anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 1. Februar 2016
Hamburg
Da wir am Freitagnachmittag einen Termin in Hamburg hatten, haben wir die Gelegenheit benutzt, gleich noch eine Übernachtung und einen Tag dranzuhängen und Sohn#1 dort zu besuchen, der es zum Glück auch spontan einrichten konnte, sich Freitagabend und Samstag freizuschaufeln. Selbstverständlich ist das ja nicht, so Medizinistudenten sind vielbeschäftigte Leute und eigentlich muss man sich für einen Termin länger im voraus anmelden, aber diesmal hat es tatsächlich auch spontan geklappt.
Ganz toll wäre es gewesen, wenn wir dann noch einen Platz bei Steffen Henssler im Ono bekommen hätten, denn da waren wir vor zwei Jahren schon mal und seitdem träumen wir von einer Wiederholung, weil es wirklich abartig lecker dort war, aber das scheinen wohl viele andere auch zu finden, so dass der Laden immer für vier-fünf Wochen im Voraus schon komplett ausgebucht ist. Hier also nix mit spontan.
Da ich beruflich einige Kontakte in Hamburg habe, hatte ich von verschiedenen Leuten von dem neuen "Hamburg-Restaurant" Vlet in der Speicherstadt gehört. Da ich sowieso schon immer mal die Speicherstadt in Hamburg besuchen wollte, fand ich das eine gute Idee und wir haben dort einen Tisch reserviert. Das klappte auch spontan noch am Freitagnachmittag, allerdings erst für 20.30h, aber das war ja nicht so schlimm, sind wir halt vorher noch durch die Speicherstadt gelaufen. Es war dunkel, hat geregnet und es war richtig spannend. Tolle Gebäude aus dem 19. Jahrhundert stehen da rechts und links von unendlich vielen Kanälen, die eine irre Atmosphäre erzeugen. Fühlte sich intensiv nach Mackie Messer an. Gefällt mir sehr gut, auch (oder grade?) nachts und bei Regen.
Das Restaurant war dann ein extrem hipper Loftschuppen mit ganz viel Schischi rundum die "original Hamburger Küche", d.h. es gab Labskaus, Krabben Granat, Pannfisch oder Scholle, Deichlamm oder Entenbraten, aber alles natürlich an irgendwas und mit seltsamen Soßen zu äußerst gehobenen Preisen.
Als Gruß aus der Küche gab es letscherte Dips mit kripsigen Knäckescheiben, Apfelstücken aus dem Alten Land, Kürbis am Spieß und original Friesensalz. Diese abgedrehten Salznummer amüsieren mich ja immer wieder aufs neue. Als ob igendjemand bei Natriumchlorid in größeren Mengen genossen (weil das ja alles in groben Krümeln kommt) noch in der Lage wäre, Unterschiede zwischen salzig und salzig zu schmecken.
Insgesamt wird dort also einheimische, gehobene Küche geboten und ich war sehr froh, dass wir dort waren, weil jetzt sowohl Sohn#1 als auch K. meine eigenen, wegen dran gewöhnt und ist doch normal eher als 08/15 empfundenen Kochkünste als deutlich überlegen klassifizieren und feststellten, dass es faszinierend ist, wie viele Leute sich von diesem ganzen Getue ums Essen beeindrucken lassen und dann selber fest davon überzeugt ist, dass man dort ganz hervorgehoben gut speisen kann. Ich meine, das Essen dort ist okay, aber als was Besonderes würde ich nur das Getue rundum ansehen, alles andere kann man problemlos selber machen und deshalb empfand ich es als ausgesprochen überteuert in dem Laden und gehe das nächste Mal lieber wohin, wo ich es nicht so einfach selber machen kann - z.B. ins Ono, was insgesamt auch noch deutlich preiswerter ist. (angenehmer Nebeneffekt.)

Am Samstag hat Sohn#1 dann vorgeschlagen, dass wir zum Frühstücken in den Markt in der Fabrik fahren.
Das war ein genialer Vorschlag und wir haben dort phantastische vier Stunden verbracht. Ganz, ganz toll und diesmal wirklich echtes "Feinschmeckeressen" und überall nur wirklich nette Leute. (Nicht diese langweiligen Hamburgergeldschnösel, wie sie in dem Vlet-Lokal rumsaßen.)
Einen Großeinkauf habe ich im hanseatischen Salzkontor getätigt, wo es außer Salz in zig-Variationen (das ich entspannt ignoriert habe), ganz wunderbare Gewürze in noch wunderbareren Gefäßen gibt.
Anschließend fuhren wir ins Unilever-Haus, weil es dort angeblich laut App einen "Die Sein Markt" geben sollte, den gab es aber nicht, sondern nur einen Werksverkauf von Unilever, was eher langweilig war. Dafür haben wir aber die Elbphilharmonie von nah dran gesehen und ich habe keine Fotos gemacht, weil ich den Fensterheben in dem Auto nicht bedienen konnte.
Inzwischen war es schon nach 16h und ich wurde quengelig, weil ich ganz unbedingt noch in irgendeinen Drogeriemarkt gehen wollte, da ich ja immer nur Samstags überhaupt eine Möglichkeit habe, einkaufen zu gehen und die letzten beiden Samstage war immer was anderes und ich brauchte dringend ein paar kosmetische Nachfüllbasics.
Sohn#1 schlug dann vor, dass wir in die Rindermarkthallen fahren - und das war dann der zweite Volltreffer des Tages. So eine hübsche Mall habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich fand ja früher das Carschhaus in Düsseldorf schon immer ganz attraktiv, aber diese Rindermarkthallen sind einfach um viele Längen toller.
Ankermieter ist ein Edeka-Markt wahrhaft gigantischen Ausmasses, der es sich vor lauter Platz leisten kann, kein Regal höher als 1,50m aufzubauen, was den Eindruck der schieren Größe dieses Marktes noch mehr vergrößert. Gelistet ist in diesem Markt aber auch wirklich fast alles, was man sich vorstellen kann, sogar Boursin - mein Lieblingsfrischkäse, den ich schon seit Jahren nirgendwo mehr gefunden habe. Ich habe glücklich den Gesamtbestand von drei Päckchen aufgekauft.
Außer Edeka gibt es dort auch Budnikowski, womit ich endlich mein Drogerieproblem lösen konnte und dann gibt es noch jede Menge weitere, kleine niedliche Geschäfte und Riesenmengen an diversester Gastronomie. (Deshalb erinnerte es mich etwas ans Carschhaus, aber wie gesagt, alles wesentlich vielfältiger und vor allem origineller.)

Als ich dann heute meine Einkaufsschätze auspackte, stellte ich fest, dass ich in jedem Geschäft eine big oder little brown bag bekommen hatte - bis auf den Marmeladenladen, deren Tüte war lila, aber selbstverständlich auch aus Papier.

HH bags

Ganz schön öko, die Hamburger
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