anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 4. Mai 2020
Vom Umgang mit Vorschriften
Die Rückfahrt aufs Festland verlief relativ ereignislos, die Straßen waren leer, so macht Autofahren natürlich Spaß.


Haben sich wohl andere auch gedacht und es dabei übertrieben, wir kamen unterwegs an zwei schweren Unfällen vorbei, wo es die Autos jeweils sehr zerlegt hatte. Irgendwie sind das ja auch mittelbare Corona-Tote.

Gelernt habe ich, wie die Regeln auf der Insel überwacht werden, nämlich im Wesentlichen gar nicht oder zumindest nicht so, dass ernsthaft Leute kontrolliert werden.
Trotz offiziellem Verbot halten sich wirklich ziemlich viele Fremde auf der Insel auf, die haben sich einfach ihre eigene Arbeitsbescheinigung gebastelt, Zweitwohnungsbesitzer geben Immobilienreparatur in Auftrag, zack, Arbeitsbescheinigungsgrund und wenn man dann nicht so schnell ist bei der Arbeit, kann das Streichen so eines Appartements ja schon mal vier bis sechs Wochen dauern. Erstaunlich viele Rentner haben solche Immobilieninstandhaltungsjobs angenommen....

Ich bin nicht auf die Insel gefahren, weil ich nicht ohne K fahren wollte, der dort nicht gemeldet ist und deshalb formal keinen Zutritt hat. Als ich jetzt sah, wie viele Fremde da aber tatsächlich rumlaufen und mir auch vom Onkel und von Freunden berichtet wurde, dass die schon die gesamten sechs Wochen in solchen Mengen da rumlaufen, und gleichzeitig habe ich ja selber gesehen, wie voll die Fähren waren, da habe ich mich schon irgendwie verschaukelt gefühlt. Grundsätzlich finde ich es albern, die Insel abzuschotten, weil dort alle Krankentransporte schon seit Ewigkeiten sehr problemlos mit dem Helikopter erfolgen, in der Hochsaison ist das Ding im Dauereinsatz. Das Argument, dass die medizinische Versorgung der Insel nicht für so viele Menschen ausgelegt ist, ist also Humbug, die werden sowieso immer alle ausgeflogen.
Hotels und Gastronomien zu schließen, wo die Leute eng beisammen sitzen, kann ich verstehen, das ist auf dem Festland dasselbe wie auf der Insel, aber die Wohnungen leerstehen zu lassen, weil es sonst zu voll wird, das ist, sorry, aber das ist wirklich ziemlicher Blödsinn.
Aber wenn denn doch so eine blödsinnige Regel erlassen wird, dann fände ich es auch wichtig, wenn die Einhaltung kontrolliert und durchgesetzt würde.
So, wie es jetzt gelaufen ist, dass diejenigen, die einfach nur dreist genug waren, taten, wozu sie Lust hatten, das macht einfach Frust und schlechte Laune - und sorgt nicht dafür, dass sich die Masse der Leute selber auch weiter an Regeln hält, so dass auch schwungvoll die sinnvollen Regeln ignoriert werden. Die Stimmung unter den Ureinwohnern auf der Insel ist auf alle Fälle nicht gut, im Zweifel wird das den Verantwortlichen aber egal sein.

Ansonsten habe ich heute von 7-12h Homeoffice gemacht, dann bin ich ins Dorf gefahren, um mir eine Fahrkarte für die einzige Fähre des Tages zu kaufen, der Fahrkartenschalter war von 12h-14h geöffnet, als ich um 12.01h dort ankam, standen bereits ca. 30 Leute vor dem Gebäude Schlange. Bei den Abständen, die da heutzutage einzuhalten sind, war die Schlange also beeindruckend lang - und wuchs in einem flotten Tempo weiter. Als ich gegen 12.30h endlich dran war, waren hinter mir noch mindestens 50 Leute, ich sagte es ja bereits, die Fähren sind ziemlich voll und alle Welt pendelt lustig hin und her.
Ab sofort habe ich deshalb wegen meiner eigenen Pendelei noch nicht mal mehr ein schlechtes Gewissen - und die ist zu 100% legal.

Auf dem Rückweg haben wir den Vater besucht - ich habe am Wochenende gelernt, dass man manche Dinge einfach ausprobieren muss, es geht viel mehr als man glaubt, also habe ich im Heim angerufen und gesagt, dass ich vorbeikommen möchte, um ihm Post zu bringen und natürlich wurde das dann arrangiert. Wir haben uns 20 Minuten mit Abstand und Mundschutz durch ein Fenster unterhalten, er war drinnen und wir draußen, eine Pflegerin nahm mir die Post ab, die ich ihm mitgebracht hatte, er gab mir die Rechnungen, die in der letzten Zeit bei ihm angekommen waren, unter Ansteckungsrisikogesichtspunkten war das eine sehr sichere Veranstaltung und er hat sich natürlich wirklich gefreut
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