Mittwoch, 29. September 2021
Zeitflut
anje, 22:19h
Vor einiger Zeit schon ist mir aufgefallen, dass die Zeit begonnen hat, an mir vorbeizufliegen.
Erst wollte ich schreiben "Gestern ist mir aufgefallen", aber das stimmt ja gar nicht, ich habe dazu ja schon hier etwas geschrieben, ich habe da also nicht gestern drüber nachgedacht, sondern gestern ist schon fast einen Monat als - als ob es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass ich den Zugriff auf die Verortung der Zeit verloren habe.
Es sind viele Kleinigkeiten, die in der letzten Zeit durcheinandergeraten sind und einiges erstaunt mich immer wieder maßlos. So gibt es bestimmte Tätigkeit, die sind absolut regelmäßig zu erledigen, manche täglich, manche wöchentlich und manche monatlich.
Zu den täglichen Tätigkeiten gehört zB das Bloggen, aber auch das lokale Abspeichern des Blogeintrags. Das öffentlich sichtbare Bloggen habe ich ja so grade immer noch irgendwie geschafft, jedoch oft nur durch quick and dirty Einträge vom Handy aus. Auf dem Handy speichere ich natürlich nichts lokal ab, das mache ich nur auf dem PC - und vorhin stelle ich fest, dass ich mit dem Abspeichern auf dem PC schon fast einen Monat im Rückstand bin. Auch hier ist mein gefühltes Gestern schon einen Monat alt. Dass seit gestern ein ganzer Monat vergangen, erstaunt mich maßlos, denn ich habe es einfach nicht bemerkt. Genauso unbemerkt verging der Monat zur Erstellung der Umsatzsteuervoranmeldung. Die muss monatlich erstellt werden, immer bis zum 10. des Folgemonats und ich habe mir eine Dauerfristverlängerung erbeten, habe damit also Zeit bis zum 10. des Überfolgemonats und ich habe diese Frist in den letzten 15 Jahren noch nie in voller Länge gebraucht. Als ich am 15. September die Voranmeldung für August abgeben wollte, stellte ich völlig überrumpelt fest, dass ich den Juli vergessen hatte. Ich habe dafür keine Erklärung außer: ich habe es nicht bemerkt.
Ich habe nicht bemerkt, dass ein ganzer Monat Tag für Tag vergangen ist.
Es waren aber auch überwiegend Tage, in denen ich mich immer wieder nur grade eben noch so in letzter Sekunde durchgemogelt habe. Tage vollgestopft mit Tätigkeit, die sich um sich selber drehen. Sisyphosarbeiten. Immer wieder die gleichen Besprechungen, nichts geht wirklich voran und man findet keinen Pack-An, um aus dem irren Kreislauf des Löcherstopfens durch Aufreißen neuer Löcher auszubrechen, man ist aber dauerhaft beschäftigt.
Platz für ein systematisches und entspanntes Abarbeiten all der kleinen, nicht überlebensnotwendigen Alltagspflichten war auf jeden Fall nicht und wenn ich abends ins Bett fiel, dann war wieder ein Tag an mir vorübergerauscht und ich war froh, einen weiteren Tag überhaupt irgendwie überstanden zu haben. Zeit, mir den Tag zu merken, gab es nicht, es gab aber auch keinen Anlass, sich überhaupt irgendetwas von diesem Tag zu merken, denn es war nichts Merkenswertes passiert. Sisyphos, schwer beschäftigt, und doch passiert nichts.
Zwischendurch hat man immer mal wieder solche Tage, an denen man sich abends fragt, was man eigentlich den ganzen Tag gemacht hat. Man ist am Ende des Tages zwar völlig erschöpft, aber irgendwie ist kein sichtbares Ergebnis als Arbeitsleistung entstanden. Solche Tage sind völlig normal.
Nicht normal ist es, wenn man solche Tage über Wochen hintereinanderweg und ohne Pause hat. Dann sind nämlich irgendwann ganze Monate rum und man hat noch nicht mal in der Summe von 30 Tagen ein sichtbares Ergebnis als Arbeitsleistung. Wenn man nichts hat, womit man einzelne Tage als bemerkenswert markieren kann, dann hat man auch keine Erinnerungsmarker - und ohne Erinnerung überrollt einen die Zeit wie das Meer den Strand ohne Buhnen.
Vielleicht muss ich mal ein paar Dinge eskalieren lassen, eine richtige Sturmflut hinterlässt einfach durch die simple Menge der Verwüstung Erinnerungen und rammt Markierungen ein.
