anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 14. Mai 2023
Wieder zurück
So, ich habe den Ausflug in die Großstadt überstanden und bin jetzt sehr zufrieden wieder zuhause.
Ich war sechs Tage unterwegs und stelle mit einem erleichterten Stoßseufzer fest, dass es jetzt auch genügt. Mein Bedarf an Stadt und Rumreisen ist fürs erste gründlich gedeckt.

Heute sind wir nach dem Auschecken (das Wort sieht sehr seltsam aus, wir haben halt final und mit Gepäck das Hotel verlassen) danach also sind wir mit dem gesamten Krempel erst mal in ein Cafe gegangen, um unseren Frühstückskaffee zu trinken. Das ist ja auch so etwas, was ich am Rumreisen hasse - Kaffee ans Bett ist nur für einen derart horrenden Aufpreis möglich, dass es dann auch keinen Spaß mehr macht).

Wir saßen draußen und schauten den Menschen zu, die auch an einem Sonntagmorgen schon sehr zahlreich unterwegs waren, ich glaube, Berlin besteht zu 80% aus Touristen. Muss man auch mögen.

Dann fuhren wir mit zwei verschiedenen U-Bahnen und einer Straßenbahn zu N. Unterwegs schmiss es mich in einer U-Bahn um, ich hatte mich nicht schnell genug festgehalten und schlug der Länge nach hin - jetzt habe ich auch so eine Jeanshose mit einem stylishen Riss am Knie. Bei N bekam ich N Jod und Pflaster und humpelte den Rest des Tages etwas, inzwischen geht es aber schon wieder, ernsthaft kaputt ist nichts - außer der Jeanshose.

Dann fuhren wir auf einen Flohmarkt, weil ich neugierig darauf war, wie Flohmärkte in Berlin aussehen. Der für mich auffälligste Unterschied war die schier unendliche Menge an Klamotten, die angeboten wurde, dafür gab es kaum etwas anderes.
Also nur sehr wenig Bücher, Deko, Taschen, Haushaltskram, was man sonst halt so auf dem Flohmarkt findet, wenn man hier in NRW über Flohmärkte läuft.
Die Klamotten war zudem überwiegend von einer sehr einfachen Qualität, also sehr viel H&M, Zara und ähnliche Standardmode, sehr wenig gehobene Designerstücke, die paar, die angeboten wurden, waren unverhältnismäßig teuer. Überhaupt waren die Preise verglichen mit den NRW-Flohmarktpreisen deutlich höher. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur übertrieben verwöhnt, was gute Flohmärkte angeht.

Gegen 15h hatten wir genug und traten die Heimreise an. Die reine Fahrtzeit betrug ziemlich genau 5h, außerdem haben wir einmal in Berlin für 30 Minuten geladen und einmal in Hannover für 15 Minuten, insgesamt dauert Reisen mit einem Elektroauto eben schon länger als mit einem Benziner, aber auch hier ist es wahrscheinlich nur eine Frage dessen, was man gewöhnt ist und wir werden uns jetzt halt umgewöhnen müssen.
Oder nicht mehr reisen, was für mich auch völlig okay wäre.

Wenn ich wählen kann, ob ich mit der Bahn oder mit dem Auto reise, dann ziehe ich das Auto vor - da sind eindeutig weniger seltsame Menschen direkt um einen herum. Bahnreisen mag ganz witzig sein, wenn man es für soziologische oder psychologische Studien benutzt, ich bin aber inzwischen in einem Alter, wo sich auch die absurdesten Menschentypen wiederholen und ich es deshalb überwiegend langweilig finde, Menschen zu gucken. Ich habe das wahrscheinlich früher zu intensiv betrieben, auf alle Fälle entdeckte ich wenig Neues in diesen sechs Tagen intensivem Menschenbadens.

Morgen wieder normales Büro, es fühlt sich erstaunlich erholsam an
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Samstag, 13. Mai 2023
Noch ein Stadttag
Nach dem relativ frühen Start in den Tag war heute erst mal Ausschlafen angesagt. Es macht schließlich keinen Sinn, sich körperlich unwohl und mit akuten Schlafmangelsymptomen durch einen weiteren Tag in einer Stadt zu quälen, die ich schon im ausgeschlafenen Zustand als herausfordernd und anstrengend empfinde.

