anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 12. Mai 2016
Disruptiv
"Disruption" ist eine der aktuell modernen Imponiervokabeln.
Ich liebe Imponiervokabeln. Erstens natürlich, um sie selber zu benutzen und entsprechend Eindruck damit zu schinden, was ja auch der eigentliche Sinn dieser Wörter ist. Zweitens aber auch, und ehrlich gesagt ist das meine bevorzugte Verwendungsvariante, um Leute, die sich mit der Verwendung solcher Wörter dicke tun wollen, auf recht einfache Weise von ihrem aufgeblasenen "Ichbinwichtigtrip" wieder runter zu holen.
Jetzt hatten wir die Tage diverse Coaches (was ist der Plural von Coach? Coaches oder Coachen?) im Haus.
Unseren Kontrollgremien hatte wohl jemand erfolgreich ins Ohr geblasen, dass unsere Methode, die Geschäfte einfach mit gesundem Menschenverstand, dafür aber ohne jede religiöse Verbissenheit oder ideologische Prinzipientreue zu führen, hoch riskant ist und unser Laden nur durch großen Zufall und ganz viel Glück überhaupt noch existiert.
Wir brauchen dringend Changemanagement und disruptive Denkansätze, damit wir überhaupt noch das Jahresende ohne Insolvenzantrag erreichen.
Weil bei uns alles ausgeschrieben wird, wurde auch dieser Coach-Auftrag ausgeschrieben und so erschienen diverse Coacher zum Pitch. (Auch so ein Insider-Angeberwort, aber kommt doch echt cool rüber hier, oder?)
Das war schon eine lustige Veranstaltung.
Und ich fürchte, unser neuer Coach wird mich hassen, weil ich ihm jedes seiner schicken Wörter in Blondinendeutsch übersetze und frage, ob man das auch so sagen könnte, ich bräuchte das nämlich immer in barrierefreier Sprache, weil ich meine freien Kapazitäten lieber zum Nachdenken statt zum Vokabellernen benutze
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