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Sonntag, 24. Juni 2018
Und wieder ein Lebensabschnitt beendet
anje, 01:51h
Jetzt ist das letzte Kind nicht nur mit der Schule fertig (und hat damit den höchstmöglichen Schulabschluss der Bundesrepublik Deutschland, wie es pathetisch in den Abireden hieß), sondern es ist jetzt auch endgültig wieder aus der Schule ausgezogen.
Fünf Jahre hat J. Im Internat gelebt, unterbrochen durch ein Jahr Kanada, aber vor fünf Jahren haben wir einen wesentlichen Teil seines Hausstandes ins Internat transportiert - und heute war der Rücktransport.
Er hat alle Schlüssel abgegeben, sich aus den schulischen Gruppen abgemeldet, sein Schulaccount ist geschlossen und die Gefährten der letzten Jahre verteilen sich jetzt in der Weltgeschichte.
Ich denke, für einen Internatsschüler ist das Abitur ein noch größerer Einschnitt im Leben als für einen „normalen“ Abiturienten, der mit der Zeugnisübergabe nicht automatisch auch sofort sein bisheriges Zuhause aufgibt. „Normale“ Abiturienten haben eine etwas gleitendere Übergangszeit, sie starten aus ihrer gewohnten Umgebung und leben zwischen Schule und Uni nicht in einem halben Schwebezustand mit gepackten Kisten, die zwischengelagert sind.
Für J. kommt dann noch erschwerend hinzu, dass er ja auch noch zwischen zwei Zuhauses pendeln muss und sich deshalb jetzt noch nicht mal an einer Stelle vernünftig ausbreiten kann, weil in beiden Häusern sein Zimmer aktuell nicht für eine Dauerbewohnung eingerichtet ist - und weil es sich ja eigentlich auch nicht lohnt, das für die Übergangszeit von drei Monaten, bis er zum Studieren ja sowieso wieder auszieht, zu ändern.
Aber andererseits hat er genau so ja auch die letzten Jahre gelebt, er war an vielen Stellen immer ein bisschen zu Hause, jetzt ist nur eine Stelle davon weggefallen. Zugegeben die, wo er sich am meisten aufgehalten hat, aber die Perspektiven, dass er in Zukunft ein deutlich normaleres Leben führt, sind ja gar nicht so schlecht.
Für mich als Mutter ist es allerdings eine große Erleichterung, dass dieser Lebensabschnitt für ihn jetzt schon mal geschafft ist. J. und Schule, das war viele, viele Jahre kein glückliches Pärchen, und ich habe mir unterwegs oft Sorgen gemacht, ob es mir gelingen wird, ihn da erfolgreich durchzulotsen, aber den fulminanten Schlussspurt, mit dem er jetzt ja jedem Skeptiker bewiesen hat, dass er kann, wenn er nur will, der war nicht nur erfolgreich, der war vor allem beeindruckend.
Er war nicht nur mit großem Abstand Jahrgangsbester, er hat auch den Förderpreis der deutschen Gesellschaft für Chemie gewonnen und die Schule hat ihn für ein Stipendium der deutschen Studienstiftung vorgeschlagen.
Wenn ich mir überlege, dass ihn das Gymnasium im Rheinland, wo ich ihn ursprünglich angemeldet hatte, abgelehnt hat, weil er keine uneingeschränkte Gymnasialempfehlung von der Grundschule bekam, dann ist ja letztlich nun doch alles gut ausgegangen.
Er hat Zeit seiner Schulzeit die Fächer Kunst, Musik und Sport hartnäckig verweigert, weil er stets sagte, dass Schule für Lesen, Schreiben und Rechnen da ist und nicht für den sonstigen Hobbykram, den man nur zum Leben braucht, wenn man Spaß dran hat, eine Einstellung, die ich grundsätzlich respektiere, die ihm aber viel Gegenwind in der Schule eingebracht und ihm im übrigen auch die 1,0 als Abischnitt verhagelt hat, denn er hat es tatsächlich geschafft, Musik nur als Minderkurs in den Gesamtschnitt einzubringen.
Ich glaube nicht, dass mir irgendjemand vorwerfen kann, meinen Kindern grade in Musik und Kunst nicht genug Vorbild, Möglichkeiten, Anregung gegeben zu haben, ich kenne wenige Haushalte, in denen Musik und Kunst im Alltag präsenter waren als bei uns - aber grade deswegen habe ich es auch immer abgelehnt, die Kinder dazu zu zwingen. Anders als bspw. Orthographie, die ich stets als zentrale Schlüsselfunktion für jede Art von intelligentem Leben definiert habe (ja, ich bin bekennender Rechtschreibfanatiker), empfand ich Kunst und Musik eher als „freie Künste“, was nun unterm Strich dazu führte, dass J. nie genug Lust dazu hatte, um sich freiwillig damit zu beschäftigen, was notentechnisch aber eben suboptimal ist.
Dafür hat sein Chemielehrer seine Abiturklausur nicht nur wegen der 98% der erreichten Punkte als bemerkenswert bezeichnet, sondern und vor allem auch deshalb, weil J. keine Rechtschreibfehler in der Klausur gemacht hat. Das war für ihn wirklich eine Besonderheit. Es gibt wohl immer mal wieder Kinder, die wirklich gut in Chemie sind, aber welche, die dann zusätzlich auch noch eine saubere Orthographie beherrschen, die scheinen wirklich selten zu sein. - Das kann man jetzt bewerten wie man möchte, aber ich bleibe dabei, dass ich es sinnvoller finde, ein Kind zu einer sauberen Rechtschreibung zu erziehen, dafür muss es aber weder malen noch musizieren, wenn es das denn partout nicht will
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Fünf Jahre hat J. Im Internat gelebt, unterbrochen durch ein Jahr Kanada, aber vor fünf Jahren haben wir einen wesentlichen Teil seines Hausstandes ins Internat transportiert - und heute war der Rücktransport.
