Donnerstag, 15. November 2018
Ich höre Stimmen
anje, 20:47h
Seitdem es mir gelungen ist, das Hören von Podcasts technisch so in meinem Alltag unterzubringen, dass es keine extra Zeit verlangt, sondern während anderer Tätigkeiten dazu geschaltet werden kann, bin ich echter Podcast-Fan geworden. Mittlerweile mag ich Podcasts fast lieber als Hörbücher, kein Wunder, ich lese ja auch lieber Blogs als Bücher.
Ich glaube, das kurze, abschnittsweise Konsumieren von Texten/Themen/Beiträgen etc. ist mir deshalb lieber, weil ich mich nicht gleich für so eine lange Zeit binde. Bis man so ein Buch komplett gelesen oder gehört hat, das dauert ja schon, und ich merke, dass ich es anstrengend finde, zwischen den einzelnen Kapiteln zu viel Zeit verstreichen zu lassen, weil ich den bereits gelesenen oder gehörten Inhalt wieder vergesse, also versuche ich Bücher auch in einer angemessenen Zeit hintereinanderweg durchzulesen oder zu hören, aber genau das bindet dann halt sehr viel Zeit.
Und das will ich oft nicht, weil ich mich dann in meiner Freiheit eingeschränkt fühle.
"Ich kann jetzt nicht, ich muss lesen" - war zwar viele Jahre lang einer meiner Lieblingssätze, aber das war zu Zeiten, als mich nervige Menschen dadurch vom Lesen abhalten wollten, weil sie meinten, ich solle den Tisch decken, mein Zimmer aufräumen, den Müll rausbringen - oder was man sonst so für Arbeiten in einem Haushalt zugewiesen bekommt, für den man nicht selber verantwortlich ist.
Aber je älter ich wurde, umso weniger Spaß machte es, Dinge, die getan werden mussten, zugunsten einer spannenden Lektüre zu ignorieren, denn die Dinge, die getan werden mussten, mussten vor allem deshalb getan werden, weil ich jetzt selber dafür verantwortlich war und das eben selber so wollte.
So ist das mit dem Älterwerden, Erwachsene bilden sich seltsame Dinge ein, von denen sie meinen, dass sie getan werden müssen und wenn die nicht erledigt werden, dann fühlen sich Erwachsene schlecht, werden gestresst und bekommen ganz miese Laune.
Es hilft übrigens nichts, das zu wissen, mir zumindest nicht, ich lasse mich trotzdem von den nicht erledigten Dingen stressen, obwohl ich das ja einfach dadurch abstellen könnte, dass es mir schnurzepiepeegal sein könnte, ob die Dinge getan sind oder nicht, war ja früher auch nie ein Problem. Aber hier schließt sich der Kreis: ich kann es nicht vermeiden, dass ich älter werde und mir immer mehr Kram einbilde. Plötzlich ist es eben wichtig, dass das Haus gestaubsaugt, der Müll rausgestellt und der Kühlschrank gefüllt ist. Es ist ein Elend, aber je älter man wird, umso weniger Zeit hat man, weil man sich immer mehr Dinge einbildet, die getan werden müssen. Besser, wir sprechen nicht weiter darüber, ich werde schon ganz kribbelig, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, was im Moment alles so getan werden müsste...
Eigentlich ging es da ja auch gar nicht drum, eigentlich wollte ich nur begründen, warum ich nicht genug Zeit habe, lange Bücher zu lesen oder zu hören und dass ich deshalb Blogs ganz prima finde - und seit neuestem eben auch Podcasts.
Bei dieser ganzen Podcasthörerei bin ich auf vielerlei interessante Dinge gestoßen, über die ich dann so zwischendurch immer mal nachdenke. Die Stimmen der Menschen zum Beispiel - ein ganz faszinierendes Kapitel.
