Dienstag, 10. Januar 2017
Reden
anje, 23:22h
Heute im Telefonat mit meiner Schwester:
H: "Mir ist noch gar nicht aufgefallen, dass K. so schweigsam ist."
A: "Er ist ja auch nicht schweigsam, er redet nur wenig."
Durch diesen Dialog habe ich noch mal über den Unterschied zwischen "normalem Alltagsgespräch" und "Reden über etwas (=erzählen?)" nachgedacht.
Mein Westfalenmann spricht natürlich ganz normal im Alltag, er redet nur nicht viel. Zumindest nicht über Dinge, über die man nicht reden muss, um den Alltag flüssig ablaufen zu lassen.
Auf der "Sprechen-Ebene" findet nur eine ganz normale Kommunikation mit dem gerade anwesenden Umfeld statt, Fragen werden geklärt, Informationen ausgetauscht und Dinge organisiert.
>Sprechen< ist in meiner Definition also die verbale Lautäußerung zur üblichen Alltagsverständigung.
"Gibst du mir mal die Butter?"
"Ich habe den Müll schon rausgestellt."
"Soll ich noch etwas mitbringen?"
"Nimmst du die Post mit, wenn du mit dem Hund gehst."
"Ich komme heute später nach Hause."
"Was läuft heute im Fernsehen?"
"Gibt es noch etwas zu essen?"
"Weißt du, wo meine graue Jacke ist?"
Selbst Sätze wie "Hast du gesehen, der M. hat ein neues Auto. Der hat mindestens 200PS." gehören noch zur üblichen Alltagsverständigung, obwohl es hier schon grenzwertig wird, denn in so einem Satz schwingen Emotionen mit und Emotionen zeigen ist eher nicht so das Ding für einen gestandenen Westfalen.
Aber manchmal ist auch meinem Westfalenmann nach "Plaudern", das sind dann die Momente, wo er mir von dem L. erzählt, der immer schon morgens um 5h im Büro ist.
Diese beidenAggregats Redezustände kommen bei K. vor.
Neben absichtslosem Plaudern gibt es dann noch das "Reden über etwas" oder "Erzählen mit Hintergrunderwartung".
K. streitet zwar strikt ab, dass so etwas bei ihm vorkommt, (und ich lasse das einfach so im Raum stehen, ich will ja nicht ständig streiten) aber ich dagegen rede eigentlich nur mit den Menschen gerne, die meine grundsätzlich bestehende Hintergrunderwartung mit ihren Reaktionen auf meine Erzählungen auch im Wesentlichen erfüllen.
Und das sind dann leider nicht sehr viele Menschen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit daran liegt, dass ich so verdrehte Hintergrunderwartungen habe.
Dabei rede ich gerne "über etwas". Ich rede gerne über all die vielen Gedanken, die mir regelmäßig so durch den Kopf gehen und stelle dabei auch gerne jede Menge Warum-Fragen. Wenn dann jemand darauf reagiert mit "Du kannst Fragen stellen, woher soll ich das denn wissen?" wird er bei mir in der Schublade "lohnt sich nicht, mit zu reden" gespeichert und ich lese dann lieber auf meinem Handy rum als mich weiter mit so langweiligen Zeitgenossen zu unterhalten. Denn natürlich weiß der Befragte die Antwort auf meine Warum-Frage nicht, niemand weiß die, aber was spricht dagegen, sich mögliche Antworten auszudenken?
Mit K. kann man solche Gespräche sehr gut führen. Seine Antworten auf meine Warum-Fragen sind meistens so herrlich trocken und abstrus, dass ich ihn schon aus schierer Neugier, was ihm diesmal wohl wieder einfällt, regelmäßig mit solchen Warum-Fragen nerve. Und auch sonst erfüllt er meine latenten Hintergrunderwartungen eigentlich immer so gut, dass ich wirklich sehr, sehr gerne mit ihm rede. Er muss dabei dann gar nicht viel sprechen, er kommt meist mit wenigen Worten aus, die sind dann aber so passend, dass sie dem Schwall meiner schillernd bunten, aufgeregt durcheinander wirbelnden Frage-Erzähl-Antwort-Durcheinanderplaudereien locker gewachsen sind.
