Donnerstag, 3. Dezember 2020
Die Sache mit der Rosinenpickerei
anje, 00:14h
Ich muss da noch was ergänzen zu dem, was mir da gestern spontan rausgerutscht ist.
Ich weiß, dass ich von Menschen, die sich für Feminismus einsetzen, entweder als Nestbeschmutzer" (die aggressive Variante) oder als Profiteur (die abwertende Variante) bezeichnet werde, weshalb ich eigentlich nur sehr ungern meine Meinung zum modernen Feminismus äußere. Im Grunde kann ich vorher schon sicher sein, dass die Menschen, die mir persönlich wichtig sind, meine Meinung ablehnen und mich innerlich mit vielen Minuspunkten belegen, eben weil es so ungemein political incorrect ist, sich negativ zu Frauenthemen und Gendervielfalt in allen Variationen zu äußern. Das gehört sich nicht, schon gar nicht für eine Frau. Einen Mann kann man ja wenigstens noch in die Ecke "alter, weißer Mann" stecken und dort einsam und verachtet sterben lassen, aber was macht man mit einer Frau?
Unsolidarisch ist da ja wohl noch die harmloseste Beschimpfung.
Ich bevorzuge wenn, dann aber lieber den Begriff "Profiteur", denn der stimmt wenigstens.
Ich habe mein ganzes Leben massiv davon profitiert, dass ich eine Frau bin und dass die Gesellschaft meint, Frauen müssen besonders unterstützt werden.
Ich habe die Gesetze nicht gemacht, ich habe aber gelernt, sie für mich positiv zu nutzen.
Weil ich als Frau fest davon überzeugt war, dass ich mich nur verschlechtern könnte, wenn ich heirate, war ich formal immer eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern und wenn irgendwelche Randgruppen hier in Deutschland vom Gesetzgeber bevorzugt behandelt werden, dann sind es alleinerziehende Mütter (oder waren? ich habe keine Ahnung, wie das heute ist, aber in den 90ern war es auf alle Fälle ein großer Vorteil). Meine Kinder bekamen problemlos einen Kitaplatz bevor sie ein Jahr alt waren, als Bemessungsgrundlage für die Kitagebühren galt nur mein Einkommen.
Als sie in die Schule kamen, bekamen sie sofort einen Platz in der Hortgruppe bzw. in der Ganztagsbetreuung. Bei der Bewerbung um einen der begehrten Plätze in der Montessorischule wurden Kinder von alleinerziehenden Müttern ebenfalls bevorzugt und wenn es was zu unterschreiben gab, empfand ich es grundsätzlich als großen Vorteil, dass ich das alleine konnte und nicht umständlich die Unterschrift des Vaters auch erst noch einsammeln musste.
Umgekehrt war es für mich an keiner Stelle hinderlich, dass es keinen Trauschein gab, denn es gab ja den Vater der Kinder, wir lebten ein ganz normales Familienleben und ich glaube, dass die allerwenigstens Leute überhaupt wussten, dass wir nicht verheiratet waren. Im Alltag war das auch an keiner Stelle ein Problem und im Behördenumgang war es eindeutig ein Vorteil.
Steuerlich hatten wir den Sachverhalt auch optimiert - ich war beim Vater der Kinder angestellt und verdiente dort grade genau so viel, um das System optimal auszupendeln.
Dass sich eine Ehe schon aus steuerlichen Gründen lohnt, ist auch so ein modernes Stadtmärchen. Wenn man seine Abgaben wirklich optimieren will, geht es ohne Trauschein definitiv besser. (Und ich kann das so sagen, denn genau das ist mein Beruf)
Beruflich habe ich ebenfalls sehr davon profitiert, eine Frau zu sein, denn erstens gibt es in meinem Beruf viel zu wenig Frauen, so dass ich es sehr angenehm fand, ohne große Anstrengung überall sofort und spontan als willkommene Quotenfrau angenommen zu werden und mit meinem Gewissen bzw. meinem moralischem Anspruch konnte ich das auch stets vereinbaren, weil ich zum Glück über ein gesundes Selbstbewusstsein verfüge und nie Sorge hatte, ich hätte mir da eine Position erschlichen, die zu groß für mich ist. Ich empfand es einfach nur als bequemen Vorteil, dass ich dafür nicht boxen musste.
