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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 9. März 2020
Berlin und Rückfahrt
So, zurück aus Berlin, die Rückfahrt dauerte nur noch 3:20h, verglichen mit der Hinfahrt, auf der wir über 5h unterwegs waren, sozusagen eine Blitzreise, insgesamt bleibe ich aber bei meiner Aussage: Ich finde in der Gegend rumreisen anstrengend und werde das wohl auch nicht mehr verstehen, weshalb es heutzutage schon fast eine Selbstverständlichkeit ist, dass jeder jedes Jahr mindestens einmal, besser aber zwei- oder mehrfach im Jahr irgendwohin in Urlaub fährt.
Gleichzeitig bin ich aber auch kein Maßstab, so viel wie ich zwischen meinen beiden Wohnorten pendele, habe ich jede sonstige Reiseenergie wahrscheinlich schon auf diesen Strecken komplett verbraten.

Was mich im Zweifel am meisten gestört hat, war diese offizielle Philharmonieveranstaltung mittendrin, im Grunde hat die den halben Samstag versaut und man hätte definitiv schönere Dinge tun können, als sich zunächst unsinnig aufzurüschen und dann, als Krönung des Downlights, sich auch noch grässliche Musik anzuhören.
Nun ja, immerhin war diese Einladung der Grund, dass wir uns wirklich endlich mal aufgerafft haben, nach Berlin zu fahren. J wohnt seit anderthalb Jahren dort und ich wollte ihn schon längst mal besucht haben, aber meine eigene Bequemlichkeit konnte ich erst mit so einer zusätzlichen exogenen Verpflichtung austricksen.
Ein bisschen schäme ich mich dafür und wir haben uns fest vorgenommen, in der nächsten Zeit, wenn das Wetter einigermaßen akzeptabel ist, auf alle Fälle nochmal nach Berlin zu reisen, allerdings vorzugsweise mit dem Flieger, ich denke, das sind dann zwei Fliegen mit einer Klappe: K kann endlich mal eine andere Strecke fliegen als immer nur nach Borkum und insgesamt ist das noch mal deutlich schneller als mit dem Auto.

Noch eine Anmerkung zu dem Konzert in der Philharmonie: Im Publikum saß eine (eine einzige) Dame mit Mundschutz, und mich hat das ungemein aggressiv gemacht.
So ein Mundschutz schützt nicht denjenigen, der ihn trägt, sondern er beugt nur einer ungebremsten Virenverteilung durch den Mundschutzträger vor.
Wenn aber jemand meint, er könnte sich eventuell infiziert haben und sei deshalb ein potentieller Virenverteiler - ja verfluchte Harke, dann soll er gefälligst zu Hause bleiben und sich das Konzert live im Radio anhören, denn es wurde live vom RBB übertragen. Sich dann mit einem Mundschutz in ein Konzert zu setzen, finde ich ehrlich gesagt überhaupt nicht witzig.
Wenn die Dame sich aber einbildet, dass sie sich mit dem Mundschutz selber vor irgendwas schützt, dann wäre es vielleicht klüger, sie investiert ihre freie Zeit mal in ein wenig medizinische Aufklärung, statt sich offen als Gefahrenträger zu gebärden und damit andere Leute auch weiter in Panik zu versetzen.

Ansonsten haben wir jetzt den ersten mittelbaren Coronafall in der eigenen Firma: Ein Kollege meldete sich eben per E-Mail, dass seine Tochter am Wochenende von einer Ski-Freizeit aus Norditalien zurückgekehrt sei und jetzt wegen Coronaverdacht unter Hausarrest stehe. Wir haben den Vater natürlich ebenfalls gleich in Quarantäne geschickt - oder wohin auch immer, aber auf keinen Fall soll er morgen ins Büro kommen.
Das wird alles noch ein großer Spaß, nicht, wenn das so weitergeht.

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Bei J haben wir heute noch erfolgreich weiter die Wohnung verschönert, er hat gestern auf meine ausdrückliche Anweisung noch einen Sessel bei Ikea erworben, außerdem ein Regalbrett und ein paar andere Kleinigkeiten, die jetzt alle sehr nutzbringend in seiner Wohnung aufgebaut und installiert sind. K hat noch mehr Löcher gebohrt und die Einstellungen der Fritzbox noch mal adjustiert, ich denke, wir haben die Wohnung richtig gut auf Vordermann gebracht.

Am Nachmittag waren wir dann noch gemeinsam im Alliiertenmuseum, weil das erstens gleich bei Js Wohnung um die Ecke ist und weil zweitens K sagte, er fände das interessant.
Nun, ich fand es, wie ich Museen meistens finde, nämlich eher langweilig. Die Infos, die sie vermitteln, kann ich mir genauso gut im Internet bei Wikipedia und YouTube ansehen und muss dafür nicht unbequem vor schlecht zu lesenden Schautafeln rumstehen, wo ich mir eben diese Infos mühsam Stück für Stück zusammensuchen muss, weil so Schautafeln immer mehrsprachig sind und ich es echt mühsam finde, den passend zusammengehörigen Text in einem Rutsch zu lesen, weil mir ständig genau der gleiche Text, den ich grade gelesen habe, noch mal unterkommt, dann zwar in einer anderen Sprache, was ich aber immer erst nach einigen Sätzen merke, nämlich wenn ich mich wundere, warum da alles doppelt steht.
Und außerdem ist der Gesamttext nicht an einem Stück zu lesen, sondern abschnittsweise passend zu jeder Vitrine angebracht, was halt die Wissensaufnahme unnötig erschwert, finde ich.
So ist das in ganz vielen Museen, ein Grund, warum ich eine größere Abneigung gegen Kulturausstellungen habe.
Die VIP-Karten haben wir übrigens auch nicht benutzt, dafür war keine Zeit.

Im übrigen war meine Reaktion auf Berlin dieselbe, die sie schon immer war: Ich bin froh, wenn ich wieder abfahren kann. Mir ist das da alles too much und vor allem viel zu viel von Dingen, die ich ansonsten gar nicht vermisse, allerdings geht mir das in allen Städten so und Berlin ist davon nun mal keine Ausnahme
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