anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 19. November 2021
Schadenfreude
Heute sind drei sehr erfreuliche Dinge passiert.

Ich gebe offen zu, dass ich ein schlechter Mensch bin, ich habe nämlich sehr oft sehr viele schlechte Gedanken über Leute, deren Verhalten ich rücksichtslos, anmaßend, selbstherrlich oder übergriffig finde.

Natürlich sind die Kriterien, nach denen ich dieses Benehmen negativ beurteile, rein subjektiv, aber genau deshalb sage ich ja auch offen, dass ich ein schlechter Mensch bin, weil ich mich einen feuchten Kehricht darum schere, ob meine Beurteilung sozial angemessen ist, alle Umstände würdigend ausgewogen, politisch korrekt, Minderheiten wertschätzend oder sonst wie ordnungsgemäß respektvoll ist, ich sehe einfach nur, wie sich manche Menschen benehmen und finde die dann blöd.
So einfach und so subjektiv.

Manchmal mache ich mir ja durchaus Sorgen, wann ich vor allem auf Borkum als öffentlich bekannter Nörgelrentner in die Presse komme, denn vor allem auf Borkum habe ich ja nicht nur besonders viel Gelegenheit, das schlechte Benehmen von anderen Menschen zu beobachten, sondern auch ausreichend Zeit, mich darüber aufzuregen.
Ich glaube aber auch, dass sich unter den Urlaubern auf Borkum auch besonders viele von den Leuten befinden, die ich so besonders verachtenswert finde.

Es gibt dort zum Beispiel einen Weg zwischen Strand und Dünen, der ist an manchen Stellen sehr breit und ausgebaut, dann heißt er Promenade, an anderen Stellen aber nur sehr schmal und vor allem oft sehr versandet. An den Stellen, wo der Weg direkt oberhalb des sehr belebten Badestrandes verläuft, ist er eine reine Fußgängerzone, d.h. Fahrradfahren ist dort verboten.

Aus meiner Sicht gibt es auch viele gute Gründe, das Fahrradfahren dort zu verbieten, weil es erstens für Radfahrer verkehrstechnisch gar kein Problem ist, einfach hinter den Dünen auf der parallel verlaufenden, normalen Straße zu fahren und weil es zweitens auch sehr belebte Abschnitte sind, wo viele kleine Kinder unbeaufsichtigt rumlaufen, da - bis auf durchgeknallte Fahrradfahrer, die dort verboten sind, es ansonsten keine Gefahr für kleine Kinder gibt und die Eltern sie problemlos unbeaufsichtigt dort laufen und spielen lassen können.
Auch für erwachsene Fußgänger sind die Radfahrer dort lästig, weil, zumindest oberhalb des Südstrandes, der Weg sehr schmal ist und es nicht genug Platz gibt, um den Radfahrern auszuweichen.

Kurzum: Radfahren ist dort verboten, was aber viele Radfahrer nicht interessiert. Wenn ich auf diesem Strandabschnitt spazierengehe, ist es mir schon mehrfach passiert, dass ich von verbotswidrig dort radelnden Fahrradfahrern auch noch angeklingelt und beschimpft wurde, wenn ich nicht sofort freiwillig in die Dünen gesprungen bin, um ihnen Platz für eine freie Fahrt zu machen - und jedes Jahr macht mich das aggressiver. Vor allem weil ich ja eh eine Dauerhasskappe aufhabe, wenn ich zugucke, welche Leute mit welchem Unvermögen unter vollständiger Missachtung jeder Straßenverkehrsordnungsvorschrift in ihrem Urlaub munter, aber äußerst ungeübt über die Insel radeln, also nicht nur auf den verbotenen Strandabschnitten, sondern auch auf erlaubten Straßen, dort aber sehr gerne zu fünft nebeneinander oder in wildem Zickzack, der sie nicht nur für Autofahrer, sondern ganz besonders auch für andere Fahrradfahrer zu einer echten Gefahr macht.