Den größten Vorteil hatte ich aber stets, wenn ich beruflich mit echten, typischen Machos zu tun hatte, die sich selber als die Krone der Schöpfung betrachteten und eine Frau eben nur als eine Frau. Ich meine, das ist doch genial, wenn man derart unterschätzt wird, mehr Vorteil kann man sich kaum denken.
Und selbstverständlich fand ich es ganz prima, eine heikle Betriebsprüfung dadurch erfolgreich für den Mandanten zu retten, dass ich in einem superkurzen Rock erschien und dem Betriebsprüfer erfolgreich einredete, dass ein gemeinsames Mittagessen wichtiger ist, als noch die letzten drei Akten penibel durchzusehen.
Ich habe auch mal eine Wette mit einem Freund gewonnen, wer von uns beiden schneller einen Autoreifen wechseln kann. Ich hielt kurzerhand den nächsten Brummifahrer an, der sich sehr kooperativ zeigte und mir gerne half, meine Wette zu gewinnen...
Insgesamt kann ich von mir und meinem Leben nur sagen, dass ich mich an keine Situation erinnere, wo ich mich benachteiligt gefühlt hätte, nur weil ich eine Frau war. Oder doch, einmal Silvester, als die Jungs alle gemeinsam grölend versuchten, die Marseillaise in Schnee zu pinkeln und ich nicht mitmachen konnte. Aber ich glaube, hier wäre ich auch mit modernen Gendertechniken nicht weitergekommen.
Umgekehrt hatte ich aber sehr oft das Gefühl, dass es schon eine arge Rosinenpickerei ist, wie ich mir mein Leben gestaltet habe - aber dann sagte ich mir stets, dass ich weder die Regeln der Gesellschaft noch die Gesetze und Bürokratievorgaben so gemacht hatte wie sie sich entwickelt haben, ich habe einfach nur davon profitiert, dass es vor mir schon einige Generationen von Frauen gegeben hatte, die sich sehr hartnäckig ihre Gleichberechtigung erkämpft hatten - und diesen Frauenrechtlern bin ich auch wirklich dankbar dafür.
Ich denke aber auch, dass dieser Kampf längst erfolgreich erledigt ist. Was geblieben ist, sind ein paar seltsame alte, weiße Männer, die im Wesentlich aber auf einer schmelzenden Eisscholle in den nahen Tod treiben und jede Menge Pflichten und Vorgaben, was die formale Gleichberechtigung in einer Beziehung angeht. Das ist schon heute alles nicht mehr so bequem wie noch vor 30 Jahren, als das Rosinenpicken für eine Frau wirklich extrem einfach war, alles in allem bin ich sehr froh, dass ich meine Schäfchen heute im Wesentlichen im Trockenen habe.
Das einzige, was es meiner Meinung nach dafür brauchte, war eine realistische Selbsteinschätzung kombiniert mit einem gelassenen Selbstbewusstsein und eine große Portion "common sense".
Natürlich ist mir in meinem Leben nicht immer alles gelungen, natürlich bin ich an einigen Stellen gescheitert, ausgebremst worden oder auf die Schnauze gefallen, aber der einzige Grund, der mir nie als Ausrede für mein eigenes Versagen eingefallen wäre, wäre ein Hinweis auf mein Geschlecht. "Die haben mich nicht genommen, weil ich eine Frau bin."
ist so ziemlich der letzte Satz, der mir je als Begründung eingefallen wäre. Ich fand es dagegen ganz normal festzustellen "Die haben mich nicht genommen, weil ich nicht in ihr System passe."
Denn das kann ja nun wirklich sein, dass es außer der rein fachlichen Qualifikation, die man meint, aus Zeugnisnoten ablesen zu können, darüber hinaus auch noch eine menschliche Qualifikation gibt und wenn ich da nicht genüge, dann liegt es daran, dass ich bin wie ich bin und wenn mein Typ nicht zu dem gewünschten Profil passt, ja nun, dann ist das eben so.
Ich finde es völlig legitim, dass sich nicht immer und überall alle Menschen gleichmäßig sympathisch sind.
Zusammenfassung:
Ich finde, der Feminismus hat in den letzten 100 Jahren ganz wichtige Dinge erreicht und verändert, ich bin aber auch der Meinung, nu ist gut. Es gibt nichts mehr zu verbessern, jede Frau, die gerne möchte, kann tun und lassen, was sie will, das ist für mich das, was wirklich zählt.
