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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 26. September 2022
Infrastruktur im Mittelalter
"Schon im Mittelalter siedelten die Menschen vorzugsweise an infrastrukturellen Knotenpunkten."

Mit diesem klugen Satz begründete mein Westfalenmann, warum er so viele Städte kannte, von denen ich noch nicht mal wusste, wo sie ungefähr liegen bzw. von denen ich oft gar nicht wusste, dass es sie gibt.

Zugegeben, meine Geographiekenntnisse sind nichts, womit ich angeben kann.
Erdkunde habe ich in dem Moment abgewählt, wo es mir möglich war, weil ich es schon immer ungemein langweilig fand, simples Faktenwissen auswendig zu lernen. Zu meiner Schulzeit musste ich das Faktenwissen sogar noch umständlich und unkomfortabel in Büchern nachschlagen und konnte es nicht einfach jederzeit auf dem Handy googlen, aber auch damals fand ich es schon ungemein überflüssig, sich etwas zu einem Zeitpunkt auswendig einzuprägen, was mich zu diesem Zeitpunkte gar nicht interessierte, weil ich es jederzeit irgendwo hätte nachschlagen können, wenn es mich irgendwann interessiert hätte.

Da ich grundsätzlich die Fähigkeit habe, mir für einen begrenzten Zeitraum eine irre Menge an abstruser Information kurzfristig abrufbar ins Hirn zu schaufeln, hat mein fehlendes Interesse an Geographie nie meine Noten beeinträchtigt, denn natürlich konnte ich die erwartbaren Lehrerwissensabfragen in Tests oder Klausuren zu der Zeit problemlos beantworten, aber knapp war der Test oder die Klausur geschrieben, löschte sich auch der Arbeitsspeicher in meinem Hirn. (Es verwundert deshalb auch nicht, dass ich so eine unsäglich schlechte Meinung von Schule habe, das ist aber ein komplett anderes Thema.)

Meine tatsächlichen Geographiekenntnisse habe ich also nicht aus der Schule, sondern aus dem Leben und aus Interesse. Wenn ich mal wo war, kann ich eine Gegend natürlich auch passend einordnen.
Da mein Interesse aber für alles südlich des 50. Breitengrades sehr stark nachlässt und erst wieder in Afrika anfängt, kenne ich mich in Süddeutschland (und wohlgemerkt, für mich beginnt das quasi südlich von Köln) sozusagen gar nicht aus.
Alles östlich des 10. Längengrades ist mir auch eher fremd, ich bin eben ein sehr regional orientierter Mensch.

Jetzt war es aber so, dass ich durch Zufall auf diesen Wikipediaartikel über die Groß´- und Mittelstädte Deutschlands gestoßen bin, der mich vor allem deshalb faszinierte, weil ich bisher überhaupt keine Vorstellung davon hatte, wie zersiedelt weite Teile des Landes sind, weil ich mich ja fast ausschließlich in Niedersachsen und NRW aufhalte.
Ich ging bisher davon aus, dass Niedersachsen und NRW die beiden großen Gegensätze in Deutschland sind, weil ich natürlich weiß, dass es unglaublich viele Groß- und Mittelstädte in NRW gibt und gefühlt kaum welche in Niedersachsen.

Dass aber Niedersachsen bei der Zahl der Groß- und Mittelstädte auf Platz drei liegt, direkt hinter Baden-Würtemberg aber noch vor Bayern, das hat mich sehr erstaunt und mir mal wieder klar gemacht, dass ich echt keine Ahnung von deutscher Geographie habe.

Aus reiner Neugier bin ich dann die Liste der Städte durchgegangen und dabei festgestellt, dass es vor allem die Mittelstädte in den neuen Bundesländern sind, die mir so fremd sind, dass ich sie in vielen Fällen noch nicht mal in das richtige Bundesland sortieren kann.
K dagegen kannte ganz viele dieser Städte, er ist da nämlich überall schon gewesen, weil sehr viele dieser Städte einen Flugplatz haben. Gera, Gotha, Görlitz, Pirna, Stendal, Riesa, Arnstadt, Aschersleben, Köthen Zerbst und Greiz-Obergrochlitz - K kannte sie alle und ich staunte.

K's knappe Erklärung, warum so viele Mittelstädte einen Flugplatz haben:
"Schon im Mittelalter siedelten die Menschen vorzugsweise an infrastrukturellen Knotenpunkten."

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