anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 29. August 2021
Vermögenswerte
Ich habe heute ein langes Philosophiegespräch mit K geführt. Die Ausgangsfrage war: Was würdest du tun, wenn du König von Deutschland wärst?

Am Ende waren wir uns einig, dass unser aktuelles Wertesystem verändert werden muss.
Es gibt nämlich viele und vor allem wichtige Werte, die sich nicht in Euro ausdrücken lassen, die zwar im Zweifel mehr wert sind als alles Geld, die in unserer Leistungsgesellschaft aber regelmäßig nur als Zusatz betrachtet und bei der Priorisierung dessen, was wirklich wichtig ist, unbeachtet zur Seite geschoben werden, weil unser aktuelles System komplett und vollständig auf Geld ausgerichtet ist.

Begriffe wie Liebe, Zuneigung, Freundschaft, Wohlbehagen, Zufriedenheit, Stolz sind da nur ein paar Beispiele für Werte, die vielen Menschen etwas wert sind und für die sie sich anstrengen und Leistung bringen - die aber nicht in Geld umgerechnet werden können und deshalb beim Vergleich der Leistungsentgelte nicht mit berechnet werden - und so entstehen sichtbare, berechenbare Ungerechtigkeiten, die dann auch lautstark als Ungerechtigkeiten angeprangert werden, die aber vielleicht gar nicht ungerecht sind, weil sich Äpfel halt nicht mit Birnen vergleichen lassen.

Volkswirtschaftlich betrachtet ist Geld ein Wertaufbewahrungsmittel, was sich deshalb sehr gut als Tauschmittel eignet. Aus dieser allgemeinen Definition leitet sich in unserer Gesellschaft das Gefühl ab, dass nur Dinge, die sich in Geld ausdrücken lassen, etwas wert sind, denn nur diese Werte kann ich aufbewahren.
Was aber eben ein ziemlicher Quatsch ist, wenn man sich das mal in Ruhe überlegt.

An diese Überlegungen schloss sich die Frage an, weshalb man denn überhaupt Werte aufbewahren solle, wenn man sie für sich selber gar nicht mehr braucht?
Oder, anders ausgedrückt: Warum wollen sich Leute immer mehr und noch mehr Geld erarbeiten, wenn sie doch, objektiv betrachtet, diesen Geldvorrat gegen nichts mehr eintauschen werden?

Und dann haben wir uns überlegt, ob und wenn ja wie sich die klassischen Produktionsfaktoren "Arbeit, Boden, Kapital" im Laufe der Zeit verändert haben.

Meine These dazu ist, dass Kapital immer mehr an Wert verloren hat, weil es von den Zentralbanken der Welt quasi ungebremst produziert wird und sich mittlerweile in solch einem Übermaß im Verkehr befindet, dass es die notwendige Knappheit verloren hat, die es braucht, um mit den anderen Produktionsfaktoren gemeinsam in einem ausgewogenen Dreieck effizient zu funktionieren. Sehr gut abzulesen ist das an den negativen Zinsen, mit denen die Zentralbanken den Faktor Kapital belegt haben.
Überspitzt gesagt bedeutet das, Geld ist nichts mehr wert und genau das führt zu dieser immer weiter steigenden Vermögensinflation, weil die Leute, die Geld haben, schlicht nicht mehr wissen, wohin damit.
Deshalb steigen die Börsenkurse von Aktien, deshalb steigen die Immobilienpreise - und deshalb wird die Lücke zwischen arm und reich immer größer.
Denn aktuell werden die Reichen immer reicher - ganz von alleine, passive Vermögensmehrung.
Wenn ich als Ausgangswert aber 0 habe, dann hilft mir auch eine Vermögenssteigerungsrate von x% nichts, weil x% von 0 halt immer noch 0 sind.

Und wenn man all das so sauber analysiert hat - ist es dann nicht mal an der Zeit zu fragen, ob wir nicht sinnvollerweise mal unser Wertesystem ändern sollten?

Also, wenn ich König von Deutschland wäre, wäre das mein erstes Projekt
.
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