Da wir uns in einem Hotel direkt am Checkpoint Charly befinden, haben wir uns dort erstmal die nähere Umgebung angesehen und dabei entdeckt, dass sich neben diesem Touristensammelpunkt "Charly" auch noch ein spannendes Museum befindet, nämlich das Museum für ekelhafte Lebensmittel.

Nach einem sehr interessanten Durchgang durch das Museum, über den ich sicherlich noch mal ausführlicher berichten werde, probierten wir im Anschluss das ausgewählte Spezialessen an der Probiertheke des Museums

und aßen deshalb Heuschrecken, Mehlwürmer & Co. zum Frühstück. Ehrlich gesagt schmeckte das alles sehr ähnlich wie die Frühstückscerealien, die die Kinder früher so toll fanden. Ich brauch das nicht, aber Kellogs kann das sicher gut verkaufen.

Anschließend fuhren wir zum Alex, trafen uns dort mit N und gingen in die Körperweltenausstellung.
Auch sehr interessant, u.a. gab es einen plastinierten Angler als Explosionsmodell zu bestaunen.


Mehr Lust auf Unternehmung hatten wir dann aber auch nicht mehr und fuhren zurück ins Hotel, wo wir endlich mal wieder früh ins Bett gehen werden
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Verpasst
Tja, da hat der Abend länger gedauert als der Tag und jetzt haben wir schon Samstag, aber egal, es war ein schöner Freitag, auch wenn ich mehr gelaufen bin als mein Komfortlevel zulässt, trotzdem war es ein schöner und vor allem ein sehr erfolgreicher Tag.
Ich war shoppen und lasern und sehe jetzt aus als hätte ich akut die Affenpocken, aber das heilt alles wieder ab und dann habe ich eine totale gleichmäßige Haut, vielleicht. Ach was bestimmt, ich glaube da fest dran, auch wenn es im Moment nicht danach aussieht.



Am Abend kam K, wir bezogen unser Hotel und trafen uns dann wieder mit N beim Japaner, anschließend waren wir noch bei Ns Chef zu Besuch, wo der Absacker bis nach 2h dauerte.

Immerhin weiß ich jetzt schon, was wir morgen machen, nämlich erst mal gründlich ausschlafen
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Donnerstag, 11. Mai 2023
Städtische Anstrengungen
Der Kongress war heute Nachmittag zu Ende, passend zu Ns Arbeitsschluss in der Praxis, so dass er zum Hotel kam, von wo wir dann gemeinsam mit der Straßenbahn bis zu seiner Wohnung fuhren.

Am Abend gingen wir noch mal los, um etwas zu essen, es wurden Burger aus einer Szene-Burger-Frittenbude, die wir mitnahmen, um dann noch ca. 1km bis zur Spree zu laufen, wo wir das inzwischen recht gut abgekühlte Mahl am Ufer eines für meinen Geschmack arg stinkenden Flusses aßen.

Für Berliner mag das romantisch sein, mich überzeugt das Konzept Stadt nicht und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern.

Diese permanente, dauernd wechselnde, aber immer laute Geräuschkulisse von tausenderlei menschengemachten Geräuschen schlägt mir richtig aufs Gemüt. Ich werde immer leiser, weil ich gegen den Dauerkrach um mich herum nicht mehr anschreien mag. Ich bin längst heiser und habe Halsschmerzen. Ein normales Gespräch in Zimmerlautstärke ist in dieser Stadt nicht möglich, weil auch die Wohnungen alle so hellhörig sind, dass es wirklich nirgendwo leise ist.

Und es riecht. So wie einem überall und permanent irgendwelche Geräusche auf die Ohren einhämmern, so geht es mit den Gerüchen genauso, die die Nase bombardieren. Ein latenter Geruch von Pisse ist immer in der Luft, der beständig von wechselnden Menschen-, und Kloakegerüchen ergänzt wird-, unterstützt von den diversesten Restaurantabluft- und Straßenverkehrgestanksvariationen.

Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass Laufen eindeutig nicht mein bevorzugtes Mobilitätskonzept ist, kann man sich ungefähr vorstellen, wie es meiner Laune mittlerweile geht.