So, wo war ich? Ach ja, ich bin ein schlechter Mensch, weil ich schlechte Gedanken habe, die habe ich aber nicht nur gegenüber den Rentnergästen auf Borkum (und Rentner sind wirklich um ein Vielfaches unverschämter als junge Leute), sondern auch gegenüber unseren Nachbarn hier in Greven, die finde ich auch zunehmend unangenehm.

Dass in unserer 8er Reihenhauskette inzwischen nur noch drei Familien ohne Migrationshintergrund wohnen, stört mich immer dann, wenn die neuen Nachbarn versuchen, ihren Migrationshintergrund als kulturelles Plus in die Nachbarschaft einzubringen und die gesamte Umgebung im Umkreis von 500m mit ihrer arabischen Kulturmusik bedröhnen.
Es liegt vielleicht daran, dass ich in diese Art der Musik nicht ganz so selbstverständlich hereingewachsen bin, wie in die Schlager der deutschen Hitparade, die ich zwar auch nie wirklich mochte, die ich als Fetenmusik aus dem Nachbargarten aber deutlich besser ausblenden kann als dieses Ohrenkrebs auslösende, arabische Schrägtongedudel.

Außerdem stören mich diese dauernden Familienfeste, die jetzt in den Nachbarhäusern stattfinden, weil unsere kleine, enge Anliegerspielstraße dann jedesmal randvoll zugeparkt ist mit großformatigen Mercedesautos, keines von denen auf einem erlaubten Parkplatz . Erlaubte, eingezeichnete Parkplätze haben wir naturgemäß auf dieser Anliegerspielstraße auch nicht viele, eben weil es nicht vorgesehen ist, dass dort so viel Autoverkehr stattfindet. Es gibt öffentliche Parkplätze außerhalb der Straße, wenn man dort parkt, hat man aber erstens seinen Luxusschlitten nicht dauernd im Blick und muss, zweitens, auch noch 300m laufen. Deshalb parken die lieber die Straße zu, was für mich bedeutet, dass ich oft nicht mehr in meine Einfahrt komme, weil zugeparkt.

Da die neuen Nachbarn ihre Häuser alle erst neulich gekauft haben und ich weiß, zu welchem Preis diese Häuser verkauft wurden, handelt es sich bei all diesen neu zugezogenen Familien nicht um die einkommensarme Unterschicht der Mitbürger mit alternativem Kulturhintergrund, sondern offensichtlich sind die alle durchaus wohlsituiert. Was man übrigens auch immer sehr gut erkennen kann, wenn sie Familienfeste feiern und die Straße randvoll ist mit Luxuskarossen.

Ich bemerke an dieser Stelle, dass ich reichen Familien aus dem Ausland deutlich ablehnender gegenüberstehe als irgendwelchen armen Flüchtlingsschluckern. In dem Moment, wo die Menschen Kohle haben, fehlt jede Art von Mitleidskomponente und ich habe keinerlei schlechtes Gewissen, diese Leute einfach pauschal als "Fremde" abzulehnen.

Ich habe eigentlich nichts gegen Fremde, aber diese Fremden sind nicht von hier. Dieser Satz drückt meine intuitive Ablehnung tatsächlich sehr passend aus. Es gibt halt Fremde, die sind einfach nur fremd und es gibt Fremde, die sind nicht von hier. Die hören zB schreckliche Musik und haben auch einen komplett anderen Geschmack als ich. Das beginnt bei der Gestaltung des Vorgartens, geht über die Wohnungseinrichtung, den Haarschnitt und den Kleidungsstil und endet bei einem völlig anderen Sozialleben. Diese Leute leben in einer komplett anderen Welt als ich und bei allem, was ich von dieser Welt mitbekomme, ist nichts, was ich interessant finde oder wo ich Schnittmengen sehe, um Kontakte zu knüpfen.