Mir ist gleichzeitig bewusst, dass längst nicht jede Frau "will", d.h. der heutige Feminismus kämpft nicht mehr für die Rechte der Frau, sondern für die Unbequemlichkeiten der Frau, denn Dinge zu wollen bedeutet leider gleichzeitig auch, aktiv zu sein, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.
Es mag sein, dass es viele Menschen gibt, die das wichtig finden und spaßigerweise gibt es auch zunehmend Männer, die das unterstützen, was ich wiederum sehr gut verstehen kann. Wenn ich Mann wär, wäre ich auch Feminist, ist doch sonst blöd, wenn es kaum Frauen gibt, die mit anpacken.
Ich bin aber kein Mann und ich kann es nicht leiden, anderen vorzuschreiben, was sie zu denken, zu meinen oder zu tun haben. Ich finde den modernen Feminismus deshalb ungemein übergriffig - aber ich bin zum Glück auch alt genug, dass es mir eigentlich auch wieder komplett egal sein kann.
Macht doch, was ihr wollt und von mir aus vergendert eure Sprache, wenn's schee macht, ich bin dabei einfach nur raus
.
(Abgelegt in anjemerkt und bisher 985 x anjeklickt)
Ich weiß, dass ich von Menschen, die sich für Feminismus einsetzen, entweder als Nestbeschmutzer" (die aggressive Variante) oder als Profiteur (die abwertende Variante) bezeichnet werde, weshalb ich eigentlich nur sehr ungern meine Meinung zum modernen Feminismus äußere. Im Grunde kann ich vorher schon sicher sein, dass die Menschen, die mir persönlich wichtig sind, meine Meinung ablehnen und mich innerlich mit vielen Minuspunkten belegen, eben weil es so ungemein political incorrect ist, sich negativ zu Frauenthemen und Gendervielfalt in allen Variationen zu äußern. Das gehört sich nicht, schon gar nicht für eine Frau. Einen Mann kann man ja wenigstens noch in die Ecke "alter, weißer Mann" stecken und dort einsam und verachtet sterben lassen, aber was macht man mit einer Frau?
Unsolidarisch ist da ja wohl noch die harmloseste Beschimpfung.
Ich bevorzuge wenn, dann aber lieber den Begriff "Profiteur", denn der stimmt wenigstens.
Ich habe mein ganzes Leben massiv davon profitiert, dass ich eine Frau bin und dass die Gesellschaft meint, Frauen müssen besonders unterstützt werden.
Ich habe die Gesetze nicht gemacht, ich habe aber gelernt, sie für mich positiv zu nutzen.
Weil ich als Frau fest davon überzeugt war, dass ich mich nur verschlechtern könnte, wenn ich heirate, war ich formal immer eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern und wenn irgendwelche Randgruppen hier in Deutschland vom Gesetzgeber bevorzugt behandelt werden, dann sind es alleinerziehende Mütter (oder waren? ich habe keine Ahnung, wie das heute ist, aber in den 90ern war es auf alle Fälle ein großer Vorteil). Meine Kinder bekamen problemlos einen Kitaplatz bevor sie ein Jahr alt waren, als Bemessungsgrundlage für die Kitagebühren galt nur mein Einkommen.
Als sie in die Schule kamen, bekamen sie sofort einen Platz in der Hortgruppe bzw. in der Ganztagsbetreuung. Bei der Bewerbung um einen der begehrten Plätze in der Montessorischule wurden Kinder von alleinerziehenden Müttern ebenfalls bevorzugt und wenn es was zu unterschreiben gab, empfand ich es grundsätzlich als großen Vorteil, dass ich das alleine konnte und nicht umständlich die Unterschrift des Vaters auch erst noch einsammeln musste.
Umgekehrt war es für mich an keiner Stelle hinderlich, dass es keinen Trauschein gab, denn es gab ja den Vater der Kinder, wir lebten ein ganz normales Familienleben und ich glaube, dass die allerwenigstens Leute überhaupt wussten, dass wir nicht verheiratet waren. Im Alltag war das auch an keiner Stelle ein Problem und im Behördenumgang war es eindeutig ein Vorteil.