Ich bin gespannt, was der morgige Tag so bringt
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Mittwoch, 10. Mai 2023
Zwischenmeldung
In 10 Minuten muss ich in der Hotellobby sein, denn dann fährt der Busshuttle, der die Teilnehmer aus diesem Hotel zur Abendveranstaltung bringt, die in Schönefeld stattfindet, was bedeutet, der Bus wird ca. 1h unterwegs sein.

Für Menschen, die nicht in einer Großstadt leben, führen Reisezeiten von 1h einen schon irgendwohin ziemlich weit weg, in Berlin fährt man in dieser Zeit von Berlin nach Berlin, also um von einem Bereich der Stadt, der fast in der Mitte liegt, zu einem Stadtbezirk zu gelangen, der etwas weiter am Rand liegt.

Ich finde das alles erschreckend gigantisch groß, aber ich wiederhole mich, wenn ich mich immer wieder aufs Neue darüber wundere, was alle diese Menschen dazu bringt, sich auf so engem Raum so dicht zusammenzuknubbeln.

Gelernt habe ich heute, dass es rein quantitativ gar keine Wohnungsnot gibt, denn in vielen Gegenden außerhalb, also dort wo offenbar niemand hin will, gibt es genau so viele Leerstände, wie es Wohnungsmangel in Großstädten gibt und ich habe eine neue Idee, wie man das mit dem Wohnungsmangel in Griff kriegt: Statt neue Wohnungen zu bauen, sollte man einfach nur mehr Therapeuten ausbilden, die den Leuten die fixe Idee, dass sie dringend in der Stadt wohnen wollen, auf die sanfte Tour wegtherapieren.

Andererseits: Dann wird es dort, wo ich es jetzt zur Zeit ja noch angenehm aushaltbar leer finde, plötzlich voll und ich hoffe deshalb, dass die Umsetzung dieser Idee noch mindestens 15 Jahre braucht, denn dann habe ich mein ökonomisches Mindesthaltbarkeitsalter erreicht, danach ist mir alles egal. Und 15 Jahre scheint eine realistische Perspektive für diese Idee zu sein, denn alleine so eine Therapeutenausbildung dauert ja schon fast 10 Jahre, dann fünf Jahre Therapie für die heilungsbedürftigen Stadtmenschen - das passt alles.

Die Abendveranstaltung findet heute hier statt, wenn ich mich morgen nicht melde, bin ich davongeflogen
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Dienstag, 9. Mai 2023
Berlin
Heute habe ich dann mal gleich mehrere Dinge getan, die in meinem normalen Alltagsleben nicht vorkommen und weil ich mir selber eingeredet habe, das wäre alles eine große Challenge, sozusagen ein Abenteuerspiel, für das andere Leute viel Geld bezahlen, um überhaupt so etwas Aufregendes spielen zu dürfen, hatte ich die gesamte Zeit eine positive Grundstimmung und ich denke, ich habe mich da wunderbar selber ausgetrickst.

Ich bin nämlich heute nach Berlin gefahren und das auch noch mit dem Zug.

Ich fahre so selten Zug, dass ich es tatsächlich jedes Mal ganz interessant finde, all die Leute um mich herum zu beobachten, außerdem ist es für mich ja schon eine Herausforderung, den richtigen Zug in die richtige Richtung und dort dann auch noch das richtige Abteil mit den reservierten Sitzplätzen zu finden.
Wir (ein Arbeitskollege und ich) fuhren ab Hamm, weil der Kollege dort in der Nähe wohnt und deshalb bis Hamm mit dem Auto fahren wollte. In Hamm stiegen wir in den nur leicht verspäteten ICE - und drei Stunden später in Berlin wieder aus. Erlebt haben wir unterwegs sozusagen gar nix, keine Bahnkatastrophe, keine Zwischenfälle, alles lief reibungslos und ordnungsgemäß, für mich als Abenteuersuchende war es enorm enttäuschend.

In Berlin angekommen wollte der Kollege mit einem Taxi bis zum Hotel fahren, was ich energisch verweigerte, das ist ja wohl wirklich endgültig nur noch langweilig. Ich bestand darauf, dass wir mit S-Bahn und Tram weiterfuhren, weil ich in der Bahn-App herausgefunden hatte, dass die Anschlusstickets für den ÖPNV im Zugpreis inkludiert sind und außerdem sagte mir die Bahn-App auch ganz genau, mit welcher S-Bahn und welcher Tram wir weiterfahren mussten.

