Mittwoch, 10. Juni 2020
Weinprobe
anje, 00:59h
"Ich glaube, ich weiß, was du heute bloggst.", sagte K eben und natürlich muss ich jetzt sofort brühwarm zeigen und erzählen, was ich eben gemacht habe.
Ich war nämlich auf einer Weinprobe, oder besser: einer "Masterclass Weindegustation" mit ganz schrecklich vornehmen Weinen und einem noch vornehmeren Sommelier, der aber gar kein Sommelier ist, sondern Weinkritiker, der irgendwelche wichtigen Weinschmecker Punkte (Achtung, Wortwitz) vergibt, nämlich die Parker-Punkte, (hier steht etwas mehr darüber und da wird auch der Mensch erwähnt, der die Verkostung, an der ich heute teilnahm, leitete, Stephan Reinhardt.)
Das Ganze geschah auf Einladung einer Bank, die ja jetzt nicht mehr zu schicken Dinner-Events mit Smalltalk einladen können, weil wegen deraktuellensituation, die deshalb also kreativ werden und so gab es heute eine virtuelle Weinprobe mit echten Weinen. Was das mit Bank zu tun hat, weiß ich nicht, denn es gab noch nicht mal den sonst üblichen Alibi-Volkswirte-Vortrag, ist aber auch egal, ich fand die Idee auf alle Fälle spannend und natürlich habe ich mich postwendend angemeldet als die Einladung kam.
Letzte Woche kam dann ein Paket mit 10 Weinflaschen an, wobei Flasche wahrlich der falsche Ausdruck für die Gefäße ist, in denen der Wein geschickt wurde, Reagenzglas mit Schraubverschluss trifft es eher und ich fand die Dinger unglaublich niedlich.
Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Das beste an der ganzen Veranstaltung sind wirklich diese Reagenzgläser samt den schicken Schatullen, in denen die geliefert wurden, die kann man nämlich ganz wunderbar weiterverwenden, ich plane z.B. da selbstgemachten Würzessig drin abzufüllen und zack, habe ich ein tolles Geschenk.
Abgewaschen sind sie schon
Aber von vorne: Es gab einen Link, zu einem webinar-Raum, der technisch übrigens perfekt funktionierte, ist ja auch nicht alltäglich heutzutage, und eine genaue Handlungsanweisung, was man bereitstellen solle: 10 Rotweingläser (Burgunder), ausreichend stilles Wasser und einen Spucknapf. Habe ich natürlich individuell abgeändert und es eher unserem Privatbedarf angepasst, weil ich erstens keine zehn Burgundergläser besitze, ich stellte sogar fest, dass ich überhaupt keine 10 gleichen Weingläser besitze, stilles Wasser habe ich durch das mit Gas ersetzt und einen Spucknapf hielt ich für überflüssig, weil ich meinen Wein mit K geteilt habe und für jeden fünf Reagenzgläser Rotwein, das geht so grade, wir waren ja auch schon zu Hause und keiner musste mehr fahren. Und überhaupt Spucknapf, das fällt doch unter Alkoholmissbrauch, oder?
Außerdem hatte ich Dips und Cracker vorbereitet, ich weiß, eine Todsünde bei einer Weinprobe, aber trotzdem sehr lecker.
Zunächst gab es vor dem offiziellen Start stylische Saxophonmusik, Punkt 20h erschienen dann nacheinander die zuständigen Keyaccount-Herren zur Begrüßung auf dem Bildschirm und dann war nur noch Herr Reinhardt zu sehen, der ungefähr anderthalb Stunden redete und dabei was zu den Weinen erzählte, die es zu probieren galt.
Insgesamt gab es 10 verschiedene Pinot Noir Weine, alle von 2017, davon 5 aus der Schweiz und 5 aus Deutschland und ich fand das eine ganz wunderbare Erfahrung, denn schneller kann man doch gar kein Geld sparen, wenn das leckerste Getränk des Abends die Flasche Mineralwasser war, die man selber besorgt hatte.
Okay, ich bin jetzt eh kein Burgunderfan, aber besser kann es doch gar nicht laufen, als live festzustellen, dass man für diese Feinschmeckererfahrung definitiv nicht taugt.
Aber die Schatullen mit den kleinen Reagenzgläsern, die waren echt toll
Sehr viel passt da übrigens wirklich nicht rein, in ein so ein Reagenzglas, wenn man es in ein Weinglas umfüllt, sieht man sehr deutlich, dass es echt nur ein Probierschluck ist
Wirklich richtig lustig, fand ich die Beschreibung und die gesamte Darstellung der Weine. Erinnerte mich ungemein an eine Führung durch ein Museum für moderne Kunst. Eigentlich ist auf dem Bild nichts zu sehen als eine weiße Leinwand, deshalb heißt es auch weißweißweiß, aber alles, was man nicht sieht, beschreibt der Museumsführer trotzdem. Ausschweifend, wortgewaltig und unglaublich bildhaft, wobei man nach der dritten oder vierten Führung durch so ein Museum schnell merkt, dass es da auch ein festes Bullshitbingovokabular gibt, was bei solchen Bilderklärungen zwingend zu nutzen ist.