Steuerlich hatten wir den Sachverhalt auch optimiert - ich war beim Vater der Kinder angestellt und verdiente dort grade genau so viel, um das System optimal auszupendeln.
Dass sich eine Ehe schon aus steuerlichen Gründen lohnt, ist auch so ein modernes Stadtmärchen. Wenn man seine Abgaben wirklich optimieren will, geht es ohne Trauschein definitiv besser. (Und ich kann das so sagen, denn genau das ist mein Beruf)
Beruflich habe ich ebenfalls sehr davon profitiert, eine Frau zu sein, denn erstens gibt es in meinem Beruf viel zu wenig Frauen, so dass ich es sehr angenehm fand, ohne große Anstrengung überall sofort und spontan als willkommene Quotenfrau angenommen zu werden und mit meinem Gewissen bzw. meinem moralischem Anspruch konnte ich das auch stets vereinbaren, weil ich zum Glück über ein gesundes Selbstbewusstsein verfüge und nie Sorge hatte, ich hätte mir da eine Position erschlichen, die zu groß für mich ist. Ich empfand es einfach nur als bequemen Vorteil, dass ich dafür nicht boxen musste.
Den größten Vorteil hatte ich aber stets, wenn ich beruflich mit echten, typischen Machos zu tun hatte, die sich selber als die Krone der Schöpfung betrachteten und eine Frau eben nur als eine Frau. Ich meine, das ist doch genial, wenn man derart unterschätzt wird, mehr Vorteil kann man sich kaum denken.
Und selbstverständlich fand ich es ganz prima, eine heikle Betriebsprüfung dadurch erfolgreich für den Mandanten zu retten, dass ich in einem superkurzen Rock erschien und dem Betriebsprüfer erfolgreich einredete, dass ein gemeinsames Mittagessen wichtiger ist, als noch die letzten drei Akten penibel durchzusehen.
Ich habe auch mal eine Wette mit einem Freund gewonnen, wer von uns beiden schneller einen Autoreifen wechseln kann. Ich hielt kurzerhand den nächsten Brummifahrer an, der sich sehr kooperativ zeigte und mir gerne half, meine Wette zu gewinnen...
Insgesamt kann ich von mir und meinem Leben nur sagen, dass ich mich an keine Situation erinnere, wo ich mich benachteiligt gefühlt hätte, nur weil ich eine Frau war. Oder doch, einmal Silvester, als die Jungs alle gemeinsam grölend versuchten, die Marseillaise in Schnee zu pinkeln und ich nicht mitmachen konnte. Aber ich glaube, hier wäre ich auch mit modernen Gendertechniken nicht weitergekommen.
Umgekehrt hatte ich aber sehr oft das Gefühl, dass es schon eine arge Rosinenpickerei ist, wie ich mir mein Leben gestaltet habe - aber dann sagte ich mir stets, dass ich weder die Regeln der Gesellschaft noch die Gesetze und Bürokratievorgaben so gemacht hatte wie sie sich entwickelt haben, ich habe einfach nur davon profitiert, dass es vor mir schon einige Generationen von Frauen gegeben hatte, die sich sehr hartnäckig ihre Gleichberechtigung erkämpft hatten - und diesen Frauenrechtlern bin ich auch wirklich dankbar dafür.
Ich denke aber auch, dass dieser Kampf längst erfolgreich erledigt ist. Was geblieben ist, sind ein paar seltsame alte, weiße Männer, die im Wesentlich aber auf einer schmelzenden Eisscholle in den nahen Tod treiben und jede Menge Pflichten und Vorgaben, was die formale Gleichberechtigung in einer Beziehung angeht. Das ist schon heute alles nicht mehr so bequem wie noch vor 30 Jahren, als das Rosinenpicken für eine Frau wirklich extrem einfach war, alles in allem bin ich sehr froh, dass ich meine Schäfchen heute im Wesentlichen im Trockenen habe.
Das einzige, was es meiner Meinung nach dafür brauchte, war eine realistische Selbsteinschätzung kombiniert mit einem gelassenen Selbstbewusstsein und eine große Portion "common sense".
