anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 19. September 2017
Keine Meinung
Es gibt Themen, da weiß ich schon von Anfang an, dass es mit einer Meinungsverschiedenheiten enden wird, wenn ich mich daran beteilige.
Deshalb gehe ich bestimmten Diskussionen in der Regel schon von vornherein durch eine aktive Meinungslosigkeit aus dem Weg.

Politik ist so ein Thema, wo ich sehr ungern eine Meinung habe und noch ungerner mit Leuten darüber spreche, die sich ihrerseits oft sehr sicher sind, welches die einzig richtige Meinung sein kann.
Das geht immer so lange gut, bis ich auf jemanden treffe, der (irgendeine) politische Meinung nur deshalb hat, weil (irgendeine) Partei bestimmte Programmpunkte hat, von denen er persönlich sehr profitiert. Dann rege ich mich jedesmal auf und dann gibt es auch jedesmal Ärger.
Aber ich finde es einfach nur billig, schäbig, niveaulos, dumm und überhaupt eben komplett verachtenswert, wenn man eine Partei nur deshalb wählt, weil man sich davon den größten, persönlichen Vorteil verspricht.
"Was die wollen ist für mich persönlich super. Wie viele andere davon dann einen Nachteil haben interessiert mich genausowenig wie die Frage, welche Langfristfolgen daraus entstehen können. Ich habe heute einen Vorteil, der Rest ist mir schnuppe." - Klar, so denken sehr viele Leute, ändert aber nichts daran, dass ich genau diese Beweggründe einfach nur Kacke finde.
(Je nach persönlicher Wunschvorstellung/Ausrichtung kommen solche Leute bei mir gleich nach Kinderschändern, es gibt da so eine bestimmte Parteien, da kann ich mit den Wählern dieser Partei wirklich gar nichts anfangen. Mit denen rede ich allerdings auch tatsächlich nicht, denen versuche ich nur so weiträumig wie möglich aus dem Weg zu gehen.)

Grundsätzlich habe ich tatsächlich keine einheitliche politische Meinung, weshalb ich auch keine Partei besonders gut finde. Ich kann eher sehr ausführlich begründen, was ich an welchen Parteien alles besonders grässlich finde.
Etwas, mit dem ich vor allem bei kleinen Parteien ein großes Problem habe, ist das "Personal". Einzelne Leute mögen ja sogar völlig okay sein, und auch das Parteiprogramm kann abstrakt betrachtet sogar große Spitze sein, aber die Alltagsarbeit nach den Wahlen wird nicht nur von einer Person gemacht, sondern von ganz vielen und wenn ich mir dann ansehe, mit was für einem Personalstamm einige der kleineren Parteien so antreten, dann gruselt's mich.
Mich erinnert das immer an so große Friseurläden von Starfigaros. Das Kundengewinnungs- und Erstberatungsgespräch, das macht der Meister persönlich, wenn es dann aber ans Haareschneiden geht, erscheint irgendeine Aushilfskraft, die mehr nach optischen als nach fachlichen Gesichtspunkten eingestellt wurde und schneidet einem die Haare krumm und schief.
Das ist dann dumm gelaufen, dabei hat der Meister selber das doch alles so toll skizziert, wie er sich das vorstellt, aber ich laufe dann monatelang mit einer Mütze rum, weil nach der Behandlung durch die hübsche Assistentin die Haare erst mal wieder nachwachsen müssen, bevor man überhaupt was retten kann.

Ich bin da sowohl beim Friseur als auch bei der Wahl von Parteien schon drauf reingefallen, seitdem achte ich immer sehr genau darauf, was für Personal eigentlich überhaupt vorhanden ist und wem ich es zutraue, auch brauchbare Alltagsarbeit abzuliefern.

Die FDP zum Beispiel ist für mich genau aus diesem Personalaspekt absolut nicht wählbar. Der Lindner ist ja sicherlich ein toughes Kerlchen (den Kubicki finde ich übrigens auch gut), aber das war's auch schon, was die FDP an brauchbarem Personal zu bieten hat.
Mehr Namen sind aktuell sowieso nicht prominent, Herr Lindner erledigt das alles als One-Man-Show, und wenn ich genauer hinsehe und mir überlege, welche Menschen ich persönlich kenne, die FDP-Politiker sind, dann zucke ich doch sehr schnell zusammen. In meinem Umfeld (und ich habe schon recht viel mit Politikern zu tun), zeichnen sich grade die FDP-Vertreter nicht durch ein Übermaß an Intelligenz aus. Im Gegenteil, da sind einige bei, da wundert man sich, wie die unfallfrei zu einem Schulabschluss gelangt sind, dafür sind sie durch die Bank alle Experten im Netzwerken. Das ist sicherlich eine sehr wichtige Eigenschaft, aber eigentlich wäre es mir lieber, sie würden mit diesen Fähigkeiten als Staubsaugervertreter eingesetzt und nicht als Politiker, die als "Volksvertreter" ja doch etwas mehr Kompetenz und Verantwortung haben (sollten.)

Ähnlich sieht das mit dem Personal der anderen kleinen Parteien aus, was daran liegt, dass hier einfach die Bewerberlage eine andere ist. Um in einer kleinen Partei als Kandidat aufgestellt zu werden, muss man sich nicht sehr anstrengen, im Gegenteil, oft suchen die händeringend nach Leuten, der Personalmangel bei den kleinen Parteien ist mindestens so groß wie bei der freiwilligen Feuerwehr. (Ging neulich durch die Presse, dass die auch keine Leute mehr finden.)

Einer meiner Lieblingspolitiker ist Gregor Gysi, wenn ich mal irgendwo in einem Quiz "einen Abend mit einem Politiker Ihrer Wahl" gewinnen würde, würde ich mir immer den aussuchen. Der ist klug, schlagfertig, witzig, selbstironisch und hat sehr oft schon sehr viel gesunden Menschenverstand bewiesen. Auch Sarah Wagenknecht gefällt mir, ich denke, sie sagt viele kluge Dinge, nur leider ist diese Partei aus meiner Sicht genausowenig wählbar wie die FDP, man schaue sich nur mal das sonstige Personal dieser Truppe an.....

Sehr viel besser sind die großen Parteien da im Moment auch nicht, weshalb ich eben auch wirklich keine echte Meinung habe, welche Partei ich jetzt gut und welche weniger gut finde.

Große Sympathien habe ich für Die Partei, die sind wenigstens kreativ und lustig und haben ganz sicher noch keinen faulenden Parteiensumpf ausgebildet, aber ich fürchte, es nutzt nichts, die zu wählen, oder genauer: Es nutzt genau der Partei, die ich ganz, ganz sicher nicht wählen will, weil die von allen Stimmen profitiert, die nicht abgegeben werden oder bedeutungslos, weil unter 5%, im Wahläther verpuffen.

Aber ich habe jetzt gewählt. Ich weiß zwar nicht genau, was, denn ich habe wählen lassen (ist bei Briefwahl ja kein Problem), aber so kann ich mir jetzt einreden, dass ich bestimmt das richtige getan habe und damit sind für mich die Diskussionen über Politik auch beendet
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