Mittwoch, 17. November 2021
Verschiedene Meinungen
anje, 23:54h
Ich muss da was klarstellen: Wenn ich sage, dass ich ein Fan von Richard David Precht bin, weil ich seine Argumentationslogik mag und mich oft in seinen Aussagen wiederfinde, dann heißt das nicht, dass ich alles, was er so sagt, richtig finde und noch weniger heißt das, dass ich immer seiner Meinung bin.
Seine krude Impfskepsis zB finde ich genauso wie ich sie grade genannt habe: krude. Und das Wort wähle ich nur, weil ich Herrn Precht ansonsten schätze und ihm deshalb zugestehe, auch mal Einstellungen zu vertreten, die ich bei anderen Leuten als "Fehler in der intellektuellen Programmierung" bezeichnen würde, bei ihm lasse ich es in diesem Fall aber als Schrulle durchgehen, die ich einfach ignorieren kann im Rahmen meiner sonstigen, positiven Akzeptanz.
Es gibt auch Leute, die nehmen ihm seine ablehnende Haltung zur Gendersprache übel, weil er sagt, dass es doch keinerlei gesetzliche Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern gibt und dass er es deshalb nicht für notwendig erachtet, hier sprachlich noch extra Wirbel zu machen. Auch das ist eine Meinung, die ich einfach so stehen lasse, ich habe zu dem gesamten Thema "moderner Feminismus" noch mal eine ganz andere Meinung, ich bin aber auch eine Frau und bringe insoweit natürlich auch eine andere Lebenserfahrung mit.
Ganz grob zusammengefasst ist meine Einstellung zu Gendersprache, Feminismus und was es sonst noch an Themen rund um schützenswerte Minderheiten gibt: Not my cup of tea.
Ich finde, ich bin aus dem Alter raus, wo ich mich mit Themen beschäftigen sollte, die aus meiner Sicht eindeutig reine Jugendthemen sind. Sollen sich die jungen Leute hier einbringen und ereifern und die Sprache samt Gesellschaft und Regulatorik verändern, wie es ihnen gefällt, das können die sehr gut alleine, da stören die alten Leute nur, denn um alte Leute geht es bei diesen Themen einfach mal gar nicht mehr.
Genau deshalb benutze ich auch keine entgenderten Begriffe oder so sprachliche Stolpersteine wie :innen nach einem glottal stop, ich möchte gerne in Würde altern und denke, ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass man sich nicht unnötig zum Affen macht, indem man eifrig jede Mode mitmacht.
Vielleicht schleifen sich manche Begriffe ja auch ganz von alleine in meinen Sprachgebrauch ein, das mag durchaus sein und stört mich dann aber auch nicht, ich möchte am allerliebsten einfach nur überhaupt nicht darauf achten.
So wie mit der neuen Rechtschreibung, die ja auch erst eingeführt wurde als ich schon lange allen offiziellen Bildungseinrichtungen entwachsen war. Ich habe mich weder dagegen gewehrt noch sie sofort jubelnd begrüßt, ich habe das Schreiben einfach laufenlassen, wie es mir grade passend vorkam und benutze bis heute ein leicht gemischtes Kauderwelsch aus alter und neuer Rechtschreibung. Z.B. fällt mir immer noch schwer, das große "Du" in der persönlichen Anrede kleinzuschreiben, bin aber gleichzeitig viel zu bequem, das auch konsequent durchzuhalten. Die neue Rechtschreibung bietet halt auch einige sehr bequeme orthographische Erleichterungen und ich habe lange mit großem Amüsement den Kampf der erbitterten Gegner gegen den drohenden Untergang der deutschen Sprache beobachtet, der aber mit zunehmender Alltagsetablierung der neuen Rechtschreibung immer mehr an Schwung verlor.
In meinen jungen Jahren war ich übrigens durchaus aktiv in Punkto sprachlicher Emanzipation, Die Töchter Egalias zB war ein Buch, was mir sehr gefiel und ich überlegte damals ernsthaft, ob ich nicht meine gesamte Sprache umstelle, vielleicht nicht so radikal wie in diesem Buch, aber das generische Feminin fand ich eindeutig eine interessante Idee. Einfach nur so, weil es so wunderbar provozierend gewesen wäre und das hätte mir sehr viel Spaß gemacht.
Gleichzeitig hatte ich aber immer schon ein Problem mit der Begründung "weil ich eine Frau bin", denn zu viele Frauen benutzen diesen Satz als Grund für ein Nichterreichen von gewünschten Zielen und das war mir immer schon zu billig.