Aber auch dieser Reiseabschnitt war gänzlich unspektakulär. Am Bahnhof folgten wir der Beschilderung Richtung S-Bahn, der einzige Fehler war dann nur, dass wir zunächst mal eine S7 einstiegen, die in die falsche Richtung fuhr, das bemerkten wir aber schnell, sind am nächsten Halt wieder ausstiegen und haben die Richtung korrigiert. Mehr Abenteuer ist nicht passiert.

Auch Trambahnfahren war nicht so aufregend wie erhofft, die Tram hielt rund 100m vom Hotel entfernt, auch mit Gepäck also alles problemlos zu meistern, die gesamte Reise hatte perfekt funktioniert, ich habe leider keine Katastrophen zu erzählen.

Das, was als letztes nicht so gut funktionierte, war die Restaurantsuche, weil ich gerne zum Japaner wollte, aber der erste, den wir vom Hotel aus zu Fuß angelaufen waren, war ausgebucht, der zweite, 500m weiter, hatte geschlossen und der dritte, noch mal 500m weiter, entpuppte sich als eine Vietnamesische Take-Away-Bude, den wollte ich nicht. Wir gingen dann einfach noch weiter und fanden schließlich ein koreanisches Restaurant. Ich habe heute gelernt, dass koreanisch nicht so meine Stilrichtung ist.…

Im Hotel hatte ich aber zum Glück noch die Butterbrote von heute morgen aus dem Büro, also alles gut, ab morgen ist hier dann durchgängig Programm bis Donnerstag, ich werde mich also zunächst mal nicht mehr mit dem Problem der Essensbeschaffung beschäftigen müssen.

Erkenntnis meines 2x2,5km Marsches durch Berlin: Freiwillig würde ich hier niemals wohnen wollen. Es ist so ein unaufhörlicher Krach, dass ich schon nach sechs Stunden Berlin ganz nervös davon bin, wie um alles in der Welt kann man das dauerhaft aushalten? Und dann diese Unmengen an Wohnhochhäusern, ich finde es ungemein gruselig. Ich bin hier grade in Friedrichshain, keine Ahnung, ob das nur in diesem Teil von Berlin so ist, aber man läuft 2,5km nonstop zwischen Wohnhochhäusern lang und ich stelle mir diese irre Menge an Menschen vor, die alle in diesen Häusern wohnen - und bekomme akute Fluchtreflexe.
Was habe ich doch für ein Glück, dass mir diese Sorte Leben erspart geblieben ist
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Montag, 8. Mai 2023
Finanzen, Frauen und Feststellungen
Kennen Sie die OeBiX-Studie?

Das ist eine sehr spannende Untersuchung zum Stand der ökonomischen Bildung in Deutschland und die Ergebnisse sind genauso vorhersehbar wie verheerend. In elf von 16 Bundesländern liegen die Unterrichtsbedingungen für das Nebenfach Wirtschaft unter 50% der Anforderungen für ein typisches Nebenfach.

Der ökonomische Bildungsindex (OeBiX) misst nicht den tatsächlichen Kenntnisstand der Menschen, sondern die Möglichkeit im Rahmen der schulischen Ausbildung überhaupt eine ökonomische Bildung zu erlangen.
Dazu wird zum einen untersucht, wie Ökonomie überhaupt als schulisches Nebenfach angeboten und belegt werden kann. Als "normal" gleich 100% gelten 6 Pflichtstunden und 2 Wahlpflichtstunden Wirtschaft in der Sekundarstufe I, eine Belegungspflicht in der gymnasialen Oberstufe und die Möglichkeit einer Abiturprüfung auf grundlegendem und erhöhtem Niveau.
Schaut man sich nur mal als Beispiel das Stundenkontingent der Sek1 in Baden-Württemberg an (ich habe bewusst nicht als NRW als Beispiel genommen, wo es noch schlimmer aussieht) , dann versteht man sofort, was damit gemeint ist.

Für Religion sind 11 Stunden vorgesehen, für Geschichte 10, für Geographie 7 und für Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung 3.
Für Hauptfächer wie Deutsch und Mathe sind 24 Stunden eingeplant. Nur mal so zum Vergleich, damit man ein Gefühl dafür bekommt, was die KMK's der Länder für wichtig und was für weniger wichtig erachten.

