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Samstag, 30. März 2024
Was stört mich eigentlich so an meinem Job?
anje, 21:55h
Nachdem ich den Tag gestern fast ausschließlich mit Schlafen verbracht habe, bin ich heute ausgeruht genug, um darüber nachzudenken, was für Dinge ich gerne tue, was mich antreibt und was ich schrecklich finde.
Wenn ich über Antrieb im Rahmen meiner Erwerbsarbeit nachdenke, dann fällt mir regelmäßig der offensichtliche starke Zusammenhang zwischen "Erwerb" und "Arbeit" auf, denn nur, wenn ich es als Tätigkeit zum Zwecke des "Gelderwerbs" empfinde, steigt gleichzeitig dieser starke Widerwillen gegen diesen Job in mir auf.
Wenn ich die gleiche Arbeit aber freiwillig tue, wenn es also keine Regelungen oder Vorschriften gibt, die mich zwingen, diese Arbeit zu erledigen, weil ich einen Vertrag eingegangen bin, den ich erfüllen muss, wenn ich also zB offiziell Urlaub habe oder krankgeschrieben bin und deshalb niemand von mir erwarten kann, dass ich arbeite, dann macht es mir sofort wieder Spaß - oder, naja, zumindest empfinde ich es dann nicht mehr als Last.
Ich habe also ein Problem damit, Dinge zu tun, zu denen ich vertraglich verpflichtet bin.
Während ich diesen Satz sacken lasse und mich frage, ob eine Therapie nicht vielleicht hilfreich sein könnte, ploppt ein weiteres Gefühl in mir auf.
Es ist eine Abneigung gegen Kollegen, die man neusprachlich wohl als "Low-Performer" bezeichnen würde.
Es ärgert mich maßlos, dass es Kollegen gibt, die sich einen feuchten Kehrricht darum kümmern, ob sie eine gute, eine fehlerfreie, eine sinnvolle, eine passende oder eine in irgendeiner anderen Art produktive Arbeitsleistung abliefern.
Stattdessen wurschteln sie fröhlich und sinnentleert vor sich hin, geben ihr Hirn morgens beim Einloggen in die Zeiterfassung ab und bilden sich auch noch ein, sie wären ein wertvolles Teammitglied, weil sie fehlerfrei gendern und regelmäßig Kuchen mitbringen. Dass dafür andere Kollegen ihre Fehler ausbessern, ihre unerledigten Fälle übernehmen, konzentriert, mit Überlegung, effektiv und engagiert arbeiten, ohne dass sie dafür mehr Geld bekommen und auch ohne, dass die gesamte schief verteilte Arbeitslast überhaupt großartig thematisiert würde, denn das wäre ja sofort Mobbing, das alles finde ich im höchsten Maß ungerecht.
Dabei unterstelle ich den Kollegen noch nicht mal, dass sie es mit Absicht machen, nein, im Grunde ist es viel schlimmer, denn ich bin sicher, dass die meisten gar nicht merken, wie viel Blödsinn sie sich da regelmäßig leisten. Sie folgen einfach nur gedankenlos irgendwelchen falsch verstandenen Anweisungen oder inneren Überzeugungen (weiß der Teufel, wo sie die herhaben) und meinen, sie wären nicht nur sehr folgsam, sondern auch sehr fleißig. Wenn sie etwas anders machen sollten, könnte man es ihnen ja jederzeit sagen, was aber leider daran scheitert, dass sie die meisten Anweisungen falsch verstehen (wenn ich besonders schlecht drauf bin, behaupte ich: "falsch verstehen wollen") und alles geht von vorne los.
Der Umgang mit diesen Kollegen ist einfach nur anstrengend und ich glaube, ich habe einen Zustand der psychischen Materialermüdung erreicht, der bei mir dieses akute "ich-will-nicht-mehr-Gefühl" samt insgesamt Widerwillen gegen den Job auslöst.
