anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 26. Mai 2019
Voller Tag
Ausgesprochen produktiver Tag heute, viele Sachen erledigt, einen Rekord aufgestellt, mich gefreut, mich geärgert, über Dinge nachgedacht und mich dann auch wieder abgeregt.

Die letzten zehn Tage war meine Mutter mit ihren drei Brüdern und zwei Schwägerinnen in meinem Haus auf Borkum, gestern sind sie wieder abgereist und ich hatte mit K vereinbart, dass wir dieses Wochenende rüberfliegen, um die verwurschelten Dinge im Haus wieder grade zu ziehen. Meine Mutter hat sich zwar viel Mühe gegeben, das Haus sauber und ordentlich zu verlassen, aber erstens ist sie inzwischen auch einiges über 80 und zweitens sind ihre Brüder und ihre Schwägerinnen eine ganz spezielle Klientel, die der festen Überzeugung sind, dass ihre Art ein Leben und einen Haushalt und überhaupt alles zu führen, die einzig richtige ist, eine Einstellung, die man akzeptieren kann, die aber erfahrungsgemäß weder meinem Haus noch meinen Nerven gut bekommt. Einer der Onkel samt Frau ist Hardcore-Öko, das heißt aber zum Beispiel, dass sie keine Putzmittel benutzen, weil die ja die Umwelt belasten. Mag so sein, führt aber bei mir zu Panikattacken, wenn ich weiß, dass sie zehn Tage in meinem Haus gehaust haben. Nach ihrer Abfahrt muss ich dringend sofort dort hin und sauber machen, weil ich eben nicht tierlieb genug bin, um mein Haus mit Mäusen, Ratten, Ameisen, Motten, Schaben und was sonst noch so an Viehzeug durch überall rumliegende Essensreste angelockt wird, zu teilen.
Außerdem kann ich mein Haus normalerweise per Smart Home vollelektronisch übers Internet steuern, klappt aber nicht mehr, wenn die Geräte im Haus ausgestöpselt oder abgeklemmt oder verstellt wurden, weil Strom ja so gefährliche Wellen aussendet und man nur in stromfrei geschalteten Räumen schlafen kann oder weil man überhaupt nicht wusste, was das für ein Ding ist und den Sensor dann in irgendeine Ecke stellt.

Ja, ich weiß, ich bin es selber schuld, wenn ich fremde Menschen ohne Aufsicht in meinem Haus wohnen lasse. Normalerweise verweigere ich das auch rigoros, zwei sehr gute Freundschaften sind daran zerbrochen, weil ich nicht will, dass jemand in meinem Haus wohnt, wenn ich nicht da bin.
Es ist eben kein steriles Ferienhaus, sondern es ist mein privates Zuhause. Und es ist randvoll mit persönlichen Dingen und Sachen, die auf eine ganz bestimmte Art und Weise behandelt werden müssen und wenn man da nicht drauf achtet, dann gehen sie kaputt oder werden unbrauchbar und müssen ersetzt werden.
Einige Dinge sind gar nicht zu ersetzen und wenn, ist es mühevoll, aufwändig und ärgerlich und ich ärgere mich dann eben sehr, dass ich die Arbeit, die Lauferei, die Kümmerei und eben überhaupt die gesamten Unbequemlichkeiten deswegen an der Backe habe, nur weil jemand "mal ein bisschen Urlaub auf Borkum" machen will und "oh sorry, aber das wusste ich nicht, dass dieses Messer nicht in die Spülmaschine darf" oder dass in diese Teekanne nur schwarzer Tee und niemals Früchte oder Kräutertee gefüllt werden darf (weil, wegen Patina innen und Geschmacksveränderung) oder dass man verdammte Hacke NIEMALS die Teekanne auf die Holzarbeitsplatte stellt und dass Sachen, die man auf die Holzplatte kleckert SOFORT weggewischt werden müssen oder tausendmillionen andere Dinge, die ich in meinem Haushalt ganz selbstverständlich beachte, mache oder eben so haben will, die für fremde Leute aber verständlicherweise überhaupt nicht vorhersehbar sind.

Meine Großmutter hatte früher eine Zuckerdose, da war ein hellblaues Schleifchen an einem Henkel, das hieß, dass man da nicht anfassen durfte, denn der Henkel war geklebt und hatte nur noch optische Wirkung und keine praktische mehr.
Solche Kleinigkeiten gibt es doch in jedem Haushalt, oder nicht? Aus genau dem Grund kann ich überhaupt nicht verstehen, wie AirBnB so ein Riesenerfolg werden konnte, denn selbstverständlich würden fremde Leute die Zuckerdose auch an der Schleifchenseite anfassen und dann - oohps, sorry, aber das habe ich nicht gewusst.
Ich verstehe also nicht, wie man seine eigene, private Wohnung an fremde Leute übergeben kann, wenn man selber mal grade nicht da ist, für mich kommt das einfach überhaupt nicht in Frage.
Deshalb habe ich heute zwei Freundinnen weniger, weil die sich persönlich beleidigt fühlten, dass ich ein Haus auf Borkum habe und sie dort nicht Urlaub machen dürfen und deshalb habe ich es mir überhaupt mit einer ganzen Menge Leute verdorben, aber was soll ich meiner Mutter sagen, wenn sie fragt, ob sie nicht vielleicht doch noch mal hinfahren darf, ein allerletztes Mal, mit ihren Brüdern und es hat ihnen dort doch immer so gut gefallen und sie passt auch sehr auf und macht alles wieder sauber.
Und ach - was sage ich dann? Nein, ich will das nicht? Weil deine Schwägerin meine Küchenmesser durcheinander bringt, dein Bruder Flecken auf die Arbeitsplatte macht und ich anschließend den Drang habe, das gesamte Geschirr im Haus noch mal extra zu spülen, weil halt überall Flecken drauf geblieben sind?

