Samstag, 18. Mai 2019
Bundespräsident und Brot
anje, 01:53h
Heute habe ich den Bundespräsidenten gesehen und das Brot fertig gebacken.
Aus organisatorischen Gründen und auch um die Tagesstruktur einigermaßen zu erhalten, habe ich zuerst das Brot gebacken.
Der Teig steht ja seit gestern zum Gehen in der Ecke, heute morgen folgte also Teil 2 des Rezeptes: "Schiebe den aufgegangenen Teig aus der Schüssel auf ein Backpapier und forme irgendwie eine Kugel ohne zu kneten".
Nunja, hört sich nicht kompliziert an, ist aber eine ziemliche Matscherei, denn der Teig klebt schon arg und er klebt auch an allem, also an der Schüssel, aus der er nicht rauswill, an den Händen, von denen er nicht mehr abgeht und am Backpapier, auf dem er sich viel lieber kuhfladenartig ausbreitet als sich als "irgendwie kugelförmig" disziplinieren zu lassen.
Ich habe ihn dann einfach dadurch zu einer Kugel gezwungen, dass ich einen kleinen Bräter gewählt habe, in den ein großer Kuhfladen gar nicht reinpasste, denn letztlich wird der Teig ja samt Backpapier im Bräter im Ofen gebacken. Das klingt jetzt alles ein wenig wirr, aber wenn man sich die Rezeptanweisungen durchliest, dann versteht man, was ich meine.
Ich gebe zu, ich war skeptisch. Sehr skeptisch. Denn ich backe schon seit vielen, vielen Jahren Brot und diese Variante kannte ich noch gar nicht, sie machte aber beim Machen keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Eigentlich geht Brotbacken anders, dachte ich.
Aber nun war es einmal angefangen, jetzt wurde es auch durchgezogen.
Als es fertig gebacken aus dem Ofen kam, habe ich mir zunächst mal schrecklich die Finger verbrannt, weil der Bräter doch tatsächlich 230°C heiß ist, wenn man ihn stundenlang in einem 230°C heißen Backofen als Brotbackform benutzt. Habe ich jetzt auch gelernt.
Außerdem habe ich gelernt, dass auch Methoden, die einem sehr seltsam vorkommen, weil man meint, man hätte schon alles gesehen und kenne die Welt und so ginge es doch bestimmt nicht, dass auch solche Methoden ein Recht auf eine Testversion haben, denn manchmal (okay, ich glaube wirklich nur manchmal, aber immerhin), denn manchmal funktionieren auch Methoden, denen man es nicht zugetraut hätte.
Diese Brotbackmethode funktioniert tatsächlich. Sehr faszinierend.
So sah es nachher aus:
und es schmeckt prima, soweit ich das aktuell beurteilen kann*, die Konsistenz ist perfekt, Superkruste und superfluffiges Innenleben.
Mein Mittagessen:
*Die Erkältung hat nicht nur meine Nebenhöhlen, sondern auch meinen Geruchs- und damit auch meinen Geschmackssinn fast vollständig lahmgelegt. Ich komme mir vor wie die Mutter von Hape Kerkeling, die hat auch erst ihren Geschmackssinn - und anschließend den Spaß am Leben verloren. Wobei, ich bin noch bei Stufe 1 und das mit dem Spaß am Leben werde ich hartnäckig verteidigen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es hart wird, wenn man wirklich gar nichts mehr schmeckt. Ich kenne das jetzt erst seit zwei Tagen, bin aber schon gründlich genervt.
Ich halte auf alle Fälle schon mal fest, dass ich diese Methode, Brot zu backen, noch häufiger wiederholen werde, ich habe allerdings sogar noch Verbesserungsideen im Sinn. Wir werden sehen.
Am Nachmittag ging es dann zu der Ausstellungseröffnung mit dem Bundespräsidenten.
Die Ausstellung ging um Verschwörungstheorien und eigentlich finde ich das Thema sehr interessant.
