anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 14. Oktober 2019
Übers Vergessen und zwei Torten
Angenehmer Sonntag.
Erst lange im Bett gelesen, dann Aufstehen mit Haarewaschen und vor Erschöpfung darüber wieder ins Bett und weiterlesen.
Über verschiedene Dinge nachgedacht, von denen ich die allermeisten aber schon wieder vergessen habe, unter anderem habe ich aber darüber nachgedacht, was ich aktiv dagegen tun kann, dass das mit meiner Vergesserei nicht zu sehr auffällt.
Ich habe darüber nachgedacht, wie ich vorbeugen kann, wie ich Arbeitsabläufe vorsorglich anders strukturiere, welche Zwischensteps ich als Backup einbauen kann und was ich eben insgesamt für Möglichkeiten habe, meinen eigenen, geistigen Altersverfall so unauffällig wie möglich zu organisieren.

Ab 50 bemerkt man eigene Ausfälle, ab 60 bemerken es auch die anderen, ab 70 bemerken es nur noch die anderen.*

Ich habe eine Höllenangst vor der Zeit zwischen 60 und 70. Wenn ich es selber nicht bemerke, dann ist wahrscheinlich wieder alles okay, aber davor, oh je, wie schrecklich.
Ich merke sehr deutlich, dass ich immer mehr Dinge vergesse und bin unendlich genervt davon, was ich aber unbedingt vermeiden will, ist eine Auswirkung auf beruflicher Ebene.
Wenn ich beruflich mit älteren Menschen zu tun habe (zu 99% Männer, alte weiße Männer), bin ich regelmäßig enorm genervt, wenn die Menschen eindeutig nicht mehr "produktiv" sind, sondern nur noch von ihrer vergangenen Karriere zehren und weil sie relativ weit oben stehen in der Hierarchie, kann man sie nicht einfach beiseite schieben oder nach Hause schicken, was für das einzelne Projekt aber regelmäßig förderlicher wäre. Ich habe schon häufiger gewitzelt, dass wir für manche Projekte einen Rentnersitter bräuchten, der den alten Männern das Gefühl gibt, wichtig zu sein und sie gut beschäftigt und ablenkt, während der Rest der Truppe ungestört und speditiv arbeiten kann.

Und weil ich diese alten Menschen, die die anderen so enorm aufhalten und zu so wenig Dingen noch nutze sind, so ungemein anstrengend finde, eben weil sie selber meist nicht bemerken, wie anstrengend sie wirklich sind, möchte ich ganz unbedingt und auf gar keinen Fall jemals dazugehören.
Deshalb mache ich mir regelmäßig verstärkt Gedanken darüber, wie ich meinen eigenen Ausfällen vorbeugen kann und vor allem, wie und noch wichtiger, dass ich rechtzeitig bemerke, wann es für andere anstregend wird, damit ich mich dann gezielt zurücknehmen kann.

Mein 30. Geburtstag war mir völlig egal, genauso egal wie der 40. und wie der 50. - all diese Zahlen haben mich überhaupt nicht geschreckt, aber vor dem 60. - da habe ich eine ganz enorme Höllenangst.

Nun, wir werden sehen, wie es wird, ich gehe übrigens davon aus, am alleranstrengendsten werde ich für mich selber sein.

Am Nachmittag habe ich dann noch zwei herzhafte Torten vorbereitet, eine Pumpernickeltorte mit Frischkäse und Schinken und eine Salattorte, die aus Salat, Gurken, Tomaten, Eiern, Schinken, Käse, Paprika und nochmal Salat in einer Springform aufgeschichtet wird und jetzt über Nacht stark gepresst im Keller steht, so dass sie morgen schnittfest sein wird.
Beide Torten nehme ich morgen mit ins Büro, weil ich es letzte Woche nicht geschafft habe, etwas für meinen Geburtstag mitzubringen und weil alle anderen immer süßen Kuchen mitbringen, ich aber bei süßem Kuchen doch meist dankend ablehne, finde ich Pumpernickel- und Salattorte die perfekten Variationen als Bürogeburtstagstorten für mich

*ist ein Spruch von irgendjemanden, wo ich es herhabe, habe ich natürlich vergessen, aber ich zitiere ihn schon seit längerem und fürchte, es ist viel Wahres drin
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