anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 2. November 2018
Inseltag
Inseltage haben grundsätzlich den Vorteil, dass man sich, bevor einem gar nichts einfällt, was man schreiben könnte, mit Fotos rausretten kann. Denn die meisten Fotos, die ich hier einfach nur so im Vorbeilaufen mache, sind schon wegen der Umgebung großartig, da muss man gar nichts weiter dran machen. Ich finde das enorm bequem, ich muss kein besonderes Motiv aussuchen, ich muss kein Setting arrangieren oder schwierige Kompositionen entwerfen, ich kann einfach beim über die Insel schlendern mein Handy zücken, ein paar Fotos machen und mein Content ist gerettet. Ich profitiere damit auf das vorbildllichste von der klugen Strategie meiner Ahnen, sich auf dieser Insel niederzulassen und hier ansässig zu werden, denn gefühlt ist diese Insel eben immer noch viel mehr meine Insel als die der hundertausend Badegäste, die sich hier teilweise schon sehr unangenehm badegastspreading breitmachen.

Grundsätzlich kann ich all die Resentiments, die so viele Deutsche heutzutage gegen die Flüchtlinge haben, gut nachvollziehen - global betrachtet sind die Flüchtlinge auch nichts anderes als lästige Kurgäste, denn das besondere an einem Großteil der Kurgäste hier auf Borkum ist, dass die für ihren Aufenthalt hier auch nicht bezahlen, sondern nur zur Kur hier sind und die Kasse bezahlen lassen. Borkum ist randvoll mit Kliniken und Kurheimen jeder Art und all die Menschen, die dort wohnen, haben sicherlich eine schwere Krankheit, genau deshalb werden sie ja zur Erholung oder Genesung hier auf die Insel geschickt - aber wie gesagt, genau deshalb bezahlt der Rest der Gesellschaft für ihren Urlaub hier auf der Insel, denn schließlich kann man die Leute nicht einfach so in ihrem Elend stecken lassen.
Ich kenne kaum einen Borkumer, der nicht schon mehrfach und ausdauernd über die dösigen Kurgäste die Augen gerollt hätte, diese Menschen sind einfach anders und vor allem, sie sind anstrengend.
Hilft aber nix, unterm Strich ist auch jedem Borkumer klar, dass wir all diese Menschen brauchen, um auch in Zukunft weiter so bequem und gut ausgestattet auf dieser Insel leben zu können, denn aus eigener Kraft würde wir das mal nicht mehr schaffen. Außerdem ist gleichzeitig auch jedem (naja, fast jedem) Borkumer klar, dass es ein ganz ungemein glückliches Privileg ist, Ahnen zu haben, die schon vor Generationen so klug waren, den Familienwohnsitz auf diese Insel zu legen und wenn man selber schon so ungemein viel Glück hatte, dann kann man anderen Leuten, die in ihrem Leben ansonsten deutlich viel mehr Unglück hatten und eben nicht die Chance haben, regelmäßig an diesem wunderschönen Ort zu sein, wenigstens ein bisschen davon abgeben und deshalb sind wir auch stolz darauf, wenn die Leute ausgerechnet hier auf Borkum gerne Urlaub machen und nicht nach Juist, Norderney - oder noch viel schlimmer - an die Ostsee oder zum Ballermann fahren. Und deshalb hat man sich hier einfach damit arrangiert, dass die Insel mehrheitlich von Kurgästen bevölkert ist.

Nur genau hier bricht das Bild: Die Borkumer finden die Kurgäste auch ätzend, so generell gesehen auf alle Fälle und in Einzelfällen auch sehr individuell, genau wie die Festlandsbevölkerung die Flüchtlinge, trotzdem ist jedem auf der Insel hier klar, dass diese ätzenden Kurgäste die Zukunft der Insel garantieren, im Grunde genau wie die Flüchtlinge in Deutschland- nur warum begreifen die Festlandsleute das nicht?
Mich wundert das regelmäßig sehr.

Aber zurück zu meinen Fotos: Gibt ja Menschen, die posten ständig Katzenfotos, ich poste dann mal ständig Inselfotos, wer das langweilig findet, der geht sowieso besser Katzenfotos gucken. Aber wie immer, wenn ich viele Fotos habe - ich verlagere die in die Kommentare, damit die Startseite nicht so ewig zum laden braucht
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Kennen sie von Loriot Das Bild hängt schief?

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ja, kenne ich und habe es eben mit Vergnügen noch mal gesehen - nur kriege ich grade die Kurve nicht: Weshalb genau erwähnen Sie das grade hier?

Oder meinen Sie den harmlosen Anfang, eben freute ich mich noch darüber, dass ich einfach nur ein Foto posten müsse und alles ist gut und plötzlich bin ich im wilden Flüchtlingschaos gelandet?
Hmm, jetzt wo ich es mir selber durchlese, hat das tatsächlich etwas durchaus vergleichbares. Es fiel mir ja auch wirklich nur ganz langsam und zufällig auf.