Er hat alle Schlüssel abgegeben, sich aus den schulischen Gruppen abgemeldet, sein Schulaccount ist geschlossen und die Gefährten der letzten Jahre verteilen sich jetzt in der Weltgeschichte.
Ich denke, für einen Internatsschüler ist das Abitur ein noch größerer Einschnitt im Leben als für einen „normalen“ Abiturienten, der mit der Zeugnisübergabe nicht automatisch auch sofort sein bisheriges Zuhause aufgibt. „Normale“ Abiturienten haben eine etwas gleitendere Übergangszeit, sie starten aus ihrer gewohnten Umgebung und leben zwischen Schule und Uni nicht in einem halben Schwebezustand mit gepackten Kisten, die zwischengelagert sind.
Für J. kommt dann noch erschwerend hinzu, dass er ja auch noch zwischen zwei Zuhauses pendeln muss und sich deshalb jetzt noch nicht mal an einer Stelle vernünftig ausbreiten kann, weil in beiden Häusern sein Zimmer aktuell nicht für eine Dauerbewohnung eingerichtet ist - und weil es sich ja eigentlich auch nicht lohnt, das für die Übergangszeit von drei Monaten, bis er zum Studieren ja sowieso wieder auszieht, zu ändern.
Aber andererseits hat er genau so ja auch die letzten Jahre gelebt, er war an vielen Stellen immer ein bisschen zu Hause, jetzt ist nur eine Stelle davon weggefallen. Zugegeben die, wo er sich am meisten aufgehalten hat, aber die Perspektiven, dass er in Zukunft ein deutlich normaleres Leben führt, sind ja gar nicht so schlecht.
Für mich als Mutter ist es allerdings eine große Erleichterung, dass dieser Lebensabschnitt für ihn jetzt schon mal geschafft ist. J. und Schule, das war viele, viele Jahre kein glückliches Pärchen, und ich habe mir unterwegs oft Sorgen gemacht, ob es mir gelingen wird, ihn da erfolgreich durchzulotsen, aber den fulminanten Schlussspurt, mit dem er jetzt ja jedem Skeptiker bewiesen hat, dass er kann, wenn er nur will, der war nicht nur erfolgreich, der war vor allem beeindruckend.
Er war nicht nur mit großem Abstand Jahrgangsbester, er hat auch den Förderpreis der deutschen Gesellschaft für Chemie gewonnen und die Schule hat ihn für ein Stipendium der deutschen Studienstiftung vorgeschlagen.
Wenn ich mir überlege, dass ihn das Gymnasium im Rheinland, wo ich ihn ursprünglich angemeldet hatte, abgelehnt hat, weil er keine uneingeschränkte Gymnasialempfehlung von der Grundschule bekam, dann ist ja letztlich nun doch alles gut ausgegangen.
Er hat Zeit seiner Schulzeit die Fächer Kunst, Musik und Sport hartnäckig verweigert, weil er stets sagte, dass Schule für Lesen, Schreiben und Rechnen da ist und nicht für den sonstigen Hobbykram, den man nur zum Leben braucht, wenn man Spaß dran hat, eine Einstellung, die ich grundsätzlich respektiere, die ihm aber viel Gegenwind in der Schule eingebracht und ihm im übrigen auch die 1,0 als Abischnitt verhagelt hat, denn er hat es tatsächlich geschafft, Musik nur als Minderkurs in den Gesamtschnitt einzubringen.
Ich glaube nicht, dass mir irgendjemand vorwerfen kann, meinen Kindern grade in Musik und Kunst nicht genug Vorbild, Möglichkeiten, Anregung gegeben zu haben, ich kenne wenige Haushalte, in denen Musik und Kunst im Alltag präsenter waren als bei uns - aber grade deswegen habe ich es auch immer abgelehnt, die Kinder dazu zu zwingen. Anders als bspw. Orthographie, die ich stets als zentrale Schlüsselfunktion für jede Art von intelligentem Leben definiert habe (ja, ich bin bekennender Rechtschreibfanatiker), empfand ich Kunst und Musik eher als „freie Künste“, was nun unterm Strich dazu führte, dass J. nie genug Lust dazu hatte, um sich freiwillig damit zu beschäftigen, was notentechnisch aber eben suboptimal ist.
Dafür hat sein Chemielehrer seine Abiturklausur nicht nur wegen der 98% der erreichten Punkte als bemerkenswert bezeichnet, sondern und vor allem auch deshalb, weil J. keine Rechtschreibfehler in der Klausur gemacht hat. Das war für ihn wirklich eine Besonderheit. Es gibt wohl immer mal wieder Kinder, die wirklich gut in Chemie sind, aber welche, die dann zusätzlich auch noch eine saubere Orthographie beherrschen, die scheinen wirklich selten zu sein. - Das kann man jetzt bewerten wie man möchte, aber ich bleibe dabei, dass ich es sinnvoller finde, ein Kind zu einer sauberen Rechtschreibung zu erziehen, dafür muss es aber weder malen noch musizieren, wenn es das denn partout nicht will
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