Zum anderen untersucht der OeBiX die Lehrerausbildung, also ob künftige Lehrer überhaupt selber brauchbare Kenntnisse in Oekonomie vermittelt bekommen - und hier sind die Werte noch viel dramatischer als bei der Stundentafel der Unterrichtsstunden der Schüler.

Oekonomie, also Kenntnisse darüber, wie unsere Wirtschaft funktioniert, wie Banken funktionieren, wie unser Steuersystem funktioniert, wie man zu wirtschaftlichen Entscheidungen gelangt, welche Faktoren da alle zusammenspielen, wo die Unterschiede zwischen freier und sozialer Marktwirtschaft sind, welche Aufgaben der Staat in diesem Zusammenhang hat, wie sich Preise bilden, was Inflation bedeutet und wie sie entsteht, welche Mechanismen da alle zusammenspielen, ach, tausenderlei Dinge, die für mich zum ganz normalen Alltagswissen gehören, sind für die große Mehrheit der Bevölkerung nur böhmische Dörfer. Und Lehrer haben üblicherweise auch keine Ahnung davon. Es ist gruselig.

Ich habe ja bekanntlich keine gute Meinung zu unserem Bildungssystem und war Zeit meines Lebens nicht in der Lage, Schule und Lehrer ernst zu nehmen, also weder zu meinen eigenen Schulzeiten noch als Mutter von drei schulpflichtigen Kindern und ja, ich weiß, dass das von meiner Seite keine gute Voraussetzung ist für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, aber ich bin in einer fast vollständig reinen Lehrersfamilie aufgewachsen (Eltern, Großeltern und reichlich Onkel und Tanten), da konnte ich mir sehr früh sehr viele Vorurteile bilden, die sich im Laufe meines Lebens und im Umgang mit Lehrern immer wieder bestätigt haben, es ließ sich also gar nicht vermeiden.

Dass aber die Bildungspolitik in Deutschland inzwischen noch weiter hinterm Mond ist als sie es schon zu meiner Schulzeit war, das hätte ich tatsächlich nicht erwartet, wenngleich ich zugebe, ich hätte es wissen können, wenn man sich mal anschaut, welche Koryphäen regelmäßig als Kultusministerinnen in Bund und Ländern so eingesetzt werden.

Ich dachte ja, Frau Gebauer in NRW wäre noch nicht mal von Frau Lambrecht zu toppen gewesen, da hatte ich aber übersehen, dass es ja noch Frau Feller gibt, die aus ihrer komfortablen Grüßaugustposition als Regierungspräsidentin in ein Amt mit Verantwortung wechselte und dort natürlich so reüssierte, wie es alle, die ihr vorheriges Wirken kannten, vorhersehen konnten. Shit happens.

Wie auch immer und auch egal, ob das Abitur in NRW dieses Jahr schon für diejenigen als bestanden gilt, denen es gelungen ist, die Fragen erfolgreich runterzuladen, wirklich gruselig finde ich es, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte immer mehr an den Lebensnotwendigkeiten der Menschen vorbei zielen und wir uns so systematisch und vorsätzlich immer lebensuntüchtigere Menschen heranbilden.

Es mag ja sein, dass Religion für viele ein wichtiger Lebensinhalt ist und für alle, die Priester, Nonne oder etwas in der Richtung werden, wird die Religion sie auch ernähren und ihren Lebensunterhalt bezahlen, ich bezweifle aber stark, dass das für die Mehrheit der Bevölkerung wichtig ist.

Geschichte und Geographie sind sicherlich auch ganz spannende Fächer - aber alle, die keine Ahnung davon haben, gucken kurz in Wikipedia nach, wenn sie doch mal etwas aus diesem Wissensgebiet wissen möchten und fertig. Das muss heutzutage doch niemandem mehr in der Schule beigebracht werden, verdorri.

Aber wie ich ein Konto eröffne, welche Risiken es beim Onlinebanking gibt und welche nicht und wie ich mein Geld so verwalte, dass ich auch im Alter noch überleben kann, das sind doch elementare Notwendigkeiten, die wirklich jeden betreffen - die sich aber entweder nur als krudes Stammtischhalbwissen unter Kumpels verbreiten oder - ja, ich weiß gar kein oder. Es gibt dafür ja noch nicht mal Volkshochschulkurse, wo man versäumtes Wissen nachholen kann.