Natürlich ist mir in meinem Leben nicht immer alles gelungen, natürlich bin ich an einigen Stellen gescheitert, ausgebremst worden oder auf die Schnauze gefallen, aber der einzige Grund, der mir nie als Ausrede für mein eigenes Versagen eingefallen wäre, wäre ein Hinweis auf mein Geschlecht. "Die haben mich nicht genommen, weil ich eine Frau bin."
ist so ziemlich der letzte Satz, der mir je als Begründung eingefallen wäre. Ich fand es dagegen ganz normal festzustellen "Die haben mich nicht genommen, weil ich nicht in ihr System passe."
Denn das kann ja nun wirklich sein, dass es außer der rein fachlichen Qualifikation, die man meint, aus Zeugnisnoten ablesen zu können, darüber hinaus auch noch eine menschliche Qualifikation gibt und wenn ich da nicht genüge, dann liegt es daran, dass ich bin wie ich bin und wenn mein Typ nicht zu dem gewünschten Profil passt, ja nun, dann ist das eben so.
Ich finde es völlig legitim, dass sich nicht immer und überall alle Menschen gleichmäßig sympathisch sind.
Zusammenfassung:
Ich finde, der Feminismus hat in den letzten 100 Jahren ganz wichtige Dinge erreicht und verändert, ich bin aber auch der Meinung, nu ist gut. Es gibt nichts mehr zu verbessern, jede Frau, die gerne möchte, kann tun und lassen, was sie will, das ist für mich das, was wirklich zählt.
Mir ist gleichzeitig bewusst, dass längst nicht jede Frau "will", d.h. der heutige Feminismus kämpft nicht mehr für die Rechte der Frau, sondern für die Unbequemlichkeiten der Frau, denn Dinge zu wollen bedeutet leider gleichzeitig auch, aktiv zu sein, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.
Es mag sein, dass es viele Menschen gibt, die das wichtig finden und spaßigerweise gibt es auch zunehmend Männer, die das unterstützen, was ich wiederum sehr gut verstehen kann. Wenn ich Mann wär, wäre ich auch Feminist, ist doch sonst blöd, wenn es kaum Frauen gibt, die mit anpacken.
Ich bin aber kein Mann und ich kann es nicht leiden, anderen vorzuschreiben, was sie zu denken, zu meinen oder zu tun haben. Ich finde den modernen Feminismus deshalb ungemein übergriffig - aber ich bin zum Glück auch alt genug, dass es mir eigentlich auch wieder komplett egal sein kann.
Macht doch, was ihr wollt und von mir aus vergendert eure Sprache, wenn's schee macht, ich bin dabei einfach nur raus
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manhartsberg,
Donnerstag, 3. Dezember 2020, 07:46
So eine Schlange aber auch!
anje,
Donnerstag, 3. Dezember 2020, 22:03
ja, so kann man das auch sehen, aber ich tauge halt nicht Opfer und habe deshalb einfach das getan, was Frauen genauso gut können (könnten?) wie Männer: Nachgedacht.
Das wird mir interessanterweise dann grade von Frauen angekreidet.
Das wird mir interessanterweise dann grade von Frauen angekreidet.
manhartsberg,
Freitag, 4. Dezember 2020, 07:22
Allen Menschen recht gethan,..
Sie haben Ihre Angelegenheiten sicher toll hingekriegt, aber man muss auch einräumen (was Sie ohnehin gemacht haben), dass unsere Generation ein sehr angenehmes Zeitfenster erwischt hat.
Ich lese gerade wieder Der Krieg der Geschlechter von C.Paglia (1991).
"..suchten wir nach neuen und subtileren Formen, über Geschlechter, Klassen und Weltkultur zu reden. Wir bemühten uns um einen einfachen, humanistischen, auf den Künsten aufbauenden Diskurs, durch den Studenten zu ruhiger Erleuchtung und Einsicht gelangen konnten. Wir beide fühlten uns abgestoßen von dem marktschreierischen Politisieren, dem aufreibendem Predigertum, den Posen moralischer Überlegenheit, an denen die gegenwärtige multikulturelle Bewegung im Erziehungswesen krankt. Beide lehnten wir die Vorstellung der Geschichte als einem einzigen durchgängigen Unterdrückungszusammenhang ab. In der Kunst, in Tempeln, in den Ruinen verschwundener Zivilisationen harrt die Weisheit der Vergangenheit ihrer Entdeckung durch die Studenten dieser Welt..."
Ihr Eisschollenbild finde ich sehr amüsant. Mir scheint allerdings, ich treibe zeitlebens auch nur so herum;) Na ja, ohne die 15 Punkte der Frau N. ..
