anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 5. Februar 2021
Über das falsch aussprechen von Namen
Mir ist heute aufgefallen, dass ich ein Problem damit habe, wenn Leute Namen falsch aussprechen.
Mich macht das interessanterweise sehr wütend, auch wenn ich gar nicht betroffen bin, oder vielleicht sogar präziser: Nur, wenn ich nicht betroffen bin.
Wenn jemand meinen Namen falsch ausspricht, was oft genug passiert, kann ich da meist sehr gelassen drüber hinweglächeln, ich berichtige den Menschen dann und erkläre, dass ich wirklich einfach Anje heiße, ohne Tee und ohne Kakao, also weder Antje noch Anke und die Diskussionen, die sich dann ergeben, wiederholen sich oft mit fast identischen Sätzen, der andere Mensch sagt, dass er so einen Namen ja noch nie gehört hat und ich gucke erstaunt und sage, dass ich mir das gar nicht vorstellen könne, ich höre den Namen täglich. An der Stelle trennt sich dann immer schon die gescheite Spreu vom Durchschnittsweizen, wer jetzt grinst, macht wenigstens auf der letzten Strecke noch Punkte gut.

Üblicherweise sind damit die Namensthemen dann aber auch auf Dauer geklärt, die Leute haben begriffen, wie ich heiße und sprechen meinen Namen korrekt aus. Englischsprachige Menschen haben ab und zu mit der Aussprache Probleme, denen erkläre ich dann, ich heiße wie Lasagne und sie sollten einfach das Las weglassen, dann geht es auch meist.

Was mich aber nachhaltig böse macht, sind Menschen, die trotz Korrektur und Hinweis die Namen anderer Menschen konsequent falsch aussprechen.

Heute war ein Mensch in dem Videocall, der einen Kollegen, der Bonnet mit Nachnamen heißt, wiederholt mit "Bonnett" adressierte.
Herr Bonnett wird das weiter ausführen...
Alle anderen Menschen sprachen den Namen korrekt französisch mit ohne "t" hinten aus, nur der eine, der übrigens der Chef der Truppe war, kümmerte sich einen feuchten Kehricht darum.
Ich war kurz davor, mich einzuschalten und den Chef ganz direkt zu fragen: Sagen Sie mal, Ihr Mitarbeiter für die IT, heißt der Bonnett oder Bonnet?
Ließ es dann aber bleiben und ärgerte mich nur leise vor mich hin.
Damit ich dem Chef nicht ungerechterweise eine für mich unverzeihliche Respektlosigkeit unterstelle, habe ich Herrn Bonnet vorsichtshalber noch selber gefragt, wie sein Name ausgesprochen wird und er bestätigte mir, dass es wirklich ein normaler französischer Name ist, bei dem das t hinten lautlos ist.
Damit war das geklärt und ich konnte mich in voller Berechtigung über diesen Chef aufregen.

Ich finde so ein Verhalten ganz ungemein respektlos, arrogant und in höchster Weise verachtenswert, grade weil der Chef es sicherlich nicht mit Absicht gemacht hat. Hätte er es mit Absicht gemacht, dann wäre es komplett anders zu beurteilen, dann wäre es Ausdruck einer Privatfehde zwischen den beiden und es ginge mich nichts an, jeder kämpft mit den Waffen, die ihm genehm sind, dann kann ich so etwas durchaus sportlich sehen und mich komplett raushalten.

Aber weil ich absolut sicher bin, dass der Chef es nicht mit Absicht gemacht hat, zeigt er durch dieses Verhalten nur seinen eigenen, schlechten Charakter.
Die Würde und die Persönlichkeit seiner Mitarbeiter sind ihm vollkommen egal, er behandelt sie wie abstrakte Dinge, Ministerium für Familie und Gedöns, abwertender kann man es kaum ausdrücken.

Der Name eines Menschen ist für mich etwas höchst individuelles und würdevolles, der Mensch wird durch seinen Namen repräsentiert, ohne Namen ist ein Mensch nichts. Dabei ist es zunächst mal egal, ob der Mensch Einfluss auf seinen Namen nehmen konnte oder nicht, der Name steht für den Menschen und umgekehrt. Wenn ich den Namen nicht wertschätze, dann schätze ich auch den Menschen dazu nicht.
Sich selber das Recht herauszunehmen, andererleuts Namen zu verunstalten, empfinde ich als ungemein übergriffig.
Die Entschuldigung "der macht das nicht mit Absicht, der bemerkt das gar nicht", ist aus meiner Sicht nur ein ausdrückliches Armutszeugnis für denjenigen, der sich so verhält.

'Ich bin so trampelig, dass ich ständig Leuten auf die Nase haue, mache das aber nicht mit Absicht, sondern merke das nicht' - ja sach mal, geht's noch? Wenn jemand das nicht merkt, dann hat er einen ganz akuten Mangel an Sozialverhalten - dann kann man ihn vielleicht in einer Schlägertruppe als Hiwi gebrauchen, aber nicht als Chef einer großen Firma.
Und ja, Sozialkompetenz ist eine wichtige Führungskompetenz, wer hier derart eklatante Mängel hat, der taugt eben nicht als Chef.

Jetzt ist es so, dass es durchaus eine Menge Menschen gibt, deren Namen spreche ich auch gerne falsch aus oder mache mich ausführlich über ihre Namen lustig. Frauen mit Doppelnamen sind für mich ein Dauerlästerthema und bei Menschen, die ich nicht leiden kann, finde ich es sehr lustig, ihren Namen zu verballhornen oder so zu tun, als könne ich mir den Namen nicht merken. Aber das mache ich alles in vollem Bewusstsein, grade weil ich Namensverschandelung als Werkzeug gegen diese Menschen verwenden will.

Jemand, der das aber nicht mit Absicht macht, sondern weil es ihm nicht die Mühe wert ist, sich selber besser zu kontrollieren, nun, der fällt bei mir eben einfach nur in die Kategorie "echtes Arschloch" und ich habe exakt Null Lust mit so jemandem wertschätzend zusammenzuarbeiten
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