anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 10. November 2022
Gendergerechte Blumengeschenke
Da wir in unserer Firma viele Immobilien haben und auch ständig neue bauen, haben wir eine Techniker-Abteilung, in der Architekten und Ingenieure arbeiten, die für die Betreuung der Bauprojekte zuständig sind. Tendenziell sind die nur aufgrund ihrer Position und ihres Jobs alle korruptionsgefährdet, weshalb wir strenge Vorschriften haben, was Geschenke annehmen angeht.

Gestern wurde ein sehr großes Blumengeschenk für eine Architektenkollegin ins Büro geliefert, die Kollegin war zu dem Zeitpunkt aber grade auf irgendeiner Baustelle unterwegs.
Weil es wirklich ein sehr großes Blumenpräsent war, herrschte hier Korruptions-Hochalarm und als die Kollegin von ihrer Baustelle ins Büro zurückkam wurde sie vom Chef erster Ordnung genötigt, das Paket unter seiner Aufsicht auszupacken und die beiliegende Karte vorzuweisen.

Nun, es handelte sich um einen Strauß mit 48 roten Rosen, den ihr ihr Freund zum 4. Jahrestag der Beziehung als Überraschung ins Büro hatte schicken lassen.

Ich musste sehr grinsen, als klar wurde, dass es maximal ein privater Bestechungsversuch war, der wirklich keinerlei berufliche Hintergründe hatte und ich musste grinsen, weil die Kollegin vor Peinlichkeit am liebsten im Boden versunken wäre.

Sie ist ansonsten eine sehr emanzipierte junge Frau, die sich in ihrem typischen Männerberuf auch auf der Baustelle gut durchsetzen kann, aber beim Thema Blumen ist sie genau wie ihr Freund, mit dem sie eine Beziehung komplett auf Augenhöhe führt, in den typischen, alten, traditionellen Gesellschaftsmustern gefangen. Der Mann schenkt der Frau Blumen, wenn er ihr eine Freude machen will.

Dass die gesamte Aktion umgekehrt gelaufen wäre, also dass sie ihrem Freund zum selben Jahrestag ebenfalls ein Blumenüberraschungspaket an seine Arbeitsstelle hätte liefern lassen, ist eine derartig abwegige Vorstellung, dass jedem, der sich das versucht vorzustellen, sofort klar wird, wie seltsam es ist, dass es umgekehrt eben einfach nicht funktioniert.

Emanzipation, Feminismus, Gleichberechtigung, Gendersprache, was auch immer, hin und her, beim Thema Blumen kaufen sind die Rollen zu 100% eindeutig.

Lustig ist auch, dass die Frage: Wann hast du zuletzt dein Auto getankt? von allen Menschen gleich verstanden wird und es keine typischen, geschlechtsabhängig unterschiedlichen Antworten gibt, die Zeiten als Frauen tanken ließen sind eindeutig vorbei.
Aber die Frage: Wann hast du zuletzt Blumen gekauft? verstehen Männer als eine Frage im Sinne von: Wann hast du das letzte Mal Blumen verschenkt? und Frauen verstehen sie wörtlich als das, was sie ist und antworten im Zweifel mit: Letzte Woche bei Aldi.

Ich habe mir vorgenommen, demnächst gründlich für Gleichberechtigung zu sorgen und werde mir künftig nie mehr selber Blumen bei Aldi kaufen, sondern sie immer meinem Westfalenmann mitbringen, damit der auch mal eine Freude hat
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