Sie haben Ihre Angelegenheiten sicher toll hingekriegt, aber man muss auch einräumen (was Sie ohnehin gemacht haben), dass unsere Generation ein sehr angenehmes Zeitfenster erwischt hat.
Ich lese gerade wieder Der Krieg der Geschlechter von C.Paglia (1991).
"..suchten wir nach neuen und subtileren Formen, über Geschlechter, Klassen und Weltkultur zu reden. Wir bemühten uns um einen einfachen, humanistischen, auf den Künsten aufbauenden Diskurs, durch den Studenten zu ruhiger Erleuchtung und Einsicht gelangen konnten. Wir beide fühlten uns abgestoßen von dem marktschreierischen Politisieren, dem aufreibendem Predigertum, den Posen moralischer Überlegenheit, an denen die gegenwärtige multikulturelle Bewegung im Erziehungswesen krankt. Beide lehnten wir die Vorstellung der Geschichte als einem einzigen durchgängigen Unterdrückungszusammenhang ab. In der Kunst, in Tempeln, in den Ruinen verschwundener Zivilisationen harrt die Weisheit der Vergangenheit ihrer Entdeckung durch die Studenten dieser Welt..."
Ihr Eisschollenbild finde ich sehr amüsant. Mir scheint allerdings, ich treibe zeitlebens auch nur so herum;) Na ja, ohne die 15 Punkte der Frau N. ..
anje,
Freitag, 4. Dezember 2020, 23:54
...den Posen moralischer Überlegenheit, an denen die gegenwärtige multikulturelle Bewegung im Erziehungswesen krankt...
Sehr schön und sehr treffend ausgedrückt.
Und ja, ich bin auch überzeugt, dass ich ein sehr glückliches Zeitfenster zum Leben erwischt habe, deswegen schaue ich ja auch mit Kummer auf die Leute, die so hartnäckig versuchen, das Fenster zu schließen.
Einen Plan für mein Leben oder gar ein Ziel hatte ich übrigens auch nie, allerdings kam es mir auch nicht wie herumtreiben vor, sondern eher wie Legobauen.
Da habe ich auch oft einfach mal angefangen irgendwas zu bauen, ohne vorher eine Ahnung zu haben, was es werden würde, erst mal Klötzchen zusammenstecken und dann schauen, was daraus wird. Je größer das Gebaute wurde, umso leichter fiel es, da irgendwas reinzudeuten und es dann gezielt in diese Richtung weiter zu bauen.
Wenn ich fand, dass mein Klötzchenbau begann auszusehen wie ein Auto, dann habe ich anschließend eben so weitergebaut, dass es immer mehr zu einem Auto wurde. Dabei konnte es passieren, dass ich dann irgendwann feststellte, dass ich ja gar keine Reifen habe, in meinem Legokasten, dann wurde das Auto eben kurzerhand zu einem Schiff umgebaut, Lego ist vielseitig, genau wie das Leben.
Wichtig ist nur, dass man, was auch immer man baut, und grade, wenn man am Anfang noch gar nicht weiß, was es wird, dass man nicht gleich zu Beginn alle guten Klötzchen aus dem Vorrat verbaut, denn wenn die guten alle weg sind, hat man später viel weniger Gestaltungsmöglichkeiten.
Wenn man aber erst mal weiß, was es wird und je fertiger es wird und je besser man absehen kann, dass es ein echt tolles Teil wird und dass man auch noch ganz viele Klötzchen von jeder Sorte im Vorrat hat, dann kann man irgendwann beginnen, auch mit den guten Klötzchen zu aasen, zum Schluss hin kann ja nichts mehr schief gehen.
Sehr schön und sehr treffend ausgedrückt.
Und ja, ich bin auch überzeugt, dass ich ein sehr glückliches Zeitfenster zum Leben erwischt habe, deswegen schaue ich ja auch mit Kummer auf die Leute, die so hartnäckig versuchen, das Fenster zu schließen.
Einen Plan für mein Leben oder gar ein Ziel hatte ich übrigens auch nie, allerdings kam es mir auch nicht wie herumtreiben vor, sondern eher wie Legobauen.
