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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 12. März 2019
Wie definiert sich eine Frau?
Dieser Weltfrauentag hat für mich ein paar durchaus interessante Aussagen hervorgespült, weil sich plötzlich so viele Leute mit diesem Thema beschäftigt haben und ich es gar nicht vermeiden konnte, dass mir das Thema alle naselang vor die Nase gehalten wurde.

Normalerweise gehe ich dem gesamten Themenkreis "Feminismus" nämlich rein vorsichtshalber weiträumig aus dem Weg, ich trete dabei stets nur von einem Fettnapf in den nächsten.

Ich glaube, ich tauge nicht zur Frau.

CW sagte immer, ich sei ein Mann mit Gebärmutter und wenn ich mir so typische Verhaltensmuster und Denkschablonen anschaue, die gemeinhin mit Mann bzw. Frau verknüpft sind, dann stelle ich selber fest, dass ich viel mehr denke, fühle und rede wie ein Mann und vor den typischen Reaktionen, Ansichten, Verhaltensweisen von Frauen meist nur ratlos rumstehe und hauptsächlich Fragezeichen vor meinem inneren Auge aufploppen.
Meine Hauptfrage dabei ist meist, warum????
Warum machen sich Frauen Dinge oder Sachverhalte zu einem Problem, die ein Mann in aller Regel mit einem Schulterzucken abtut?
"Mental load" ist so ein Thema, wo ich immer Augenzucken bekomme. Weil die Frau meint, sie müsse sich um alles kümmern und trage deshalb die gesamte Last der Verantwortung, der Organisation und letztlich des Reservebackups, weil Mann sich keinen Kopf macht und das belastet die Frau so sehr, dass sie mental total ausgepowert ist und deshalb eben auch mehr gestresst ist als ein Mann.

Ich frage dann immer nur: Warum? Wenn ich will, dass Dinge getan werden, dann ist das meine Sache, dann kann ich doch jemand anderem nicht ankreiden, dass er sich nicht dafür interessiert?

Ich weiß gar nicht, ob das nun typisch männlich ist, aber mit meiner absolut überzeugten Grundeinstellung "ich kann alles alleine" käme ich nie auf den Gedanken, von einem anderen etwas ohne konkrete Absprache zu erwarten. Und selbst wenn er mit einer konkreten Absprache nicht das tut, was er versprochen hat zu tun, sondern, "sorry, ich stand im Stau", oder "ach Mist, tut mir leid, total vergessen" als Begründung liefert für Dinge, die er verbaselt hat, nun, dann müsste ich doch spätestens nach der dritten Entschuldigung gelernt haben, dass dieser Mensch unzuverlässig ist und ich ihn bei Dingen, die mir wichtig sind, austausche und solche Dinge lieber an Leute delegiere, die mehr Zuverlässigkeit garantieren. Weil, zu "ich kann alles alleine" gehört nicht, dass ich alles alleine mache, aber dass ich immer alles alleine so organisiere, dass es auch wirklich fluppt.

Und ja, ich glaube das kann ich. Ich glaube sogar, ich kann das ziemlich sehr gut. Dinge so zu organisieren, dass sie funktionieren.

Eventuell bin ich also keine Frau, sondern nur ein ergebnisorientierter Manager, mag sein, erspart mir aber große Mengen an mental load Gejammer, weil ich meine Probleme lieber löse statt sie zu beklagen.

Ich jammere gerne, keine Frage, aber grundsätzlich finde ich es praktischer, Dinge erst zu lösen und dann zu jammern, ist einfach vom zeitlichen Ablauf her effizienter.

Einen bemerkenswerten Satz habe ich auch in dem Freitags-Podcast von Garbor Steingart gehört, dort hat er mit zwei Frauen von der Edition F gesprochen (muss jeder selber googeln, bin grade zu faul, den Link herauszusuchen) und die wurden zum Abschluss gefragt, was sie von Angela Merkel halten und haben im Ergebnis gesagt: Angela Merkel ist keine Feministin und keine Kämpferin für die Sache der Frauen, dafür macht sie zu viele Dinge zu sehr wie ein Mann.