Für mich werden die Bilder dadurch vollkommen willkürlich und einen Unterschied zwischen den Bildern weißweißweiß und schwarzschwarzschwarz kann ich zwar erkennen, eben weil das eine weiß und das andere schwarz ist, aber im Grunde sind sie für mich im Ergebnis alle gleich. Übrigens auch das mit bunten Klecksen oder gelbgrünen Vierecken, Bild halt, ja, sonst noch was?
So war das heute auch mit der Weinbeschreibung. Mir war zwar bewusst, dass Wein aus Trauben ist und deshalb eine gewisse Nähe zu Obst hat, dass er aber tatsächlich derart obstig schmeckt, wie er dann ausführlich beschrieben wird, das wäre mir nicht in Sinn gekommen. Und schon gar nicht hätte ich erkannt, dass in dem einen Wein die Süßkirschnote doch stark vorschmeckt, während bei dem anderen Brombeeren, Cassis und Sauerkirschen einen ausgewogenObstkorb Geschmack ergeben, mit leichten Anklängen zu Äpfeln, aber den rotbackigen. Es kann aber auch sein, dass der Wein eventuell noch über Nacht reifen muss, obwohl er schon jetzt sehr deutlich zu einem spricht.
Überhaupt, das Sprechen der Weine, unglaublich wie geschwätzig die sind, acht der zehn Weine haben ausführlich mit ihm geredet, der eine hat ganz viel erzählt, der andere war etwas zurückhaltender, einer war leise, der andere dafür sehr klar im Ausdruck, jeder Wein sprach halt auf seine eigene Art und Weise und der Mensch meinte das alles topseriös. Dem ist gar nicht aufgefallen, dass das lustig sein könnte, was er da so erzählte - K und ich hatten ungemein viel Freude daran, dass wir alleine und anonym und zu Hause dem Kerl zuhören und uns dabei gegenseitig mit blöden Kommentaren zu den einzelnen Weinbeschreibungen überbieten konnten. Schöner kann eine Weinprobe wirklich nicht sein. Wir hatten wirklich richtig viel Spaß.
Ich finde Corona toll, das kann gerne so bleiben, ein perfekter Abend.
Am Ende des Webinars kam dann das Dankeschönschild
- und noch eine halbe Stunde wunderbare Saxophonmusik, das fand ich prima, dabei machte das Aufräumen gleich viel mehr Spaß.
Und ich habe mich über die leeren Gläschen gefreut
Ich bin sicher, das wird ein ganz tolles Geschenk
.
(Abgelegt in anjemacht und bisher 424 x anjeklickt)
Ich war nämlich auf einer Weinprobe, oder besser: einer "Masterclass Weindegustation" mit ganz schrecklich vornehmen Weinen und einem noch vornehmeren Sommelier, der aber gar kein Sommelier ist, sondern Weinkritiker, der irgendwelche wichtigen Weinschmecker Punkte (Achtung, Wortwitz) vergibt, nämlich die Parker-Punkte, (hier steht etwas mehr darüber und da wird auch der Mensch erwähnt, der die Verkostung, an der ich heute teilnahm, leitete, Stephan Reinhardt.)
Das Ganze geschah auf Einladung einer Bank, die ja jetzt nicht mehr zu schicken Dinner-Events mit Smalltalk einladen können, weil wegen deraktuellensituation, die deshalb also kreativ werden und so gab es heute eine virtuelle Weinprobe mit echten Weinen. Was das mit Bank zu tun hat, weiß ich nicht, denn es gab noch nicht mal den sonst üblichen Alibi-Volkswirte-Vortrag, ist aber auch egal, ich fand die Idee auf alle Fälle spannend und natürlich habe ich mich postwendend angemeldet als die Einladung kam.
Letzte Woche kam dann ein Paket mit 10 Weinflaschen an, wobei Flasche wahrlich der falsche Ausdruck für die Gefäße ist, in denen der Wein geschickt wurde, Reagenzglas mit Schraubverschluss trifft es eher und ich fand die Dinger unglaublich niedlich.
Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Das beste an der ganzen Veranstaltung sind wirklich diese Reagenzgläser samt den schicken Schatullen, in denen die geliefert wurden, die kann man nämlich ganz wunderbar weiterverwenden, ich plane z.B. da selbstgemachten Würzessig drin abzufüllen und zack, habe ich ein tolles Geschenk.
