anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 25. Juli 2019
Kulante Schuhfirma und halbierte Kontaktlinse
Der Tag legte gleich zu Beginn einen Produktivsprint hin.
K hatte für 9.30h einen Termin beim Friseur vereinbart, deshalb waren wir nicht nur früh wach, sondern auch früh auf.
Ich brachte dem Onkel einen Vertrag, den ich für ihn ausgedruckt hatte und traf mich dann mit K vor der Apotheke, an die sein Hausarzt eigentlich ein Rezept hätte faxen sollen, was er aber wohl doch nicht gefaxt hat, so dass K heute seine Pillen nicht bekam und dafür seit heute MIttag schon fünfmal in unseren Briefkasten geguckt hat, weil der Arzt das Rezept (hoffentlich wenigtens) per Post geschickt hat. Gemeinerweise kommt Post nicht schneller an, egal wie oft man mit dem Briefkastendeckel klappert, aber einen Versuch war es sicher wert.
Ich hatte aber die Abholkarte für meinen Ausweis dabei, der auch ansagegemäß tatsächlich schon fertig war und ich hatte die Giessweinschuhe dabei, die ich vor einem Monat hier auf der Insel gekauft hatte, weil ich in dem Verkaufsladen wenigstens mal fragen wollte, was man da tun kann. Ich hatte nämlich ein Loch reingeschnitten, fand das Lochreinschneiden aber in gewisser Weise alternativlos, obwohl es natürlich nur dazu geführt hat, dass die Schuhe jetzt ein Loch haben und im Grunde auch nicht mehr nutzbar sind, aber ich wollte halt wenigstens mal fragen.
Das ist nämlich so: Diese Giessweinschuhe, die ich mir gekauft habe, sind im Grunde die tollsten Schuhe, die ich seit langem getragen habe, weil sie federleicht sind, superbequem und tatsächlich komplett atmungsaktiv, da sie aus Merinowolle gefertigt sind und das ist echt ein perfektes, temperaturausgleichendes Material. Hübsch finde ich sie übrigens auch, aber das ist fast nebensächlich, weil sie echt den tollsten Tragekomfort bieten, den ich bei Schuhen je erlebt habe.
Soweit so gut, ich bin jetzt einen Monat in diesen Schuhen rumgelaufen und habe mich jedesmal gefreut wie Bolle, dass ich sie gekauft habe, eben weil sie so bequem sind.
Jetzt macht die Firma Giesswein damit Reklame, dass man sie auch perfekt im Sommer barfuß tragen kann, weil halt das Material nicht nur bei Kälte warm hält, sondern auch bei Hitze kühl und deshalb hatte ich sie am Montag den ganzen Tag barfuß an und ja es stimmt, man kann sie tatsächlich bei Hitze sehr gut barfuß tragen, sie sind wirklich komplett atmungsaktiv - wenn da nicht dieses elende Schild oben in der Lasche wäre.
Die Schuhe sind ja so eine Art Sneaker, d.h. es sind Schnürschuhe und es gibt eine Zunge, über der man den Schuh zusammenschnürt - und innen auf dieser Zunge ist das Größen- und Typenschild aufgeklebt und wenn man die Schuhe barfuß trägt, dann liegt dieses Schild genau auf dem nackichten Fuß, klebt an, wird schwitzig und stört.
Ich habe keine Ahnung aus welchem Material dieses Schild ist, aber es ist ganz sicher nicht atmungsaktiv und ich merkte am Montagnachmittag schon, dass sich da was wund rubbelt, weil der Fuß genau an dieser Stelle passend zur Hitze schwitzte wie blöd.
Als wir in Leer waren, habe ich deshalb schon versucht, dieses Schild irgendwie zu entfernen, aber komplett aussichtslos, es klebte so fest, da war nix mit Entfernen.
Abends zuhause habe ich dann versucht, das Schild mit einem Skalpell rauszuoperieren. Da es nicht genäht, sondern geklebt ist, war mein Versuch, das Schild wie so eine Art Haut von der Wolloberfläche der Zunge mit einem sehr scharfen Messer runterzuschneiden.

Klappte leider nicht, im Ergebnis hatte ich nachher ein Loch. Wahrscheinlich immer noch besser als dieses Schild, denn barfuß sind die Schuhe mit Schild für mich eindeutig nicht tragbar, aber ärgerlich fand ich es schon. Vor allem weil das Schild so überflüssig ist.



Ich mag sowieso keine Schilder in Kleidung, ich trenne immer alle Schilder raus, weil sie mich stören und habe mich schon oft genug darüber geärgert, dass ich mir dadurch Löcher einhandele, die ich dann mühevoll wieder zunähen muss, aber in diesem Fall ist durch die Schildentfernung ein echtes Loch entstanden, nicht nur eine offene Naht, das lässt sich also gar nicht mehr flicken. Erst dachte ich ja noch, ich kriege es hin, weil ich mir auch gar nicht vorstellen konnte, dass man ein Plastikschild auf Wolle so fest klebt, dass man es nicht wieder abziehen kann, aber als es halb ab, riss das Schild und damit auch die Wolle darunter, es war alles in allem rundum ärgerlich.