Stimmen sind ja mindestens so viel Optik wie das Aussehen, also für den ersten Eindruck, äh, ich meine, wenn man einen Podcast hört, dann hängt eben alles an der Stimme. Ich glaube, ich habe den Satz verfuddelt, aber ich hoffe, man versteht, was ich sagen will. Man hat ja immer so eine Vorstellung von einem Menschen, die im Zweifel nichts mit dem Menschen selber zu tun hat (alle Promis klagen darüber), die aber aus den Begegnungen, die man selber mit diesem Menschen hatte, entsteht.
Und ich stelle für mich fest, dass es Menschen gibt, auf die reagiere ich seltsam ablehnend, viel ablehnender übrigens als ich es auf die reine Optik beim Angucken täte, nur weil ich plötzlich ihre Stimme in einem Podcast höre und eben genau diese Stimme oder auch eine bestimmte Art zu reden, überhaupt nicht mag.
Ich zB mag keine piepsigen Kinderstimmen. Ich habe neulich eine Frau reden hören, von der ich weiß, dass sie ungefähr 40 ist, ihre Stimme hört sich aber an wie 12 und ich fand das ganz schrecklich.
Ich mag auch keine "Tüdelüt-Stimmen", also so in etwa die Tonlage, in die viele Frauen verfallen, wenn sie ein Baby sehen. Es scheint Frauen zu geben, die reden immer so. Ganz gruselig, schauder.
Und dann gibt es Menschen, die haben eine Art zu reden, die weckt in mir jede Sorte Widerstand, einfach weil sie einerseits so bestimmt und so ungemein selbstverständlich reden, gleichzeitig aber ungemein (vorgespielt) verständnisvoll reden. Das "vorgespielt" habe ich da jetzt reininterpretiert, aber genau darauf reagiere ich mit Widerstand. Und dann können diese Menschen ganz kluge Dinge sagen: Ich reagiere bockig.
Andere Menschen dagegen habe eine Stimme, die finde ich so angenehm, dass ich ihnen stundenlang einfach so zuhören könnte, und sofort finde ich diese Menschen unglaublich klug und toll und überhaupt prima. Judith Holofernes gehört dazu und Juli Zeh.
Ich glaube, Stimme ist etwas ungemein wichtiges und ich wundere mich, dass darüber so wenig geredet wird
.
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Ich glaube, das kurze, abschnittsweise Konsumieren von Texten/Themen/Beiträgen etc. ist mir deshalb lieber, weil ich mich nicht gleich für so eine lange Zeit binde. Bis man so ein Buch komplett gelesen oder gehört hat, das dauert ja schon, und ich merke, dass ich es anstrengend finde, zwischen den einzelnen Kapiteln zu viel Zeit verstreichen zu lassen, weil ich den bereits gelesenen oder gehörten Inhalt wieder vergesse, also versuche ich Bücher auch in einer angemessenen Zeit hintereinanderweg durchzulesen oder zu hören, aber genau das bindet dann halt sehr viel Zeit.
Und das will ich oft nicht, weil ich mich dann in meiner Freiheit eingeschränkt fühle.
"Ich kann jetzt nicht, ich muss lesen" - war zwar viele Jahre lang einer meiner Lieblingssätze, aber das war zu Zeiten, als mich nervige Menschen dadurch vom Lesen abhalten wollten, weil sie meinten, ich solle den Tisch decken, mein Zimmer aufräumen, den Müll rausbringen - oder was man sonst so für Arbeiten in einem Haushalt zugewiesen bekommt, für den man nicht selber verantwortlich ist.
Aber je älter ich wurde, umso weniger Spaß machte es, Dinge, die getan werden mussten, zugunsten einer spannenden Lektüre zu ignorieren, denn die Dinge, die getan werden mussten, mussten vor allem deshalb getan werden, weil ich jetzt selber dafür verantwortlich war und das eben selber so wollte.