Der Satz hat mich spontan getriggert. Wenn man Dinge ganz ruhig und unaufgeregt einfach erledigt, macht man Dinge wie ein Mann, Dinge wie eine Frau machen, bedeutet dann???? - Emotionale Heransgehensweise? Nicht so rational, dafür mit mehr - ja was eigentlich? Und warum ist das besser? Weil wir mehr Diversität brauchen? Weil es zu viele Männer gibt, die Frauen nicht gerne ans Steuer lassen? Ja, warum kaufen sich die Frauen dann nicht einfach ihr eigenes Auto?
Ich käme einfach nie auf den Gedanken, so etwas zu diskutieren. Sollen die Jungs doch gucken, wie sie klarkommen, ich habe als Frau den Vorteil, dass ich alles kann, was eine Frau eben kann - und das, was ein Mann kann, kann ich auch, weil Frauen in Hosen etwas normales sind, Männer in Röcken fühlen sich dagegen immer noch seltsam.

Ich finde, Frausein hat absolut jede Menge Vorteile gegenüber Mannsein, eben weil ich jederzeit einen auf Prinzessin machen kann, wenn es mir grade nutzt, wenn aber kein Prinz da ist, der die Drecksarbeit für mich erledigt, ja herrje, dann mache ich es eben doch selber, einfach, weil ich es kann. Und nein, ich habe da kein schlechtes Gewissen bei, weil, warum sollte ich? Wenn ein ritterlicher Mann auf der Landstraße anhält, um mir bei einer Reifenpanne zu helfen und mir dann den Reifen wechselt, dann finde ich das völlig in Ordnung. Der Typ fühlt sich nachher wie ein stolzer Pfadfinder nach einer guten Tat - und ich habe mir das Finger dreckig machen gespart, ist doch eine winwin-Situation.
Wenn allerdings nach einer halben Stunde immer noch keiner angehalten hat, na, dann muss ich den Reifen halt doch selber wechseln und klar kann ich das dann, weil, Reifen wechseln ist wirklich nicht so kompliziert, aber man macht sich halt dreckig dabei und es ist anstrengend und überhaupt finde ich es viel bequemer, wenn solche Dinge von einem Mann gemacht werden, aber ich glaube, als Feministin gelte ich mit der Einstellung nicht. Obwohl ich grundsätzlich den Reifen wechseln könnte.
Ich kann übrigens auch eine Bohrmaschine bedienen, Tapeten ankleben und Bretter sägen, überlasse diese Tätigkeit aber auch ohne Bedauern einem Mann, wenn einer da ist, der es ebenfalls kann, denn dann kann ich in der Zeit ja was anderes machen. Was ich dagegen nicht kann (und sehr bedauere und unbedingt noch mal lernen will), ist die Bedienung einer Nähmaschine, die geht mir immer durch, wenn ich nur ein ganz bisschen Gas gebe, ich fürchte, ich fahre schon zu lange GTI.
Ich kann aber stricken und häkeln, möchte ich hier noch unbedingt erwähnen, damit nicht der Eindruck entsteht, ich beherrschte nur typisch männliche Fertigkeiten.

Im übrigen fand ich dieses gesamte Gehampel um den Frauentag einfach nur albern. Was soll das jetzt sein, ein zweiter Muttertag, damit Frauen ohne Kinder auch mal Frühstück ans Bett bekommen und einen Blumenstrauß? Sind die Leute eigentlich alle noch ganz dicht?
Und überhaupt, ist das jetzt nicht auch eine Diskriminierung der Diversen, wenn die Frauen nun ihren eigenen Tag bekommen haben, die D-Leute aber immer noch abstreiten, dass der d-day extra für sie gemacht wurde?

So, ich glaube, das waren für heute genug Fettnäpfchen
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