Und zusätzlich ist er in der Lage, sich darüber zu freuen, wie wortreich ich schweigen kann, wenn ich mal leise sein will
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(Abgelegt in anjesagt und bisher 829 x anjeklickt)
H: "Mir ist noch gar nicht aufgefallen, dass K. so schweigsam ist."
A: "Er ist ja auch nicht schweigsam, er redet nur wenig."
Durch diesen Dialog habe ich noch mal über den Unterschied zwischen "normalem Alltagsgespräch" und "Reden über etwas (=erzählen?)" nachgedacht.
Mein Westfalenmann spricht natürlich ganz normal im Alltag, er redet nur nicht viel. Zumindest nicht über Dinge, über die man nicht reden muss, um den Alltag flüssig ablaufen zu lassen.
Auf der "Sprechen-Ebene" findet nur eine ganz normale Kommunikation mit dem gerade anwesenden Umfeld statt, Fragen werden geklärt, Informationen ausgetauscht und Dinge organisiert.
>Sprechen< ist in meiner Definition also die verbale Lautäußerung zur üblichen Alltagsverständigung.
"Gibst du mir mal die Butter?"
"Ich habe den Müll schon rausgestellt."
"Soll ich noch etwas mitbringen?"
"Nimmst du die Post mit, wenn du mit dem Hund gehst."
"Ich komme heute später nach Hause."
"Was läuft heute im Fernsehen?"
"Gibt es noch etwas zu essen?"
"Weißt du, wo meine graue Jacke ist?"
Selbst Sätze wie "Hast du gesehen, der M. hat ein neues Auto. Der hat mindestens 200PS." gehören noch zur üblichen Alltagsverständigung, obwohl es hier schon grenzwertig wird, denn in so einem Satz schwingen Emotionen mit und Emotionen zeigen ist eher nicht so das Ding für einen gestandenen Westfalen.
Aber manchmal ist auch meinem Westfalenmann nach "Plaudern", das sind dann die Momente, wo er mir von dem L. erzählt, der immer schon morgens um 5h im Büro ist.
Diese beiden
Neben absichtslosem Plaudern gibt es dann noch das "Reden über etwas" oder "Erzählen mit Hintergrunderwartung".
K. streitet zwar strikt ab, dass so etwas bei ihm vorkommt, (und ich lasse das einfach so im Raum stehen, ich will ja nicht ständig streiten) aber ich dagegen rede eigentlich nur mit den Menschen gerne, die meine grundsätzlich bestehende Hintergrunderwartung mit ihren Reaktionen auf meine Erzählungen auch im Wesentlichen erfüllen.
Und das sind dann leider nicht sehr viele Menschen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit daran liegt, dass ich so verdrehte Hintergrunderwartungen habe.
Dabei rede ich gerne "über etwas". Ich rede gerne über all die vielen Gedanken, die mir regelmäßig so durch den Kopf gehen und stelle dabei auch gerne jede Menge Warum-Fragen. Wenn dann jemand darauf reagiert mit "Du kannst Fragen stellen, woher soll ich das denn wissen?" wird er bei mir in der Schublade "lohnt sich nicht, mit zu reden" gespeichert und ich lese dann lieber auf meinem Handy rum als mich weiter mit so langweiligen Zeitgenossen zu unterhalten. Denn natürlich weiß der Befragte die Antwort auf meine Warum-Frage nicht, niemand weiß die, aber was spricht dagegen, sich mögliche Antworten auszudenken?
Mit K. kann man solche Gespräche sehr gut führen. Seine Antworten auf meine Warum-Fragen sind meistens so herrlich trocken und abstrus, dass ich ihn schon aus schierer Neugier, was ihm diesmal wohl wieder einfällt, regelmäßig mit solchen Warum-Fragen nerve. Und auch sonst erfüllt er meine latenten Hintergrunderwartungen eigentlich immer so gut, dass ich wirklich sehr, sehr gerne mit ihm rede. Er muss dabei dann gar nicht viel sprechen, er kommt meist mit wenigen Worten aus, die sind dann aber so passend, dass sie dem Schwall meiner schillernd bunten, aufgeregt durcheinander wirbelnden Frage-Erzähl-Antwort-Durcheinanderplaudereien locker gewachsen sind.
Und zusätzlich ist er in der Lage, sich darüber zu freuen, wie wortreich ich schweigen kann, wenn ich mal leise sein will
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