anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 12. Dezember 2021
Buch binden und Weihnachtsmarkt
Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man sich mit Dingen am PC beschäftigt.
Heute habe ich eine Word-Datei formatiert.

Nächsten Samstag bin ich eingeladen und mir fiel ein, dass ich als Gastgeschenk ein selbstgemachtes Buch mitbringen könnte, weil der Gastgeber genau der Typ Mensch ist, der sich darüber wahrscheinlich wirklich richtig freut.

Früher habe ich ja sehr oft Bücher selbergemacht, weil ich irgendwann mal einen Buchbinderlehrgang besucht habe, und deshalb weiß, wie es geht.
Im Anschluss an den Kurs habe ich mir alle Maschinen und Werkzeuge und alles Zubehör gekauft, das es braucht, wenn man auch dickere Bücher vernünftig selber binden möchte, und hatte längere Zeit viel Spaß daran, möglichst kunstvolle Bücher zu herzustellen.

In den letzten 13 Jahren habe ich mich jedoch nur noch sehr wenig mit Bastelarbeiten jedweder Art beschäftigt, weil hier im Haus deutlich weniger Platz ist als früher in der Fabrik und vor allem nicht mehr alles in einem Raum. Wenn man einmal durch den Luxus eines riesigen Bastelzimmers verwöhnt ist, dann fällt es schwer, sich jammerfrei auf ein Standardmaß runterzugewöhnen, vieles ist mir hier in den gefühlt beengten Verhältnissen schlicht zu umständlich.
In unserem neuen Haus wird es dann aber endlich wieder ein sehr großes Büro- und Bastelzimmer geben und darauf freue ich mich jetzt schon.
Als Vorgeschmack auf mein künftiges, ausschweifendes Bastlerleben wollte ich also heute mal wieder ein Buch binden.

Bevor ich mit der praktischen Buchbinder-Handwerksarbeit beginnen kann, muss ich mir aber erst mal überlegen, was in dem Buch denn drinstehen soll und wofür es gedacht ist.
Ich beschloss, ein persönliches Notizbuch in DIN A5 wäre eine gute Idee, dazu musste ich nur ein Word-Dokument mit vier Seiten passend formatieren und dann 35x ausdrucken.
4 DIN A 5 Seiten für ein Buch druckt man auf ein Blatt DIN A 4 Papier, Vorder- und Rückseite bedruckt und in der Mitte gefaltet, voilà. Davon 35 Blätter bedruckt, ergibt 70 Blätter DIN A 5, mit Vor- und Rückseite hat das Notizbuch dann 140 Seiten, ich denke, das ist akzeptabel.

Das wirklich Komplizierte dabei ist das Befüllen und Formatieren der Word-Datei, denn erstens muss ich mich entscheiden, wie ich Kopf- und Fußzeile gestalte (auch ein leeres Notizbuch zum selber reinschreiben kann ja personalisiert sein, in dem man Kopf- und Fußzeilen beschriftet) und zweitens holt mich bei dieser Tätigkeit wieder meine Rechts-Links-Schwäche ein, die beim Buchbinden besonders eklige Folgen hat. Ungerade Seiten in einem Buch müssen anders formatiert werden als gerade, weil der "Außenrand" der Seiten einmal rechts und einmal links ist. Da ich nach dem Falten und Zusammennähen der Seiten die Ränder noch beschneide, um eine glatte Kante zu bekommen, muss der Außenrand vorm Beschneiden ungleich breit sein, damit er nach dem Beschneiden dann exakt gleich ist. Es ist also ganz schön tricky und man muss enorm aufpassen, damit am Ende das Buch einigermaßen grade wird
Eine DIN A4 Seite wird also im Querformat beidseitig bedruckt, vorne links Seite 4, rechts daneben Seite 1 und auf der Rückseite dann links Seite 2 und rechts Seite 3. Bis ich dafür eine funktionierende Word-Vorlage zusammengebastelt hatte, waren ca. 27 Fehldrucke und ein Nachmittag Zeit nötig. Außerdem musste ich mindestens fünfmal aktiv den Knoten im Kopf wieder rausschütteln, der mir bei solchen Aufgaben blitzschnell das Hirn vernebelt.

Aber jetzt habe ich die Word-Datei fertig und der Tag ist um, naja.

Vor der Tür war ich heute gar nicht, dafür kann ich aber noch ein paar Fotos von gestern nachreichen, denn wir sind mal wieder nach Rheda gefahren und die Fahrt über Land ging nicht nur über ziemlich verlassene Straßen, sondern auch quer durch dicke Nebelschwaden und die Landschaft sah wunderbar verwunschen und verschleiert aus.



