anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 23. März 2017
Donnerstag
Den ganzen Tag kaue ich schon auf einem seltsamen Kopfwurm rum. Es ist keine Musik, also kein Ohrwurm, die ich innerlich höre, sondern ein Satz, der mir immer wieder aufs neue durch den Kopf geht:
"Ich kann, weil ich will, was ich muss." Ist von Kant und fasziniert mich sehr.

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Auf der Fahrt ins Büro heute morgen hätte ich fast einen Unfall gebaut und zwar direkt nach dem Losfahren, als ich aus unserer spielstraßenberuhigten Anliegerstraße auf die etwas mehr befahrene "echte" Straße nach rechts abbiegen wollte. Während ich also bis zur Straßeneinmündung vor rolle, schaue ich schon intensiv nach links, denn nur wenn von links jemand kommt, muss ich ganz anhalten, wenn keiner kommt, kann ich einfach fließend um die Kurve fahren.
Von links kam keiner - aber von rechts ein Fußgänger, der einfach gradeaus in die einmündende Spielstraße reinlief und ernsthaft meinte, ich müsse ihn sehen und bremsen. Ich habe ihn aber natürlich nicht gesehen, weil ich nur nach links geschaut habe - ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass irgendein relevanter Verkehr von rechts kommen könnte. Unterm Strich führte es dazu, dass der Typ stehenbleiben musste, sonst wäre er mir ins Auto gelaufen, was ihn dermaßen erbost hat, dass er mir Steine hinterhergeworfen hat.
Ich habe keine Ahnung, wie in solchen Spielstraßen die Vorfahrts- oder Vorrechtsregelungen sind, das ganze spielte sich bei ungefähr 5km/h ab, aber ich gebe es zu, ich habe mir die Vorfahrt erzwungen, weil ich den Fußgänger nicht beachtet habe - und auch nicht auf die Idee gekommen bin, dass ein Fußgänger einfach weiterläuft, wenn er sieht, dass da ein Auto kommt.
Falls der Typ morgen wieder da ist, werfe ich zurück, ich habe mir jetzt schon mal ein paar Steine ins Auto gelegt.

***

Auf der Rückfahrt vom Büro habe ich mal wieder den Himmelbewundert:


Während ich in den Rieselfeldern rumlief, um die Fotos zu machen, hatte ich mein Auto scharf rechts ran gefahren, schon halb in den Straßengraben, um niemanden zu behindern, als plötzlich ein vorbeifahrendes Auto hielt und der Fahrer mich fragte, ob ich Hilfe brauche. Fühlte sich irgendwie schön an, wenn man merkt, dass sich andere Leute kümmern
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... ¿hierzu was sagen?

 
Hätte ich sein können. Also der erste Typ, nicht der zweite ;-)

... ¿noch mehr sagen?  

 
Echt? Dann kann ich ja nur hoffen, dass dies die einzige Parallele zu dem Steinewerfer ist, denn er gehört in die Kategorie "aggressiver Gutmensch", die ich persönlich ausgesprochen anstrengend finde. (Ich kenne ihn, er wohnt halt hier auf der Straße und ein bisschen habe ich es bedauert, dass es keinen Unfall gab, aber nun ja, dafür bin ich eben wirklich deutlich zu langsam gefahren.)
Ansonsten habe ich das mal recherchiert, wie das geregelt ist, mit der "Vorfahrt" auf so einer Spielstraße und fand den Ausdruck "gegenseitige Rücksichtsnahme der Verkehrsteilnehmer".
Ich glaube, mein Steinewerfer sieht das anders: Er hat alleine schon deshalb überall das erste Recht sich auf der Straße zu bewegen, wie es ihm passt, weil er kein umweltzerstörerischer Yuppie ist, sondern ein bewusst lebender ethnotetischer Hochkulturpriester, der eben einfach mehr Rechte hat, als die noch dringend zu kultivierende Minderrasse, der oberflächlichen und gedankenlosen Indentaghineinleber und Umweltzerstörer.
"Gegenseitige Rücksichtnahme" würde dann ja bedeuten, dass er selber auch Rücksicht nehmen sollte auf die eindeutig minderwertige Gattung der Autofahrer. Also, das kommt überhaupt nicht in Frage und ist schon aus prinzipiell ideologischen Gründen ausgeschlossen.
Diese Straße gehört ihm, das Schild mit den ballspielenden Kindern ist ja wohl eindeutig, und wenn da ein Auto fährt, wo er grade lang gehen will, dann hat das Auto selbstverständlich zu warten, bis der Herr vorbeigewandert ist. Jedes andere Verhalten wird sanktioniert, deshalb trägt er stets Steine bei sich.

Ich hatte das schon von Nachbarn gehört und jetzt selber erlebt. Dabei habe ich ihn gar nicht absichtlich provoziert, sondern tatsächlich einfach nicht gesehen, weil ich nur nach links geguckt habe und er rechts hinter einem Gebüsch verborgen war. Wenn er natürlich genau in dem Moment beschließt, von hinter dem Gebüsch heraus mitten auf die Straße zu laufen, wenn sich ein für ihn nicht zu übersehendes Auto sehr langsam nähert - dann sollte das mit der "gegenseitigen Rücksichtnahme" vielleicht doch noch mal überdacht werden.
Da ich aber davon ausgehe, dass er derartiges Nachdenken nicht in Betracht zieht, habe ich jetzt steinetechnisch eben aufgerüstet und freue mich schon auf die nächste Begegnung. Da ich ein Cabrio habe, fahre ich meistens offen, wenn das Wetter stabil bleibt, und kann also jederzeit loswerfen. Ich glaube, das wird ein Spaß.

 
Hahaha, das weiß ich natürlich nicht, was den mit mir noch verbindet. Gewohnheitsmäßig trage ich auch keine Steine mit mir herum, das wäre mir natürlich zu anstrengend. Und ich rege mich nicht planvoll auf sondern immer nur spontan und unvorbereitet in Bezug auf das Equipment, weshalb ich halt meistens einfach brülle. Da bin ich dann froh, wenn jemand ein Cabrio hat, dass derjenige mich überhaupt auch hört!

"Gegenseitige Rücksichtnahme" erscheint mir ein gutes Konzept (ich hätte jetzt auch nicht gewusst, wie die Regeln sind), meiner Beobachtung nach funktioniert es in der Umsetzung aber leider selten.