste Haus sein, bei dem ich mit einem guten Gefühl davon überzeugt bin, meine eigenen Bedürfnisse bis ans Ende meiner Tage wenigstens grob verlässlich und vor allem sehr zufrieden jetzt schon vorherzusehen. Ich möchte gar nicht mehr, dass sich da noch mal was ändert, ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich von hieraus sehen kann, mir gefällt das alles so gut, dass ich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl habe, ich bin angekommen.

Es ist damit auch das erste Mal, dass ich in ein Haus einziehen werde, bei dem ich nicht vorher schon sage: Für die nächsten Jahre ist es perfekt, was später wird, sehen wir dann.
Am Horizont meiner Lebensperspektive ist plötzlich eine Zielmarke aufgetaucht. Ich habe Schloß Anderswo gefunden.

Das ist komplett neu, denn wenn ich in meinem Leben bisher eines bestmöglich vermieden habe, dann war es, mich selber schon im Vorhinein unnötig festzulegen und ein endgültiges Festlegen bis ans Ende meiner Tage schien gradezu ausgeschlossen, denn wie sollte ich als junger Mensch wissen, wie ich in 20,30 oder noch mehr Jahren leben möchte? Niemand weiß doch, was das Leben noch alles an Entwicklungen, Chancen oder Pleiten, glücklichen Fügungen oder Katastrophen bringen wird.
Deshalb war ich weder mit 30, aber auch nicht mit 40 und auch noch nicht mit 50 bereit, die Rahmenbedingungen für mein eigenes Leben so festzuzurren, dass eine Planänderung in der Zukunft nur mit großem Aufwand oder gegen große Widerstände möglich gewesen wäre.

Mein Lebensmotto war schon mit 15: "Es muss noch mehr als alles geben."




Die Geschichte von Jenny hatte mich derart tief beeindruckt, dass ich immer dann, wenn ich scheinbar alles hatte, meine Sachen packte und loszog, noch mehr zu finden. Ich lernte schnell, was das mehr ist, was ich suchte: Erfahrung.
Also machte ich mich gezielt auf die Suche nach ersten Malen, denn daraus entstehen Erfahrungen.
Unterwegs traf ich sie alle, wilde Löwen, störrische Babys, Milchmänner und Stubenmädchen, der Weg war bunt, wild und voll mit ersten Malen.

Es war ein guter Weg und er endet auf Schloss Anderswo. Inzwischen habe ich genug Erfahrungen, um Hauptdarstellerin in Frau Hules Welttheater zu sein.
Ich bin angekommen.
Und ich bin zufrieden.

Ab jetzt beginnen die letzten Male, und ganz ehrlich? Ich freu mich drauf
.

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