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Dienstag, 5. März 2019
Weshalb Politiker nur noch Phrasen dreschen
anje, 23:31h
In seinem heutigen Morgenbriefing-Podcast hat sich Gabor Steingart mit Alexander Kissler unterhalten, der so ziemlich das Klügste zu "political correctness" gesagt hat, was ich je dazu gehört habe.
Er sagte sinngemäß, dass es kein Wunder ist, dass jeder, der heutzutage Karriere machen will (bzw. einen Absturz durch einen shitstorm vermeiden will) sich schon fast zwanghaft in Phrasen flüchtet, weil Phrasen den Vorteil haben, dass sie einen maximalen moralischen Anspruch mit minimaler inhaltlicher Füllung verbinden.
Wer Phrasen benutzt, muss nicht mehr selber denken, Phrasen sind also bequem und sie sind sicher. Da sie deshalb mittlerweile jeder benutzt, hat die politische Kommunikation zwar nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun, aber sie verprellt auch niemanden.
Das wird an einem Beispiel besonders deutlich: Durch das eherne Mantra der Politik "Jeder verdient Respekt", hat jeder, der einen Anspruch anmeldet, quasi systemimmanent gleichzeitig den Anspruch, damit auch ernstgenommen zu werden. Und die Politiker versuchen eifrig, jeden formulierten Anspruch ernstzunehmen, weil sie sich davon Gruppenloyalitäten erhoffen.
Im Ergebnis ist das allerdings so unendlich absurd, dass man eigentlich vor Entsetzen nur noch verstummen kann, denn durch diese immer schräger werdenden Einzelansprüche, verfällt unsere Gesellschaft in ein löchriges Gebilde mit tausenderlei Sonderschutzzonen, die komplett unverbunden nebeneinander herbestehen.
Wer heutzutage den Mund öffnet, tut das nicht mehr als Individuum, sondern als Vertreter irgendeiner schrägen Art von Gruppenidentitäten.
Die Folge davon ist aber leider das Aussterben der Individualität, und nur die Individualität garantiert auch Freiheit.
Durch diesen Trick mit der Zwangseingruppierung, verkommt das individuelle Ich zu einem gezwungenen Gruppen-Wir und die Freiheit versteckt sich hinterm Ofen und schaut traurig zu, wie immer mehr Menschen nur noch Ringelpiez mit Anfassen in einer erzwungenen Gruppenfröhlichkeit spielen.
Ich kann das nicht so schön wiedergeben, wie er das in diesem Podcast formuliert hat, ich saß aber 10 Minuten beifallnickend im Auto und konnte immerzu nur wiederholen: "Genau so ist das - und genau deshalb habe ich auch so wenig Lust, mit Menschen zu kommunizieren."
Denn jeder, der sich mit einer eigenen Meinung außerhalb dieser vorformulierten Phrasen bewegt, riskiert einen Shitstorm vom feinsten und muss sich für Dinge rechtfertigen, für die er sich gar nicht rechtfertigen wollte, weil die im Zweifel gar nicht Teil seiner Meinung waren. Aber phrasenfrei formulierte Sätze sind halt nicht so stromlinienförmig wie vorformulierte Standardfloskeln und tragen deshalb immer die Gefahr in sich, dass irgendjemand an einer kleinen Unebenheit hängen bleibt - und deshalb zu einem Riesengezeter anhebt
.
Er sagte sinngemäß, dass es kein Wunder ist, dass jeder, der heutzutage Karriere machen will (bzw. einen Absturz durch einen shitstorm vermeiden will) sich schon fast zwanghaft in Phrasen flüchtet, weil Phrasen den Vorteil haben, dass sie einen maximalen moralischen Anspruch mit minimaler inhaltlicher Füllung verbinden.
Wer Phrasen benutzt, muss nicht mehr selber denken, Phrasen sind also bequem und sie sind sicher. Da sie deshalb mittlerweile jeder benutzt, hat die politische Kommunikation zwar nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun, aber sie verprellt auch niemanden.
Das wird an einem Beispiel besonders deutlich: Durch das eherne Mantra der Politik "Jeder verdient Respekt", hat jeder, der einen Anspruch anmeldet, quasi systemimmanent gleichzeitig den Anspruch, damit auch ernstgenommen zu werden. Und die Politiker versuchen eifrig, jeden formulierten Anspruch ernstzunehmen, weil sie sich davon Gruppenloyalitäten erhoffen.
Im Ergebnis ist das allerdings so unendlich absurd, dass man eigentlich vor Entsetzen nur noch verstummen kann, denn durch diese immer schräger werdenden Einzelansprüche, verfällt unsere Gesellschaft in ein löchriges Gebilde mit tausenderlei Sonderschutzzonen, die komplett unverbunden nebeneinander herbestehen.
Wer heutzutage den Mund öffnet, tut das nicht mehr als Individuum, sondern als Vertreter irgendeiner schrägen Art von Gruppenidentitäten.
Die Folge davon ist aber leider das Aussterben der Individualität, und nur die Individualität garantiert auch Freiheit.
Durch diesen Trick mit der Zwangseingruppierung, verkommt das individuelle Ich zu einem gezwungenen Gruppen-Wir und die Freiheit versteckt sich hinterm Ofen und schaut traurig zu, wie immer mehr Menschen nur noch Ringelpiez mit Anfassen in einer erzwungenen Gruppenfröhlichkeit spielen.
Ich kann das nicht so schön wiedergeben, wie er das in diesem Podcast formuliert hat, ich saß aber 10 Minuten beifallnickend im Auto und konnte immerzu nur wiederholen: "Genau so ist das - und genau deshalb habe ich auch so wenig Lust, mit Menschen zu kommunizieren."
Denn jeder, der sich mit einer eigenen Meinung außerhalb dieser vorformulierten Phrasen bewegt, riskiert einen Shitstorm vom feinsten und muss sich für Dinge rechtfertigen, für die er sich gar nicht rechtfertigen wollte, weil die im Zweifel gar nicht Teil seiner Meinung waren. Aber phrasenfrei formulierte Sätze sind halt nicht so stromlinienförmig wie vorformulierte Standardfloskeln und tragen deshalb immer die Gefahr in sich, dass irgendjemand an einer kleinen Unebenheit hängen bleibt - und deshalb zu einem Riesengezeter anhebt
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