Erinnert sich noch jemand an den 28. Oktober 2013? An dem Tag deckte das Sturmtief Christian das Haus auf Borkum ab
Morgen In einem Monat jährt sich das Ereignis, das wäre doch mal eine Gelegenheit, dem Vorbeistürmen der Zeit die Stirn zu bieten
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Erst wollte ich schreiben "Gestern ist mir aufgefallen", aber das stimmt ja gar nicht, ich habe dazu ja schon hier etwas geschrieben, ich habe da also nicht gestern drüber nachgedacht, sondern gestern ist schon fast einen Monat als - als ob es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass ich den Zugriff auf die Verortung der Zeit verloren habe.
Es sind viele Kleinigkeiten, die in der letzten Zeit durcheinandergeraten sind und einiges erstaunt mich immer wieder maßlos. So gibt es bestimmte Tätigkeit, die sind absolut regelmäßig zu erledigen, manche täglich, manche wöchentlich und manche monatlich.
Zu den täglichen Tätigkeiten gehört zB das Bloggen, aber auch das lokale Abspeichern des Blogeintrags. Das öffentlich sichtbare Bloggen habe ich ja so grade immer noch irgendwie geschafft, jedoch oft nur durch quick and dirty Einträge vom Handy aus. Auf dem Handy speichere ich natürlich nichts lokal ab, das mache ich nur auf dem PC - und vorhin stelle ich fest, dass ich mit dem Abspeichern auf dem PC schon fast einen Monat im Rückstand bin. Auch hier ist mein gefühltes Gestern schon einen Monat alt. Dass seit gestern ein ganzer Monat vergangen, erstaunt mich maßlos, denn ich habe es einfach nicht bemerkt. Genauso unbemerkt verging der Monat zur Erstellung der Umsatzsteuervoranmeldung. Die muss monatlich erstellt werden, immer bis zum 10. des Folgemonats und ich habe mir eine Dauerfristverlängerung erbeten, habe damit also Zeit bis zum 10. des Überfolgemonats und ich habe diese Frist in den letzten 15 Jahren noch nie in voller Länge gebraucht. Als ich am 15. September die Voranmeldung für August abgeben wollte, stellte ich völlig überrumpelt fest, dass ich den Juli vergessen hatte. Ich habe dafür keine Erklärung außer: ich habe es nicht bemerkt.
Ich habe nicht bemerkt, dass ein ganzer Monat Tag für Tag vergangen ist.
Es waren aber auch überwiegend Tage, in denen ich mich immer wieder nur grade eben noch so in letzter Sekunde durchgemogelt habe. Tage vollgestopft mit Tätigkeit, die sich um sich selber drehen. Sisyphosarbeiten. Immer wieder die gleichen Besprechungen, nichts geht wirklich voran und man findet keinen Pack-An, um aus dem irren Kreislauf des Löcherstopfens durch Aufreißen neuer Löcher auszubrechen, man ist aber dauerhaft beschäftigt.
Platz für ein systematisches und entspanntes Abarbeiten all der kleinen, nicht überlebensnotwendigen Alltagspflichten war auf jeden Fall nicht und wenn ich abends ins Bett fiel, dann war wieder ein Tag an mir vorübergerauscht und ich war froh, einen weiteren Tag überhaupt irgendwie überstanden zu haben. Zeit, mir den Tag zu merken, gab es nicht, es gab aber auch keinen Anlass, sich überhaupt irgendetwas von diesem Tag zu merken, denn es war nichts Merkenswertes passiert. Sisyphos, schwer beschäftigt, und doch passiert nichts.
Zwischendurch hat man immer mal wieder solche Tage, an denen man sich abends fragt, was man eigentlich den ganzen Tag gemacht hat. Man ist am Ende des Tages zwar völlig erschöpft, aber irgendwie ist kein sichtbares Ergebnis als Arbeitsleistung entstanden. Solche Tage sind völlig normal.
Nicht normal ist es, wenn man solche Tage über Wochen hintereinanderweg und ohne Pause hat. Dann sind nämlich irgendwann ganze Monate rum und man hat noch nicht mal in der Summe von 30 Tagen ein sichtbares Ergebnis als Arbeitsleistung. Wenn man nichts hat, womit man einzelne Tage als bemerkenswert markieren kann, dann hat man auch keine Erinnerungsmarker - und ohne Erinnerung überrollt einen die Zeit wie das Meer den Strand ohne Buhnen.
Vielleicht muss ich mal ein paar Dinge eskalieren lassen, eine richtige Sturmflut hinterlässt einfach durch die simple Menge der Verwüstung Erinnerungen und rammt Markierungen ein.
Erinnert sich noch jemand an den 28. Oktober 2013? An dem Tag deckte das Sturmtief Christian das Haus auf Borkum ab
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