anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 1. Juni 2020
Reichtum
Es gibt viele schöne Dinge auf der Welt und es gibt viele schöne Gründe, die Welt zu mögen.
Wenn man sich als Mensch einen Zeitpunkt zum Existieren aussuchen dürfte, dann ist die Gegenwart sicherlich die beste Wahl.

Es gibt aber auch ein paar Sachen, die einen an der Gegenwart stören dürfen. Neben so langweiligen Dingen wie Rassismus oder Leukämie ist Reichtum eine dieser Sachen, zumindest denke ich das.

Damit meine ich nicht den langweiligen Reichtum den man schon als einer den ärmsten Bürger Deutschlands genießt. Ich meine auch nicht den Reichtum eines Beamten im höheren Dienst, ja nichtmal den eines von Deutschlands über einen Millionen Millionären.
Der perverse Reichtum von dem ich rede, der, der auf der Welt keinen Platz haben sollte, ist der von Milliardären.

Milliardäre sind auch fast nichts seltenes mehr. Es gibt anscheinend so viele davon, dass es sich gelohnt hat, einen Wikipedia Artikel über die US-Bundesstaaten zu machen, sortiert nach ihrer Anzahl an Milliardären.

Und die Häufung dieser Leute ist auch kein ausländisches Problem. Deutschland liegt auf Platz 3.

Es gibt so viele schöne Vergleiche für diese Art von Reichtum. Der reichste Mann der Welt hat sich von seiner Frau scheiden lassen (welche damit über Nacht zur viertreichsten Frau wurde) und blieb unangefochten auf Platz 1.

Platz 2 dagegen hat bisher eine Summe von 25% seines aktuellen Vermögens bereits gespendet und ist trotzdem auf Platz 2.
Bill Gates ist so unverschämt reich, dass er das gute letzte Jahrzehnt nicht nur nicht versucht hat, kein Geld zu verdienen, er hat sogar versucht, es loszuwerden - und ist trotzdem reicher geworden.

Wenn Platz 1 oder Platz 2 jede Sekunde eine Millionen Dollar verschenken würden, dann hätten sie nach einem Tag immer noch jeweils über 10 Milliarden Dollar.

Wenn die 50% reichsten US-Milliardäre jeweils nur eine Milliarde verteilen würden, dann gäbe es die Statistik „70% der Amerikaner haben weniger als 1000$ Bargeld“ nicht.

Es ist tatsächlich noch krasser: Forbes nimmt an, dass alle Milliardäre zusammen knapp 8 Billionen Dollar besitzen. Würden sie ihr gesamtes Vermögen verteilen dann gäbe es die Statistik „(...) hat weniger als 1000$ Bargeld“ nicht.
Die Zahl ist laut Forbes übrigens aktuell, dh., der Aktienmarktcrash durch Corona ist schon subtrahiert worden.

Man kann mit diesen Zahlen viel Spaß haben, sich ganz utopische Vergleiche raussuchen. Aber hängen bleibt bei mir, dass die Linken kein Gespenst oder Mythos jagen, wenn sie sagen, dass Superreichtum unfair ist.
Eine Gesellschaft der Menschheit, die zulässt, dass Leute ein so absurdes Vermögen anhäufen, bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück.




*Zahlen sind so zusammengesucht, hauptsächlich Forbes. Und ja, mir ist bewusst, dass makroökonomisch oder so betrachtet diese Vergleiche hinken. Wertlos macht sie das allerdings nicht. Die Größenordnung, denke ich, stimmt
(Abgelegt in anjeworben - Gastbeiträge mit Herz und bisher 543 x anjeklickt)

... ¿hierzu was sagen?

 
Oh, ich hab noch einen Vergleich. Businessinsider schreibt, dass Jeff Bezos sein Geld „für einen Jet ausgibt“. Diese Aussage ist so lachhaft, so inkonsequentiell für diesen Mann. Der weiß wahrscheinlich nicht mal mehr, dass er sich den gekauft hat.

Würde man die Aussage auf mich übertragen so formulieren, würde da stehen: „J. gibt sein Geld für einen Dürum mit extra Fleisch bei Halit Döner am Steglitzer Schloss aus“.

... ¿noch mehr sagen?  

 
Danke fürs kurzfristige Einspringen und ein extra Danke für dieses spannende Thema, denn genau über dieses irre Auseinanderklaffen von Vermögen und Einkommen einzelner Superreicher aber auch von Millionen Millionären, hier insbesondere Einkommensmillionären, könnte ich mich regelmäßig aufs Neue empören.
Ich finde sogar ein Einkommen von mehr als einer Millionen Euro im Jahr in den allermeisten Fällen schon komplett ungerechtigtfertigt, denn erstens finde ich, dass niemand so viel Geld braucht und zweitens finde ich die Gründe, warum Menschen so viel verdienen, sehr häufig mindestens so empörend, wie den Verdienst selber, denn sie verdienen bekommen das Geld meist nicht, weil sie eine so exklusive, besondere Leistung erbringen, sondern weil sie besonders gut vernetzt sind, weil sie in der richtigen Branche tätig sind, in der eben alle so viel verdienen und weil es halt in den allermeisten Fällen schon immer so war. Diese Branchentradition, dass einzelne Berufe so besonders gut bezahlt sind, lässt sich definitiv nicht mit Leistung und auch nicht mit "Markt" (dass es nur so wenige gibt, die so etwas so gut können) begründen, sondern eben wirklich nur mit dem geschickten Sichern alter Pfründe. Ach, ich könnte mich pausenlos darüber aufregen.