Es ärgert mich sehr, dass ich keine Idee habe, wie man das ändern könnte, aber in der Zusammenfassung wird es wohl daran liegen, dass ich als Führungskraft einfach nicht tauge, weil ich es ätzend finde, anderen Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Ich finde immer, das ist doch alles logisch und selbsterklärend und wundere mich dann, wie dumm sich manche Leute anstellen. Es ist mein Fehler, ich weiß das, aber ich habe weder Lust, diese Fähigkeit jetzt noch zu lernen, noch, mich mehr als unbedingt nötig überhaupt mit Personalführung zu befassen, für mich ist das ein Teil meines Jobs, den ich nur lästig finde - und den ich natürlich wunderbar ignorieren kann, wenn ich offiziell nicht im Job bin und rein freiwillig arbeite. - Das ist damit endlich eine nachvollziehbare Erklärung, warum ich "freiwilliges Arbeiten" so viel angenehmer und überhaupt nicht schlimm finde.
Arbeitsrechtlich sind diese Schmalspurkollegen übrigens alle auf der sicheren Seite, der Arbeitgeber hat grundsätzlich nur einen Anspruch auf eine durchschnittliche Arbeitsleistung und eine mittlere Begabung - und wenn man weiß, dass so ein Satz in einem Arbeitszeugnis schon nicht statthaft, weil herabwürdigend ist, kann man sich schnell vorstellen, dass es für jeden Arbeitnehmer eine große Bandbreite gibt, wie viel Leistung jemand für sein Geld abliefert.
Im letzten Jahr wurde einem Mitarbeiter gekündigt, weil er ziemlich viel Mist gebaut hat und sein Verhalten einen hohen sechsstelligen Schaden verursachte. Im anschließenden Arbeitsprozess einigte man sich auf einen Vergleich, der Mitarbeiter bekommt eine (hohe) Abfindung, dafür verlässt er die Firma. Obgleich ich seit Jahren mit den Regeln des Arbeitsrechts vertraut bin, empfinde ich es als zutiefst ungerecht, dass solche offensichtlichen Fehl- und Minderleistungen immer noch als "durchschnittliches Leistungsniveau" und damit als völlig legitim und ausreichend definiert werden, aber das nennt man wohl Sozialstaat.
Was ich im Übrigen auch als zutiefst ungerecht empfinde, ist die Selbstverständlichkeit der Besitzstandswahrung. Wenn jemand erstmal etwas hat, dann gibt es ein großes Geschrei, wenn man es ihm wieder wegnehmen will, weil, das geht ja gar nicht. Es ihm von Anfang an zu verweigern, das ist möglich, man darf halt nur nie den Fehler machen, einmal zu freundlich oder zu optimistisch gewesen zu sein.
Ich weiß nicht, wie oft ich mich schon über den tiefbegabten Assistenten der Geschäftsführung aufgeregt habe, denn als persönlicher Referent bringt er wirklich so gut wie keinen positiven Output für die Firma - das einzige, was er gut macht, ist die Vertretung im Sekretariat. Er wird aber nicht wie Sekretariat bezahlt, sondern wie knapp unter Geschäftsführung und das ist einfach ungerecht. Bekäme er ein Sekretariatsgehalt, käme ich wahrscheinlich gar nicht auf die Idee, mich aufzuregen, denn dann würde ich von ihm ja auch eine andere Art Leistung erwarten und dann passt alles wieder, es ist aber leider unmöglich, ihn auf ein leistungsgerechtes Sekretariatsgehalt runterzustufen, Besitzstandswahrung, er ist schließlich der persönliche Referent und die werden deutlich anders bezahlt. - Ich finde es ungerecht.
Zusammengefasst sind es also die eklatanten Ungerechtigkeiten, die (wahrscheinlich in jeder) Firma existieren, die mir persönlich aber den Spaß an meiner Arbeit mittlerweile gründlich vermiesen, weil ich mich einerseits dafür verantwortlich fühle, sie andererseits aber nicht abstellen kann.