Wenn mir Dinge nicht gelingen, dann gelingen sie mir nicht, weil ich nicht gut genug bin und "gut genug" definiert sich als die Summe aller bewerteten Leistungen und Eigenschaften, die es braucht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Wenn ich Modell werden will und einen BMI von über 30 habe, dann muss ich für die Zielerreichung sicherlich mehr tun als ein anderer Mensch, der mit einem BMI von 20 schon 90% der notwendigen "Leistung" ohne große Anstrengung einfach durch seine pure Existenz mitbringt. Ähnlich unterschiedlich beurteilte Leistungsunterschiede gibt es nicht nur bei der Bewertung der Körpermaße, sondern sicherlich auch bei der Bewertung des Geschlechts und bei der Bewertung der Haarpracht, bei der Bewertung der Intelligenz und bei der Bewertung des individuellen Charismas, aber so ist das Leben eben, die Ungerechtigkeit beginnt schon bei den Erbanlagen.
Für diese unterschiedlichen Ausgangssituationen, die in vielen Fällen einfach durch angeborene Merkmale unveränderlich bestimmt sind, gibt es eine Menge Beispiele, kluge Menschen haben es leichter als dumme, reiche Kinder leichter als arme usw. usw. - und ich habe stets versucht, aus den mir mitgegebenen Merkmalen und Fähigkeiten das für mich Beste zu machen. "Nur weil ich eine Frau bin" zahlte sicherlich in einigen Situationen mit Minuspunkten auf das vorzulegende Leistungsniveau ein, dafür hatte ich in anderen Leistungsbereichen aber auch angeborene Vorteile, ich habe zB einen IQ, der über dem Durchschnitt liegt, und so gleicht das eine das andere wieder aus und letztlich zählt das Gesamtbild der vorgetragenen Leistung.
Ich habe mir das mit dem generischen Feminin damals gründlich überlegt und wenn ich ein heterosexueller Mann gewesen wäre, dann hätte ich diese Sprachvariante ganz bestimmt übernommen.
Aber bei einer Frau wirkt das komplett anders und genau diese Rolle wollte ich mir nie zuschreiben lassen. Ich kämpfe nicht aus der Opferrolle - ich gewähre gnädig aus der Herrschaftsrolle und deshalb verteidige ich das generische Maskulin, weil es bei der sprachlichen Bezeichnung beider Geschlechter einfach der kleinste gemeinsame Nenner ist, ich kann ja auch nichts dafür, dass Frauen diese natürliche Überlegenheit so gerne herunterspielen wollen
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Seine krude Impfskepsis zB finde ich genauso wie ich sie grade genannt habe: krude. Und das Wort wähle ich nur, weil ich Herrn Precht ansonsten schätze und ihm deshalb zugestehe, auch mal Einstellungen zu vertreten, die ich bei anderen Leuten als "Fehler in der intellektuellen Programmierung" bezeichnen würde, bei ihm lasse ich es in diesem Fall aber als Schrulle durchgehen, die ich einfach ignorieren kann im Rahmen meiner sonstigen, positiven Akzeptanz.
Es gibt auch Leute, die nehmen ihm seine ablehnende Haltung zur Gendersprache übel, weil er sagt, dass es doch keinerlei gesetzliche Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern gibt und dass er es deshalb nicht für notwendig erachtet, hier sprachlich noch extra Wirbel zu machen. Auch das ist eine Meinung, die ich einfach so stehen lasse, ich habe zu dem gesamten Thema "moderner Feminismus" noch mal eine ganz andere Meinung, ich bin aber auch eine Frau und bringe insoweit natürlich auch eine andere Lebenserfahrung mit.
Ganz grob zusammengefasst ist meine Einstellung zu Gendersprache, Feminismus und was es sonst noch an Themen rund um schützenswerte Minderheiten gibt: Not my cup of tea.
Ich finde, ich bin aus dem Alter raus, wo ich mich mit Themen beschäftigen sollte, die aus meiner Sicht eindeutig reine Jugendthemen sind. Sollen sich die jungen Leute hier einbringen und ereifern und die Sprache samt Gesellschaft und Regulatorik verändern, wie es ihnen gefällt, das können die sehr gut alleine, da stören die alten Leute nur, denn um alte Leute geht es bei diesen Themen einfach mal gar nicht mehr.
Genau deshalb benutze ich auch keine entgenderten Begriffe oder so sprachliche Stolpersteine wie :innen nach einem glottal stop, ich möchte gerne in Würde altern und denke, ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass man sich nicht unnötig zum Affen macht, indem man eifrig jede Mode mitmacht.
