anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 29. Dezember 2017
Ausblick mit Rückblick
So, ein Stück der Schreibtischarbeit ist tatsächlich erledigt.
Leider nur eines. Allerdings das, wovor mir am meisten bange war, weil ich mich dabei deutlich am unsichersten fühlte. Aber das ist jetzt schon mal weg und ich habe sogar ein Lob dafür bekommen, weil ich den Sachverhalt deutlich schlanker und effizienter erledigt habe, als das ein klassisch ausgebildeter Jurist getan hätte. Mein altes Vorurteil Wissen: Juristen brauchen sich zu 90% selber, um sich gegenseitig ihre Daseinsberechtigung zu verschaffen, hat sich mal wieder bestätigt. Oder anders ausgedrückt: Wenn man einen Juristen Dinge erledigen lässt, macht er alles nur unnötig* kompliziert. (*unnötig dann, wenn ein Vertrag im Grunde nur dafür da ist, das , was zwei ansonsten juristisch unverbildete, normale Menschen wirklich wollen, nur ganz profan und trotzdem präzise in Worte zu fassen. Wenn ein Vertrag aber grundsätzlich dazu gedacht ist, auch einer juristisch spitzfindigen Untersuchung standzuhalten, wenn er also gar nicht mehr das widergeben soll, was die Parteien wollen, sondern wenn er nur zur Verteidigung bzw. Absicherung gegen andere Juristen dient - und das scheint heutzutage die Standardanforderung an Verträge zu sein, dann braucht es natürlich meist wirklich einen Juristen, um solch einen Vertrag abzufassen, weil sich ein nicht juristisches Hirn solche Verwindungen gar nicht ausdenken kann, wie sie Juristenhirne im Minutentakt produzieren - und genau dann überkommt mich regelmäßig das große Kotzen, weil ich es so schwachsinnig und vor allem ausgesprochen rücksichtslos, unverschämt und egoistisch finde, was Juristen da treiben, Nur ändern werde ich das wohl nicht mehr, deshalb gehe ich wann immer möglich all diesem juristischen Firlefanz so weit es geht aus dem Weg, und genau deshalb schiebe ich diverse Schreibtischarbeiten regelmäßig und anhaltend vor mir her, denn natürlich ist weder mein Job noch mein Leben frei von Dingen, die zwangsweise vertraglich geregelt werden müssen.)

Aber eines habe ich ja heute erledigt, Halleluja.
Vier wirklich wichtige weitere Dinge müssen jedoch immer noch erledigt werden, aber das Jahr hat ja noch drei ganze Tage....Und so kompliziert, mit so schrecklichen Folgewirkungen, wenn man etwas falsch macht, wie die Sache heute, sind die alle nicht, wird also schon alles klappen.

Ansonsten:
Habe ich mir heute immer mal wieder zwischendurch Gedanken zum Thema "Jahresrückblick" gemacht, weil man im Moment ja mal wieder von Jahresrückblicken erschlagen wird.
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich nichts sehe, wenn ich zurückblicke. Will sagen: Ich habe das Jahr 2017 sozusagen schon vergessen. Weder der glücklichste noch der schrecklichste oder irgendein anderer superlativer Moment sind mir in Erinnerung geblieben.
Natürlich könnte ich mir etwas einfallen lassen und ein wortgewaltiges Tüdelüü darumherum erfinden, wie zB:

Mein schönster Moment im Jahr 2017 bestand aus ganz vielen Momenten, nämlich immer dann, wenn ich wieder zu Hause auf Borkum war und meinen Standardspaziergang zum Strand und zum Wasser gemacht habe. Dieses Gefühl von Heimat und zu Hause, gepaart mit Freiheit, Weite und Vertrautheit, gleichzeitig aber auch die enge, ausgrenzende Sicherheit einer Insel, die ruhige, immer gleiche Ewigkeit der Natur und das sichere Wissen um meine eigene Zugehörigkeit zu all dem, das mir regelmäßig die Bedeutungslosigkeit meiner lächerlichen, kleinen Alltagsproblemchen verdeutlicht hat - diese Momente mit diesem Gefühl haben mich immer wieder durch das Jahr begleitet.

Hört sich toll an, nicht wahr? Und stimmt natürlich auch - war aber 2016 und 2015 und 2014 - ach, und überhaupt all die Jahre vorher auch schon so, weshalb es mir im Rückblick auf 2017 längst aus dem Fokus geraten ist. Auch schöne, ja selbst wunderschöne Momente rutschen in einen inflationären, nicht mehr wahrnehmbaren Elitealltag, wenn sie zur Gewohnheit werden.
Natürlich genieße ich meinen Standardspaziergang zum Strand und ans Meer - jedes Mal aufs Neue und jedes Mal freue ich mich darüber, wie gut es mir geht, dass ich genau dieses Leben erwischt habe, was mir diese Möglichkeiten bietet - aber im Rückblick auf 2017 ist mir nicht ein einziger als Besonderheit in Erinnerung geblieben, sondern höchstens die Tatsache, dass auch 2017 sich angemessen neutral in die Reihe der Jahre ohne besonderes Highlight, dafür aber auch ohne besondere Katastrophen einreiht.

Wirklich geschafft oder vorangetrieben habe ich in diesem Jahr nichts, zumindest nichts, was ich als derart auffällig empfinde, das ich es in einzelner Erinnerung behalten hätte. Hat halt alles irgendwie funktioniert, "hätte schlimmer kommen können", würde mein Westfalenmann wahrscheinlich dazu sagen, und damit meinen, dass 2017 insgesamt eigentlich ein wirklich gutes Jahr war. Denn das, was mir ganz nachdrücklich zu 2017 einfällt, ist vor allem die Tatsache, dass mir nichts Schreckliches zu diesem Jahr in Erinnerung geblieben ist.
Und das, after all, ist doch wohl wirklich was Positives, isn't it
?

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