Es gibt übrigens auch so gut wie keine Internetseiten, die für Laien so verständlich formuliert sind, dass man ausgehend von einem Grundwissen von Null sich dort selber selbstständig informieren könnte und sich nachher mit gutem Gefühl klüger fühlt.
Denn natürlich ist das Thema komplex und besteht nicht einfach nur aus einer Aneinanderreihung von Fakten, sondern es gibt Zusammenhänge, Abhängigkeiten, Imponderabilien, Risiken, Unsicherheiten - und ganz viele Fachwörter, die man erstmal einordnen und kennen muss. Genau deswegen finde ich ja auch, dass es eine Aufgabe der öffentlichen Schulbildung sein sollte, die Menschen hier wenigstens in den lebensnotwendigen Basics so weit vorzubilden, dass sie sich anschließend je nach Neigung selber weiter informieren können.

Und ja, ich weiß, wie kompliziert es ist, das anderen Menschen zu erklären, wenn man nicht grundsätzlich auch mal gelernt hat, wie man das anderen Menschen erklärt.
Ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich jedem meiner Kinder versuchte, das Prinzip der Umsatzsteuer zu erläutern - und es sehr ärgerlich fand, dass Sexualkunde mittlerweile ein ganz normales Unterrichtsfach ist, die Umsatzsteuer im Unterricht aber nach wie vor totgeschwiegen wird. Hier müssen die Eltern die Kinder privat aufklären - oder eben nicht, weil sie selber nicht genau wissen, was da eigentlich passiert und es ihnen peinlich ist, ihr Unwissen offenzulegen und deshalb lieber nicht darüber reden wollen. Ich habe von beiden Themen Ahnung, ich hätte es aber definitiv einfacher gefunden, das mit den Bienchen und den Blümchen zu erklären …

Meine Kinder hatten den Vorteil, dass sie in einem Haushalt aufwuchsen, wo ihren Eltern all die Hintergründe und Zusammenhänge der Oekonomie vollumfänglich vertraut waren und ich habe mir stets Mühe gegeben, ihnen die Welt der Finanzen und Märkte nicht als gefährliches Haifischbecken mit unkontrollierbaren Risiken zu vermitteln, sondern eher wie einen Swimmingpool, in dem es flachere und tiefere Stellen gibt, in dem man aber keiner unkalkulierbaren Gefahr ausgesetzt ist, wenn man schwimmen kann.

Schwimmen muss man lernen und üben, das kann man nicht als reine Trockenübung lernen, das gleiche gilt für den Umgang mit Finanzen. Als die Kinder größer wurden und begannen, selber Geld zu verdienen, habe ich, um im Bild zu bleiben, immer mehr Wasser in den Pool laufen lassen und ich gab ihnen Übungen, die sie unter meiner Aufsicht durchführen sollten. Ich stand aber am Beckenrand parat und hätte verhindert, dass sie absaufen und unnötig viel Wasser schlucken.

Ich habe dabei aber selber auch einige Dinge gelernt, die ich einerseits witzig fand, gleichzeitig aber auch deprimierend realistisch.

Dass die Welt der Finanzen überwiegend männlich geprägt und dominiert ist, ist mir zwar bewusst, da ich persönlich damit aber noch nie ein Problem hatte, habe ich noch nie weiter darüber nachgedacht, ob das vielleicht grundsätzlich ein Problem sein könnte.
Im Gegenteil, ich hielt es immer für einen persönlichen Vorteil, in einer männerdominierten Welt zu arbeiten, weil es bedeutet, dass ich entweder unterschätzt wurde (GANZ großer Vorteil) oder gefördert (wegen Frauenquote), auf alle Fälle aber oft fürsorglicher oder zumindest weniger aggressiv behandelt wurde. Ich nenne das den Blondinenjoker, von dem ich schon immer sehr gerne Gebrauch gemacht habe.

