anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 30. August 2017
Lifehacks
Manchmal gibt es Dinge, über die hat man sich jahrelang geärgert, weil sie nie richtig funktioniert haben, andere waren lästig oder unpraktisch und bei wieder anderen hat man einfach nicht verstanden hat, wie man sie bedienen muss oder man hat manche Dinge schlicht nicht besessen, weil man dachte, dass man es sich nicht leisten kann - und dann - eines Tages, unerwartet und plötzlich, lernt oder sieht man, wie andere Leute mit eben solchen Dingen umgehen und man schlägt sich nur noch frustriert mit der Hand vor die Stirn, weil man nicht fassen kann, weshalb man auf solch eine einfache Lösung nicht schon lange selber gekommen ist.
Es gibt einige Dinge aus dieser Rubrik, an die erinnere ich mich sehr gut, weil ich schon relativ alt war, als ich den Trick lernte, wie man aus kompliziert ganz einfach einfach macht und mir grade wegen meines fortgeschrittenen Alters besonders heftig vor die Stirn schlug, da ich mich eben schon sehr lange mit der Umständlichkeit einzelner Dinge herumgeplagt hatte, ohne zu erkennen, wie man es völlig problemlos deutlich vereinfachen kann.
Als erstes fällt mir dabei immer ein, wie ich im zarten Alter von ungefähr 48 Jahren lernte, wie man Stiefel über Hosen anzieht.
Ich meine, nicht, dass ich schon mein ganzes Leben immer wieder Stiefel über Hosen getragen hätte, ich bin schließlich sowohl ein reines Hosenmädchen als auch ein überzeugter Stiefelfan, da liegt es nahe, dass man die Stiefel auch gerne über den Hosen trägt und nicht immer unter den Hosenbeinen versteckt, aber das Problem war natürlich stets dasselbe: Wie bekommt man die Hose in die Stiefel, wenn die Stiefel keinen Reißverschluss haben? Und ich habe viele Stiefel ohne Reißverschluss, da ich so dünne Spillerbeine habe, dass ich im Grunde auch keinen Reißverschluss brauche, um in Stiefel reinschlüpfen zu können. Nur halt die Hose, die hat sich dabei immer hochgeschoben, gekrumpelt, gebeult - kurz, es war regelmäßig ein Drama.
Bis sich dann eines Tages in der Umkleidekabine der Sauna eine Frau neben mir anzog, erst die Hose, dann die Kniestrümpfe und dabei die Kniestrümpfe über die Hose zog, um dann, einfach, leicht und schwupps, in ihre Stiefel ohne Reißverschluss zu schlüpfen.
Ich war maßlos fasziniert.
Nicht nur von diesem Trick, sondern vor allem von mir. Wie blöd kann man sein, dass man da nicht selber draufkommt und sich lieber jahrelang mit krumpelnden, hochgeschobenen, ausgebeulten Hosenbeinen in Stiefelschächten rumschlägt? Ich meine, dass ausgerechnet mir das nicht eingefallen ist, wiegt zehnmal schwer, denn schließlich bin ich jahrelang geritten - und bei einer Reithose ist es selbstverständlich, dass man die Strümpfe über die Hose zieht und dann erst in die Stiefel schlüpft.
Wie kann es sein, dass ich diese winzigkleine Transferleistung - was für Reitstiefel gilt, kann auch für Straßenstiefel gelten - nicht hinbekommen habe? Es ist einfach eine ausgesprochen peinliche, intellektuelle Niederlage, die ich mir da selber eingestehen muss, aber sie ist nun mal passiert - und ich erinnere mich noch gut.

Heute habe ich etwas ähnliches, wenngleich längst nicht derart peinlich und naheliegend, aber in gewisser Weise doch vergleichbar, erlebt.
Seit heute kann ich nämlich Videos bearbeiten.
Erst neulich schrieb ich noch, dass ich das ja schon so lange können möchte, aber immer noch so gar keine Ahnung habe, aber natürlich bemüht sei usw. usw.
Und ich möchte wirklich schon seit vielen Jahren Videos bearbeiten können. Mindestens so lange wie Fotos. Fotos erschien mir aber immer noch einen Tick dringlicher, weshalb ich über 100 verschiedene Fotobearbeitungs-Apps gesammelt habe, immer in der Hoffnung, da ist eine bei, die ist derart selbsterklärend, intuitiv und logisch, dass ich es spontan begreife.
War bisher nicht, dafür habe ich für Fotos aber auch eine Menge Bearbeitungsinteresse verloren, denn irgendwas mit Filtern oder "wegretuschieren" etc. finde ich inzwischen derart langweilig, dass ich es sowieso gar nicht mehr benutzen würde, selbst wenn ich es perfekt könnte, ich finde #ohnefilter viel spannender und bin mit meiner Lösung, die Fotos in dieser Collage-App zusammenzustellen und dann hier hochzuladen, rundum zufrieden, mehr brauche ich nicht.

