anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 30. März 2020
Ruhiger Sonntag
Lange und gut geschlafen, nach dem Aufwachen lange und genüsslich weiter im Bett gelegen und Internet gelesen. K hat nach dem Kaffee erst frisch gepressten Orangensaft und anschließend Erdbeeren mit Prosecco serviert, so lässt es sich sehr gut im Bett aushalten.

Irgendwann waren wir dann aber doch bereit, das Bett zu verlassen und haben als erste Tat nach dem Duschen und Anziehen alle Uhren im Haus aktualisiert. Ich bin ja bekennender Uhrenfan, d.h. es gibt hier im Haus über 40 Uhren (ohne Armbanduhren), die fast alle manuell umgestellt werden müssen, weil nur zwei Funkuhren dabei sind, die das alleine erledigen. Dabei ist die Stunde nach vorne im März die leichtere Umstellung, weil man die Uhrzeiger ohne Schaden fürs Uhrwerk problemlos eine Stunde vor drehen kann. Das Zurückstellen im Oktober ist grundsätzlich wesentlicher aufwändiger. Allein wegen dieser lästigen Uhrumstellerei bin ich großer Fan der Abschaffung der Zeitumstellung. Grundsätzlich ist mir egal, welche der beiden Uhrzeiten wir behalten, hauptsächlich ganzjährig dieselbe, aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann hätte ich lieber immer Sommerzeit. Dass es morgens früher hell wird interessiert mich als überzeugte Eule wirklich gar nicht, lieber abends nicht so früh dunkel.

Zu Essen gab es heute Gambas in Knoblauchsauce mit frischem Zwiebelbaguette und dem Rest der Dips von gestern. Wir sind immer noch im Dip-Wahn und ich verwende ja jedes Mal mindestens drei verschiedene Dip-Würzmischungen, wovon eine immer das selbstgemachte Gemüsebrühpulver
ist und es ist jedes Mal, wirklich JEDES Mal so, dass einer von uns irgendwann feststellt, dass der Dip mit genau diesem Gemüsebrühpulver mal wieder der leckerste ist. Und dabei habe ich wirklich viele verschiedene Dip-Gewürzvarianten mittlerweile erworben und auch schon ausprobiert, wobei die Basis immer die gleiche ist: 1 Becher Schmand oder Creme Fraiche mit 1 Paket Frischkäse verrühren, dann auf drei Portionen verteilen und in jede Portionen ca. 1,5 TL Dip-Gewürzpulver rühren. Fertig.
Die anderen Dip-Mischungen sind auch lecker, unbestritten, aber bisher konnte noch keine dieses selbstgemachte Pulver schlagen.

K bastelte den Nachmittag über an einer Präsentation, die er nächste Woche braucht, er hat sie mehrfach an mir getestet und ich glaube, ich war ein gutes, weil sehr kritisches Publikum.

Außerdem hat K mit seinem Freund und Fliegerarzt telefoniert, weil der vor drei Wochen in Ischgl war und seit zwei Wochen mit Coronabestätigung zu Hause in Quarantäne ist. Seit einer Woche ist er nicht mehr ans Telefon gegangen und da begannen wir natürlich schon, uns ein wenig Sorgen zu machen. Aber heute hat er sich gemeldet und mitgeteilt, dass er das Schlimmste der Krankheit jetzt wohl überstanden hat, aber dass er in seinem Leben noch nie so einen schweren und belastenden Infekt gehabt hätte, es wäre wirklich sehr, sehr übel gewesen. Aber jetzt sei es wohl überstanden und er könne auch kurzfristig wieder arbeiten - er ist jetzt einer der gesuchtesten Fliegerärzte überhaupt, weil er nachweislich kein Ansteckungsrisiko mehr mitbringt und alle Airlines ihm grade die Bude einrennen, damit er die Flugtauglichkeitsuntersuchungen für das derzeit noch fliegende Personal macht.

Nach dem, was er von dieser Krankheit erzählt hat, bin ich wirklich ganz und gar nicht scharf drauf, mich damit zu infizieren. Allerdings habe ich auch keine Idee, wie sich das dauerhaft vermeiden lässt, außer ich bleibe ab sofort für den Rest meines Lebens drinnen.
Nun, für die nächsten drei Wochen habe ich das aber sowieso schon fest beschlossen.

Eine Vorstellung, wie sich die Wirtschaft nach dieser Krise entwickeln wird, habe ich übrigens auch nicht und das besorgt mich etwas, denn eigentlich müsste ich das ja verstehen, also die Theorie dahinter, denn das ist Teil meiner Ausbildung. Aber die aktuelle Situation hat es in der Form noch nicht gegeben, so dass ganz viele Möglichkeiten, der weiteren Entwicklung denkbar sind. Theoretisch vorstellbar ist zB eine wilde Inflation, weil die Leute jetzt alle zuhause bleiben und dabei ganz viel Geld sparen und gleichzeitig flutet der Staat das Land noch mit weiterem Geld, weil also nach der Krise enorm viel Geld da ist, es aber keine Waren gibt, weil die Lieferketten alle unterbrochen sind und die Produktionen noch nicht funktionieren, dann hätte man also die klassische Situation, dass viel Geld auf wenig Ware trifft und das führt zu einer Inflation.
Andererseits ist auch genau das Gegenteil vorstellbar, nämlich dass jetzt alle pleite gehen, dass deshalb Arbeitslosigkeit wie irre in die Höhe schnellt und keiner mehr Geld hat, so dass deshalb auch keine Nachfrage mehr da ist, was die produzierenden Unternehmen in eine noch größere Krise stürzt und das nennt man dann Rezession.
Ich kann mir beides vorstellen, aber wie es tatsächlich weitergehen wird, das mag ich nicht vorhersagen
.
(Abgelegt in anjesagt und bisher 1020 x anjeklickt)

... ¿hierzu was sagen?