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Sonntag, 30. August 2020
Nur positive Coronafolgen, ein neuer Rekord und die Abrollrichtung der Zewarolle
anje, 22:46h
Hat das jemand gehört, dieses laute Wusch, mit dem die letzten drei Tage vergangen sind?
K ist grade eben erst hier angekommen und jetzt ist er schon wieder weg. Dabei war er schon seit Donnerstag hier, aber trotzdem fühlt es sich nur an wie ein kurzer Moment.
Der eine geht, ein anderer kommt, J kam heute mit der letzten Fähre und bleibt jetzt auch erst mal bis November. Vorher geht nämlich sein Semester gar nicht wieder los und da er aktuell wirklich überhaupt nix mehr zu lernen hat, kann er die nächsten Wochen auch einfach ein bisschen in der Milchbude arbeiten, alles besser als pure Langeweile und Corona erträgt man besten zu Hause.
Ich habe in der letzten Zeit wirklich sehr viel im Internet rumgelesen, weil sich das so wunderbar mit "mit Gipsbein auf Couch rumliegen" vereinbaren lässt und bin dabei an verschiedenen Stellen auf sehr persönliche Berichte über die Auswirkungen und Folgen und vor allem auch die Spätfolgen der durch Corona geänderten Lebensumstände gestoßen und kam über diesen Umweg zu der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich für viele Menschen wirklich nicht gut ist, wenn sie dauerhaft von ihren bisher gewohnten sozialen Kontakten körperlich abgeschnitten sind und dass vor allem so ein radikaler Wandel des Alltags für die allermeisten Menschen nur sehr schwer zu verkraften ist.
Ich kann solche "Einsichten" nur durch viel Lesen und durch die Aufnahme immer gleicher Informationen als "wird wohl tatsächlich für die meisten ein Thema sein" akzeptieren, denn rein intuitiv reagiere ich nur sehr verwundert und unverständig auf die Klage "mir fehlen meine Freunde", weil hey, ihr könnt doch telefonieren oder videochatten und was braucht es denn sonst noch?
Und wenn sich die Lebensumstände ändern, dann ändern sie sich eben, da ich persönlich ein schon fast extrem fatalistisches Gemüt habe, nehme ich geänderte Realitäten einfach nur hin und akzeptiere sie als neue Realitäten, wenn ich sie weder ändern noch ignorieren kann. Aber auch dieser Fatalismus scheint keine neurotypische Reaktion zu sein.
Gleichzeitig ist mir durch die Berichte über die für viele erst nach und nach eintretenden belastenden Folgen der Coronasituation noch mal extra deutlich klargeworden, wie ungemein privilegiert ich bin.
Denn alles, was es braucht, um von der pandemiebedingten notwendigen Einsiedelersituation umfassend zu profitieren, all das bringe ich als "Grundeinstellung" von ganz alleine schon mit.
Für mich ergeben sich aus "deraktuellensituation" keinerlei finanzielle Folgen, eher im Gegenteil, so wie es zur Zeit aussieht, werde ich rein finanziell gründlich davon profitiert haben.
Mein Beruf lässt sich ziemlich problemlos jederzeit ins Home-Office verlegen und mein Home-Office ist inklusiver ergonomischer Sitzmöglichkeiten bestens ausgestattet.
Zu meinem Haushalt gehören keine schulpflichtigen Kinder, ich muss mich mit dem gesamten Themenirrsinn aus Schule und Corona und blödsinnigen Vorschriften, aus bekloppten Lehrern, seltsamen Erwartungshaltungen und genervten Kindern nicht beschäftigen.
Mein Lieblingszustand ist "zu Hause sein", oder, wie meine Freundin Barbara es neulich so hübsch ausdrückte: Mein Aszendent ist Einsiedlerkrebs.
Mein Gemütszustand hat sich also seit März kontinuierlich verbessert, ich muss nicht mehr rausgehen.
Der einzige Mensch, mit dem es mir wirklich wichtig ist, zusammenzusein, ist mit mir zuhause, da kann ich nur sagen: Besser geht nicht!
Alle anderen Menschen, die ansonsten mit mir gemeinsam in meinem Haushalt wohnen, sind entweder nur vorübergehend als Gast anwesend oder ich habe ihre Anwesenheit aktiv akzeptiert, durch die Ausweichmöglichkeiten des Zweithaushaltes ergeben sich unangenehme Dauernervsituationen per default nicht.
Naja, und ansonsten habe ich natürlich noch all die anderen Privilegien, die ich auch alle schon vorher hatte, die haben sich nicht geändert, aber nicht nur "dieaktuellesituation" erträgt sich besser, sondern jede Situation ist angenehmer, wenn man all den Luxus, der für mich halt zum Alltag gehört, auch noch zusätzlich genießen kann.
