anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 24. Mai 2016
Mehr oder weniger bekannt?
Ein Thema, das mir immer wieder auffällt, wenn ich so durch die "Blogszene" surfe, ist "Wie verbessere ich den Bekanntheitsgrad meines Blogs?".
Dazu gibt es ganze Profiblogs, die sich nur damit beschäftigen, anderen beizubringen, wie sie besser und erfolgreicher bloggen, aber auch von anderen (erfolgreichen) Bloggern wird das Thema immer wieder mal aufgegriffen, wahrscheinlich weil es für die meisten Blogger die Elementarfrage nach "to be or not to be" oder genauer gesagt nach "to blog or not to blog" darstellt.

Die für mich beste Antwort auf die Frage, wie ICH mein Blog führen möchte, habe ich dabei im Header von Anke Gröner gefunden.
"Blog like nobody's watching."

Genauso und nicht anders kann der Ansatz auch für mich nur sein.

Ich leiste mir aber ja auch den Luxus einen 100% privaten, nichtkommerziellen Blogs, denn Geldverdienen ist für mich persönlich tatsächlich der letzte Grund, der mich zum Bloggen treiben würde. Im Gegenteil, grade weil ich bei der Bloggerei so gar keine Erfolgs-, Effizienz- Produktivitäts- oder andere leistungsorientierten Ergebnisse erzielen will oder gar erzielen muss, ist es für mich eine attraktive Beschäftigung.
Da ich außerdem auch keinerlei Sendungsbewusstsein habe und noch weniger irgendeine Art von Profilierungszwang verspüre, habe ich auch kein gesteigertes Interesse an hohen Klickzahlen oder einer aktiv unterstützten Bekanntheitsverbreitung meines Blogs. Tatsächlich finde ich es eher vorteilhaft, dass dieses Blog so unbekannt ist, so dass es auch nur eine sehr geringe Chance gibt, dass hier "falsche Leute " mitlesen.
Meine latente Sozialphobie hat mir ja schon einmal diesen akuten Verfolgungswahn beschert, der letztlich dazu führte, dass ich mein erstes Blog komplett gelöscht habe und für fast acht Jahre einen großen Bogen um das Internet und alle darin lebenden Menschen gemacht habe.
Insofern bin ich sicherlich nicht der Prototyp eines Bloggers, aber die Erkenntnis, wie wichtig hohe Klickzahlen für die meisten Blogger sind, hat mich neugierig gemacht, was andere Blogger wohl für Gründe haben bzw. was es für andere Typen von Bloggern gibt.
Festgestellt habe ich dabei, dass ein "guter Blogger" (das scheint also per definition schon mal jemand zu sein, der es wichtig findet, ein "erfolgreiches" Blog zu haben - und die Höhe und Menge des Erfolgs misst man natürlich an den Klickzahlen), dass also ein guter Blogger sein Blog als erstes mal in eine bestimmte Kategorie einsortieren muss.
Ohne Kategorie kein Erfolg.
Logisch, denn an Kategorien hängen Suchbegriffe, Empfehlungen, Ähnlichkeiten, der ganze Marketingrabbes also, den wir von Amazone und eBay und allen anderen Marktplätzen kennen. Kunden, die diesen Blog kauften lasen, interessierten sich auch für diesen oder diesen oder jenen…….
Grundsätzlich ist an Kategorien auch kein Mangel, von Architektur, Bücher und Charity über Familie, Hobbys, Kochen, Mode, Schönheit und Zahlenzauberei ist alles denkbar, mein Problem ist, dass ich die Kategorie "Von A-Z" wählen würde, nur genau die wird nicht angeboten.
Für das, was ich mir hier so zusammenblogge fällt mir aber auch wirklich keine Kategorie ein. Im Zweifel aus jedem Dorf 'n Köter und die dann auch noch wild gemischt.
Dabei gibt es so lustige Kategorien, wenn ich nur die Überschrift und ein paar Blogvorschläge dazu lese, bin ich bei manchen Kategorien schon arg versucht, dazu etwas bösbissiges zu schreiben, weil ich es so unglaublich skurril finde, welche blogs sich dann teilweise unter diesen Kategorieüberschriften tummeln.
Lifestyle zB - das wär doch was, vielleicht sollte ich Lifestyle einfach als Kategorie wählen und damit dann all die schnieken Münsteraner Geldschnepfen anlocken, die stehen nämlich auf Lifestyle. Aber bringt mich im Zweifel auch nicht weiter, die klicken mein Blog dann einmal an und sofort angeekelt wieder weit weg.
Dabei finde ich durchaus, dass ich Lebensstil habe, aber erfahrungsgemäß wird mein Lebensstil von den meisten Leuten eher als anders und nicht als artig interpretiert.
Pech, denn Lifestyle im Sinne von Lifestyle-Blog ist artig. So'n richtiger, erfolgreicher Lifestyle-Blogger hat oft einen pastelligen Bloghintergrund, schreibt als Schlusswort immer irgendetwas wie "habt einen wundervollen Tag" oder "All the love", spricht seine Leser in der zweiten Person Plural an und hat ganz viele schicke Fotos und gute Ideen zu Dingen, die man dringend mal basteln, kochen, dekorieren, kaufen, anziehen, besuchen oder sonstwie machen sollte. Lifestyle mag zwar als Kategorie "von allem etwas" sein, aber hauptsächlich ist es weichgespültes Schönewetterleben für den gehobenen Mittelstand. Artig, eben. Aber weder einzig noch anders, nur sehr sauber und geputzt.