Und bevor ich jetzt Giesswein böse Briefe schreibe und mich mühevoll mit denen rumstreite, bin ich mitsamt Schuhen erst mal in den Verkaufsladen gegangen.
Die guckten die Schuhe an und meinten, das hätte ich ja wohl selber verbockt, ich wäre mal besser vor dem Versuch mit dem Skalpell in den Laden gekommen, aber das ging ja nicht, weil der Laden abends um 21h nicht mehr aufhat, ich aber abends um 21h das dringende Bedürfnis hatte, dieses Schild, das mich den ganzen Tag gepiesackt hatte, zu entfernen.
Naja, auf alle Fälle rief die Ladenbesitzerin dann bei Giesswein an, schilderte den Fall mit dem Loch im Schuh wegen Schild - und Giesswein sagte, sie würden das Geld erstatten. Das Problem mit dem Schild sei bekannt, in den Schuhen, die künftig produziert werden, ist kein Schild mehr, oder zumindest nicht mehr unentfernbar, aber für das aktuelle Modell könnten sie sich nur entschuldigen und den Kaufpreis erstatten.

Ist das kulant oder ist das kulant?
Die Ladenbesitzerin konnte es selbst kaum fassen, aber Giesswein hat sich an dieser Stelle wirklich extrem kundenfreundlich gezeigt - und wenn es die Schuhe demnächst ohne Schild gibt, dann werde ich die erste sein, die sich genau diese Schuhe kauft, weil sie ansonsten wirklich einfach perfekt sind.

Tja, und das waren dann die Taten des Tages.

Danach wurde es warm, wir fuhren nach Hause, ich fand es so warm, dass ich auch nicht an Strand gehen wollte, weil zu warm, ich bin stattdessen ins Bett gegangen, schlafen geht immer. Als ich gegen 15.30h aufwachte, ging es etwas besser, so dass wir gegen 16h am Strand waren und schwimmen gingen.
Ich hatte vorher Streit mit einer Kontaktlinse, denn eigentlich habe ich mir die Kontaktlinsen ja extra für Strand und Schwimmen gekauft, aber irgendwas klappte heute nicht, im rechten Auge drückte es und fühlte sich komisch an, also habe ich sie wieder raus genommen - und dann war da nur noch eine halbe Kontaktlinse. Wodurch die kaputtgegangen ist und wo die zweite Hälfte ist, weiß ich beides nicht, finde ich sehr mysteriös und habe mir natürlich spontan hysterisch eingebildet, die zweite Hälfte ist noch irgendwo in meinem Auge, weil das brannte und weh tat. Aber natürlich war da nichts mehr drin, das brannte nur, weil ich so dran rum gerubbelt hatte. Bis ich allerdings bereit war, diese Erklärung zu akzeptieren, brauchte ich noch vier Stunden, davon dreieinhalb mit einem brennenden rechten Auge und viel Hysterie im Kopf.
Jetzt brennt nix mehr, ich habe aber auch keine Kontaktlinse mehr für rechts, die Packungen mit den Nachschublinsen liegen in Greven.

Eigentlich wollte K heute Abend nochmal an Strand, weil es jetzt wirklich angenehme Temperaturen hat, ich war aber nicht gut drauf, wegen Auge und weil ich auch mal wieder keine Lust auf Laufen hatte, aber vielleicht gehen wir ja jetzt noch, könnte gut sein, dass heute Meeresleuchten ist.
Wenigstens nachschauen sollten wir und müde bin ich ja nicht wegen ausgedehntem Mittagsschlaf.
Also los
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Meeresleuchten
Nachtrag: Wie ich es schon vermutet hatte, ist heute wirklich Meeresleuchten, sogar ziemlich intensiv.
Was mich immer verwundert, ist, wie wenig Menschen das wissen und mitbekommen. Als wir gegen 23.30h zum Strand gingen, waren wir dort beileibe nicht alleine, an verschiedenen Stellen saßen noch Menschengruppen zusammen und genossen die Kühle und die Stimmung von Strand bei Nacht. Der Himmel ist komplett wolkenfrei, d.h. man sieht eine Unmenge von Sternen glitzern, man hört das Meer leise rauschen und es ist schon sehr schön, bei Nacht einfach nur am Strand zu sitzen.
Aber Meeresleuchten sieht man nur, wenn man dann auch wirklich ins Wasser geht. Und interessanterweise tut das heutzutage kaum jemand.
K und ich waren komplett alleine im Wasser und spielten fast eine halbe Stunde mit dem Geglitzer rum, bis wir genug hatten und wieder nach Hause gingen.
K meinte, es fühlt sich an wie Zauberei mit Elfenstaub und das trifft es ziemlich gut. Man schreitet durchs Wasser und wohin man sich bewegt, beginnt es zu glitzern. Aber nur, wenn man sich bewegt. Steht man still, bleibt alles dunkel.

Auf dem Rückweg habe ich dann eine Gruppe Jugendliche, die oben am Strand saßen und bei Bier und Shit entspannt die Nacht feierten, ins Wasser geschickt und dann leise vor mich hingegrinst, als ich von weitem die erstaunten Entzückensrufe hörte.
Wenn man wirklich ein unvergessliches Erlebnis sucht, dann geht man in so einer Nacht pärchenweise nackicht schwimmen. Hat was, habe ich schon vor 35 Jahren getestet :-)

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