Und deshalb zähle ich die Tage, noch 174
.
Wenn ich über Antrieb im Rahmen meiner Erwerbsarbeit nachdenke, dann fällt mir regelmäßig der offensichtliche starke Zusammenhang zwischen "Erwerb" und "Arbeit" auf, denn nur, wenn ich es als Tätigkeit zum Zwecke des "Gelderwerbs" empfinde, steigt gleichzeitig dieser starke Widerwillen gegen diesen Job in mir auf.
Wenn ich die gleiche Arbeit aber freiwillig tue, wenn es also keine Regelungen oder Vorschriften gibt, die mich zwingen, diese Arbeit zu erledigen, weil ich einen Vertrag eingegangen bin, den ich erfüllen muss, wenn ich also zB offiziell Urlaub habe oder krankgeschrieben bin und deshalb niemand von mir erwarten kann, dass ich arbeite, dann macht es mir sofort wieder Spaß - oder, naja, zumindest empfinde ich es dann nicht mehr als Last.
Ich habe also ein Problem damit, Dinge zu tun, zu denen ich vertraglich verpflichtet bin.
Während ich diesen Satz sacken lasse und mich frage, ob eine Therapie nicht vielleicht hilfreich sein könnte, ploppt ein weiteres Gefühl in mir auf.
Es ist eine Abneigung gegen Kollegen, die man neusprachlich wohl als "Low-Performer" bezeichnen würde.
Es ärgert mich maßlos, dass es Kollegen gibt, die sich einen feuchten Kehrricht darum kümmern, ob sie eine gute, eine fehlerfreie, eine sinnvolle, eine passende oder eine in irgendeiner anderen Art produktive Arbeitsleistung abliefern.
Stattdessen wurschteln sie fröhlich und sinnentleert vor sich hin, geben ihr Hirn morgens beim Einloggen in die Zeiterfassung ab und bilden sich auch noch ein, sie wären ein wertvolles Teammitglied, weil sie fehlerfrei gendern und regelmäßig Kuchen mitbringen. Dass dafür andere Kollegen ihre Fehler ausbessern, ihre unerledigten Fälle übernehmen, konzentriert, mit Überlegung, effektiv und engagiert arbeiten, ohne dass sie dafür mehr Geld bekommen und auch ohne, dass die gesamte schief verteilte Arbeitslast überhaupt großartig thematisiert würde, denn das wäre ja sofort Mobbing, das alles finde ich im höchsten Maß ungerecht.
Dabei unterstelle ich den Kollegen noch nicht mal, dass sie es mit Absicht machen, nein, im Grunde ist es viel schlimmer, denn ich bin sicher, dass die meisten gar nicht merken, wie viel Blödsinn sie sich da regelmäßig leisten. Sie folgen einfach nur gedankenlos irgendwelchen falsch verstandenen Anweisungen oder inneren Überzeugungen (weiß der Teufel, wo sie die herhaben) und meinen, sie wären nicht nur sehr folgsam, sondern auch sehr fleißig. Wenn sie etwas anders machen sollten, könnte man es ihnen ja jederzeit sagen, was aber leider daran scheitert, dass sie die meisten Anweisungen falsch verstehen (wenn ich besonders schlecht drauf bin, behaupte ich: "falsch verstehen wollen") und alles geht von vorne los.
Der Umgang mit diesen Kollegen ist einfach nur anstrengend und ich glaube, ich habe einen Zustand der psychischen Materialermüdung erreicht, der bei mir dieses akute "ich-will-nicht-mehr-Gefühl" samt insgesamt Widerwillen gegen den Job auslöst.