Dass es auf dem Bau mehr Männer als Frauen gibt, finde ich leicht zu verstehen, Männer sind körperlich stärker als Frauen, weshalb sie vor allem in körperlich herausfordernden Berufen besser sind.
Nimmt man die Statistik der Schulabschlüsse, gibt es für reine Gehirnleistungen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, wenn man gezielt hinguckt, dann sagt die Statistik sogar, dass Frauen im Durchschnitt die besseren Schulnoten haben. Ich will gar nicht auf die Gründe eingehen, ich will nur festhalten, dass Männer bei Berufen, die etwas mit dem Kopf zu tun haben, keinen genetischen Vorteil haben.
Es gibt also eigentlich überhaupt keinen Grund dafür, dass sich ausgerechnet in den Bereichen Finanzen und Oekonomie deutlich mehr Männer als Frauen tummeln.
Eigentlich nicht, aber wenn man bedenkt, dass Geld, Wirtschaft, Lenkungs- und Steuerungsmethodiken usw. etwas mit Macht zu tun haben, hat man wohl die Erklärung gefunden.

Ich persönlich habe mich auch aus Machtgründen für diesen Beruf entschieden: Ich wollte Macht über mein eigenes Leben haben, ich wollte also auf keinen Fall jemals in irgendeiner Form von einem Mann abhängig sein, ich hatte da sehr gute schlechte Beispiele in der Verwandtschaft und ich habe noch nie unter mangelndem Selbstbewusstsein gelitten.
Dass ich mich sehr sicher in der Welt der Finanzen, Märkte und Oekonomien bewege, liegt an meinem Beruf und meiner Spezialausbildung.
Ganz offensichtlich ist das aber kein typisch weibliches Verhalten, denn sonst gäbe es ja keine Männerdominanz in Finanzberufen.

Wodrauf ich eigentlich hinaus wollte: Für Menschen, die sich diesen Bereich nicht bewusst als Beruf mit einer systematischen Aus- und vielen weiteren Fortbildungen erschlossen haben, ist es schwer, sich hier ein privates, Sicherheit vermittelndes Basiswissen anzueignen - denn die Männerblase der Finanzwelt tut gerne so, als wäre das Ganze doch eine Raketenwissenschaft und verbreitet mit viel pfauenradschlagender Überheblichkeit hohle Gemeinplätze der Finanzwissenschaft, die vor Imponiervokabeln nur so strotzen und auf Menschen, die sich doch nur ein kleines bisschen eigenes Basiswissen zulegen wollen, enorm abschreckend wirken.

Da sich Frauen von solch einem Verhalten eher abschrecken lassen als Männer, gibt es inzwischen spezielle Frauenkurse und Frauenwebsites, auf denen Finanzen in einer runtergekochten, vereinfachten Form erklärt werden, ein bisschen wie die Sendung mit der Maus nur heißt es hier halt nicht für Kinder, sondern für Frauen.

Ich habe mir über dieses gesamte komplexe Thema, was im Grunde auch viel mit Manspreading zu tun hat, wenig Gedanken gemacht, weil ich nie selber direkt davon betroffen war. Wenn sich neben mir ein Mann unangemessen breit macht, dann frage ich ihn meistens sehr laut und sehr öffentlich, welche Art von Minderwertigkeitskomplex er mit seinem Macho-Gehabe verbergen will und dann ist schnell Ruhe im Karton, aber eine Lösung für alle ist das auch nicht, das sehe ich ein.

Zurück zum obigen Bild, also dass ich versuche, die Kinder zu so viel Übung wie möglich beim Schwimmenlernen zu bewegen, bedeutet, dass ich nicht mehr einfach Antworten auf Finanzfragen liefere, sondern sie immer erst mal selber googeln lasse, um sich eine mögliche Antwort auf ihre Frage selber zu erschließen.
Als also N mich fragte, wie das mit den vermögensbildenden Leistungen funktioniert und was er da am besten für einen Vertrag abschließen soll, habe ich ihm gesagt, er soll sich einen ETF-Aktienfonds suchen und einen Anbieter, der entsprechend für VL-Sparen zugelassen ist und was das konkret heißt, das möge er doch bitte mal selber rausfinden.

N googelte mehrere Tage in der Gegend rum, bis er mir sehr zufrieden eine gute Lösung präsentierte und sagte, die besten Erklärungen, die, die ihm das Meiste gebracht haben, die hat er auf diesen Frauen-Finanz-Seiten gefunden, also auf Seiten wie https://www.hermoney.de/ und anderen.