Vielleicht schleifen sich manche Begriffe ja auch ganz von alleine in meinen Sprachgebrauch ein, das mag durchaus sein und stört mich dann aber auch nicht, ich möchte am allerliebsten einfach nur überhaupt nicht darauf achten.
So wie mit der neuen Rechtschreibung, die ja auch erst eingeführt wurde als ich schon lange allen offiziellen Bildungseinrichtungen entwachsen war. Ich habe mich weder dagegen gewehrt noch sie sofort jubelnd begrüßt, ich habe das Schreiben einfach laufenlassen, wie es mir grade passend vorkam und benutze bis heute ein leicht gemischtes Kauderwelsch aus alter und neuer Rechtschreibung. Z.B. fällt mir immer noch schwer, das große "Du" in der persönlichen Anrede kleinzuschreiben, bin aber gleichzeitig viel zu bequem, das auch konsequent durchzuhalten. Die neue Rechtschreibung bietet halt auch einige sehr bequeme orthographische Erleichterungen und ich habe lange mit großem Amüsement den Kampf der erbitterten Gegner gegen den drohenden Untergang der deutschen Sprache beobachtet, der aber mit zunehmender Alltagsetablierung der neuen Rechtschreibung immer mehr an Schwung verlor.
In meinen jungen Jahren war ich übrigens durchaus aktiv in Punkto sprachlicher Emanzipation, Die Töchter Egalias zB war ein Buch, was mir sehr gefiel und ich überlegte damals ernsthaft, ob ich nicht meine gesamte Sprache umstelle, vielleicht nicht so radikal wie in diesem Buch, aber das generische Feminin fand ich eindeutig eine interessante Idee. Einfach nur so, weil es so wunderbar provozierend gewesen wäre und das hätte mir sehr viel Spaß gemacht.
Gleichzeitig hatte ich aber immer schon ein Problem mit der Begründung "weil ich eine Frau bin", denn zu viele Frauen benutzen diesen Satz als Grund für ein Nichterreichen von gewünschten Zielen und das war mir immer schon zu billig.
Wenn mir Dinge nicht gelingen, dann gelingen sie mir nicht, weil ich nicht gut genug bin und "gut genug" definiert sich als die Summe aller bewerteten Leistungen und Eigenschaften, die es braucht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Wenn ich Modell werden will und einen BMI von über 30 habe, dann muss ich für die Zielerreichung sicherlich mehr tun als ein anderer Mensch, der mit einem BMI von 20 schon 90% der notwendigen "Leistung" ohne große Anstrengung einfach durch seine pure Existenz mitbringt. Ähnlich unterschiedlich beurteilte Leistungsunterschiede gibt es nicht nur bei der Bewertung der Körpermaße, sondern sicherlich auch bei der Bewertung des Geschlechts und bei der Bewertung der Haarpracht, bei der Bewertung der Intelligenz und bei der Bewertung des individuellen Charismas, aber so ist das Leben eben, die Ungerechtigkeit beginnt schon bei den Erbanlagen.
Für diese unterschiedlichen Ausgangssituationen, die in vielen Fällen einfach durch angeborene Merkmale unveränderlich bestimmt sind, gibt es eine Menge Beispiele, kluge Menschen haben es leichter als dumme, reiche Kinder leichter als arme usw. usw. - und ich habe stets versucht, aus den mir mitgegebenen Merkmalen und Fähigkeiten das für mich Beste zu machen. "Nur weil ich eine Frau bin" zahlte sicherlich in einigen Situationen mit Minuspunkten auf das vorzulegende Leistungsniveau ein, dafür hatte ich in anderen Leistungsbereichen aber auch angeborene Vorteile, ich habe zB einen IQ, der über dem Durchschnitt liegt, und so gleicht das eine das andere wieder aus und letztlich zählt das Gesamtbild der vorgetragenen Leistung.
Ich habe mir das mit dem generischen Feminin damals gründlich überlegt und wenn ich ein heterosexueller Mann gewesen wäre, dann hätte ich diese Sprachvariante ganz bestimmt übernommen.
Aber bei einer Frau wirkt das komplett anders und genau diese Rolle wollte ich mir nie zuschreiben lassen. Ich kämpfe nicht aus der Opferrolle - ich gewähre gnädig aus der Herrschaftsrolle und deshalb verteidige ich das generische Maskulin, weil es bei der sprachlichen Bezeichnung beider Geschlechter einfach der kleinste gemeinsame Nenner ist, ich kann ja auch nichts dafür, dass Frauen diese natürliche Überlegenheit so gerne herunterspielen wollen
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