Aber Videos, da ist noch ein großes Wissensloch, was mir seit Jahren nicht gelungen ist, zu schließen. Immer wieder habe ich Anläufe unternommen, das endlich mal zu lernen, aber erstens kenne ich niemanden persönlich, der damit umgehen kann (dann wäre es einfach, dann könnte ich ja jemanden direkt befragen) und zweitens überhaupt.... Ich habe mal rumgegoogelt, durchaus auch ein paar Nachmittage und vor allem ganze Wochenenden damit vertrödelt, rauszukriegen, wie man Videos schneidet, zusammenbastelt und nachvertont, aber Videos blieb ein Mysterium.
Video-Apps gibt es jetzt nicht ganz so viele wie Foto-Apps, aber auch hier habe ich natürlich alle Apps gesammelt, die ich kriegen konnte. Über 20 verschiedene sind da auch zusammengekommen, aber keine, mit der ich einfach so und problemlos Videos schneiden könnte. Oder gar nachvertonen, oder noch wilder: Zusammensetzen. Ich habe es zumindest nicht begriffen.
Wie gesagt, bis heute.
Denn heute habe ich mal eine ganz kreative Suchbegriffskombination bei Google eingegeben: "Videos iPhone bearbeiten"
Und was spuckt Google aus? Die Apple-Standard-App zur Videobearbeitung, iMovie, und jede Menge Erklärbärleute sind sich überraschend einig, dass dieses Programm das einfachste, beste und vielseitigste ist, wenn man Videos bearbeiten möchte.
Ich hatte die App natürlich auch schon mal aufgemacht - aber auf den ersten Blick spontan nix verstanden, deshalb wieder zugemacht und gejammert, dass ich keine Videos bearbeiten kann.
Da mir Google heute aber eigentlich nur Links zu You-Tube-Seiten oder anderen Tutorials anzeigte, habe ich also tatsächlich mal ein You-Tube-Video dazu angesehen - und was soll ich sagen? Jetzt kann ich es. Ich meine, Videos bearbeiten.
Ist echt nicht kompliziert, man muss nur die Nerven haben, sich ein 20 Minuten Video ohne vorzuspulen anzusehen (das war der harte Teil der Challenge) - dann weiß man alles und kann komplett alleine loslegen.

Was ich insgesamt damit eigentlich sagen will? Nun, die Nummer mit den Socken über der Hose kann man heute sicherlich auch in irgendeinem You-Tube-Video als heißen Tipp finden, life hacks heißt das heutzutage, aber mein wichtigster life hack, den ich heute gelernt habe, lautet: Es kann durchaus sinnvoll sein, so ätzend langweilige Tutorial-Videos tatsächlich konzentriert von Anfang an zu gucken, wenn man an dieser Stelle mal ungeleante 20 Minuten investiert - dann kann das 20 Stunden weitere Suche locker einsparen
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(Abgelegt in anjemerkt und bisher 1732 x anjeklickt)

... ¿hierzu was sagen?

 
Videobarbeitung am 4-Zoll-Handy ist aber eher so'n Nerd-Hobby, isn't it?

... ¿noch mehr sagen?  

 
Allein die Tatsache, dass es überhaupt auf dem Handy funktioniert, finde ich sehr praktisch.
Und "Videobearbeitung" ist zwar vielleicht das richtige Wort, kommt landläufig aber mit anderen Assoziationen als das, was ich da konkret mache. Ich kann jetzt Videos kürzen, mehrere Videos zusammenfügen, nachvertonen oder Musik drunterlegen und wahrscheinlich noch viel mehr Schnickschnack, den ich aber noch gar nicht ausprobiert habe und der mich aktuell auch gar nicht reizt, weil es mir hauptsächlich um das Kürzen und wieder Zusammenfügen ging, und das ist auch auf dem Handy gar kein Problem, wenn man erst mal weiß, wie diese App überhaupt zu bedienen ist.