Und ich finde, das ist doch alles irgendwie nur ein Armutszeugnis.
Dass die Kinder in der Schule nicht die wesentlichsten Dinge der finanziellen Selbstverwaltung lernen, weil die Lehrer selber auch keine Ahnung davon haben und dass man selbst im Netz erst den Blondinenjoker nutzen muss, um an vernünftige und verständliche Erklärungen heranzukommen - ja sacht mal, das kann doch eigentlich wirklich nicht wahr sein, oder?
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Sonntag, 7. Mai 2023
Sonntagsbasar und Probefahrt
Heute war das Wetter nicht ganz so schön wie gestern, es reichte aber, um ein bisschen offen durch die Gegend zu fahren. Wir fuhren nach Münster, dort war Flohmarkt, allerdings nur einer von diesen Sonntags-Flohmärkten, die ja eigentlich gar keine richtigen Flohmärkte sind, sondern nur verkappte Einkaufsbasare für Moslems, für die ein Sonntag ja so viel Wichtigkeit hat wie für Christen ein Dienstag, weshalb sie das Ladenschlussgesetz mit den vorgeschriebenen Ladenschließungszeiten am Sonntag einfach dadurch umgehen, dass die Markthändler behaupten, es wäre ein Flohmarkt.

Mir persönlich ist das ehrlich gesagt total wumpe, ich finde das Ladenschlussgesetz eines der überflüssigsten und sinnlosesten Gesetze, die wir uns hier in Deutschland ausgedacht haben, weil ich nicht begreife, wer damit vor wem geschützt werden soll, denn es arbeitet ja keiner länger deshalb, nur an anderen Tagen.

Ich finde solche Sonntagsflohmärkte deshalb grundsätzlich völlig okay, schade finde ich nur, dass es dort relativ wenig gebrauchtes Zeug gibt, sondern zu 95% nur noch Neuware.

Aber nun ja, heute war Sonntag und schönes Wetter, da passte grundsätzlich alles zusammen. Außerdem hatten wir uns für 17h auch noch einen Probefahrtslot für den Polestar gebucht, die stehen grade in Münster am Hafen und man kann sich online ganz problemlos eine Probefahrtstunde buchen.

Quintessenz der Probefahrt mit dem Polestar: wenn man wählen könnte zwischen Tesla und Polestar fiele die Wahl 9:1 auf den Polestar. Einzige Vorteile des Tesla: Er ist etwas günstiger im Verbrauch und er sieht etwas weniger suvig aus (also das Model 3, das Model Y ist ja nun wirklich nicht mehr anzuschauen vor lauter Hässlichkeit), das war's aber auch schon, in allen anderen Bereichen ist der Polestar einfach das angenehmere Auto.

Aber wir können ja nun grade nicht mehr wählen, wir haben jetzt diesen Tesla und werden uns damit auch arrangieren, es war einfach nur schiere Neugierde, die uns diese Probefahrt buchen ließ.

Eine Entscheidungs- oder besser Glaubensfrage finde ich aber trotzdem noch interessant: Alle diese Elektroautos werden ja regelmäßig zentral vom Hersteller mit Updates versorgt, wenn der Hersteller das also wollte, könnte er mit irgendeinem Software-Update einen Virus in alle Autos in einem bestimmten Land schleusen und sie dadurch lahmlegen.
Von wem möchte man lieber abhängig sein, von Elon Musk oder von den Chinesen?
Ist ein bisschen wie Pest oder Cholera, diese Überlegung, nicht wahr?

Am Abend schauten wir "Die Anstalt" auf 3Sat, eine Folge, in der sie vor allem Andy Scheuer mal wieder maßlos durch den Kakao zogen. Die FDP und Volker Wissing bekamen auch ihr Fett weg, aber anders. Andy Scheuer wird grundsätzlich dargestellt als wäre er geistig minderbemittelt. Ich kenne Herrn Scheuer nicht, ich würde ihn aber brennend gerne mal kennenlernen, erstens um mir selber eine Meinung bilden zu können und zweitens, um ihn zu fragen, wie es sich anfühlt, wenn man auf diese Art von Kabarettisten runtergeputzt wird. Wie dick muss das Fell eigentlich sein, das man sich dafür zulegen muss? Ich würde ja sofort alles hinwerfen und lieber irgendwo anonym Fensterputzer oder Straßenfeger werden, bevor ich mir so einen Hohn und Spott regelmäßig einhandeln würde
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