Nein, bringe ich nicht fertig, deshalb waren die alten Leute zehn Tage alleine in dem Haus, aber deshalb wollte ich anschließend auch sofort dorthin, um wenigstens die Funktionstüchtigkeit des Hauses wieder herzustellen.
Und es war gut, dass ich da war, jetzt ist mein Haus wieder auf Werkseinstellungen zurückgesetzt, K hat eine dreiviertel Stunde alles gründlich gestaubsaugt (es gibt zwei Staubsauger in dem Haus, einen Akkusauger fürs schnelle Saugen zwischendurch und einen richtigen Staubsauger für gründliches Saugen. Den richtigen Staubsauger hat ganz offensichtlich niemand benutzt, wahrscheinlich weil das so ein böser alter Stromfresser ist.) und ich habe anschließend mit viel Meister Propper ausgiebig den Boden gewischt und aus ungefähr 17 Tassen die Teeränder entfernt, die die Spülmaschine grundsätzlich nicht rauswäscht.
Alle Steuerungsgeräte sind wieder eingestöpselt, alle Kameras wieder eingestellt, alle Sensoren wieder richtig in Position gebracht, und ich habe mir die ganze Zeit dabei gesagt: Mutter hat gesagt, es war das letzte Mal, also reg dich nicht auf, es kommt nie mehr vor.

Nächstes Wochenende werde ich die Arbeitsplatte abschleifen - und dann ist wirklich wieder alles so, wie es sein soll, und dann ist es auch gut.


Gestern haben wir den Flug allerdings spontan verschoben, weil ich ja den Schlafsessel kaufen musste, heute hatte ich deshalb gleich zwei Gründe, warum ich dringend fliegen wollte, denn außer um in dem Haus nach dem rechten zu sehen, hatte ich jetzt auch noch das gesamte Bettzeug, was ich schon mal rüberschaffen wollte. Ich fahre zwar am Mittwoch auch mit dem Auto, aber das wird schon rappelvoll sein, wenn es mir überhaupt gelingt, das Gestell dort reinzustecken, für Matratze und Bettzeug ist dann bestimmt kein Platz mehr. Und außerdem wollte ich den Überzug ja auch gewaschen haben, also stand heute ein Ferryflug auf dem Programm und es hat wunderbar geklappt.
Als der Onkel uns am Flugplatz abholte und den hochbeladenen Wagen sah, wollte er wissen, ob unser Flieger jetzt einen Dachgepäckträger hat, aber es war wirklich alles innen drin


Das Wetter war allerdings nicht so schön, sehr tief hängende Wolken und auf dem Hinflug sind wir deshalb auch ziemlich tief geflogen, nur grade so über die Windräder geschrabbelt. Dafür konnte ich ein schönes Foto vom Dollart bei Niedrigwasser machen - und der Kat war auch gut zu erkennen.


Am Nachmittag checkte K den neuen Wetterbericht und wir entschieden, dass wir besser heute schon wieder zurückfliegen, für morgen ist so viel schlechtes Wetter angesagt, dass wir nicht sicher sein konnten, ob wir da noch zurückgekommen wären.
Die wichtigen Dinge waren ja auch erledigt, also ging es am Abend dann wieder zurück. Diesmal stieg K nach dem Start sofort ziemlich steil hoch, so dass wir ruckzuck über den Wolken waren, die inzwischen noch tiefer hingen als am Vormittag.
Über den Wolken ist aber Sonne, so dass man dort viel schönere Fotos machen kann.

Auf allen vier Bildern ist Borkum, da der Wind aus Norden kam, sind wir auch Richtung Norden gestartet und mussten dann drehen. Rechts unten sieht man den Hafen, da hatten wir gedreht und flogen wieder Richtung Süden, waren aber schon so hoch, dass der Hafen nur noch klein zwischen den Wolken durchblitzte.
Die schwarzen Flecken auf dem Land sind übrigens Wolkenschatten.


Links oben ist Lüttje Hörn, was durch ein Wolkenloch gut zu sehen war, überm Wasser wurden die Wolken aber immer dichter und rissen erst überm Festland wieder etwas auf.


Oben links und rechts Emden, einmal vor, einmal hinter der Wolke, dadrunter die Meyer Werft in Papenburg, da wird grade das nächste Kreuzfahrtschiff fertig gestellt.

Auf dem Rückweg hatten wir leichten Rückenwind, reine Flugzeit 43 Minuten - und für den Weg Haustür-Haustür haben wir einen neuen Rekord aufgestellt: 89 Minuten.

Der Onkel meldete, dass der Sesselbezug schon fertig gewaschen ist und jetzt auf der Leine hängt, "da ist aber eine ganz schöne Brühe rausgekommen" war sein Kommentar, "jetzt ist er aber strahlend sauber und sieht sehr schön aus." - Na siehste, genau deshalb wollte ich ihn ja auch waschen, auch wenn man den Dreck nicht sieht, konnte man doch davon ausgehen, dass er da ist, so ist das bei gebrauchten Sachen, aber jetzt ist ja alles fein
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