Grundsätzlich finde ich das allerdings auch überhaupt nicht schlimm oder problematisch. Neben der Welt, in der ich lebe, gibt es noch hunderte von anderen Welten, die direkt neben meiner existieren, von denen ich aber ebenfalls überhaupt keine Ahnung habe und zu denen mir genau so der Kontakt fehlt, wie auch das Interesse, den Kontakt überhaupt zu knüpfen. Auch das finde ich übrigens nicht schlimm, ich sehe keine Notwendigkeit darin, dass jeder immer mit jedem kommunizieren sollte und da die neuen Nachbarn ganz offensichtlich in einer Welt leben, in der sie mich nicht brauchen und bestens alleine klarkommen, bin ich Ihnen also in keinster Weise verpflichtet - und gleichzeitig möchte ich selber auf keinen Fall so leben, insgesamt also die allerbesten Voraussetzungen, um sich gegenseitig gepflegt aus dem Weg zu gehen.

Das mit dem aus dem Weg gehen funktioniert nur nicht komplett, denn ich hasse es, wenn ich von dieser gruseligen Musik beschallt werde und wenn die Großfamilien die gesamte Straße so zuparken, dass niemand mehr durchkommt, finde ich das auch mehr als rücksichtslos.

Und deshalb gebe ich es offen zu, ich habe viele schlechte Gedanken gegen diese Menschen in meinem Kopf und ich schäme mich nicht dafür.

Aber heute sind einige erfreuliche Dinge passiert, weil ich nämlich so ein schlechter Mensch bin, dass ich Schadenfreude richtig genießen kann.

Der Tag begann damit, dass es an der Haustür klingelte, ich Home-Office bedingt anwesend war, die Tür deshalb öffnete und 10m vor der Tür einen Menschen mit FFP3 Maske sah, der mir sagte, er hätte mir da einen Test vor die Tür gelegt.
Ich nahm die Plastiktüte, die dort lag, hoch, es handelte sich um das Testkit für einen Corona-PCR-Test, allerdings nicht mit meinem Namen, sondern mit dem Nachbarnamen beklebt.
Ich erfuhr, dass die Nachbarn (und auch noch zwei andere Nachbarn) als Kontaktpersonen dem Gesundheitsamt gemeldet worden waren und er seie jetzt da, um die Tests durchzuführen bzw. zu veranlassen.
Tja nu, sag ich da nur, grinse schadenfroh in mich rein und schicke den Gesundheitsamtsmensch zu den Nachbarn.

Während wir noch redeten kam das Papiermüllauto, genauer gesagt, kam es nicht, denn es kam nicht durch, weil ein paar freiheitsliebende Individualparker mit ihren Luxuskarossen mal wieder alles zugeparkt hatten.
Schadenfreude Teil 2: Ich war nicht davon betroffen, denn es handelte sich um das andere Müllauto, also das der Firma A, und da mein Müll ja von Firma B geleert wird, konnte ich heute entspannt und schadenfroh zugucken, wie die A-Mülltonnen der Nachbarn alle ungeleert stehen blieben. Fand ich irgendwie eine sehr ausgleichende Gerechtigkeit.

Das Scheitern des Müllautos bekam aber der Gesundheitsamtsmensch mit und fragte, ob das öfter passiert. Ich bestätigte ihm gerne, dass diese Wildparkerei hier in der Straße immer schlimmer würde und grade jetzt, wo wohl alle zuhause in Quarantäne sind, ist es besonders schlimm.

Schadenfreude Teil 3: Noch mal drei Stunden später konnte ich eine Dame vom örtlichen Ordnungsamt beobachten, die ausführlich Knöllchen verteilte. Ich glaube, der Mensch vom Gesundheitsamt hat da behördeninterne Kontakte benutzt und es fehlte nicht viel und ich hätte der Dame noch einen Kaffee rausgebracht, damit sie es auch wirklich gemütlich in unserer Straße findet und gerne wiederkommt.

Insgesamt hat mir der Tag also heute sehr gefallen, mir ist aber auch bewusst geworden, wie sehr ich mich darauf freue, hier wegzuziehen, denn ein Umzug erscheint mir als das allerbeste Mittel, um diesen Nachbarn einfach nur großräumig aus dem Weg zu gehen
.
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