Das Interessanteste an diesem Nachmittag war aber nicht die Ausstellung, denn die kann man sich auch einfach als Buch kaufen und dann in Ruhe auf dem Sofa lesen, weil man Theorien eben auch wirklich nur schlecht in einer Ausstellung zeigen kann. Eigentlich bestand die Ausstellung aus einzelnen (Faksimiles) von Postern, Briefen, Schriften, Buchauszügen oder Zeitungsartikeln mit sehr viel Erklärtext dazu, in der Summe enorm viel interessante Informationen, aber wie gesagt, als Buch deutlich besser und vor allem sinnvoller aufzunehmen.
Das Interessanteste heute war die Inszenierung des Bundespräsidenten.
Ich habe bisher nur einen abgedankten Bundespräsidenten live erlebt, das war aber ein tolles Erlebnis, weil ich sowohl die Rede als auch den Menschen als etwas ganz Besonderes wahrgenommen habe. Es gab zwar noch Security, aber die war dezent im Hintergrund. Er war halt nicht mehr im Amt.
Heute kam aber der amtierende Bundespräsident und es war wirklich beeindruckend grotesk, welches Tamtam deshalb veranstaltet wurde.
Das gesamte Securitygewusel - geschenkt, es gibt mittlerweile an so vielen Stellen derart alberne (und gefühlt völlig nutzlose, weil lächerlich einfach zu umgehende) Sicherheitskontrollen, dass ich längst aufgehört habe, mich darüber aufzuregen. Irgendjemand braucht diese Farce, um sich prophylaktisch reinzuwaschen, dass er nicht Schuld ist, wenn etwas passiert. DASS etwas passieren kann, ändert sich durch dieses Securitypossentheater nicht, aber immerhin wurde ja etwas getan.
Nein, was ich tatsächlich völlig schräg fand, war die Gesamtinszenierung des Auftritts. Ich kam mir vor wie in einem oppulenten Kostümfilm, wo sich alle Gäste bereits im Saal befinden und sich fröhlich miteinander unterhalten, als der Herold (oder wie auch immer die richtige Bezeichnung für den Ausrufer ist) seinen Stab dreimal kräftig aufs Parkett knallt (aka: mit dem Kuli ans Mikrofon klopft), alle Gäste komplett verstummen, so dass die Stimme mit Echo durch den Raum schallt: "Seine Majestät, der König von Deutschland!" und der König dann gefolgt von einer großen Entourage von weiteren Höflingen und Günstlingen Einzug hält. Alle, die gesessen haben, erheben sich selbstverständlich und der König samt Gefolge schreitet unter Applaus durch den Saal und besetzt dann vorne die reservierten Plätze.
So war das heute, nur sagteder Herold der Moderator nicht "der König", sondern: "Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland." Alles andere war gleich.
Der König selber Der Bundespräsident selber war dann eine ziemliche Enttäuschung.
Er hielt eine unglaublich belanglose Rede, die im Wesentlichen aus Floskelsalat und Blabla bestand, vorgetragen mit einer beeindruckend teilnahmslosen Gleichgültigkeit, dafür aber mit unsauberer Aussprache. Ich hätte den Typ noch nicht mal in einem B-Movie als Komparse für die Rolle besetzt, aber nun ja, ich habe wahrscheinlich auch keine Ahnung, was ein Bundespräsident so können können sollte. Ich persönlich fände ja ein sauberes Hochdeutsch sowieso grundsätzlich nicht verkehrt, aber in Zeiten der Inklusion macht sich Bildung und Bedeutung wahrscheinlisch nischt mehr am sch fest.
Sei's drum, im Großen und Ganzen fand ich den Tag trotzdem ganz witzig, ich hatte ausreichend Gelegenheit über alles mögliche ausgiebig zu lästern und habe mehrere Fotos von Menschen gemacht, die sich nicht entblödeten, sich in Trauben und mit gezückten Handys um den Bundespräsidenten herumzudrängeln - wenn man bedenkt, dass auf dieser Veranstaltung nur "ausgewähltes Publikum" überhaupt eingeladen war, dann kann man sich vielleicht vorstellen, wie skurril ich das fand. Da drängeln sich CbisZ-Promis für ein Selfie mit einem A-Promi. Ich schüttele immer noch leicht angegruselt mit dem Kopf
.