Ich habe also tatsächlich überhaupt gar nichts an "deraktuellensituation" auszusetzen, außer die Sorge, dass sie wahrscheinlich nicht ewig dauern wird und dass ich mich dann wieder umgewöhnen muss, ich fürchte, das wird hart. Aber so lange es geht, geht's und so wie es aussieht, wird es ja wohl auch noch eine Weile dauern. I'll keep my fingers crossed.
Soweit also mein persönlicher Bericht, was Corona so mit mir gemacht hat bisher, ich schäme mich ein wenig, weil es mir wirklich nur rundum besser geht, aber es kommen sicher auch wieder andere Zeiten und dann muss ich raus und unter Leute und dort Smalltalk machen und mich totlangweilen, es wird sich wahrscheinlich nicht dauerhaft vermeiden lassen.
Zum Abschluss noch eine kurze Notiz zu einer Rekordverbesserung: Da wir ja überall Kameras haben, lässt sich die Zeit, die K von Haustür zu Haustür benötigt, wunderbar ablesen, er hat das Haus hier auf Borkum heute um 17.30h verlassen und fuhr um 18.58h in Greven in die Tiefgarage. Das sind 88 Minuten und damit ein neuer Haus-zu-Haus-Rekord.
Ach, und noch was: N hat die Zewarolle wieder richtigrum in den Abroller gelegt. Es ist erst ein paar Tage her, dass N mich fragte, seit wann ich die Zewarolle falschrum in den Abroller einlege, also dass Papier zur Wand abrollen lasse, statt nach vorne. Ihn wunderte das, weil er weiß, dass ich schon mehrfach auch auf fremden Klos das Klopapier umgedreht habe, weil ich es nicht ertrage, wenn sich das Papier zur Wand hin abrollt. Ich musste sehr grinsen und erklärte ihm, dass K das macht, der meint nämlich, dass es sich andersrum besser abreißen lässt. Ich habe aufgegeben, das mit ihm zu diskutieren, ich drehe die Rolle einfach kommentarlos wieder zurück, wenn K aus der Küche gegangen ist. K sei das aber noch nicht aufgefallen, er gibt sich eigentlich jedes Mal von neuem Mühe, mich von seiner richtigen Abrollrichtung zu überzeugen, was ich niedlich finde, weil er sonst wenig missionarischen Eifer im Haushalt zeigt.
Auf alle Fälle war die Zewarolle natürlich richtigrum eingelegt bevor K am Wochenende kam, aber als N sich vorhin ein Stück Küchentuch abreißen wollte, stellte er zu seinem großem Amüsement fest, dass K die Rolle tatsächlich wieder umgedreht hatte - und ich schätze, ab jetzt läuft da eine offene Challenge
.
K ist grade eben erst hier angekommen und jetzt ist er schon wieder weg. Dabei war er schon seit Donnerstag hier, aber trotzdem fühlt es sich nur an wie ein kurzer Moment.
Der eine geht, ein anderer kommt, J kam heute mit der letzten Fähre und bleibt jetzt auch erst mal bis November. Vorher geht nämlich sein Semester gar nicht wieder los und da er aktuell wirklich überhaupt nix mehr zu lernen hat, kann er die nächsten Wochen auch einfach ein bisschen in der Milchbude arbeiten, alles besser als pure Langeweile und Corona erträgt man besten zu Hause.
Ich habe in der letzten Zeit wirklich sehr viel im Internet rumgelesen, weil sich das so wunderbar mit "mit Gipsbein auf Couch rumliegen" vereinbaren lässt und bin dabei an verschiedenen Stellen auf sehr persönliche Berichte über die Auswirkungen und Folgen und vor allem auch die Spätfolgen der durch Corona geänderten Lebensumstände gestoßen und kam über diesen Umweg zu der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich für viele Menschen wirklich nicht gut ist, wenn sie dauerhaft von ihren bisher gewohnten sozialen Kontakten körperlich abgeschnitten sind und dass vor allem so ein radikaler Wandel des Alltags für die allermeisten Menschen nur sehr schwer zu verkraften ist.
Ich kann solche "Einsichten" nur durch viel Lesen und durch die Aufnahme immer gleicher Informationen als "wird wohl tatsächlich für die meisten ein Thema sein" akzeptieren, denn rein intuitiv reagiere ich nur sehr verwundert und unverständig auf die Klage "mir fehlen meine Freunde", weil hey, ihr könnt doch telefonieren oder videochatten und was braucht es denn sonst noch?
Und wenn sich die Lebensumstände ändern, dann ändern sie sich eben, da ich persönlich ein schon fast extrem fatalistisches Gemüt habe, nehme ich geänderte Realitäten einfach nur hin und akzeptiere sie als neue Realitäten, wenn ich sie weder ändern noch ignorieren kann. Aber auch dieser Fatalismus scheint keine neurotypische Reaktion zu sein.
Gleichzeitig ist mir durch die Berichte über die für viele erst nach und nach eintretenden belastenden Folgen der Coronasituation noch mal extra deutlich klargeworden, wie ungemein privilegiert ich bin.