In Rheda wollten wir unter anderem in einem Haus einen Aufzug angucken, von dem unser Architekt meint, der wäre auch für unser Haus gut geeignet und in einem anderen Haus wollten wir den Fußboden besichtigen, den wir wahrscheinlich in der Deele verlegen werden.

Das Haus mit dem Aufzug war früher ein privates Wohnhaus und wurde dann mit relativ wenigen Eingriffen zu einem Ladenlokal umgestaltet, in dem heute eine Gruppe von mittelalten Frauen Flohmarktartikel jede Menge wunderschöner Dekosachen ausstellt und verkauft. Das Konzept des Ladens ist ganz witzig, weil sie einfach alle Zimmer des ehemaligen Wohnhauses (inklusive Bad, in dem Wanne und Dusche immer noch unverändert enthalten sind) randvoll mit Kram vollgestellt und dekoriert haben. Es gibt außer Unmengen an allgemeinem Dekozeug auch Anziehsachen, Taschen, Blumen, Kerzen, Postkarten und stylische Bücher, alles wirklich sehr geschmackvoll (Stilrichtung hyggelig) und angemessen wertig, sprich teuer. Ich fand zwar einige Sachen wirklich sehr hübsch, bin durch meine jahrelangen Flohmarkttouren aber genau für solche Dinge einfach mit anderen Preisen sozialisiert, weshalb ich nur ein einziges Teil in diesem Laden kaufte, nämlich einen künstlichen Lichterbaum, den ich als erträglich neutrale Weihnachtsdeko grade eben noch bereit bin, aufzustellen. Der Lichterbaum war nicht nur um 50% reduziert, sondern eben auch elektrisch betrieben und ich konnte mich ordnungsgemäß von der Funktionstüchtigkeit aller Lichter überzeugen, eine Möglichkeit, die mir auf Flohmärkten nicht geboten wird, weshalb ich Elektrosachen auf dem Flohmarkt entweder nur bei Händlern kaufe, die ich kenne oder vorsichtshalber dann doch lieber nicht.

Den Aufzug haben wir auch ausführlich beguckt und probegefahren, wir wissen jetzt, dass er in unserem Haus irgendwo in einer Ecke eingebaut werden sollte und nicht mitten in der Deele, dafür ist er wirklich nicht schön genug. Wäre dieses Thema auch geklärt.

Der Boden, den wir in dem anderen Ladengeschäft anschauten, ist dafür wirklich sehr schön. Wir werden also Anröchter Sandstein in der Deele verlegen. Es ist gut, solche Dinge schon mal als "entschieden" abhaken zu können.

Und weil wir zufällig in der Gegend waren, musste K natürlich auch auf den Wiedenbrücker Weihnachtsmarkt gehen, dort gibt es nämlich den von ihm heißgeliebten Reibekuchen-Stand, wo er sich traditionell mindestens einmal im Jahr dran überfressen muss. Ich hab's ja sonst eher nicht so mit Weihnachtsmärkten, ich weiß nie so genau, was ich da tun soll, es ist kalt und voller fremder Menschen, wenn ich leckeren Glühwein trinken möchte, kann ich das bei mir zuhause viel gemütlicher tun.

Aber einmal bis zum Reibekuchenstand über den Weihnachtsmarkt zu gehen ist okay, gestern waren wir dort sogar schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Wie in vielen anderen Städten auch, gibt es dort dieses Jahr das "Weihnachtsmarktbändchen", man weist sich einmal mit Impf- und Personalausweis als geimpfte Person aus, bekommt dann ein Bändchen und hat damit überall Zutritt, wo 2G gilt, ohne sich jedesmal wieder neu ausweisen zu müssen.
Weil ich beim letzten Mal als wir dort waren, Stulpen an den Handgelenken trug, bekam ich das Bändchen über die Stulpen geklebt - und konnte es dann ohne es zu zerstören mit den Stulpen wieder heile ausziehen.

In weiser Vorausschau hatte ich mir deshalb gestern schon zuhause wieder die Stulpen mit dem Weihnachtsbändchen angezogen - und fand es sehr komfortabel, dass ich mich nicht erneut ausweisen musste.

Außer einer Portion schneller Reibeplätzchen haben wir aber sonst gestern nichts mehr auf dem Weihnachtsmarkt gemacht, ich war abends auch froh, wieder zu Hause zu sein und überhaupt ist mein Eierpunsch deutlich besser als alles, was ich je auf einem Weihnachtsmarkt getrunken habe
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