Da habe ich auch oft einfach mal angefangen irgendwas zu bauen, ohne vorher eine Ahnung zu haben, was es werden würde, erst mal Klötzchen zusammenstecken und dann schauen, was daraus wird. Je größer das Gebaute wurde, umso leichter fiel es, da irgendwas reinzudeuten und es dann gezielt in diese Richtung weiter zu bauen.
Wenn ich fand, dass mein Klötzchenbau begann auszusehen wie ein Auto, dann habe ich anschließend eben so weitergebaut, dass es immer mehr zu einem Auto wurde. Dabei konnte es passieren, dass ich dann irgendwann feststellte, dass ich ja gar keine Reifen habe, in meinem Legokasten, dann wurde das Auto eben kurzerhand zu einem Schiff umgebaut, Lego ist vielseitig, genau wie das Leben.
Wichtig ist nur, dass man, was auch immer man baut, und grade, wenn man am Anfang noch gar nicht weiß, was es wird, dass man nicht gleich zu Beginn alle guten Klötzchen aus dem Vorrat verbaut, denn wenn die guten alle weg sind, hat man später viel weniger Gestaltungsmöglichkeiten.
Wenn man aber erst mal weiß, was es wird und je fertiger es wird und je besser man absehen kann, dass es ein echt tolles Teil wird und dass man auch noch ganz viele Klötzchen von jeder Sorte im Vorrat hat, dann kann man irgendwann beginnen, auch mit den guten Klötzchen zu aasen, zum Schluss hin kann ja nichts mehr schief gehen.
manhartsberg,
Sonntag, 6. Dezember 2020, 09:19
Dass Ihnen jemals die Klötzchen ausgehen werden, kann ich mir ja nur sehr schwer vorstellen. Und sollte dieser sehr unwahrscheinliche Fall doch eintreten, wird es Ihnen wohl mit Hilfe Ihrer superben Küchenausstattung ein leichtes sein, selbst welche zu fabrizieren.
Einen Plan hatte ich ja eigentlich schon immer. Aber halt nur einen ganz großen, ganz groben, etwas (durchgestrichen, das etwas) ziemlich ungewöhnlichen, den man allerorten eher mit einem milden Lächeln quittiert hat. Schau mer mal.
Einen Plan hatte ich ja eigentlich schon immer. Aber halt nur einen ganz großen, ganz groben, etwas (durchgestrichen, das etwas) ziemlich ungewöhnlichen, den man allerorten eher mit einem milden Lächeln quittiert hat. Schau mer mal.
barbara i,
Donnerstag, 3. Dezember 2020, 11:25
manchmal
findet man aber auch Vernunft.
Ich hatte mal wieder Prüfungsaufsicht bei der Kammer.
O-Ton in den Prüfungsunterlagen:
"Bundeseinheitliche Fortbildungsprüfung der Industrie-und Handelskammern, geprüfte/-r Industriemeister/-in Metall, 1. Situationsaufgabe - Handlungsbereich Technik"
Glücklicherweise hört diese dämliche Genderei mit der Überschrift auf, bei den Bearbeitungshinweisen steht der schöne und bemerkenswerte Satz: "Aufgrund der besseren Lesbarkeit bevorzugen wir in diesen Texten die männliche Form. Mit diesem vereinfachten Ausdruck sind selbstverständlich alle Geschlechter gemeint."
Alle. Vor kurzem hätte es noch „beide“ geheißen.
Ich hatte mal wieder Prüfungsaufsicht bei der Kammer.
O-Ton in den Prüfungsunterlagen:
"Bundeseinheitliche Fortbildungsprüfung der Industrie-und Handelskammern, geprüfte/-r Industriemeister/-in Metall, 1. Situationsaufgabe - Handlungsbereich Technik"
Glücklicherweise hört diese dämliche Genderei mit der Überschrift auf, bei den Bearbeitungshinweisen steht der schöne und bemerkenswerte Satz: "Aufgrund der besseren Lesbarkeit bevorzugen wir in diesen Texten die männliche Form. Mit diesem vereinfachten Ausdruck sind selbstverständlich alle Geschlechter gemeint."
Alle. Vor kurzem hätte es noch „beide“ geheißen.
anje,
Donnerstag, 3. Dezember 2020, 21:58
ach ja, seufz, die offiziellen Varianten der geschlechtergerechten Sprache in den Rechts- und Verwaltungsvorschriften von Bund, Ländern, Kommunen und sonstigen Körperschaften und Anstalten öffentlichen Rechts, mein Alltag, und ich habe es längst aufgegeben, mich da in irgendeiner weise drüber aufzuregen.