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Aus organisatorischen Gründen und auch um die Tagesstruktur einigermaßen zu erhalten, habe ich zuerst das Brot gebacken.
Der Teig steht ja seit gestern zum Gehen in der Ecke, heute morgen folgte also Teil 2 des Rezeptes: "Schiebe den aufgegangenen Teig aus der Schüssel auf ein Backpapier und forme irgendwie eine Kugel ohne zu kneten".
Nunja, hört sich nicht kompliziert an, ist aber eine ziemliche Matscherei, denn der Teig klebt schon arg und er klebt auch an allem, also an der Schüssel, aus der er nicht rauswill, an den Händen, von denen er nicht mehr abgeht und am Backpapier, auf dem er sich viel lieber kuhfladenartig ausbreitet als sich als "irgendwie kugelförmig" disziplinieren zu lassen.
Ich habe ihn dann einfach dadurch zu einer Kugel gezwungen, dass ich einen kleinen Bräter gewählt habe, in den ein großer Kuhfladen gar nicht reinpasste, denn letztlich wird der Teig ja samt Backpapier im Bräter im Ofen gebacken. Das klingt jetzt alles ein wenig wirr, aber wenn man sich die Rezeptanweisungen durchliest, dann versteht man, was ich meine.
Ich gebe zu, ich war skeptisch. Sehr skeptisch. Denn ich backe schon seit vielen, vielen Jahren Brot und diese Variante kannte ich noch gar nicht, sie machte aber beim Machen keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Eigentlich geht Brotbacken anders, dachte ich.
Aber nun war es einmal angefangen, jetzt wurde es auch durchgezogen.
Als es fertig gebacken aus dem Ofen kam, habe ich mir zunächst mal schrecklich die Finger verbrannt, weil der Bräter doch tatsächlich 230°C heiß ist, wenn man ihn stundenlang in einem 230°C heißen Backofen als Brotbackform benutzt. Habe ich jetzt auch gelernt.
Außerdem habe ich gelernt, dass auch Methoden, die einem sehr seltsam vorkommen, weil man meint, man hätte schon alles gesehen und kenne die Welt und so ginge es doch bestimmt nicht, dass auch solche Methoden ein Recht auf eine Testversion haben, denn manchmal (okay, ich glaube wirklich nur manchmal, aber immerhin), denn manchmal funktionieren auch Methoden, denen man es nicht zugetraut hätte.
Diese Brotbackmethode funktioniert tatsächlich. Sehr faszinierend.
So sah es nachher aus:
und es schmeckt prima, soweit ich das aktuell beurteilen kann*, die Konsistenz ist perfekt, Superkruste und superfluffiges Innenleben.
Mein Mittagessen:
*Die Erkältung hat nicht nur meine Nebenhöhlen, sondern auch meinen Geruchs- und damit auch meinen Geschmackssinn fast vollständig lahmgelegt. Ich komme mir vor wie die Mutter von Hape Kerkeling, die hat auch erst ihren Geschmackssinn - und anschließend den Spaß am Leben verloren. Wobei, ich bin noch bei Stufe 1 und das mit dem Spaß am Leben werde ich hartnäckig verteidigen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es hart wird, wenn man wirklich gar nichts mehr schmeckt. Ich kenne das jetzt erst seit zwei Tagen, bin aber schon gründlich genervt.
Ich halte auf alle Fälle schon mal fest, dass ich diese Methode, Brot zu backen, noch häufiger wiederholen werde, ich habe allerdings sogar noch Verbesserungsideen im Sinn. Wir werden sehen.
Am Nachmittag ging es dann zu der Ausstellungseröffnung mit dem Bundespräsidenten.
Die Ausstellung ging um Verschwörungstheorien und eigentlich finde ich das Thema sehr interessant.
