anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 1. Juni 2016
Sehr blamiert
Gestern habe ich ja eine recht förmliche, juristisch knappe E-Mail der Agentur von Mona Harry bekommen, in der ich aufgefordert wurde, innerhalb von 24h den Text zu Mona Harrys Liebesgedicht an den Norden, den ich unerlaubterweise unter das Video geschrieben hatte, das ich allerdings erlaubterweise verlinken durfte, zu entfernen.
Ich habe mich dann mit den gesetzlichen Bestimmungen befasst und festgestellt, dass der Rechteinhaber tatsächlich komplett gesetzlich gedeckt darauf bestehen kann, dass ich sogar im Gegenteil noch Glück hatte, dass er mir nicht gleich eine kostenpflichtige Abmahnung über einen Anwalt geschickt hatte.
Gab eigentlich also nichts über das ich mich hätte aufregen müssen, ich hatte einen Fehler gemacht und hätte froh sein sollen, so glimpflich davon zu kommen.
Trotzdem habe ich mich darüber geärgert, denn ich empfand dieses Verlangen als nölige Rechthaberei eines pieseligen Erbsenzählers, irgendwie aufgeblasen und wichtigtuerisch. Mag ja sein, dass es juristisch gedeckt ist, aber meine Güte, muss man dann gleich so dick auftragen und die ganz dicke Keule rausholen? Und wofür überhaupt? Ich meine, was schadet es denn, wenn der Text da steht?
Aber ja, natürlich Euer Ehren, steht so im Gesetz, selbstverständlich lösche ich den Text.

Phhhft, alles diese blöde Agentur, die wollen sich aufblasen und ihren Künstlern beweisen, wie wichtig und unentbehrlich sie sind. Kennt man doch aus einschlägigen Elternabenden, da gibt es auch immer irgendwelche Helikoptereltern, die auf allen möglichen überflüssigen formalen Krimskrams bestehen, der keinem nutzt, allen nur lästig ist, aber natürlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Und wehe Justin hat "Fettsack" zu Patrick-Alexander gesagt, dann wird sofort ein Sonderkommando als Mobbing-Aufklärungsausschuss gebildet und wenn der Lehrer nicht zackig Gewehr bei Fuß steht, geht es über den Rektor zum Schulrat, schließlich haben die Kinder Rechte, die kann man nicht einfach ignorieren. Patrick-Alexander hat dabei keiner gefragt. Der findet das in aller Regel alles ganz furchtbar. Mit dem "Fettsack" hätte er leben können, dass darüber aber jetzt so eine Welle gemacht wird, verbessert seine Position ganz sicher nicht, nur was soll er gegen seine Eltern schon machen?
Will sagen, ich war tatsächlich der festen Überzeugung, der Anstoß, die Idee und die Durchführung - alles auf dem Mist der Agentur gewachsen und habe es mir deshalb natürlich nicht nehmen lassen, mich gründlich über diese seltsame Agentur auszulassen, die ihre armen Künstler einfach unterdrückt und in ihrem Namen solche Aktionen durchzieht.
Und dann hat die Agentur mir per Mail geantwortet und sich viel Mühe gegeben, mir zu erklären, warum sie die Textlöschung verlangt haben. Das hat mich zugegeben sehr beeindruckt, nur mit den Argumenten kam ich nicht klar. Denn dass der Künstlerin dadurch Einnahmen entgehen, weil jetzt keiner mehr den Text kauft, wenn er ihn umsonst im Internet findet, das fand ich schon arg unlogisch. Die Stelle, wo man im Internet den Text bei der Künstlerin selber bestellen kann, die ist so versteckt, dass man schon sehr lange und sehr hartnäckig suchen muss, bis man die gefunden hat. An den offensichtlichen Stellen, zB auf ihrer eigenen website, da steht da nix von. Wenn ihr an diesen Einnahmen wirklich so viel gelegen ist, dann wäre es doch viel sinnvoller, sie betreibt ein offensives Marketing für ihre Texte, statt ein destruktives Antimarketing mit dem Ziel alles zu löschen, was sie nicht selber herausgegeben hat.
Ich hielt also diese Argumente alle für vorgeschoben und fadenscheinig, immer noch in der festen Überzeugung, die Agentur will sich dicke tun. Das habe ich der Agentur dann auch entsprechend ausführlich zurückgeantwortet - und es kam die nächste Antwort.
Diesmal mit einem Argument, was mich erst sprachlos, dann sehr errötend und schließlich sehr beschämt alle meine hämischen Bemerkungen über die Agentur zurücknehmen ließ, denn sie war es gar nicht schuld.
Nix überengagierte Helikoptereltern, die über den Kopf des Kindes hinweg handeln, sondern ein kleines, unglückliches, trauriges Kind, das sich verzweifelt und hilfesuchend an seine Eltern gewandt hatte, weil es allein von der Situation überfordert war.
Mona Harry höchstpersönlich und selber hat darum gebeten, dafür zu sorgen, dass ihr Gedicht nirgends im Internet verschriftlich existiert, denn sie will das nicht.
Punkt und aus. Mehr Gründe gibt es gar nicht. Und natürlich kann sie das verlangen, es ist ja schließlich ihr Gedicht. Sie muss sich dafür weder rechtfertigen noch muss sie es begründen, es reicht, wenn sie sagt, sie will das nicht.

Oh Mann, auf den Gedanken wär ich echt nicht gekommen. Die macht so einen coolen, toughen, norddeutschen Eindruck, wer rechnet da mit einer scheuen Künstlerseele?

Naja nu, ist das auch geklärt. Ich habe mich bei der Agentur ausführlich entschuldigt, war mir echt peinlich, dass ich die so falsch eingeschätzt habe, dabei sind das in echt ganz tolle Typen, die sich wirklich richtig doll viel Mühe geben und superengagiert sind. Sorry Herr Högsdal, soll nicht wieder vorkommen, ich brauche nur leider keine Agentur, aber wenn ich eine bräuchte, ich würde ganz bestimmt Sie nehmen.
Punkt
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