Dienstag, 1. Oktober 2019
Too much noise
anje, 01:38h
Früher war irgendwie weniger Stress, weil es früher nicht so viele Kommunikationskanäle gab.
War meine steile These von heute, weil das Handy schellte, als ich am Festnetz telefonierte und der PC dingelte, als Mails eintrudelten; die Sekretärin linste zur Tür rein, mit einer Postmappe unterm Arm und der tiefbegabte Assistent der Geschäftleitung legte mir einen Zettel auf dem Tisch auf dem stand: "Die Herren von der XY-Bank sind eingetroffen." Ich beendete also mein Festnetztelefonat, schnappte mir iPad, Handy und Teetasse* und lief zum Besprechungsraum. Unterwegs machte das Handy "ping" und ich sah, dass es eine neue Nachricht in der Familiengruppe gab.
*Ich schleppe immer meine eigene, extragroße Teetasse mit mir rum, weil ich üblicherweise nur irgendwelchen Kräutertee trinke und dazu die lächerlich kleinen Kaffeetassen nicht gebrauchen kann.
Die Familiengruppe ist der einzige private "social media Kanal", den ich auch im Büro freigeschaltet habe.
Wie es Menschen schaffen, während der normalen Arbeitszeit noch Dinge bei Twitter, Facebook oder Instagram zu posten, wird mir sowieso ein ewiges Rätsel bleiben. Ich verstehe ja schon nicht, wie man es schaffen kann, das alles zu lesen, was dort gepostet wird. Wenn ich nur mal kurz nicht hingeguckt habe, gelingt es mir selbst im Urlaub nicht, auf diesen Kanälen alles nachzulesen, was andere dort posten, und dabei habe ich wirklich nur ein ganz paar social media Kanäle, die ich überhaupt benutze, aber selbst die überfordern mich schon.
Deshalb ploppt bei mir halt immer wieder das Gefühl auf, dass das früher alles deutlich weniger stressig war. Als die Welt noch ausschließlich analog bedient wurde, gab es halt auch deutlich weniger Informationen, die verarbeitet werden mussten.
Dachte ich so, bis ich dann mal genauer nachdachte und feststellte, dass es auch vor 50 Jahren schon Dinge gab wie Tageszeitung, Apotheken Rundschau, Dorfzeitschrift, Kirchenblatt und die Welt am Sonntag. Außerdem Fernsehen, Radio und Stammtisch, Telefon, Kaffeekränzchen und Wochenmarkt. Und natürlich die ganze normale Post, mit der man sich früher Briefe und Karten schrieb.
Eine große Menge diversester Nachrichtenkanäle gab es also schon immer, früher blinkerten und piepten sie nur nicht so aufdringlich wie sie es heute tun.
Heute ist vor allem alles schneller getaktet, ob es deshalb eine höhere Qualität hat, lasse ich mal dahingestellt.
Ich habe für mich nur festgestellt, dass ich auf eine große Menge Nachrichten ganz entspannt verzichten kann, weil es gefühlt irgendwann ja doch immer dasselbe ist. Aktuell ist mir also bei Instagram und Twitter mal wieder sehr langweilig, Facebook benutze ich sowieso nur für die Borkum-Gruppen, You-Tube ist mein Ersatz für die "wie helfe ich mir selbst-Heimwerkerratgeber der 80er Jahre und WhatsApp brauche ich maximal noch für die Kommunikation mit dem Onkel, aber der ruft im Zweifel vorher an und dann kann ich ja auch WhatsApp mal wieder aktivieren.
Mein Lieblingskommunikationstool sind immer noch the gool old e-mails, weil ich sie über Outlook verwalten kann, da habe ich eine vernünftige Ordner- und Archivstruktur, das ist wie früher Briefeablegen, ich finde schnell alte E-Mails samt Dateianhängen wieder, das ist übersichtlich, praktisch und bequem. E-Mails sind schnell und kostengünstig übermittelt und transponiert, ich kann sie aber bearbeiten, wann ich will, es geht nichts verloren, ich finde alles wieder und ich kann sogar Entwürfe zwischenspeichern und später weiterbearbeiten. Perfekt.
Diese Direct-Message-Systeme sind für mich eigentlich eine Pest, ich habe ehrlich gesagt auch nie verstanden, was daran besser ist als an einer E-Mail, vor allem weil ich alle E-Mails von zig verschiedenen E-Mail Konten in einer App verwalten kann, während diese blöden DM-Systeme jeweils eine eigene App brauchen und nicht über Kreuz kompatibel sind. Ich kann also nicht auf WhatsApp antworten, wenn die Ursprungsnachricht auf Telegram einging.
Ich habe auf meinem Handy sechs verschiedene DM-Systeme installiert, weil ich für jedes System eine Person kenne, die nur über dieses System kommunizieren kann. Der Onkel kann nur WhatsApp, die Mutter am besten nur Facebook-Messanger, der große Sohn nur iMessage, der kleine nur Telegram. Ein Geschäftkontakt nur Threema und die Fliegertruppe nur Google-Hangouts. Skype habe ich mittlerweile blockiert, weil CW tot ist, solange der lebte, musste Skype auch immer noch laufen, denn das war sein Lieblingskanal. Manche Kontakte kommunizieren nur über Instagram DM mit mir, andere über Twitter und dann habe ich noch Ginlo als App installiert, interessanterweise kenne ich für diesen Kanal niemanden, der ihn benutzt, dabei finde ich persönlich den gar nicht so schlecht.
Ich bin also theoretisch über all diese Kanäle erreichbar und kann sie auch bedienen, ich gebe aber zu, dass es zwischendurch Tage gibt, wo ich das Handy auf lautlos stelle, unten in der Handtasche versenke und dann ganz bequem ignoriere, während ich einen Tag Urlaub in Analog-Country mache
.