Denn alles, was es braucht, um von der pandemiebedingten notwendigen Einsiedelersituation umfassend zu profitieren, all das bringe ich als "Grundeinstellung" von ganz alleine schon mit.
Für mich ergeben sich aus "deraktuellensituation" keinerlei finanzielle Folgen, eher im Gegenteil, so wie es zur Zeit aussieht, werde ich rein finanziell gründlich davon profitiert haben.
Mein Beruf lässt sich ziemlich problemlos jederzeit ins Home-Office verlegen und mein Home-Office ist inklusiver ergonomischer Sitzmöglichkeiten bestens ausgestattet.
Zu meinem Haushalt gehören keine schulpflichtigen Kinder, ich muss mich mit dem gesamten Themenirrsinn aus Schule und Corona und blödsinnigen Vorschriften, aus bekloppten Lehrern, seltsamen Erwartungshaltungen und genervten Kindern nicht beschäftigen.
Mein Lieblingszustand ist "zu Hause sein", oder, wie meine Freundin Barbara es neulich so hübsch ausdrückte: Mein Aszendent ist Einsiedlerkrebs.
Mein Gemütszustand hat sich also seit März kontinuierlich verbessert, ich muss nicht mehr rausgehen.
Der einzige Mensch, mit dem es mir wirklich wichtig ist, zusammenzusein, ist mit mir zuhause, da kann ich nur sagen: Besser geht nicht!
Alle anderen Menschen, die ansonsten mit mir gemeinsam in meinem Haushalt wohnen, sind entweder nur vorübergehend als Gast anwesend oder ich habe ihre Anwesenheit aktiv akzeptiert, durch die Ausweichmöglichkeiten des Zweithaushaltes ergeben sich unangenehme Dauernervsituationen per default nicht.
Naja, und ansonsten habe ich natürlich noch all die anderen Privilegien, die ich auch alle schon vorher hatte, die haben sich nicht geändert, aber nicht nur "dieaktuellesituation" erträgt sich besser, sondern jede Situation ist angenehmer, wenn man all den Luxus, der für mich halt zum Alltag gehört, auch noch zusätzlich genießen kann.
Ich habe also tatsächlich überhaupt gar nichts an "deraktuellensituation" auszusetzen, außer die Sorge, dass sie wahrscheinlich nicht ewig dauern wird und dass ich mich dann wieder umgewöhnen muss, ich fürchte, das wird hart. Aber so lange es geht, geht's und so wie es aussieht, wird es ja wohl auch noch eine Weile dauern. I'll keep my fingers crossed.
Soweit also mein persönlicher Bericht, was Corona so mit mir gemacht hat bisher, ich schäme mich ein wenig, weil es mir wirklich nur rundum besser geht, aber es kommen sicher auch wieder andere Zeiten und dann muss ich raus und unter Leute und dort Smalltalk machen und mich totlangweilen, es wird sich wahrscheinlich nicht dauerhaft vermeiden lassen.
Zum Abschluss noch eine kurze Notiz zu einer Rekordverbesserung: Da wir ja überall Kameras haben, lässt sich die Zeit, die K von Haustür zu Haustür benötigt, wunderbar ablesen, er hat das Haus hier auf Borkum heute um 17.30h verlassen und fuhr um 18.58h in Greven in die Tiefgarage. Das sind 88 Minuten und damit ein neuer Haus-zu-Haus-Rekord.
Ach, und noch was: N hat die Zewarolle wieder richtigrum in den Abroller gelegt. Es ist erst ein paar Tage her, dass N mich fragte, seit wann ich die Zewarolle falschrum in den Abroller einlege, also dass Papier zur Wand abrollen lasse, statt nach vorne. Ihn wunderte das, weil er weiß, dass ich schon mehrfach auch auf fremden Klos das Klopapier umgedreht habe, weil ich es nicht ertrage, wenn sich das Papier zur Wand hin abrollt. Ich musste sehr grinsen und erklärte ihm, dass K das macht, der meint nämlich, dass es sich andersrum besser abreißen lässt. Ich habe aufgegeben, das mit ihm zu diskutieren, ich drehe die Rolle einfach kommentarlos wieder zurück, wenn K aus der Küche gegangen ist. K sei das aber noch nicht aufgefallen, er gibt sich eigentlich jedes Mal von neuem Mühe, mich von seiner richtigen Abrollrichtung zu überzeugen, was ich niedlich finde, weil er sonst wenig missionarischen Eifer im Haushalt zeigt.
Auf alle Fälle war die Zewarolle natürlich richtigrum eingelegt bevor K am Wochenende kam, aber als N sich vorhin ein Stück Küchentuch abreißen wollte, stellte er zu seinem großem Amüsement fest, dass K die Rolle tatsächlich wieder umgedreht hatte - und ich schätze, ab jetzt läuft da eine offene Challenge
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