Abgewaschen sind sie schon
Aber von vorne: Es gab einen Link, zu einem webinar-Raum, der technisch übrigens perfekt funktionierte, ist ja auch nicht alltäglich heutzutage, und eine genaue Handlungsanweisung, was man bereitstellen solle: 10 Rotweingläser (Burgunder), ausreichend stilles Wasser und einen Spucknapf. Habe ich natürlich individuell abgeändert und es eher unserem Privatbedarf angepasst, weil ich erstens keine zehn Burgundergläser besitze, ich stellte sogar fest, dass ich überhaupt keine 10 gleichen Weingläser besitze, stilles Wasser habe ich durch das mit Gas ersetzt und einen Spucknapf hielt ich für überflüssig, weil ich meinen Wein mit K geteilt habe und für jeden fünf Reagenzgläser Rotwein, das geht so grade, wir waren ja auch schon zu Hause und keiner musste mehr fahren. Und überhaupt Spucknapf, das fällt doch unter Alkoholmissbrauch, oder?
Außerdem hatte ich Dips und Cracker vorbereitet, ich weiß, eine Todsünde bei einer Weinprobe, aber trotzdem sehr lecker.
Zunächst gab es vor dem offiziellen Start stylische Saxophonmusik, Punkt 20h erschienen dann nacheinander die zuständigen Keyaccount-Herren zur Begrüßung auf dem Bildschirm und dann war nur noch Herr Reinhardt zu sehen, der ungefähr anderthalb Stunden redete und dabei was zu den Weinen erzählte, die es zu probieren galt.
Insgesamt gab es 10 verschiedene Pinot Noir Weine, alle von 2017, davon 5 aus der Schweiz und 5 aus Deutschland und ich fand das eine ganz wunderbare Erfahrung, denn schneller kann man doch gar kein Geld sparen, wenn das leckerste Getränk des Abends die Flasche Mineralwasser war, die man selber besorgt hatte.
Okay, ich bin jetzt eh kein Burgunderfan, aber besser kann es doch gar nicht laufen, als live festzustellen, dass man für diese Feinschmeckererfahrung definitiv nicht taugt.
Aber die Schatullen mit den kleinen Reagenzgläsern, die waren echt toll
Sehr viel passt da übrigens wirklich nicht rein, in ein so ein Reagenzglas, wenn man es in ein Weinglas umfüllt, sieht man sehr deutlich, dass es echt nur ein Probierschluck ist
Wirklich richtig lustig, fand ich die Beschreibung und die gesamte Darstellung der Weine. Erinnerte mich ungemein an eine Führung durch ein Museum für moderne Kunst. Eigentlich ist auf dem Bild nichts zu sehen als eine weiße Leinwand, deshalb heißt es auch weißweißweiß, aber alles, was man nicht sieht, beschreibt der Museumsführer trotzdem. Ausschweifend, wortgewaltig und unglaublich bildhaft, wobei man nach der dritten oder vierten Führung durch so ein Museum schnell merkt, dass es da auch ein festes Bullshitbingovokabular gibt, was bei solchen Bilderklärungen zwingend zu nutzen ist.
Für mich werden die Bilder dadurch vollkommen willkürlich und einen Unterschied zwischen den Bildern weißweißweiß und schwarzschwarzschwarz kann ich zwar erkennen, eben weil das eine weiß und das andere schwarz ist, aber im Grunde sind sie für mich im Ergebnis alle gleich. Übrigens auch das mit bunten Klecksen oder gelbgrünen Vierecken, Bild halt, ja, sonst noch was?
So war das heute auch mit der Weinbeschreibung. Mir war zwar bewusst, dass Wein aus Trauben ist und deshalb eine gewisse Nähe zu Obst hat, dass er aber tatsächlich derart obstig schmeckt, wie er dann ausführlich beschrieben wird, das wäre mir nicht in Sinn gekommen. Und schon gar nicht hätte ich erkannt, dass in dem einen Wein die Süßkirschnote doch stark vorschmeckt, während bei dem anderen Brombeeren, Cassis und Sauerkirschen einen ausgewogen
Überhaupt, das Sprechen der Weine, unglaublich wie geschwätzig die sind, acht der zehn Weine haben ausführlich mit ihm geredet, der eine hat ganz viel erzählt, der andere war etwas zurückhaltender, einer war leise, der andere dafür sehr klar im Ausdruck, jeder Wein sprach halt auf seine eigene Art und Weise und der Mensch meinte das alles topseriös. Dem ist gar nicht aufgefallen, dass das lustig sein könnte, was er da so erzählte - K und ich hatten ungemein viel Freude daran, dass wir alleine und anonym und zu Hause dem Kerl zuhören und uns dabei gegenseitig mit blöden Kommentaren zu den einzelnen Weinbeschreibungen überbieten konnten. Schöner kann eine Weinprobe wirklich nicht sein. Wir hatten wirklich richtig viel Spaß.
Ich finde Corona toll, das kann gerne so bleiben, ein perfekter Abend.
Am Ende des Webinars kam dann das Dankeschönschild
- und noch eine halbe Stunde wunderbare Saxophonmusik, das fand ich prima, dabei machte das Aufräumen gleich viel mehr Spaß.
Und ich habe mich über die leeren Gläschen gefreut
Ich bin sicher, das wird ein ganz tolles Geschenk
.