anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 1. Mai 2020
Sehr damit beschäftigt gewesen, den Keller nicht aufzuräumen
Wenn man einen ganzen Tag frei hat und keine Büroarbeit drängelt, man sich dafür aber seit mehr als sechs Wochen schon mehrfach vorgenommen, jetzt endlich mal wirklich, weil Corona bietet schließlich die ideale Gelegenheit, also jetzt endlich mal den Keller aufzuräumen, dann führt das dazu, dass man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, sich Ausreden auszudenken, weshalb man genau grade jetzt doch noch nicht zum Aufräumen kommt.
Das war also meine Beschäftigung heute, der Keller ist zum Glück immer noch nicht aufgeräumt, sonst hätte ich ja demnächst nichts mehr zu tun.

Außerdem habe ich ein bisschen im Internet prokrastiniert und mir Gedanken darüber gemacht, weshalb es Menschen gibt, die einfach eine tolle Sprache und Art zu reden haben, andere Menschen dagegen Sprache nicht als Kommunikationsmittel, sondern als Deko- oder Stilelement benutzen, um damit ihre Peergruppenzugehörigkeit zu demonstrieren und dass ich diese Art von Menschen wohl eher nicht so klasse finde.
Mir fiel das auf als ich heute den Podcast von Christian Drosten nachhörte und ich mich dabei, wie jedes Mal, ungemein darüber freute, wie toll dieser Menschen reden und erklären kann.
Drosten benutzt die Sprache, um anderen etwas mitzuteilen, er ist dabei so klar und einfach und gleichzeitig so präzise wie möglich, er verwendet immer dann Fachbegriffe und Spezialwörter, wenn es für diese Wörter keinen vergleichbar präzisen Begriff im Deutschen gibt, er erklärt aber dann auch sofort was unter diesen Begriffen zu verstehen ist, damit der Zuhörer ein Gefühl für das neue Wort bekommt.
An keiner Stelle hatte ich dabei bisher je das Gefühl, dass er Imponiervokalbeln einbaut, um sich selber damit größer zu machen, einfach deshalb, weil er das gar nicht nötig hat und weil er solche Wörter eben auch gar nicht verwendet.
Mit seiner Sprache unterscheidet er sich damit ganz krass von dem Oberjuristen aus der Großkanzlei, der den Vertragspartner berät, mit dem wir das neue große Projekt machen wollen.
Dieser Mensch benutzt Sprache wie ein Pfau. Er schlägt große, schillernde Worträder und will dringend dafür bewundert werden, dabei merkt er gar nicht, wie klein er sich damit macht. Er ist halt einfach nur ein Pfau, sonst nix. Er hat weder eine eigene Größe noch ein besonderes Wissen oder Können, er ist einfach nur ein schillernder Blender, der bisher gut durchs Leben gekommen ist, weil sich Leute natürlich gerne von so einem Pfau mit Dr. jur. Titel beeindrucken lassen.

Aus meiner Sicht ist dieser Anwaltsdoktor ein ziemlich armes Würstchen, weil ihm wirklich alles fehlt, was ich an Menschen bewundernswert finde, aus seiner Sicht dagegen, ist er ein ziemlich toller Hecht, weil er alles kann, was aus seiner Sicht wichtig ist.
So unterscheiden sich die Sichtweisen
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Da haben Sie den Gebrauch der Sprache sehr treffend vorgeführt. Jedes Wort kann ich unterschreiben - besonders die Beurteilung von Christian Drosten mit seiner klaren und uneitlen Sprache.
Den Oberjuristen kenne ich ja nicht. Aber ähnliche Gottgleiche schon...Gruselig.

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