anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 18. August 2020
Geschrei
Die ursprünglichen Eigentümer meines Hauses haben vor rund 25 Jahren den hinteren Teil ihres Gartens an eine andere Borkumer Familie verkauft, die dort ein ziemliches großes Haus gebaut hat, in dem sie selber leben, in dem es aber auch zwei Ferienwohnungen gibt.
Die eine Ferienwohnung liegt genau so, dass ich von meinem Schlafzimmer aus den Gästen dort in die Wohnung gucken kann (und umgekehrt können die natürlich auch in mein Schlafzimmer gucken, weshalb ich in diesem Zimmer sehr viel Wert auf Gardinen lege und abends auch die Stores noch vorziehe), aber man kann sich nicht nur gegenseitig in die Fenster gucken - man hört sich auch gegenseitig. Oder zumindest höre ich die Gäste in dieser Ferienwohnung und die Gäste, die bis letzte Woche dort gewohnt haben, die konnte man gar nicht überhören.
Die hatten nämlich ein Schreikind.
Dieses Kind schrie quasi Tag und Nacht. Man wundert sich ja immer, wie ausdauernd Kinder schreien können, dieses schrie aber nicht nur ausdauernd, sondern auch laut. So laut, dass ich, als die Gäste grade frisch angekommen waren und das Kind begann zu schreien, zusammenzuckte und auf die Sirenen wartete, denn normalerweise schreien Menschen nur dann so gewaltig, wenn sie ganz, ganz schwer verletzt sind und wirklich dringend ärztliche Hilfe brauchen. Meistens hört man dann auch sehr schnell einen RTW angebraust kommen und wenn die Sanitäter die Beruhigungsspritze gesetzt haben, geht es wieder.
Hier kam aber niemand, obwohl das Kind wirklich so gewaltig schrie, dass man um sein Leben fürchtete (also das des Kindes).
Es war übrigens kein Baby, sondern es muss mindestens 2-3 Jahre alt gewesen sein, denn es konnte schon reden. Zwischen den schrillen Schreien hörte man nämlich ab und zu Wörter wie: "Aua, aua, das tut sooo weh." Es gab aber auch reichlich Phasen, wo es einfach nur schrie. So laut und so schrill, dass ich schon vom Zuhören Halsschmerzen und Heiserkeit bekam.

Nun weiß ich nicht, welche Schmerzen dieses Kind plagten oder weshalb es sonst so schrie, aber es schrie zwei Wochen lang. Die Eltern schienen daran gewöhnt zu sein, ich habe zumindest zu keinem Zeitpunkt mitbekommen, dass sie etwas gegen das Geschrei unternahmen. Weder wurde das Kind getröstet noch irgendwie anders am Schreien gehindert, man ließ nur zwei Wochen lang die Fenster sperrangelweit offen, wahrscheinlich weil die Eltern Sorge hatten, sich in einem geschlossenen Raum gemeinsam mit dem Kind einen Tinnitus einzufangen.
Ich gebe zu: ich habe mir nach der dritten Nacht gegenüber des offenen Fensters dieser Ferienwohnung ausführlich Gedanken gemacht, wie man dieses Kind zum Verstummen bringen könnte, leider fiel mir nichts ein, was mit legalen Mitteln umsetzbar gewesen wäre.
Es war schon wirklich sehr anstrengend.

Aber dann fuhren diese Gäste ab und es herrschte wieder eine himmlische Ruhe. Wie es sich für einen Kurort gehört.

Bis gestern neue Gäste ankamen, die haben jetzt kein schreiendes Kleinkind, sondern ein echtes Baby, das schreit etwas leiser, aber dennoch genauso ausdauernd.
Wie kann man das nur so dauerhaft ertragen????

Als heute ein Schmetterling vor der Kamera saß und ein wenig mit den Flügeln wackelte, machte die Kamera ein kurzes Bewegungsvideo, da sie gleichzeitig auch den Ton aufzeichnet, kann man sich gutes Bild vom dem Geschrei aus dem Nachbarhaus machen.
Das ist hier die aktuelle Dauerbeschallung

schmetterschrei (MOV, 417 KB)

Ab wie viel Dezibel greift Notwehr als Begründung?
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