anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 21. Juli 2018
Dies und das
- Nach einer einwöchigen Testreihe stelle ich fest: Mit durchschnittlich 10 Stunden Schlaf pro Tag (bzw. Nacht) komme ich aus und fühle mich dann auch durchgängig ausgeschlafen.

- Der deutsche Wetterdienst kündigt für nächste Woche die erste Hitzeperiode in Deutschland an. Ich bin sehr froh, dass ich nächste Woche nicht auf dem Festland sein muss, Hitze macht mich sehr schnell depressiv, weil ich mich dabei so hilflos ausgeliefert fühle. Was macht man gegen Hitze - außer leiden? Hier auf der Insel ist das alles besser zu ertragen, weil der Wind am Meer grundsätzlich das schlimmste verhindert.

- Heute gab es Hühnersuppe, damit ist auch die zweite Portion Huhn erfolgreich und sehr wohlschmeckend verarbeitet.

- Die Pfirsich-Galette schmeckt auch kalt, Gottseisdank.

- Wir haben neue Gartenstühle gekauft. Bisher hatten wir ja so weiße Kettler-Klapp-Stuhlsessel aus Plastik. Relativ groß, damit entsprechend unhandlich und schwer. Die wurden am Dienstag dem Sperrmüll übergeben, damit waren wir nun gartenstuhllos. Ich wollte jetzt Stühle aus Aluminium haben, die sind nicht nur wesentlich schlanker, sondern auch deutlich leichter und damit einfach praktischer. Eine Internetrecherche ergab, dass es die von mir gewünschten Stühle in Preiskategorien zwischen 29-329 Euro gibt. Nach kurzem Zaudern haben wir jetzt die billigste Variante gewählt, weil ich mir überlegt habe, dass die teuerste Variante 11x (elf!!mal) solange halten muss, bis sich der Mehrpreis amortisiert. Und da ich nach einem Probesitzen keinen bemerkenswerten Bequemlichkeitsunterschied zwischen der Billigvariante und der highprice Edition feststellen konnte, war es schnell entschieden, dass sich die höhere Qualität wahrscheinlich nie bezahlt machen wird. Wenn wir die jetzt gekauften, billigen Stühle nur zwei Jahre benutzen können, bevor sie kaputtgehen (und genau so lange läuft übrigens die Garantie), hat es sich schon gelohnt, denn dann müsste ich die teuren Stühle alternativ mindestens 22 Jahre behalten, bevor sie sich amortisiert haben, und das finde ich eine traurige Aussicht, weil ich dann ja auch nie mehr meinen Geschmack ändern dürfte.

- Das Superwetter macht die Insel sogar in der Hochsaison erträglich, die allermeisten Touristen halten sich am Strand auf, im Dorf ist es angenehm ruhig und man kann ohne Behinderung die Geschäfte erledigen, die man zu erledigen hat.

- N. hat sein „aktives“ Studium beendet, d.h. alle Vorlesungen sind gehört und alle Klausuren geschrieben, für seinen endgültigen Abschluss fehlt ihm jetzt nur noch eine Hausarbeit und das 2. Staatsexamen sowie das praktische Jahr. Hört sich nicht viel an, dauert dann aber doch noch mal zwei Jahre, bis das alles erledigt ist.
Und dann ist er nur einfacher Arzt. Bis zum Facharzt braucht es dann noch mal ein paar Jahre. Schon irre, wie lange so eine Ausbildung dauert.

- J. arbeitet seit drei Wochen als Aushilfe in einer Milchbude. Das bedeutet, er ist nicht nur dem direkten Kontakt mit den Touristen ausgesetzt (den er ganz gut damit hinbekommt, dass er sie einfach wie Aliens behandelt, die muss man auch nicht verstehen, es reicht, wenn man eine formale Höflichkeit wahrt), sondern noch mehr und für ihn viel belastender ist der direkte Kontakt mit anderen Menschen, für die diese Arbeit kein Ferienjob ist, sondern ihre normale Arbeit für den alltäglichen Broterwerb. - Immerhin hat er dadurch ganz eindeutig erkannt, dass es für ihn das Beste ist, wenn er möglichst schnell mit dem Studium beginnen kann, um sich dort, sicher vor der Welt und ihren vielen Unzulänglichkeiten, in einem pharmazeutisch versiegelten Elfenbeinturm zu verschanzen.

- Wenn ich es mir recht überlege, kann ich ihn eigentlich nur beneiden
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... ¿hierzu was sagen?

 
Ich habe in den letzten zwanzig (dreißig!) Jahren gelernt (und noch viel mehr), dass es vielen Fischköppen kaum in den Sinn kommt, zur Erfrischung und sowieso mal ins Wasser zu steigen.

Bis 1900 war das klar, die See war die Naturgewalt, mit der es zu leben galt, kein Badeteich. Und was es am Strand zu gucken geben soll, gar noch im Nachbarort (völlig andere Leute), das versteht sowieso kein Mensch. Das steckt im kulturellen oder wie auch immer Gedächtnis fest drin.

Ich werde über kurz oder lang zum Fischkopp werden, ohne Meerblick möchte ich nicht auf ewig herumhausen und für meine Zipperlein ist es auf mannigfaltige Weise zuträglich. Ich weiß natürlich, dass das Klischee vom ewigen Urlaubsgefühl ein Klischee ist, aber es passt gut, ich bin doch selbst ein Klischee.

Meine Arbeit kann ich fast von überall auf der Welt regeln, wo Elektrifizierung und Sowjetmacht ihren natürlichen Charme verbreiten. Ich kenne zum Glück Orte im deutschen Norden, die schon Strom haben.

... ¿noch mehr sagen?  

 
Na dann, herzlich Willkommen.
Auch wenn das Leben auf den Inseln noch mal ein ganz anderes ist als auf dem Festland (von Insulanern gern pauschal „Europa“ genannt) und ich mich im festländischen Norden so gut wie gar nicht auskenne (weil, was soll ich da? Wenn ich auf dem Festland bin, bin ich im Münsterland und das eben auch nur jobbedingt), so kann ich selbst von der Insel aus einiges, was Sie an typischen norddeutschen Merkmalen aufzählen, bestätigen: Wasserscheu sind die meisten. „Strandzeltvermietervollbad“ bedeutet, dass man mit hochgekrempelten Hosen und nackten (sic!) Füßen bis zum Knöchel im Meer steht.
Und natürlich bleibt man unter sich. Für Insulaner finde ich das sogar vollkommen normal, wenn man nur mal die Nachbarinsel besuchen möchte, ist das ein Tagesausflug und auch nur bei günstigem Wetter machbar, ich kann es mir aber auch gut für die Leute auf dem Festland vorstellen, weil: Was soll man denn mit den Fremden aus dem Nachbardorf? Im Zweifel reden die ja schon anders.

Zu der Sache mit dem Urlaubsgefühl kann ich dagegen wenig sagen, weil ich nicht genau weiß, wie sich so ein Urlaubsgefühl anfühlt. Spontan würde ich sagen: Urlaub ist, wenn man sich fremd fühlt und nix zu tun hat. So gesehen sollten Sie sich wünschen, dass das Urlaubsgefühl möglichst schnell verfliegt.