anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 1. Februar 2018
Noch'n Vortrag
Heute war ich auf der Kick Off Veranstaltung einer neu gegründeten Anwaltsgesellschaft eingeladen, die aus dem Zusammenschluss zweier alteingesessener Münsteraner Kanzleien entstanden ist. Da ich ja immer auf der Suche nach guten Anwälten bin, war ich gespannt, wen ich da so kennenlernen würde und außerdem war der Vizepräsident des BGH angekündigt, der einen „Impulsvortrag“ halten würde.
Für Menschen in meinem Berufsumfeld ist der Vizepräsident des BGH mindestens eine so besondere „Promifigur“ wie ein ehemaliger Bundespräsident und weil ich auf einer anderen Veranstaltung auch mal einen Vorsitzenden Richter vom BFH kennengelernt habe, der einen wirklich interessanten Vortrag über Besonderheiten der Grunderwerbsteuer gehalten hat, hatte ich recht hohe Erwartungen an den heutigen Abend.
Nun, um es gleich vorweg zu nehmen: Außer dass ich jetzt wunderbares Lästerfutter habe, war es komplett vergeudete Zeit.
Der Herr Richter hielt einen strohtrockenen Vortrag über das KapMuG und ich fragte mich die ganze Zeit:“Wtf?“
Bei dem KapMuG handelt es sich um ein Gesetz, von dem ich (und der größte Teil der Zuhörer) noch nie etwas gehört habe, und ich bin ziemlich sicher, dass ich auch den Rest meines Lebens sehr gut verbringen kann, ohne mich weiter damit zu beschäftigen. Fachkenntnisse zu diesem Gesetz sind derart abstruses Spezial-Inselwissen, dass man damit vielleicht auf Szenepartys Eindruck machen kann, wenn man sachkundig darüber plaudert, aber ansonsten ist es wirklich auffallend überflüssig. Außer man ist Fachanwalt für Bankenrecht und hat vor allem Mandate, die IPOs vorbereiten oder möchte vergleichbare Spezialmandate betreuen.
Wieso dieser Mensch meinte, auf so einer Veranstaltung (auf der logischerweise deutlich mehr Mandanten als Anwälte waren) ausgerechnet über so eine belanglose Nichtigkeit zu referieren, erschließt sich mir auch nach längerem Nachdenken nicht.
Überhaupt war der ganze Kerl nicht so mein Geschmack. Streng rechts gescheitelt mit Messerschnitt im Nacken, einen Pullunder über dem karierten Hemd - nun, wer's mag....
Dass er sich als oberstes Bundesrichter überhaupt dazu herabließ an diesem Abend in der tiefsten westfälischen Provinz auf so einer kleinbürgerlichen Anwaltsklitschenveranstaltung aufzutreten, lag nur an seiner freundschaftlichen Verbundenheit zu dem Seniorchef einer dieser fusionierenden Kanzleien, denn tagsüber war er heute gemeinsam mit seinem "guten Freund Harald" auf der für sie wichtigsten deutschen Messe in Dortmund gewesen: Jagd und Hund.

Naja, und so sprach er eben auch, so verhielt er sich und danach setzte er wahrscheinlich überhaupt seine Prioritäten im Leben. Schließlich ist er nicht nur Bundesrichter, sondern auch noch Präsident des hessischen Jägerverbands.

Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich doch lieber zu der Bankveranstaltung gegangen, die heute Abend zur gleichen Zeit auch noch stattfand und bei der ich nur mit Bedauern abgesagt habe, weil es dort ganz bestimmt wenigstens sehr gutes Essen gegeben hätte.

Mit den Abendveranstaltungen ist das wie verhext, entweder finden in einer Woche gleich vier Stück statt, davon mindestens zwei am gleichen Abend - oder wochenlang gar keine.
Jetzt ist erst mal wieder Ruhe, so dass ich auch hoffentlich eine Chance habe, mal wieder früher ins Bett zu gehen.

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