anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 26. November 2017
Platt
Kurzmeldung aus dem Off:
ich lebe noch, es wundert mich aber, denn zwischendurch hatte ich heute ab und zu das Gefühl, ich falle gleich einfach nur um und stehe nicht mehr auf.
Ich habe beim Onkel den Kram seiner Ex sortiert und mir fehlen komplett alle Worte für diese überbordende Sammelwut, die die Dame da entfaltet hat.
Wir haben heute nur ein Zimmer (halb) geschafft, aber am Ende der Sortieraktion haben wir jetzt schon ca. 35 große Kisten mit Wolle (überwiegend Sockenwolle und zwar die gute von Regia und/oder Opal), pro Kiste ca. 50 Knäuel, insgesamt also locker über 1.500 Knäuel Wolle und noch mal so viele Kisten mit Patchwork-/Quiltingstoffen, (auch alle hochwertige Qualität aus dem Fachhandel) zusammengestellt, die dann irgendwie verkauft werden sollen. Wie und an wen weiß ich noch nicht, aber ich habe jetzt mal 10 Kisten mitgenommen (mehr passen gar nicht in mein Auto) und teste dann mal ebay Kleinanzeigen in Münster....)
Gut zwei Tonnen Bücher sind schon im Container, es liegen aber bestimmt noch mal zwei Tonnen in der Veranda und warten auf die nächste Containerabholung.
Das mit den Büchern ist eine Schande - aber was soll man sonst damit tun? Auf der Insel sind die Dinger nicht verkäuflich und sie einzeln im Internet zu verscheuern ist nicht möglich. Der Onkel kann es nicht, weil er es nicht kann (das mit dem Internet) - und ich kann es nicht, weil ich keine Zeit habe. (Und ehrlich gesagt auch keine Lust. Das lohnt sich alles einfach nicht für die irrsinnige Arbeit, die man sich damit machen müsste.) Also bleibt nur Container.
Ungefähr 100 Bücher habe ich heute dann doch gerettet, weil ja wirklich schöne dabei sind und ich wenigstens die Borkum- und die Nordseebücher aufheben wollte und ein paar Bildbände und ein paar Romane, die einfach so ein schönes Cover hatten oder so einen guten Titel oder weil - hach, ist ja auch egal, weil sie mich eben einfach ansprangen und wenn ich sie hier in meinem Haus nicht unterkriege, kann ich sie auch noch selber wegwerfen. K. hat etwas die Augen verdreht, als ich immer mehr Bücher rauslegte und einpacken wollte, aber insgesamt ist das nur ein Miniminibruchteil dessen, was da liegt und auf die finale Abholung wartet.
Dann haben wir noch einen Riesenberg für den örtlichen Kindergarten zusammengestellt - Bastelmaterial aller Art - wenn die das Zeug nicht wollen, landet es bei den Büchern.

Und das Zimmer ist erst halb leer. Es ist wahrlich gruselig.
Morgen geht es weiter, mal schauen, welche Überraschungen wir da noch so zu Tage fördern.

Heute Abend habe ich dann noch für J. ein Lied erfunden. Er hat festgestellt, dass er in Musik nun doch mehr als 3 Punkte braucht, weil es wohl kein echtes Streichergebnis im Abitur sein wird, und deshalb will er jetzt seine Hausaufgabe machen: Schreibe ein Lied mit 8 Takten Strophe und 4 Takten Refrain und benutze dafür einfache Akkorde zur Begleitung.
Ich fand die Vorgabe nicht schwierig, habe also irgendwas am Klavier hin- und hergeklimpert bis die Menge der Takte stimmte und ich auch noch einen passenden Text dazu gefunden hatte - das habe ich dann vom Klavier direkt ins Notenblatt geschrieben und war mittelprächtig zufrieden mit meiner Arbeit, bis J. mir mitteilte, ich dürfe keinen Bassschlüssel benutzen, weil er den gar nicht lesen, geschweige denn schreiben kann und deshalb würde ihm niemand glauben, dass er das Lied geschrieben hat.
(Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mein Sohn ein waschechter Notenlegastheniker ist)
Jetzt ist es aber so, dass ich keine einfache Harmoniebegleitung mit Buchstaben schreiben kann, eben weil man das beim Klavierspielen nicht braucht. Ich habe dann etwas mühsam rausgetüfelt, was ich da für Akkorde benutzt habe und stellte fest, dass ich mehrfach einen Dominantseptakkord verwendet habe. Das ginge nun aber auch nicht, befand J., da sie einen Dominantseptakkord noch nicht hatten. Oder zumindest hätte er das Wort noch nie gehört, deshalb könne er das ja wohl schlecht benutzen.
Es war alles sehr kompliziert.
Ich habe ihm schließlich das Lied normal notiert in Klaviernoten mitgegeben und ihm aufgetragen, seiner Musiklehrerin mitzuteilen, er hätte am Wochenende einen Crashkurs besucht und da wäre es schwerpunktmäßig um Dominantseptakkorde gegangen und deshalb kämen davon nun soviel in seinem Lied vor.
...
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@Bücher
Gibts nicht vielleicht eine Bücherei oder ein Altenheim/Krankenhaus, die sich darüber freuen würden?
Immer mein erster Gedanke, bevor Bücher im Müll landen.

Unser Mistplatz hat nun zum Glück eine umgebaute Telefonzelle, die quasi als gratis Tauschbörse fungiert. Allerdings ist dort der Platz auch begrenzt.

... ¿noch mehr sagen?  

 
ach die Bücher, ja, seufz, natürlich wäre es schön, wenn man sie irgendwie anders unterbringen könnte.
Aber das ist auf der Insel tatsächlich wohl aussichtslos, denn alle gemeinnützigen Einrichtungen laufen regelmäßig über mit Büchern, weil es schon so viele Kurgäste gibt, die mit großer Begeisterung nach dem Urlaub ihre Literatur spenden.
Eine öffentliche Tauschbörse in Form von großen Regalen in der Kurhalle und an anderen Orten gibt es hier auch, sogar an diversen Stellen, aber die sind auch schon alle überfüllt und wenn, wäre das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Menge Bücher, die meine Ex-Tante ihrem Mann hinterlassen hat, ist schlicht nicht mehr anders händelbar als mit der rigorosen Lösung.
Ich habe auch lange gebraucht, bis ich in der Lage war zu akzeptieren, dass Bücher nichts Heiliges sind, sondern genauso entsorgt werden sollten wie alte Klamotten oder aussortierte Möbel, aber ich denke auch, die Zeiten haben sich gewandelt. Geschichten und Wissen wird heute nicht mehr auf Papier konserviert, sondern in den allermeisten Fällen längst digital, so dass sich damit auch die Bedeutung eines Buches grundlegend geändert hat.

Ich lese nach wie vor sehr gerne Papierbücher, aber ich denke auch, ich mag das Gefühl der Nostalgie, was damit verbunden ist. Es ist außerdem eine gute Sache, um nicht ständig und immerzu vor irgendwelchen Bildschirmen oder Monitoren zu hängen und es gibt mir das Gefühl, noch im real life verwurzelt zu sein, aber wenn ich es abstrakt betrachte, dann ist das mit dem Buch aus Papier so wie mit der Musik auf Vinyl (oder von mir auch aus CD, aber eben noch auf einem lokalen Tonträger gespeichert) - es fühlt sich schöner an, hat aber einfach entschieden an Bedeutung verloren.