 
Meine Fotoreihe heißt heute 11in11
denn wir haben ja ganz frisch November und deshalb habe ich heute einfach den Tag über mal elf Fotos gemacht, die meinen Tag dokumentieren:

Los geht es mit 1von11

Als ich heute morgen mit dem Rad ins Dorf fuhr, erinnerte mich das an den 12. Oktober. An dem Tag habe ich 12 Fotos für diese 12von12 Reihe gemacht, die im Internet kursiert und sie begann auch mit einem Foto an dieser Stelle. Genau deshalb kam ich heute morgen auf die Idee, dass ich auch ganz privat initiiert heute mal 11in11 machen könnte und voilà, alles sehr ähnlich, nur der Rest des Tages geht anders weiter.

Ich bin nämlich ins Dorf gefahren, wo die Inselbahn grade am Bahnhof stand

und anschließend bin ich im Dorf shoppen gegangen. - Aber das ist eine eigene Geschichte, das würde mir hier jetzt eindeutig zu lang. Irgendwann war aber auch mal genug geshoppt und ich bin wieder nach Hause gefahren (übrigens mit Umweg über Onkels Garten, der noch immer wieder neue von diesen superleckeren Tomaten hat, dort habe ich mir zwei Handvoll als Mittagsimbiss gepflückt, aber leider nicht geknipst.)
Von dort aus ging es dann mit dem nächsten kleinen Umweg zurück nach Hause, vorher nur einmal kurz am Strand lang, weil....... naja, weil es dort einfach schön ist

und mir persönlich gefällt es ja am allerbesten, wenn dort keine Leute sind, was im November fast gut klappt.
Auf der anderen Seite vom Strand war es auch ausreichend wunderbar einsam


Mein Hausleuchtturm musste natürlich ebenfalls wieder fotografiert werden, wenn man schon so dicht unter einem Leuchtturm wohnt, dann entwickelt sich da auch eine persönliche Beziehung

Und naja, ein bisschen angeben muss ich mit den Farben auch jedes Mal wieder aufs Neue, es ist eben einfach nur wunderschön

Für den Ortsunkundigen sieht das folgende Bild jetzt auch wieder nur wie leerer Strand aus

es ist auch tatsächlich leerer Strand, allerdings der, wo vor 14 Tagen noch der Mordsrummel an der Milchbude war, also genau der Strand vor meiner Haustür, der jetzt endlich, endlich wieder leer ist. Schon schön, oder?

Dann war ich ein wenig zu Hause, habe mir etwas zu essen gemacht (Pak Choi, ich habe da jetzt eine neue Liebe), habe ein wenig aufgeräumt, mich darüber gefreut, dass der gesamte Müll mitsamt den großen Pappkartons, die ich gestern in Mengen an die Straße stellte, schon wieder abgeholt wurde, selbstverständlich ist das hier nicht und dann meldete sich K, dass er mit seinen Terminen für heute durch sei, dass das Wetter fliegbar sei und er bitte gleich am Flugplatz abgeholt werden möchte.

Also fuhr ich zum Flugplatz und machte unterwegs dieses Foto

Die Gegend dort heißt hier im Volksmund Marmeladenviertel, mittlerweile können sich die Leute, die dort wohnen, aber mehr als nur Marmelade aufs Brot leisten

Am Flugplatz fielen mir die Silberpappeln auf, die vor 18 Tagen noch viel Laub hatten, mittlerweile sind sie fast kahl

und es riecht auch nicht mehr so intensiv

Der Flieger bekommt natürlich auch ein eigenes Foto
, gleichzeitig mit K war eine Familie aus Arnsberg gelandet, die nicht nur zu viert aus ihrem Flieger kletterten, sondern auch Gepäck für vier Wochen ausluden, ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus, es ist schon erstaunlich, was in so ein kleines Flugzeug alles reingeht. K hat immer so getan, als würde ich unser Flugzeug ständig als Ferryflieger missbrauchen und was von Dachgepächträger und Unterkellerung gemurmelt - künftig werde ich ihn auf die Familie aus Arnsberg verweisen, dann ist Ruhe, schlimmer geht immer.

Wieder zu Hause gab es dann eine Pilzpfanne mit Pilzravioli, Baguette und Aioli, es war so lecker, dass es schon alle war als mir einfiel, dass ich doch ein Foto machen wollte.


Anschließend habe ich mich aufs Sofa gesetzt und die Fotos in Form gebracht und hochgeladen, dabei stellte ich fest, dass ich nur 10 Fotos habe (das heißt, ich habe natürlich noch viel mehr, aber ich wollte es mit der Anzahl der Fotos, die einen leeren Strand zeigen, nicht übertreiben), deshalb habe ich einfach noch mal eben das Fenster fotografiert, weil ich es auch immer wieder schön finde, wie es da in die Nacht hineinleuchtet,

es steht aber für keine weitere Geschichte, außer dass ich danach nichts mehr tat als diesen Bericht hier zu tippen und die Fotos einzufügen.

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