Einkategorisieren klappt also irgendwie nicht für mein Blog.

Ein anderer Begriff, der im Zusammenhang mit Blogoptimierung oft auftaucht ist SEO.
SEO finde ich ganz faszinierend, denn noch bis vor wenigen Wochen hatte ich von dieser Abkürzung noch nie etwas gehört und traf dann innerhalb von wenigen Tagen gleich mehrfach auf diesen Begriff, der jedesmal als so selbstverständlich bekannt vorausgesetzt wurde wie Leberwurst. Da habe ich mich natürlich schon gefragt, wie es sein kann, dass eine scheinbar so wichtige Definition so komplett an mir vorbeigegangen ist. Aber sei's drum, heute kenne ich SEO (steht für SuchMaschinenOptimierung, wobei statt des "Ms" der deutschen Maschine das "E" der englischen Engine verwendet wird, Seo spricht sich wohl besser als SMO).
SEO ist für einen erfolgreichen Blogger also fast noch wichtiger als Kategorien, denn über SEO wird man gefunden und dann kommen die Klicks.

Bei der Suche, welche Blogs heute denn als besonders erfolgreich gelten, habe ich dann endlich auch gelernt, dass der Blogger von heute in der überwiegenden Menge ein anderer ist als der Blogger, den ich vor 10 Jahren so kannte und dass deshalb die meisten Blogger wohl auch ganz andere Motivationsstrukturen haben, als ich mir das bisher in meiner kleinen, einfachen und stehengebliebenen Welt so vorstellen konnte.
Heutzutage kann man mit Bloggen tatsächlich Geld verdienen, und es scheint eine Menge Leute zu geben, die damit vielleicht nicht das komplette Familieneinkommen ranschaffen, sich auf alle Fälle aber ein sehr nettes Zubrot verdienen. Dafür braucht man natürlich einen entsprechenden Bekanntheitsgrad, denn nur der generiert die nötigen Klicks und bietet die Chance, dass genug Menschen auf die angebotenen "affiliate links" anspringen, die zu Seiten wie Amazon o.ä. weiterleiten, wo der Leser dann vorzugsweise genau das einkauft, was der Blogger so en passant als nützlich, schick oder habenswert erwähnt hat, und so dem Blogger eine Vermittlungsprovision einbringt.
Ich finde das grundsätzlich vollkommen in Ordnung, denn es ist irgendwie eine persönliche, angenehme Werbung und die finde ich längst nicht so lästig und nervig, wie all diese tausend Pop-Ups und Werbelinks, die einem sonst überall unaufgefordert entgegenblinkern.
Aber es ist halt nicht der Grund, warum ich blogge.

Jetzt bin ich froh, dass ich weder Kategorie noch SEO brauche (obwohl ich trotzdem gerne wüsste, wie ich die Feedreadervorschau so einstellen kann, dass im Zweifel auch ein Bild angezeigt wird, wenn ein Bild im Beitrag vorkommt, aber das ist halt der Nachteil, dafür bin ich jetzt zu unbekannt, als dass ich die Reichweite hätte, dass sich da ein Antwortgeber findet. Sei's drum, einen Tod muss man sterben.)
Ich schreib hier einfach so weiter vor mich hin, freue mich, dass ich mir selber dadurch ein ganz klein wenig Struktur und Disziplin in mein ansonsten schon arg lotteriges Leben bringe und schau mal, was mir für Morgen so einfällt.
Habt bis dahin eine gute Zeit

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