(Abgelegt in anjesagt und bisher 640 x anjeklickt)
War meine steile These von heute, weil das Handy schellte, als ich am Festnetz telefonierte und der PC dingelte, als Mails eintrudelten; die Sekretärin linste zur Tür rein, mit einer Postmappe unterm Arm und der tiefbegabte Assistent der Geschäftleitung legte mir einen Zettel auf dem Tisch auf dem stand: "Die Herren von der XY-Bank sind eingetroffen." Ich beendete also mein Festnetztelefonat, schnappte mir iPad, Handy und Teetasse* und lief zum Besprechungsraum. Unterwegs machte das Handy "ping" und ich sah, dass es eine neue Nachricht in der Familiengruppe gab.
*Ich schleppe immer meine eigene, extragroße Teetasse mit mir rum, weil ich üblicherweise nur irgendwelchen Kräutertee trinke und dazu die lächerlich kleinen Kaffeetassen nicht gebrauchen kann.
Die Familiengruppe ist der einzige private "social media Kanal", den ich auch im Büro freigeschaltet habe.
Wie es Menschen schaffen, während der normalen Arbeitszeit noch Dinge bei Twitter, Facebook oder Instagram zu posten, wird mir sowieso ein ewiges Rätsel bleiben. Ich verstehe ja schon nicht, wie man es schaffen kann, das alles zu lesen, was dort gepostet wird. Wenn ich nur mal kurz nicht hingeguckt habe, gelingt es mir selbst im Urlaub nicht, auf diesen Kanälen alles nachzulesen, was andere dort posten, und dabei habe ich wirklich nur ein ganz paar social media Kanäle, die ich überhaupt benutze, aber selbst die überfordern mich schon.
Deshalb ploppt bei mir halt immer wieder das Gefühl auf, dass das früher alles deutlich weniger stressig war. Als die Welt noch ausschließlich analog bedient wurde, gab es halt auch deutlich weniger Informationen, die verarbeitet werden mussten.
Dachte ich so, bis ich dann mal genauer nachdachte und feststellte, dass es auch vor 50 Jahren schon Dinge gab wie Tageszeitung, Apotheken Rundschau, Dorfzeitschrift, Kirchenblatt und die Welt am Sonntag. Außerdem Fernsehen, Radio und Stammtisch, Telefon, Kaffeekränzchen und Wochenmarkt. Und natürlich die ganze normale Post, mit der man sich früher Briefe und Karten schrieb.
Eine große Menge diversester Nachrichtenkanäle gab es also schon immer, früher blinkerten und piepten sie nur nicht so aufdringlich wie sie es heute tun.
Heute ist vor allem alles schneller getaktet, ob es deshalb eine höhere Qualität hat, lasse ich mal dahingestellt.
Ich habe für mich nur festgestellt, dass ich auf eine große Menge Nachrichten ganz entspannt verzichten kann, weil es gefühlt irgendwann ja doch immer dasselbe ist. Aktuell ist mir also bei Instagram und Twitter mal wieder sehr langweilig, Facebook benutze ich sowieso nur für die Borkum-Gruppen, You-Tube ist mein Ersatz für die "wie helfe ich mir selbst-Heimwerkerratgeber der 80er Jahre und WhatsApp brauche ich maximal noch für die Kommunikation mit dem Onkel, aber der ruft im Zweifel vorher an und dann kann ich ja auch WhatsApp mal wieder aktivieren.
Mein Lieblingskommunikationstool sind immer noch the gool old e-mails, weil ich sie über Outlook verwalten kann, da habe ich eine vernünftige Ordner- und Archivstruktur, das ist wie früher Briefeablegen, ich finde schnell alte E-Mails samt Dateianhängen wieder, das ist übersichtlich, praktisch und bequem. E-Mails sind schnell und kostengünstig übermittelt und transponiert, ich kann sie aber bearbeiten, wann ich will, es geht nichts verloren, ich finde alles wieder und ich kann sogar Entwürfe zwischenspeichern und später weiterbearbeiten. Perfekt.
Diese Direct-Message-Systeme sind für mich eigentlich eine Pest, ich habe ehrlich gesagt auch nie verstanden, was daran besser ist als an einer E-Mail, vor allem weil ich alle E-Mails von zig verschiedenen E-Mail Konten in einer App verwalten kann, während diese blöden DM-Systeme jeweils eine eigene App brauchen und nicht über Kreuz kompatibel sind. Ich kann also nicht auf WhatsApp antworten, wenn die Ursprungsnachricht auf Telegram einging.
Ich habe auf meinem Handy sechs verschiedene DM-Systeme installiert, weil ich für jedes System eine Person kenne, die nur über dieses System kommunizieren kann. Der Onkel kann nur WhatsApp, die Mutter am besten nur Facebook-Messanger, der große Sohn nur iMessage, der kleine nur Telegram. Ein Geschäftkontakt nur Threema und die Fliegertruppe nur Google-Hangouts. Skype habe ich mittlerweile blockiert, weil CW tot ist, solange der lebte, musste Skype auch immer noch laufen, denn das war sein Lieblingskanal. Manche Kontakte kommunizieren nur über Instagram DM mit mir, andere über Twitter und dann habe ich noch Ginlo als App installiert, interessanterweise kenne ich für diesen Kanal niemanden, der ihn benutzt, dabei finde ich persönlich den gar nicht so schlecht.
Ich bin also theoretisch über all diese Kanäle erreichbar und kann sie auch bedienen, ich gebe aber zu, dass es zwischendurch Tage gibt, wo ich das Handy auf lautlos stelle, unten in der Handtasche versenke und dann ganz bequem ignoriere, während ich einen Tag Urlaub in Analog-Country mache
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