Dienstag, 15. März 2022
Alterssprung
anje, 22:20h
Älterwerden ist kein schleichender Prozess, sondern passiert in Stufen. Fünf Jahre passiert nix und dann wacht man eines Tages morgens auf und ist plötzlich um mindestens fünf Jahre gealtert.
Meine Mutter vertritt diese Meinung und ich teile sie vollumfänglich, weil ich an mir selber beobachten kann, dass ich wohl grade wieder so eine Stufe runtergefallen bin.
Plötzlich gehen mir Dinge so sehr auf die Nerven, dass ich die schlechte Laune, die dadurch verursacht wird, schon fast körperlich schmerzhaft wahrnehme und es gelingt mir nicht mehr, diese Dinge mit meiner bisherigen Gelassenheit einfach achselzuckend hinzunehmen, sondern ich habe das Gefühl, ich habe das nächste Level von Altersbockigkeit erreicht.
Gleichzeitig hat mein Körper einige Fähigkeiten sozusagen über Nacht eingestellt oder verändert, so haben sich zB meine Beine sehr zügig von meinem bisherigen, für mich normalen Zustand "dünne Klapperstelzen ohne weitere Auffälligkeiten" in die neue Version "hässliche Altfrauenbeine mit Besenreisern und Wasserödemen" verwandelt. Meine bisher sehr unempfindliche Haut, die ich sozusagen gar nicht pflegen musste, weil sie keinerlei Probleme machte, ist plötzlich staubtrocken und juckt dementsprechend unangenehm. "Altershaut" sagte Tante Google dazu, ich creme also wie blöd dagegen an und hasse es.
Ein weiteres, sehr schreckliches Feature meiner sprunghaft fortgeschrittenen Demenz sind Wortverwechslungsstörungen.
Wortfindungsprobleme habe ich schon lange, daran bin ich gut gewöhnt und trainiert, die notwendigen Wörter gegebenenfalls einfach selber neu zu erfinden. Wenn man das mit ausreichend Selbstverständlichkeit macht, gibt es nur sehr selten Verständigungsprobleme und manche Wörter hat K sofort adoptiert, weil sie ihm viel besser gefallen als die vom Duden vorgesehenen Begriffe.
Wenn man aber Wörter verwechselt und das immer erst mit Verzögerung bemerkt, dann ist das nicht nur peinlich, sondern auch enorm kommunikationshemmend.
"Ich fahre einkaufen, soll ich noch was mitbringen?" fragt K und ich sage "oh, das ist gut, bring doch bitte Salat mit."
Als K die Einkäufe auspackt, bin ich verwundert, warum er die Gurke, die mir zum Salat noch fehlte, nicht mitgebracht hat, sondern noch mehr Blattsalat.
Als ich noch nur Wortfindungsprobleme hatte, hätte ich wahrscheinlich so ein Katzenerschreckgemüse bestellt und als großer Fan von Ärgervideos hätte K sofort gewusst, was ich haben will.
Weil ich den Februar dieses Jahr so besonders schrecklich fand, bin ich natürlich überzeugt, dass das alles die üblen Folgen eines ätzenden Monats sind, ganz innen drin fürchte ich aber, es ist tatsächlich einer dieser unvermeidlichen Alterssprünge und ich werde mich wohl damit arrangieren müssen, das Altwerden scheiße ist
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Meine Mutter vertritt diese Meinung und ich teile sie vollumfänglich, weil ich an mir selber beobachten kann, dass ich wohl grade wieder so eine Stufe runtergefallen bin.
Plötzlich gehen mir Dinge so sehr auf die Nerven, dass ich die schlechte Laune, die dadurch verursacht wird, schon fast körperlich schmerzhaft wahrnehme und es gelingt mir nicht mehr, diese Dinge mit meiner bisherigen Gelassenheit einfach achselzuckend hinzunehmen, sondern ich habe das Gefühl, ich habe das nächste Level von Altersbockigkeit erreicht.
Gleichzeitig hat mein Körper einige Fähigkeiten sozusagen über Nacht eingestellt oder verändert, so haben sich zB meine Beine sehr zügig von meinem bisherigen, für mich normalen Zustand "dünne Klapperstelzen ohne weitere Auffälligkeiten" in die neue Version "hässliche Altfrauenbeine mit Besenreisern und Wasserödemen" verwandelt. Meine bisher sehr unempfindliche Haut, die ich sozusagen gar nicht pflegen musste, weil sie keinerlei Probleme machte, ist plötzlich staubtrocken und juckt dementsprechend unangenehm. "Altershaut" sagte Tante Google dazu, ich creme also wie blöd dagegen an und hasse es.
Ein weiteres, sehr schreckliches Feature meiner sprunghaft fortgeschrittenen Demenz sind Wortverwechslungsstörungen.
Wortfindungsprobleme habe ich schon lange, daran bin ich gut gewöhnt und trainiert, die notwendigen Wörter gegebenenfalls einfach selber neu zu erfinden. Wenn man das mit ausreichend Selbstverständlichkeit macht, gibt es nur sehr selten Verständigungsprobleme und manche Wörter hat K sofort adoptiert, weil sie ihm viel besser gefallen als die vom Duden vorgesehenen Begriffe.
Wenn man aber Wörter verwechselt und das immer erst mit Verzögerung bemerkt, dann ist das nicht nur peinlich, sondern auch enorm kommunikationshemmend.
"Ich fahre einkaufen, soll ich noch was mitbringen?" fragt K und ich sage "oh, das ist gut, bring doch bitte Salat mit."
Als K die Einkäufe auspackt, bin ich verwundert, warum er die Gurke, die mir zum Salat noch fehlte, nicht mitgebracht hat, sondern noch mehr Blattsalat.
Als ich noch nur Wortfindungsprobleme hatte, hätte ich wahrscheinlich so ein Katzenerschreckgemüse bestellt und als großer Fan von Ärgervideos hätte K sofort gewusst, was ich haben will.
Weil ich den Februar dieses Jahr so besonders schrecklich fand, bin ich natürlich überzeugt, dass das alles die üblen Folgen eines ätzenden Monats sind, ganz innen drin fürchte ich aber, es ist tatsächlich einer dieser unvermeidlichen Alterssprünge und ich werde mich wohl damit arrangieren müssen, das Altwerden scheiße ist
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