Wie der Unsinn entstanden ist, beschreibt meiner Meinung nach dieser Wikipedia-Artikel sehr gut,
Zitat aus dem Artikel: Hierbei geht es vor allem auch darum, Frauen in der Sprache „sichtbar“ zu machen und ihnen so zu angemessener Repräsentanz in der sprachlichen Kommunikation zu verhelfen.
Das sagt doch eigentlich alles. Irgendwelche wildgewordenen Feministinnen haben beschlossen, dass es wichtig ist, dass Frauen sichtbar werden und so begann das Unglück.
Exakt das, was ich grundsätzliche ablehne.
Ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand über mich bestimmen will, wenn er "mich zu meinem Glück zwingt" (Spruch meines Vaters, den ich dafür tief und innig gehasst habe), wenn also jemand anderes meint, Frauen seien besser dran, wenn sie sichtbarer werden.
Was für ein Müll, ehrlich, ich könnte mich stundenlang darüber aufregen, denn meiner Meinung nach ist genau das Gegenteil der Fall, wenn man immer schön genau unter dem Radar fliegt, kommt man am allerbesten durch.
Wir machen hier einen Höllentullus um Datenschutz - aber Frauen müssen sichtbarer werden. Ja, ne, is klar.
Was ich oben schon sagte, der ganze Schmonz, der da heute als Feminismus verkauft wird, ist nur eine verkappte Retourkutsche der Männer.
Es gibt doch diesen hübschen Fußballerspruch: "Wenn wir hier nicht gewinnen können, dann treten wir denen wenigstens den Rasen kaputt."
Genau so fühlt sich Feminismus von heute an: Wir machen es den Frauen maximal unbequem und sorgen als erstes mal dafür, dass sie sichtbar werden. Denn wenn sie aus der Tarnung geholt werden und offen auf der Lichtung stehen, dann trifft man sie ja auch viel besser, wenn man sie angreifen will.
Ich sag es doch die ganze Zeit: Wenn ich Mann wär, wäre ich auch Feminist.
Honi soit qui mal y pense
Wie der Unsinn entstanden ist, beschreibt meiner Meinung nach dieser Wikipedia-Artikel sehr gut,
Zitat aus dem Artikel: Hierbei geht es vor allem auch darum, Frauen in der Sprache „sichtbar“ zu machen und ihnen so zu angemessener Repräsentanz in der sprachlichen Kommunikation zu verhelfen.
Das sagt doch eigentlich alles. Irgendwelche wildgewordenen Feministinnen haben beschlossen, dass es wichtig ist, dass Frauen sichtbar werden und so begann das Unglück.
Exakt das, was ich grundsätzliche ablehne.
Ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand über mich bestimmen will, wenn er "mich zu meinem Glück zwingt" (Spruch meines Vaters, den ich dafür tief und innig gehasst habe), wenn also jemand anderes meint, Frauen seien besser dran, wenn sie sichtbarer werden.
Was für ein Müll, ehrlich, ich könnte mich stundenlang darüber aufregen, denn meiner Meinung nach ist genau das Gegenteil der Fall, wenn man immer schön genau unter dem Radar fliegt, kommt man am allerbesten durch.
Wir machen hier einen Höllentullus um Datenschutz - aber Frauen müssen sichtbarer werden. Ja, ne, is klar.
Was ich oben schon sagte, der ganze Schmonz, der da heute als Feminismus verkauft wird, ist nur eine verkappte Retourkutsche der Männer.
Es gibt doch diesen hübschen Fußballerspruch: "Wenn wir hier nicht gewinnen können, dann treten wir denen wenigstens den Rasen kaputt."
Genau so fühlt sich Feminismus von heute an: Wir machen es den Frauen maximal unbequem und sorgen als erstes mal dafür, dass sie sichtbar werden. Denn wenn sie aus der Tarnung geholt werden und offen auf der Lichtung stehen, dann trifft man sie ja auch viel besser, wenn man sie angreifen will.
Ich sag es doch die ganze Zeit: Wenn ich Mann wär, wäre ich auch Feminist.
Honi soit qui mal y pense