anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 7. Juli 2022
Vom Kaufen und Verkaufen
Sieht so aus, als ob ich grade einen Lauf bei Verkaufsanzeigen hätte, ich staune sehr, wie schnell sich Dinge verkaufen und vor allem wie problemlos und nett und freundlich die Kommunikation mit den Interessenten bisher verlaufen ist.

Der Blitzverkauf des Toasters am Sonntag war der Anfang, danach habe ich noch die alte Kinder-Bettwäsche fotografiert und alle 1x2m Spannbettlaken dazu, diese Matratzengröße gibt es hier im Haus ja nicht mehr und die Kinder sind aus der Kuhbettwäsche auch rausgewachsen.

Und, was soll ich sagen - alles verkauft über ebay Kleinanzeigen, mit Portoerstattung für den Versand, ich bin tiefbeeindruckt. Zwar habe ich keine hohen Preise verlangt, nur das, was ich selber vor rund 20 Jahren mal auf dem Flohmarkt dafür bezahlt habe, so dass das Porto fast höher war als der Preis für die Bettwäsche, grade deshalb hätte ich nicht damit gerechnet, dass das jemand von außerhalb kauft.
Aber jetzt habe ich alles verpackt und verschickt und die Dinge werden weiterbenutzt, das ist ja der eigentliche Sinn der Sache.

Meine Vorliebe für das Kaufen von gebrauchten Textilien ist nur zum Teil getrieben von dem Geldsparaspekt. Hauptsächlich bin ich vor allem daran interessiert, qualitativ sehr hochwertige Dinge zu tragen bzw. zu benutzen und wenn ich die Wahl habe zwischen einem guten Secondhand-Teil für 10 € oder einem neuen Massentextilteil für 10 €, dann wähle ich selbstverständlich immer das gebrauchte Teil, einfach weil es besser ist und weil ich "gebraucht" nicht pauschal als Qualitätsmangel sehe.

Hochwertige Textilien sind nicht nur haltbarer, sie sitzen auch meist viel besser und tragen sich angenehmer als Billigmode. Da ich zudem schon immer den Modegeschmack "klassisch zeitlos" hatte, war ich auch noch nie an der "aktuellen Kollektion" interessiert. Mir sind die aktuellen Trends grundsätzlich ziemlich schnuppe und bis sich mein Geschmack an die "neuen Herbstfarben" gewöhnt hat, sind die schon wieder out und günstig second hand zu bekommen. Die idealen Voraussetzungen, um als late adopter die Mode aus der vorvorletzten Saison weiterzutragen.
Bei "Heimtextilien" gilt das natürlich noch ausdrücklicher.

Und auch wenn ich mich selber weit weg von jeder hippen Ökogesinnung sehe, so ist der Nachhaltigkeitsaspekt natürlich schon ein wichtiger Punkt in meiner eigenen Wohlfühlbilanz. Denn genau mit dieser Grundhaltung bin ich großgeworden und empfinde die heutige "Wegwerfgesellschaft" eher als unangenehm.

Dinge zu produzieren, die von Anfang an nur für eine kurze Nutzungsdauer vorgesehen sind und danach unweigerlich auf dem Müll landen und dort noch zusätzlich unsere Umwelt belasten, wie krank ist das? Und auf der anderen Seite ist es mindestens ebenso krank, solche Dinge zu kaufen.

Die Produzenten dieser Produkte sind nur an einem hohen Umsatz und Gewinn interessiert, globale oder soziale Verantwortung gehört nicht zu ihrem Aufgabengebiet.

Die Käufer dieser Dinge dagegen sind sehr oft Menschen, die meist nur den niedrigen Preis sehen und sich darüber freuen, dass sie all diesen Kram auch mit einem geringen Einkommen kaufen und damit kurzfristig Spaß haben können. Meine, wahrscheinlich intellektuell diskriminierende Meinung, ist, dass die meisten Menschen sich einfach keine Gedanken darüber machen, ob das wirklich alles so sinnvoll ist, wofür und wie sie ihre Geld ausgeben und dass sie üblicherweise lieber neue Dinge kaufen, weil sie "neu" für ein Prestigemerkmal halten.

An einer kurzsichtigen Konsumleidenschaft intellektuell nicht besonders aktiver Menschen kann ich genausowenig etwas ändern wie an der Profitgier intellektuell fehlgeleiteter Menschen.
Ich kann nur meinen eigenen Konsum steuern und genau deshalb bin ich so ein großer Fan dieser "Kreislaufwirtschaft".

Zwar freue ich mich immer sehr, wenn der Müll abgeholt wurde und ich wieder Dinge losgeworden bin, denn grundsätzlich sortiere ich sehr gerne Dinge aus, weil ich ja auch sehr gerne Dinge neu in meinen Haushalt aufnehme, aber am allerliebsten ist es mir, wenn die aussortieren Dinge von jemand anderem dann wieder weiterbenutzt werden, eben weil sehr viel von dem, was ich nicht mehr möchte, noch gut in Schuss ist und eigentlich viel zu schade zum Wegwerfen. Gute Qualität nutzt sich halt nicht so schnell ab.

Dass ich für Dinge, die ich im Rahmen so einer Kreislaufwirtschaft weitergebe, auch noch Geld bekomme, finde ich dabei absolut nebensächlich, ich sehe das eher als so eine Art "Handling-Gebühr" für die Mühe, die Dinge zu reinigen, zu verpacken und zur Post zu bringen. Unter dem Aspekt, dass ich in den allermeisten Fällen selber ja auch nur so eine "Gebühr" bezahlt habe, ist das insgesamt oft nur ein durchlaufender Posten.

Funkelnagelneu gekauft habe ich allerdings die Waschmaschine, die heute wie angekündigt geliefert wurde, leider wurde die alte Maschine nicht wie beauftragt zurückgenommen, angeblich läge kein Auftrag dafür vor. Den habe ich dann zwar sofort nachweisen können, aber ich hatte natürlich den Auftrag dem Verkäufer erteilt und der scheint wohl vergessen zu haben, seinerseits den Spediteur entsprechend zu instruieren. Der Speditionsfahrer will das jetzt klären und meinte, er käme dann nächste Woche noch mal, um die alte Maschine abzuholen, aber er bräuchte erst zwingend einen Auftrag von seinem Auftraggeber. So steht die alte Maschine also weiter vorm Haus rum und wartet auf Entsorgung.

Die neue steht dagegen vor Wind und Wetter geschützt im Fahrradschuppen, die Kammer ist ja noch nicht fertig hergerichtet, aber es ist jetzt nur noch eine Frage von Tagen, bis das auch erledigt ist und ich sie dann endlich die Wäscheberge, die sich hier türmen, abarbeiten lassen kann
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