Es ärgert mich sehr, dass ich keine Idee habe, wie man das ändern könnte, aber in der Zusammenfassung wird es wohl daran liegen, dass ich als Führungskraft einfach nicht tauge, weil ich es ätzend finde, anderen Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Ich finde immer, das ist doch alles logisch und selbsterklärend und wundere mich dann, wie dumm sich manche Leute anstellen. Es ist mein Fehler, ich weiß das, aber ich habe weder Lust, diese Fähigkeit jetzt noch zu lernen, noch, mich mehr als unbedingt nötig überhaupt mit Personalführung zu befassen, für mich ist das ein Teil meines Jobs, den ich nur lästig finde - und den ich natürlich wunderbar ignorieren kann, wenn ich offiziell nicht im Job bin und rein freiwillig arbeite. - Das ist damit endlich eine nachvollziehbare Erklärung, warum ich "freiwilliges Arbeiten" so viel angenehmer und überhaupt nicht schlimm finde.
Arbeitsrechtlich sind diese Schmalspurkollegen übrigens alle auf der sicheren Seite, der Arbeitgeber hat grundsätzlich nur einen Anspruch auf eine durchschnittliche Arbeitsleistung und eine mittlere Begabung - und wenn man weiß, dass so ein Satz in einem Arbeitszeugnis schon nicht statthaft, weil herabwürdigend ist, kann man sich schnell vorstellen, dass es für jeden Arbeitnehmer eine große Bandbreite gibt, wie viel Leistung jemand für sein Geld abliefert.
Im letzten Jahr wurde einem Mitarbeiter gekündigt, weil er ziemlich viel Mist gebaut hat und sein Verhalten einen hohen sechsstelligen Schaden verursachte. Im anschließenden Arbeitsprozess einigte man sich auf einen Vergleich, der Mitarbeiter bekommt eine (hohe) Abfindung, dafür verlässt er die Firma. Obgleich ich seit Jahren mit den Regeln des Arbeitsrechts vertraut bin, empfinde ich es als zutiefst ungerecht, dass solche offensichtlichen Fehl- und Minderleistungen immer noch als "durchschnittliches Leistungsniveau" und damit als völlig legitim und ausreichend definiert werden, aber das nennt man wohl Sozialstaat.
Was ich im Übrigen auch als zutiefst ungerecht empfinde, ist die Selbstverständlichkeit der Besitzstandswahrung. Wenn jemand erstmal etwas hat, dann gibt es ein großes Geschrei, wenn man es ihm wieder wegnehmen will, weil, das geht ja gar nicht. Es ihm von Anfang an zu verweigern, das ist möglich, man darf halt nur nie den Fehler machen, einmal zu freundlich oder zu optimistisch gewesen zu sein.
Ich weiß nicht, wie oft ich mich schon über den tiefbegabten Assistenten der Geschäftsführung aufgeregt habe, denn als persönlicher Referent bringt er wirklich so gut wie keinen positiven Output für die Firma - das einzige, was er gut macht, ist die Vertretung im Sekretariat. Er wird aber nicht wie Sekretariat bezahlt, sondern wie knapp unter Geschäftsführung und das ist einfach ungerecht. Bekäme er ein Sekretariatsgehalt, käme ich wahrscheinlich gar nicht auf die Idee, mich aufzuregen, denn dann würde ich von ihm ja auch eine andere Art Leistung erwarten und dann passt alles wieder, es ist aber leider unmöglich, ihn auf ein leistungsgerechtes Sekretariatsgehalt runterzustufen, Besitzstandswahrung, er ist schließlich der persönliche Referent und die werden deutlich anders bezahlt. - Ich finde es ungerecht.
Zusammengefasst sind es also die eklatanten Ungerechtigkeiten, die (wahrscheinlich in jeder) Firma existieren, die mir persönlich aber den Spaß an meiner Arbeit mittlerweile gründlich vermiesen, weil ich mich einerseits dafür verantwortlich fühle, sie andererseits aber nicht abstellen kann.
Und deshalb zähle ich die Tage, noch 174
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