Das Interessanteste an diesem Nachmittag war aber nicht die Ausstellung, denn die kann man sich auch einfach als Buch kaufen und dann in Ruhe auf dem Sofa lesen, weil man Theorien eben auch wirklich nur schlecht in einer Ausstellung zeigen kann. Eigentlich bestand die Ausstellung aus einzelnen (Faksimiles) von Postern, Briefen, Schriften, Buchauszügen oder Zeitungsartikeln mit sehr viel Erklärtext dazu, in der Summe enorm viel interessante Informationen, aber wie gesagt, als Buch deutlich besser und vor allem sinnvoller aufzunehmen.
Das Interessanteste heute war die Inszenierung des Bundespräsidenten.
Ich habe bisher nur einen abgedankten Bundespräsidenten live erlebt, das war aber ein tolles Erlebnis, weil ich sowohl die Rede als auch den Menschen als etwas ganz Besonderes wahrgenommen habe. Es gab zwar noch Security, aber die war dezent im Hintergrund. Er war halt nicht mehr im Amt.
Heute kam aber der amtierende Bundespräsident und es war wirklich beeindruckend grotesk, welches Tamtam deshalb veranstaltet wurde.
Das gesamte Securitygewusel - geschenkt, es gibt mittlerweile an so vielen Stellen derart alberne (und gefühlt völlig nutzlose, weil lächerlich einfach zu umgehende) Sicherheitskontrollen, dass ich längst aufgehört habe, mich darüber aufzuregen. Irgendjemand braucht diese Farce, um sich prophylaktisch reinzuwaschen, dass er nicht Schuld ist, wenn etwas passiert. DASS etwas passieren kann, ändert sich durch dieses Securitypossentheater nicht, aber immerhin wurde ja etwas getan.
Nein, was ich tatsächlich völlig schräg fand, war die Gesamtinszenierung des Auftritts. Ich kam mir vor wie in einem oppulenten Kostümfilm, wo sich alle Gäste bereits im Saal befinden und sich fröhlich miteinander unterhalten, als der Herold (oder wie auch immer die richtige Bezeichnung für den Ausrufer ist) seinen Stab dreimal kräftig aufs Parkett knallt (aka: mit dem Kuli ans Mikrofon klopft), alle Gäste komplett verstummen, so dass die Stimme mit Echo durch den Raum schallt: "Seine Majestät, der König von Deutschland!" und der König dann gefolgt von einer großen Entourage von weiteren Höflingen und Günstlingen Einzug hält. Alle, die gesessen haben, erheben sich selbstverständlich und der König samt Gefolge schreitet unter Applaus durch den Saal und besetzt dann vorne die reservierten Plätze.
So war das heute, nur sagte
Er hielt eine unglaublich belanglose Rede, die im Wesentlichen aus Floskelsalat und Blabla bestand, vorgetragen mit einer beeindruckend teilnahmslosen Gleichgültigkeit, dafür aber mit unsauberer Aussprache. Ich hätte den Typ noch nicht mal in einem B-Movie als Komparse für die Rolle besetzt, aber nun ja, ich habe wahrscheinlich auch keine Ahnung, was ein Bundespräsident so können können sollte. Ich persönlich fände ja ein sauberes Hochdeutsch sowieso grundsätzlich nicht verkehrt, aber in Zeiten der Inklusion macht sich Bildung und Bedeutung wahrscheinlisch nischt mehr am sch fest.
Sei's drum, im Großen und Ganzen fand ich den Tag trotzdem ganz witzig, ich hatte ausreichend Gelegenheit über alles mögliche ausgiebig zu lästern und habe mehrere Fotos von Menschen gemacht, die sich nicht entblödeten, sich in Trauben und mit gezückten Handys um den Bundespräsidenten herumzudrängeln - wenn man bedenkt, dass auf dieser Veranstaltung nur "ausgewähltes Publikum" überhaupt eingeladen war, dann kann man sich vielleicht vorstellen, wie skurril ich das fand. Da drängeln sich CbisZ-Promis für ein Selfie mit einem A-Promi. Ich schüttele immer noch leicht angegruselt mit dem Kopf
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