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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 21. Mai 2019
Berufsverkehr und Autoabzocke
Weil ich heute Taxidienste übernommen hatte und K schon um viertel vor sieben in Münster absetzen musste, war ich selber dann schon um kurz nach sieben im Büro und habe bei einigen Kollegen für ein recht entgeistertes Starren gesorgt, weil sie nicht sicher waren, ob sie träumen oder einen Geist gesehen haben.
Wenn ich sonst früh im Büro bin, erscheine ich so gegen 9h, es gibt auch Tage, da ist es noch eine Stunde später, um 7h hat mich, glaube ich, noch nie jemand im Büro gesehen. Aber wenn ich doch nun schon einmal wach, angezogen und in Münster war, hätte ich es albern gefunden, wenn ich für eine Stunde Pause noch mal wieder nach Greven gefahren wäre.
Deshalb habe ich heute um 7h angefangen zu arbeiten und einige interessante Entdeckungen gemacht.
1. Es gibt sogar mehrere Kollegen, die um diese Zeit schon im Büro sind, ich glaube, denen habe ich heute den sonst sehr angenehmen, cheffreien Morgen verdorben. Als ich erschien saß zumindest keiner von ihnen an seinem eigenen Arbeitsplatz, sondern alle waren irgendwie anderswo im Haus unterwegs. Ich konnte aber förmlich spüren, wie sich die Kunde meiner Anwesenheit wie ein Lauffeuer verbreitete und alle leicht hektisch und so unauffällig wie möglich zurück an ihren Schreibtisch hasteten.
2. Die Zeit bis zur Mittagspause dauert deutlich länger - und insgesamt hatte ich heute den gesamten Tag das Gefühl, dass die Zeit auch sonst langsamer vergeht. Normalerweise beginnt die Uhr ab 15h nur so zu rasen und fünf Minuten später ist es schon 19h, heute war ich froh, als es endlich 16h war und ich mit gutem Gewissen wieder gehen konnte.
3. Ich fand die gesamte Bürozeit unangenehm anstrengend. Ich war gar nicht unbedingt müde, aber doch irgendwie wie in Watte gepackt. Alles fühlte sich beschwerlich und ausgebremst an.
4. Als ich um 16h Feierabend machte, bin ich erst noch an der Uniklinik vorbeigefahren, um N. einzusammeln - und bekam so die volle Schönheit des Berufsverkehrs zu spüren. Fünf Kilometer einmal quer durch die Stadt dauerten über eine halbe Stunde.
5. Meine sonst üblichen Arbeitszeiten halte ich seit heute endgültig überzeugt für zigmal sinnvoller. Alleine schon dieser Berufsverkehr, das ist ja gruselig. Millionen von Menschen schmeißen sich wie die Lemminge alle gleichzeitig auf die Straße, um sich gegenseitig zu blockieren, wie bekloppt können Menschen eigentlich sein?

Auf der Rückfahrt sind wir sofort zur Autowerkstatt gefahren, um Niks Auto abzuholen, allerdings wurde uns dort gesagt, dass das Auto grade vor 10 Minuten schon abgeholt worden sei.
Nik machte ganz runde Augen vor Erstaunen und meinte, das ginge doch gar nicht, das wäre doch sein Auto, aber der Werkstattmann sagte, der Mensch, der das Auto abgeholt hätte, hätte auch sofort die Rechnung bezahlt, deshalb sei er der Meinung gewesen, das sei schon alles so okay.

Ich fand die gesamte Situation völlig skurril, aber die Idee sehr gut; wenn ich mal ein neues Auto brauche, mache ich das demnächst auch so: Ich suche mir in einer Werkstatt ein hübsches Fahrzeug aus, sage, dass ich es abholen will, bezahle die Rechnung, die ja üblicherweise geringer ist als der Wert des Wagens, lasse mir Schlüssel und Papiere geben und voilà - so habe ich ein neues Auto.

Als wir dann aber nach Hause kamen, stand Ns Auto brav vor der Haustür, K war schon wieder zurück und hatte den Wagen als Überraschung abgeholt. Es dauerte allerdings noch eine Weile, bis ich aufhören konnte, leise vor mich hinzugiggeln. Vor allem auch über N, der noch mehrfach tiefgeschockt vor sich hingemurmelt hatte: "Aber das war doch mein Auto." - Ist ja dann grade noch mal gut gegangen
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