So ist das mit dem Älterwerden, Erwachsene bilden sich seltsame Dinge ein, von denen sie meinen, dass sie getan werden müssen und wenn die nicht erledigt werden, dann fühlen sich Erwachsene schlecht, werden gestresst und bekommen ganz miese Laune.
Es hilft übrigens nichts, das zu wissen, mir zumindest nicht, ich lasse mich trotzdem von den nicht erledigten Dingen stressen, obwohl ich das ja einfach dadurch abstellen könnte, dass es mir schnurzepiepeegal sein könnte, ob die Dinge getan sind oder nicht, war ja früher auch nie ein Problem. Aber hier schließt sich der Kreis: ich kann es nicht vermeiden, dass ich älter werde und mir immer mehr Kram einbilde. Plötzlich ist es eben wichtig, dass das Haus gestaubsaugt, der Müll rausgestellt und der Kühlschrank gefüllt ist. Es ist ein Elend, aber je älter man wird, umso weniger Zeit hat man, weil man sich immer mehr Dinge einbildet, die getan werden müssen. Besser, wir sprechen nicht weiter darüber, ich werde schon ganz kribbelig, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, was im Moment alles so getan werden müsste...
Eigentlich ging es da ja auch gar nicht drum, eigentlich wollte ich nur begründen, warum ich nicht genug Zeit habe, lange Bücher zu lesen oder zu hören und dass ich deshalb Blogs ganz prima finde - und seit neuestem eben auch Podcasts.
Bei dieser ganzen Podcasthörerei bin ich auf vielerlei interessante Dinge gestoßen, über die ich dann so zwischendurch immer mal nachdenke. Die Stimmen der Menschen zum Beispiel - ein ganz faszinierendes Kapitel.
Stimmen sind ja mindestens so viel Optik wie das Aussehen, also für den ersten Eindruck, äh, ich meine, wenn man einen Podcast hört, dann hängt eben alles an der Stimme. Ich glaube, ich habe den Satz verfuddelt, aber ich hoffe, man versteht, was ich sagen will. Man hat ja immer so eine Vorstellung von einem Menschen, die im Zweifel nichts mit dem Menschen selber zu tun hat (alle Promis klagen darüber), die aber aus den Begegnungen, die man selber mit diesem Menschen hatte, entsteht.
Und ich stelle für mich fest, dass es Menschen gibt, auf die reagiere ich seltsam ablehnend, viel ablehnender übrigens als ich es auf die reine Optik beim Angucken täte, nur weil ich plötzlich ihre Stimme in einem Podcast höre und eben genau diese Stimme oder auch eine bestimmte Art zu reden, überhaupt nicht mag.
Ich zB mag keine piepsigen Kinderstimmen. Ich habe neulich eine Frau reden hören, von der ich weiß, dass sie ungefähr 40 ist, ihre Stimme hört sich aber an wie 12 und ich fand das ganz schrecklich.
Ich mag auch keine "Tüdelüt-Stimmen", also so in etwa die Tonlage, in die viele Frauen verfallen, wenn sie ein Baby sehen. Es scheint Frauen zu geben, die reden immer so. Ganz gruselig, schauder.
Und dann gibt es Menschen, die haben eine Art zu reden, die weckt in mir jede Sorte Widerstand, einfach weil sie einerseits so bestimmt und so ungemein selbstverständlich reden, gleichzeitig aber ungemein (vorgespielt) verständnisvoll reden. Das "vorgespielt" habe ich da jetzt reininterpretiert, aber genau darauf reagiere ich mit Widerstand. Und dann können diese Menschen ganz kluge Dinge sagen: Ich reagiere bockig.
Andere Menschen dagegen habe eine Stimme, die finde ich so angenehm, dass ich ihnen stundenlang einfach so zuhören könnte, und sofort finde ich diese Menschen unglaublich klug und toll und überhaupt prima. Judith Holofernes gehört dazu und Juli Zeh.
Ich glaube, Stimme ist etwas ungemein wichtiges und ich wundere mich, dass darüber so wenig geredet wird
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